Die Insel ist klein, aber der Urlaub ist halt auch sehr kurz? Diese Städte und Sehenswürdigkeiten passen gut in einen Kurzurlaub auf Bornholm…
Die folgenden Städte und Sehenswürdigkeiten auf Bornholm haben wir uns angeschaut in zweieinhalb Tagen Kurzurlaub in den Herbstferien Ende Oktober 2018.
Ich sag es gleich vorweg: Dieser Artikel ist vollkommen subjektiv, denn er behandelt ausschließlich die Orte und Sehenswürdigkeiten, die wir selbst in unserem Kurzurlaub auf Bornholm mit Oma und Opa besucht haben. (Von unserem Drei-Generationen-Urlaub habe ich ja schon erzählt.)
Die Auswahl ist geografisch durch unsere Unterkunft in Rø bestimmt gewesen, hat sich also auf die Nord- und dann mehr oder weniger zufällig auf die Ostküste beschränkt. Ich denke schon, dass wir trotzdem die Highlights getroffen haben, denn Oma und Opa sind seit den späten 70ern knapp zehn Mal auf Bornholm gewesen und kennen hier praktisch jeden Baum noch als Setzling.
Bornholms Städte
Die Insel Bornholm hat knapp 40.000 Einwohner. Rund 15.000 davon wohnen in der Insel-Hauptstadt Rønne am Südwestzipfel des Bornholm-Parallelogramms. Rønne haben wir diesmal komplett ausgelassen, ebenso die meisten anderen der insgesamt 21 Ortschaften der Insel. In den paar Tagen, die wir auf Bornholm waren, haben wir uns auf die Nord- und die Ostküste beschränkt. Die Kurzvorstellungen hier in diesem Artikel sind also höchst unvollständig.
Gudhjem
Der kleine Ort an der Nordküste gilt als der malerischste von Bornholms Städtchen. Hier dominieren die bunten Fachwerkhäuser, die an Puppenstuben und die „gute alte Zeit“ erinnern. Im Sommer blühen Stockrosen vor den Türen, im Spätherbst nur noch vereinzelte Sonnenblumen. Ein weiteres Markenzeichen der kleinen Stadt sind die Feigenbäume, die in etlichen Gärten wachsen, und die steilen Gassen, denn Gudhjem ist am Hang gebaut. Die vielen Kunsthandwerker und Cafés machen die Stadt zu einer Art lebendigem Freilichtmuseum.
Der Nachteil von Gudhjem: Im Sommer soll der Ort recht überlaufen wirken, im Herbst hingegen machte er auf uns einen regelrecht ausgestorbenen Eindruck. Hier war wirklich alles lukket, also geschlossen.
Svaneke
Die „Schwanenstadt“ liegt am Nordostzipfel Bornholms. Viele Broschüren werben aktuell damit, dass Svaneke dänemarkweit zur schönsten Kleinstadt gewählt worden ist – von wem, habe ich allerdings nicht herausbekommen können. Hübsch ist die Stadt in jedem Fall, und auch in der Nachsaison – bzw. in der „absolut toten Saison“, in der wir uns Ende Oktober befanden – hatten hier einige Geschäfte geöffnet.
Aus meiner Kindheit erinnere ich mich noch an die Bonbon-Fabrik, die es auch immer noch gibt. Außerdem sind wir auf die Chocoladeriet und die Karamelleriet gestoßen – beide offen. Als ausgemachter Süßzahn würde ich also behaupten, dass Svaneke die kulinarische Hauptstadt der Insel darstellt und auch im Herbst einen Besuch lohnt.
Nexø
Die Stadt an der Ostküste ist ein echter Wohnort, der kaum auf den Tourismus ausgerichtet ist. Mit weniger als 4000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Ortschaft Bornholms und beherbergt die größte Fischereiflotte der Insel. Entsprechend findet man hier im Hafen auch ein Fischgeschäft, das rund ums Jahr (zumindest noch Ende Oktober) geöffnet hat.
