Möööp, blöde Überschrift, klar: Man MUSS überhaupt nichts auf Borkum gesehen haben, niemand zwingt einen, weder im Urlaub mit Kindern noch ohne. Borkum ist eine superschöne Insel, und es ist absolut erlaubt, sie einfach nur so zu genießen und sich allen Sehenswürdigkeiten komplett zu verweigern. Aber solche Clickbait-Überschriften ziehen nun mal, und ich kenn das von mir: Wenn ich bei meiner Reisevorbereitung einfach schnell Bescheid wissen will, dann klick ich selber drauf. Nach unserem langen Erfahrungsbericht vom Familienurlaub auf Borkum gibt es deshalb im family4travel-Blog jetzt auch eine knackige und bebilderte Liste mit Empfehlungen, was man sich auf Borkum anschauen – KANN, nicht muss.
In dem oben verlinkten Erfahrungsbericht habe ich ausführlich von unseren Entdeckungen rund um die Insel geschwärmt (und erzählt, wie wir mit Fahrrad und Fähre nach Borkum gekommen sind). Diesmal beschränke ich mich deshalb auf die Inselhauptstadt, die genau wie die Insel selbst Borkum heißt. Denn dort haben sich die allermeisten Sehenswürdigkeiten auf Borkum versammelt, und dort befindet sich das meiste von dem, was sich anzuschauen lohnt – neben der wunderschönen Natur, die zweifellos die Hauptattraktion der Insel ist.
Borkums Sehenswürdigkeit Nr. 1: Der Strand
Oh weh, da geht es gleich mit so einer Plattitüde los! Aber hey: Der Strand auf Borkum rund um den Hauptort ist wirklich etwas Besonderes. Generell hat man an der Nordsee ja (im Vergleich zur Ostsee) oft das Problem mit dem Watt. Da geht die Wiese direkt in Schlick über, und das Wasser ist meistens überhaupt nicht da. Borkum aber hat supertollen Sandstrand, der gezeitenbedingt nur manchmal schmaler und manchmal breiter ist.
Alle Strände sind vom Hauptort Borkum aus gut zu erreichen. Der richtige „Stadtstrand“ ist das Nordbad, das sich direkt vor der Innenstadt an der Strandpromenade erstreckt. Es ist Borkums größter und belebtester Strand. Die Seehundbank formt eine schützende Lagune. Sie trägt ihren Namen zurecht: In der Ferne sind meistens ein paar Seehunde auf der Sandbank zu erkennen. Wer ein Fernglas mitbringt, kann sie gut beobachten (das Betreten der Seehundbank ist nicht erlaubt).
Typisch Borkum: Die Strandzelte
Die weiß-bunt gestreiften Hüttchen sind ein durchaus sehenswerter Anblick am Strand von Borkum. Sie entstanden auf der Nordseeinsel als lokale Alternative zum Strandkorb, ungefähr zur selben Zeit der vorigen Jahrhundertwende, als der Tourismus sich an Ost- und Nordsee ausbreitete.
Bis heute haben sich die Borkumer Strandzelte als Besonderheit gehalten. Statt aus Segeltuch bestehen sie heute aus Plastikfolie, die Holzbank sieht aber immer noch genauso aus wie vor hundert Jahren.
Wer lieber im gewohnten Strandkorb abhängen möchte, hat aber heute die Wahl: Es gibt beides, meistens dicht nebeneinander beim selben Anbieter, und es kann in direktem Vergleich probegesessen werden. Die ungepolsterten Strandzelte sind – soweit wir das gesehen haben – überall einen Euro günstiger als die Standard-Strandkörbe.
Noch eine Strand-Sehenswürdigkeit: Die Milchbuden
Die Institution der Milchbuden macht den Borkumer Strand ebenfalls zu etwas Besonderem. Man könnte sie auch einfach „Strandbar“ nennen, oder Imbissbude. Aber das träfe den historisch aufgeladenen Kern der Sache nicht. Entwickelt haben sich die stationären Provisorien tatsächlich aus sehr einfachen Verkaufsständen, an denen die Borkumer Bauern vor über hundert Jahren den ersten Touristen Milch verkauften. Später kamen auch Joghurt und andere Getränke dazu.
Heute gibt es alles, was das Urlauber-Herz begehrt – aber der Schwerpunkt liegt immer noch auf einfachen kleinen Gerichten für wenig Geld. Hier ist alles ein bisschen „wie bei Omma in der Gartenlaube“, mit Wachstuchdecken und Polstern zum Selberholen, rustikal und absolut geeignet für Familien mit kleinen Kindern.
Langjährige Borkum-Urlauber haben ihre Lieblings-Bude. Allein am Nordbad gibt es sechs oder sieben Milchbuden, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ein oder zwei weitere am Südbad. An der Promenade gibt es zusätzlich klassische Strand-Cafés mit allem Komfort. Aber so richtig typisch Borkum sind die Milchbuden mit ihrem Wir-machen-das-jetzt-mal-grade-irgendwie-hier-so-Charme.
