Heute nehme ich euch mit nach Braunschweig. Die Jungs, das Baby und ich haben uns diese Stadt vergangene Woche angeschaut und waren doch sehr angetan. Zumindest einige der Braunschweiger Sehenswürdigkeiten konnten die Jungs aus der altersgerechten Teenagermuffeligkeit reißen. Und das Baby hat seinen eigenen Programmhöhepunkt mehr als genossen. Vor allem das Braunschweiger Kindermuseum hat uns richtig gut gefallen. Insgesamt war unser Ausflug nach Braunschweig mit Baby und großen Kindern ganz wunderbar! Aber der Reihe nach…
Wie ich neulich erst in meinem Blogbeitrag „Ausflug mit Baby – Tipps und Erfahrungen für die Großstadt“ erzählt habe, schauen wir uns auch seit Geburt unseres kleinen Nachzügler-Mädchens immer noch gern andere Städte an. Zum Glück haben wir uns ein paar in der relativen Nähe übrig gelassen, sodass wir immer noch babytaugliche Ziele haben. Wer mir auch auf Instagram folgt, hat auch unseren Ausflug nach Braunschweig mit Baby und den großen Jungs beinahe live verfolgen können. Wie sich zeigt, wurde es höchste Zeit, dass wir dem niedersächsischen Schmuckstück endlich mal einen Besuch abstatten!
Ein Ausflug nach Braunschweig?
Es ist nicht so, dass wir noch nie in Braunschweig waren. Sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug sind es von uns aus (Bückeburg) eineinhalb Stunden in die Welfenstadt. Auf der Hälfte der Strecke fängt uns aber Hannover ab, und die Landeshauptstadt hatte dann doch immer mehr Argumente für einen Familienausflug. So blieb Braunschweig für mich immer nur eine Straße im Wohngebiet, in der gute Freunde von mir leben, und die Partymeile im Kultviertel, die ich in deren Begleitung ein, zwei Mal besucht hatte.
Fataler Fehler! Nachdem wir jetzt einmal die Stadt richtig ins Auge genommen haben, werden wir ganz bestimmt öfter hier vorbeigucken, denn ein Tag in Braunschweig mit Kindern reicht kaum aus, um all die Angebote zu nutzen.
Nebenbei: In diesem Blogbeitrag geht es um unsere Erfahrungen auf diesem einen Tagesausflug nach Braunschweig mit Kindern. Wer lieber (auch) eine mehr oder weniger vollständige Beschreibung aller Sehenswürdigkeiten in Braunschweig lesen möchte, den schicke ich zu Nicolos Reiseblog (Link).
Mit dem Niedersachsenticket nach Braunschweig
Mit dem Niedersachsenticket in der Tasche (oder besser gesagt: auf dem Handy) machen wir uns um kurz nach neun auf den Weg. Wir sind zu viert an diesem Tag: Janis (15) und Silas (13) haben schulfrei, und die sechs Monate alte Franka ist immer bereit für ein Abenteuer.
Unser Ticket gilt ab neun Uhr, wenn die Pendler durch sind. 29 Euro zahlen wir vier für die Hin- und Rückfahrt plus beliebig viele Fahrten im Braunschweiger ÖPNV. Mit dem Niedersachsenticket dürfen wir jeden Regionalzug im gesamten Bundesland nehmen. Gerade für Familien ist das Angebot super. Der Erstzahler berappt 24 Euro „Grundgebühr“, bis zu vier Mitfahrer über 14 Jahre dürfen für nur je fünf Zusätzliche Euro mit einsteigen. Kinder unter 14 fahren kostenlos mit. Jedesmal, wenn ich mit dem Ticket in der Tasche und den Kindern an der Bahnsteigkante stehe, überkommt mich ein herrliches Gefühl der Freiheit. Das ganze Bundesland liegt uns zu Füßen!
Übrigens: Noch viel mehr Ausflugsziele in Niedersachsen, die prima mit dem Zug erreichbar sind, habe ich in diesem Beitrag gesammelt: Ausflugsziele in Niedersachsen mit der Bahn.
Aber heute haben wir uns frühzeitig auf ein festes Ziel geeinigt. Von Bückeburg aus bietet sich Braunschweig als Ausflugsziel für Familien echt an, denn der Regionalexpress fährt durch. Wir müssen einfach nur bis zur Endstation sitzen bleiben.
Von Welfen und Löwen
Am Bahnhof empfangen uns hübsche Graffiti in der Unterführung, auf denen das Welfenschloss und der Braunschweiger Löwe zu sehen sind. Ein bisschen Geschichtsunterricht habe ich den Jungs schon im Zug gegeben. Braunschweigs Beinamen lauten „Welfenstadt“ und „Löwenstadt“.
Der eine bezieht sich auf das hier ansässige Adelsgeschlecht. Das residierte zwar hauptsächlich im benachbarten Wolfenbüttel (das für einen Ausflug übrigens mindestens ebenso empfehlenswert ist), trug aber Braunschweig als ersten und auch langlebigeren Namensbestandteil. Das dazugehörige Residenzschloss hat einen interessanten Wandel durchgemacht – Näheres dazu weiter unten.