Die Stadt selbst ist nicht besonders sehenswert. Ich mochte sie trotzdem (bis ich in einen großen Hundehaufen mitten auf dem Bürgersteig getreten bin, dann war es mit meiner Nexø-Liebe schlagartig vorbei). Als ausgemachter Schottland-Fan vergleiche ich: Svaneke ist ungefähr das Edinburgh Bornholms, Nexø das Glasgow.
Snogebæk
Den kleinen Ort unterhalb von Nexø an der Ostküste mussten wir unbedingt noch ansteuern, weil Opa so gerne eine der vielen Räuchereien besuchen wollte. Auch die in Snogebæk hatte aber zu.
Direkt neben dem Betrieb (der sicherlich interessant ist, wenn es dort denn etwas zu sehen gibt) liegt ein schöner kleiner Spielplatz. Dahinter geht es an den felsigen Strand, der zwar voller Algen war, mir aber trotzdem einen wunderbaren Moment zum Durchatmen beschert hat.
Østerlars Rundkirche
Die älteste Rundkirche Bornholms ist gleichzeitig auch die größte. Wieso man die Gotteshäuser hier im späten Mittelalter eine Zeitlang mit rundem Grundriss baute, ist nicht ganz klar. Es gibt einen (ziemlich mittelmäßigen) dänischen Kinderfilm*, in dem diese Angewohnheit mit dem Orden der Tempelritter in Verbindung gebracht wird und der Heilige Gral auf der Insel auftaucht, aber das ist historisch doch mehr als zweifelhaft.
Architektonisch interessant sind die vier Bornholmer Rundkirchen durchaus. Ihre Mauern sind dick und wehrhaft, wenn auch keine kriegerischen Einsätze bekannt sind. Im Zentrum des Kreises befindet sich das Taufbecken. Der Altar ist in einer Apsis untergebracht.
Die anderen drei Rundkirchen von Bornholm heißen Nylars, Olsker und Ny Kirke. Sie sind kleiner und haben einen zentralen Stützpfeiler in der Mitte. Alle Rundkirchen kosten außerhalb der Gottesdienstzeiten Eintritt.
Hammersknuden
Der Hammersknuden ist die nördlichste Spitze Bornholms. Hier haben wir in unserem Kurzurlaub die schönste Wanderung unternommen. Von Sandvig geht es zum kleinen Leuchtturm Lille Fyr und weiter an der Küste entlang, die mit Kletterfelsen und manchem Geocache lockt. An der kleinen Kirchenruine von St. Salomon haben wir die Abkürzung durchs Innere der Halbinsel über Schafweiden genommen. Wer mehr Zeit und laufwillige Kinder hat, sollte unbedingt an der Steilküste bis zum Store Fyr, dem großen Leuchtturm, weiterlaufen. Dort kommt Hammershus in Sicht, und bei gutem Wetter sogar Schweden, das 37 Kilometer entfernt liegt.
Die große Runde umfasst rund sieben Kilometer. Unsere Mini-Version (der Tatsache geschuldet, dass Opa nicht mehr mitwandern kann und im Auto gewartet hat) lief auf knapp vier Kilometer hinaus.
Hammersee und Opalsee
Ebenfalls ganz im Norden gelegen sind die beiden Seen, die als ungleiche Zwillinge mit unterschiedlichen Wasserfarben nebeneinander liegen. Während der Hammersee natürlichen Ursprungs ist, handelt es sich beim Opalsee um einen alten Granitsteinbruch. Das Baumaterial wurde hier seit der vorigen Jahrhundertwende gewonnen. Erst 1970 wurde der Steinbruch stillgelegt und füllte sich mit Wasser. Heute gehört er zu einem der beliebtesten Wandergebieten Bornholms und dient im Sommer auch als Badesee.