Borkums Sehenswürdigkeit Nr. 2: Der Neue Leuchtturm
Eine klassische Sehenswürdigkeit im engeren Sinne ist der Neue Leuchtturm mitten in der Stadt Borkum. Das Backsteingebäude ist das Wahrzeichen des Hauptorts und sicherlich eines der beliebtesten Fotomotive.
Der Turm entstand 1879 in nur fünf Monaten Bauzeit, nachdem der Alte Leuchtturm (dessen Ruine nur von außen besichtigt werden kann) abgebrannt war.
Nachdem der Besucher schmale 2,50 Euro Eintritt bezahlt hat (Kinder von vier bis 14 Jahren 1,50 Euro, darunter frei), führen ihn 315 Treppenstufen nach oben. Der schmale Umlauf ist zuverlässig vergittert – sehr angenehm für mich als Mutter mit Höhenangst, die ihre Kinder grundsätzlich von jedem Turm fallen sieht. Abstürze sind hier beim besten Willen nicht möglich. Lediglich Handys und Kameras muss man gut festhalten, wenn man sie durch die Käfig-Löcher steckt, die in regelmäßigen Abständen Panorama-Fotos ermöglichen.
Borkums Sehenswürdigkeit Nr. 3: Das Gezeitenland
Ich hab das hier recht subjektiv nach Wertigkeit geordnet. Dass das Borkumer Spaßbad „Gezeitenland“ so weit oben auf der Liste steht, liegt hauptsächlich daran, dass wir bei unserem Besuch mit dem Flowrider so ein immenses Vergnügen hatten und man so ein Teil wirklich nicht überall findet.
Aber zunächst ein paar Worte zum Bad allgemein. Das Gezeitenland ist ein klassiches kleines Freizeitbad. Es gibt ein großes Schwimmbecken und ein ebenso großes „zum Dümpeln“. Von dort geht es direkt nach draußen, wo man auch im Herbst oder Winter mit Meerblick baden kann – in einer wunderbar angewärmten Nordsee, denn das Wasser stammt direkt von da.
Außerdem gibt es eine 75 Meter lange Rutsche, einen Whirlpool und einen Kleinkinder-Bereich. Jeden Dienstag und Samstag von 15 bis 18 Uhr wird das Badespielzeug ausgepackt, für den Extra-Spaß mit Moosgummi-Kletterdingern, Schwimmtieren und Poolnudeln.
Einen sehr schönen Sauna-Bereich gibt es auch, mit Dachterrasse und Meerblick aus der Panorama-Sauna. Kinder dürfen in Begleitung eines Elternteils mit (wenn sie denn Lust auf Entspannung in ruhiger Atmosphäre haben und nicht lieber unten (!) Toben wollen).
Für die recht komplexen Infos bezüglich Eintrittspreise und Öffnungszeiten im Gezeitenland verweise ich der Einfachheit halber mal direkt auf die Webseite.
Gezeitenbad-Highlight: Der Flowrider
Soweit wäre das Borkumer Erlebnisbad ein schöner Programmpunkt für Familien bei Regen. Was es aber zu einem echten Must-See – oder besser gesagt: zu einem Must-Do – befördert, ist der Flowrider.
Dabei handelt es sich um eine Anlage, die mit viel Getöse eine künstliche Welle erzeugt. Auf einer mit enormem Wasserdruck besprudelten Moosgummi-Bahn gleitet man auf einem Bodyboard, entweder im Liegen oder Knien. Surfen für Anfänger, sozusagen, wobei sich das Flowriding bereits zu einer eigenständigen Unterart entwickelt hat, mit Wettkämpfen und allem drum und dran.
Der Flowrider auf Borkum ist die einzige solche Anlage in Norddeutschland. Das Mindestalter beträgt acht Jahre. Eine Session dauert 25 Minuten und kostet 5 Euro pro Person, zusätzlich zum Bad-Eintritt. Und das lohnt sich – sagen selbst wir Knauserköppe! Es ist ein einmaliges Erlebnis, auch für blutige Anfänger, die in ihrem ganzen Leben noch keine Bekanntschaft mit einem Surfboard gemacht haben. Aber Achtung: Der Spaß ist körperlich anstrengend, eine echte Herausforderung.
In der sehr knappen halben Stunde, die nach der Einführung durch das Personal noch bleibt, wechselt man sich mit mehrern Mitsurfern ab, so dass vielleicht acht bis zehn „Surfgänge“ dabei rauskommen. Aber das reicht völlig aus, zumindest als Ungeübter ist man danach fix und fertig! Es ist ein Heidenspaß und so ziemlich das Coolste, was wir in diesem Jahr ausprobiert haben.
Borkums Sehenswürdigkeit Nr. 4: Das Nordsee-Aquarium
Es ist klein und überschaubar, aber es wird mit richtig viel Herzblut betrieben. Das Nordsee-Aquarium liegt an der Strandpromenade etwa auf halber Strecke zwischen Nordbad und Südbad, ein Stück unterhalb des Gezeitenlands. Zu sehen gibt es so ziemlich alles, was rund um Borkum in der Nordsee kreucht und fleucht.