Helligdomsklipperne
22 Meter hoch ragen die „heiligen Klippen“ an ihrer höchsten Stelle über dem Wasser auf. Die dramatische Steinlandschaft, der griffige Name und die Legende der heiligen Quelle, die hier ganz in der Nähe entspringt (und die möglicherweise, möglicherweise auch nicht diejenige ist, die heute vom Kunstmuseum überbaut bzw. in seinen Bau integriert wurde), lassen an einen Kultplatz der Vorzeit denken. Ähnlich wie bei den deutschen Externsteinen lässt sich aber erst im Mittelalter eine rege religiöse Tätigkeit nachweisen. Damals stand eine Dreifaltigkeitskapelle auf dem freien Platz hinter dem heutigen Parkplatz. Bis ins 19. Jahrhundert dauerte der Hype um die angeblich heilkräftige Quelle, wobei die Beschreibungen, wo das heilige Wasser geschöpft wurde, im Laufe der Jahrhunderte variierten.
Auf jeden Fall sind die Helligdomsklipperne ein toller Ort für einen Spaziergang und einer meiner Lieblingsorte auf Bornholm überhaupt. In der Sommersaison fahren auch Ausflugsboote von Gudhjem hierher. Und ganz in der Nähe ist besagtes Kunstmuseum, das auch im frei zugänglichen Außenbereich ein paar Skulpturen zeigt.
Døndal
Das schmale kleine Tal öffnet sich zur Nordküste der Insel. Eine Wanderung lässt sich gut mit einem Abstieg zu den Helligdomsklippernen und/oder dem Kunstmuseum verbinden. Unser Reiseführer schwärmte sehr von der grünen Idylle. Für uns, die wir auch zu Hause einen Wald vor der Haustür haben, war der Sensationsfaktor nun eher gering… Der angebliche Wasserfall – der einzige auf Bornholm – war entweder nach dem trockenen Sommer ausgetrocknet, oder wir haben ihn nach zwei Wochen schottischem und sechs Wochen irischem Wasserfall-Overkill einfach nicht wahrgenommen. Ein paar nette Geocaches gibt es aber zu finden, und hübsch ist es schon.
Hammershus
Überrascht war ich über die Neugestaltung von Hammershus mit dem Besucherzentrum. Da hat man einen schönen Blick aus genau der richtigen Richtung. Das Besucherzentrum selbst versteckt sich (zurecht, denn es besteht aus viel Rohbeton) unter der aussichtsreichen Holzbrücke. Es war bei unserem Besuch leider geschlossen.
Wer mag, steigt von hier zur frei zugänglichen Ruine hinunter. Im 12. Jahrhundert als Bischofsburg erbaut, ging sie im 16. Jahrhundert in den Besitz der Hanse über, wurde vom Lübecker Vogt verwaltet und zur größten Burganlage Nordeuropas ausgebaut. Später diente sie als Staatsgefängnis, unter anderem für die eigene Tochter des dänischen Königs.
Der Eintritt zur Ruine, auch zum Besucherzentrum mit kleiner Ausstellung ist frei, allerdings kostet das Parken von Ostern bis Oktober 30 Kronen.
Allinge-Sandvig
Den zusammengewachsenen Doppelort habe ich alleine mit meiner Mutter recht genau inspiziert, wobei wir uns auf den Ortsteil Allinge konzentriert haben. Die gelb getünchte Kirche mit dem verblichenen Runenstein auf dem sehr kleinen Friedhof ist markant, ebenso die Räucherei im Hafen. Direkt daneben bietet ein Fischrestaurant offenbar rund ums Jahr ein Fischbuffet an (was wir zu spät entdeckt haben, sonst hätten wir es vielleicht mal ausprobiert).
Mir haben hier vor allem die bunten Häuschen gefallen, die es aber auch in den meisten anderen Ortschaften Bornholms gibt. Und natürlich die bronzezeitlichen Felsritzungen – siehe unten.
Die Felsritzungen von Matsebakke
Bei Allinge-Sandvik liegen die reichsten Funde ganz Dänearks in Sachen bronzezeitlicher Petroglyphen. Die Menschen der Vorzeit ritzten hier mit viel Geduld und Ausdauer Bilder und Formen in den harten Granit. Die meisten Bildnisse stellen Schiffe dar, auch Fußabdrücke und Radkreuze kommen vor. An vier Stellen rund um den kleinen Doppel-Ort sind diese Spuren früher Kunstfertigkeit zu sehen. Matsebakke, ein Hügel oberhalb der Ansiedlung mit Blick übers Meer, der Anfang des 20. Jahrhunderts als Steinbruch genutzt wurde, ist der mit den meisten Funden. Die anderen heißen Brogåd, Sandvik und Storkøkkebakke. Ausgeschildert sind die Felsritzungen mit dem dänischen Begriff „Helleristninger“.