Wenn der Andrang es erlaubt, sollte man sich unbedingt von Betreiber Ihno Oetjen in ein Gespräch verwickeln lassen. Er und seine Frau Maria haben das Aquarium selbst aufgebaut, mit ganz viel Liebe und Leidenschaft für die heimische Unterwasserwelt und ihre Vermittlung. Mit begrenztem Budget ist hier ein toller Lernort für Familien entstanden, der ganz ohne Multimedia-Feuerwerk und Special Effects auskommt.
Eine Familienkarte (2+2) kostet 14,50 Euro. Manch einer mosert, dass man an den kleinen Aquarien einmal kurz vorbeiläuft und nach kaum einer halben Stunde wieder draußen steht, und überhaupt gibt es keine bunten Nemo-Fische. Wer sich aber auf die heimische Nordsee-Welt einzulassen bereit ist und die Zeit mitbringt, dem immensen Insider-Wissen der Oetjens zu lauschen, wird das Aquarium mit manch unerwarteter Einsicht verlassen.
Borkums Sehenswürdigkeit Nr. 5: Die Fahrt mit dem Krabbenkutter
Ja, okay, das ist ein bisschen gemogelt, denn der Krabbenkutter fährt natürlich nicht mitten durch Borkum-Stadt. Aber hier beginnt die Expedition, die uns zuerst mit der Inselbahn in den Hafen im Süden der Insel führt.
Die Fahrt mit dem Krabbenkutter ist lehrreich und zugleich ein echtes Abenteuer voller Mutproben. Sobald wir weit genug draußen sind, fährt das Team um Seemann Vince die Schleppnetze aus und fischt nach den kleinen grauen Tierchen, deren rosa Kern auf Brötchen so lecker schmeckt. Aber wer traut sich wirklich, die Viecher mit den vielen Beinchen und langen Fühlern aufzuknacken und in Sichtweite ihrer insektenähnlichen Hülle zu verspeisen? In unserer vielleicht 20-köpfigen Gruppe gehörten Martin und ich zu den wenigen, die wirklich zugelangt haben. Janis hat immerhin gepult, aber nicht gegessen. Silas hat gegessen, aber das Pulen war ihm zu blöd.
Wer lieber keine frischen Krabben pulen möchte, geht trotzdem nicht leer aus. Im Schleppnetz landen nicht nur diese, sondern auch aller möglicher Beifang, den Seemann Vince fachmännisch vorstellt, bevor er die Nordseebewohner wieder lebendig über Bord befördert.
Noch mehr Sehenswürdigkeiten auf Borkum
Natürlich gibt es noch mehr zu sehen auf Borkum. Hier liste ich noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf, zu denen wir selber es nicht geschafft haben (mit externen Links zum Selbernachgucken):
- Feuerschiff Borkumriff (das bei unserem Besuch zum Hamburger Hafengeburtstag unterwegs war)
- Heimatmuseum „Dykhus“ (inklusive Wal-Skelett, und ganz in der Nähe der Alte Leuchtturm)
- Borkumer Wasserturm (der anscheinend erst ganz neu für Besucher öffnet)
Eine Sehenswürdigkeit für sich ist auch Deutschlands größte Jugendherberge, die sich auf Borkum befindet – aber nicht im Hauptort, sondern ganz im Süden dicht beim Hafen. Da ich nach unserem Aufenthalt dort ausführlich darüber gebloggt habe, erlaube ich mir aber den Hinweis. :)
Borkum: Familienurlaub in Deutschlands größter Jugendherberge
Transparenz-Hinweis: Wir waren als Blogger in die Jugendherberge Borkum eingeladen und wurden bei dieser Gelegenheit von der Borkum Nordseeheilbad GmbH in Form von freien Eintritten unterstützt (so wie das auch bei „normalen“ Journalisten üblich ist). Zu Umfang, Form, Art der Veröffentlichung etc. gab es keine Vorgaben und keine Einflussnahme, ich bin in meiner Berichterstattung völlig frei, und Geld hab ich auch keins dafür gekriegt. Deshalb handelt es sich nicht um Werbung, sondern um ein Stück journalistische Arbeit, für die ich dankenswerterweise Recherchehilfe in Anspruch nehmen durfte.
Wow, das Bild der Krabbe vorm Pulen sieht echt komisch aus! Ich würde das gerne mal probieren. Ich bin von außergewöhnlichen Sachen sehr fasziniert und, wenn ich in einem Restaurant in Borkum wäre und es so was gäbe, dass würde ich das direkt bestellen. Mal sehen, ob ich mal dahin fahre!
[…] wie es Nadine von Planet Hibbel im März mit ihrer Familie auf Juist und die Family4Travel auf Borkum gemacht […]
Kannst Du mir den Kontakt zum Krabbenkutter schicken?
Lg Melanie
Ich musste grade auch richtig suchen: Obwohl die Ausflugsschiffe von der AG Ems betrieben werden (wie die Borkum-Fähren), laufen diese Schiffsausflüge über die Borkumer Kleinbahn. Hier ist der Link zu den Schiffsausflügen: https://www.borkumer-kleinbahn.de/schiffsausfluege.html