Sie alle sind frei zugänglich. All jene, die bereits im vergangenen Jahrhundert entdeckt wurden (ein paar nämlich sind erst kürzlich hinzugekommen), sind der damaligen Praxis entsprechend mit roter Farbe ausgepinselt, um sie auch für Laien besser kenntlich zu machen.
Mehr Bornholm mit Kindern
Natürlich ist das längst nicht alles, was Bornholm zu bieten hat. Im Sommer haben all die „richtigen“ Sehenswürdigkeiten geöffnet, wie das kleine Freilichtmuseum Melstedgard, das Middelaltercenter, auch der kleine Freizeitpark Brendegardshavn.
Wir haben uns komplett auf den Nordost-Teil der Insel beschränkt. In Rønne, der Inselhauptstadt, gibt es jede Menge zu sehen und zu erleben. Die ganzen schönen Strände, vor allem Dueodde und Balka, sind auch noch da. Eine weitere schöne Sehenswürdigkeit an der Westküste, an die ich mich von früher erinnere, ist Jons Kapell an der Steilküste. Auch die Bautasteine sind ein spannendes Phänomen, das man sich auf Bornholm mit Kindern unbedingt mal angucken sollte, wenn man die Zeit hat.
Gut und gerne zwei Wochen lassen sich auf Bornholm mit Kindern mit Programm füllen, ohne dass Langeweile aufkommt.
Bornholm mit Kindern in anderen Blogs
Katja von Küstenkids unterwegs war Anfang Oktober mit Kindern auf Bornholm und hat mehrere Berichte über viele Orte verfasst, die wir ausgelassen haben. Update: Inzwischen war sie noch mal dort und hat 12 neue Ausflüge für Familien auf Bornholm mitgebracht!
Und die passionierten Nordlicht-Fotografen 5 Reicherts waren 2014 auf ganz Bornholm unterwegs und haben sehr ausführlich über ihre Stationen gebloggt und natürlich fantastische Fotos gemacht.
Einen guten Reiseführer kann ich auch noch empfehlen, nicht explizit für Familien, sondern für alle Bornholm-Urlauber: der Bornholm-Band des Michael-Müller-Verlags*.
Transparenz-Hinweis: Dieser Text entstand ohne jede Unterstützung der Tourismusindustrie und ist ein trauriger Beweis dafür, dass die Bornholmer Tourismusförderung es nicht nötig hat, auf Blogger-Anfragen zu antworten, weil wir trotzdem kommen und berichten, selbst wenn wir nichts dafür kriegen. Unser Kurzurlaub auf Bornholm wurde möglich, da ich dank des [inzwischen eingestellten] Affiliate-Programms von AirBnB vornehmlich über diesen Artikel Guthaben gesammelt habe und Opa die Fährüberfahrt spendiert hat.
Liebe Lena Marie,
da habt ihr aber wirklich viel geschafft in 2 1/2 Tagen !!! Dass Ende Oktober viele der Restaurants und Geschäfte schon wieder geschlossen haben, ist leider so. Aber wie ihr ja auch festgestellt habt, ist die Natur immer offen und davon hat Bornholm ja genug zu bieten. Für alle, die eine vollständige Auflistung aller Bornholmer Sehenswürdigkeiten suchen, haben wir diese auf https://www.bornholm-ferien.de/sehenswuerdigkeiten-ausflugsziele-bornholm.php zusammengefasst.
Bis zum nächsten Besuch auf Bornholm
Andreas
Super Blog. Ich liebe Bornholm und alle Attraktionen [Link auf kommerzielle Bornholm-Werbung entfernt. Wer auf family4travel Werbung machen möchte, wählt bitte den regulären Weg und kontaktiert mich. Für lau über Stealth-Kommentare ist einfach ein no-go. Anmerkung der Bloggerin.]