Der Löwe kam dann dank dem Welfen Heinrich dazu, der sich das exotische Tier im 12. Jahrhundert als Wappen wählte. Eigentlich war der Cousin und – zumindest zeitweilige – Unterstützer von Kaiser Barbarossa auf dem Papier vor allem Herzog von Sachsen und später auch von Bayern. Sein Machtzentrum lag jedoch klar in Braunschweig. Die Stadt verdankt ihm die Burg Dankwarderode ebenso wie den Dom und die Errichtung der berühmten Löwenstatue (siehe unten).
Bezüge auf die Welfen und vor allem Löwen in allen Farben und Formen sind in Braunschweig daher überall anzutreffen.
Highlight Nummer eins: Straßenbahn
Der Bahnhof von Braunschweig liegt etwas außerhalb, aber das macht nichts. Direkt vor der Tür fahren die Straßenbahnen ab. Unser kleines Mädchen staunt, und auch für unsere großen Jungs ist Straßenbahnfahren immer noch ein kleines Highlight. Ja, wir Landeier sind leicht zu beeindrucken.
Gut zu wissen: Die Straßenbahnen sind ebenso wie die Nutzung der Busse im Niedersachsenticket inkludiert.
Die meisten von ihnen sind barrierefrei, aber nicht alle. Vereinzelt sind auch Bahnen unterwegs, die über zwei Trittstufen bestiegen werden müssen (was uns am Ende des Tages die entscheidenden Minuten kostet, unseren angepeilten Zug noch zu kriegen, aber mit unserem Ticket können wir ja auch einfach eine Stunde später heimfahren).
Die Linien 1, 5 und 10 fahren ins Stadtzentrum. Die richtige Innenstadt-Station als beste Ausgangsbasis für den Stadtbummel heißt „Schloss“.
Braunschweiger Sehenswürdigkeiten mit Baby und Kindern
Wer mit Kinderwagen und Nachwuchs unterwegs ist, kann beim Sightseeing in aller Regel kein hohes Tempo anschlagen. Auch wir sind an diesem Tag nicht eben zügig unterwegs. Vor allem haben wir ja im Hinterkopf, dass wir bestimmt wiederkommen werden. Die Höhepunkte des Braunschweiger Stadtbilds wollen wir uns aber doch ansehen.
Im Folgenden stelle ich vor, was ich dafür halte. Die Reihenfolge entspricht unserer persönlichen Tour, nicht der kulturellen Gewichtung.
Happy Rizzi Haus
Als ersten Programmpunkt für diesen Tag habe ich etwas ausgesucht, das sich erst einmal denkbar langweilig anhört: Wir werfen einen Blick auf ein Haus. Eins, das man sowieso nicht betreten darf.
„Und wieso wollen wir dahin?“ fragt Silas skeptisch.
„Weil die Architektur interessant ist“, gebe ich zurück. Ich erwarte Proteste, aber die Jungs kennen mich mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass da was dran sein könnte.
„DAS sieht ja witzig aus!“ ist dann auch Janis‘ erster Kommentar. Sofort zückt er sein Handy, um Fotos für seinen (nagelneuen) Instagram-Account zu machen.
Das Happy Rizzi Haus in der Straße am Ackerhof ist eben kein normales Geschäftshaus. Der Entwurf des Amerikaners James Rizzi ist vor allem eins: bunt. Neun Einzelteile verbinden sich zu einem großen Gebäudekomplex. Jeder ist farblich und thematisch anders gestaltet. Gemeinsam ist ihnen der poppig-bunte Comic-Stil mit knalligen Farben, figürlich geformten Fenstern und dreidimensionalen Elementen.
Drin wohnen würden wir nicht wollen in diesem kreischbunten Pop-Art-Kunstwerk, das in den Jahren 1999 bis 2001 entstand, da sind wir uns einig. Aber sehenswürdig im engeren Sinne ist das Ding auf jeden Fall. Wir nehmen uns gut und gerne eine Viertelstunde, um das Bauwerk von allen Seiten zu begutachten. Da es frei steht, ist das ohne Probleme möglich. Überall lassen sich interessante Details entdecken.
„Nur schade, dass man nicht rein kann“, meint Silas.
Innen befindet sich die Zentrale einer Modekette. Bei der 2012 abgeschlossenen Renovierung hieß es noch, dass möglicherweise auch ein Café entstehen solle. Bis auf weiteres lässt sich das Rizzi-Haus aber nur von außen besichtigen.
Residenzschloss / Schloss-Arkaden
Als nächstes wenden wir uns dem Braunschweiger Schloss zu. Zumindest kündige ich das den Jungs an – und führe sie dann vom Rizzi-Haus nur quer über die Straße ins Einkaufszentrum.
„Wollten wir nicht ins Schloss?“ fragt Silas.
Ich lächele nur und gewähre den Jungs dann eine halbe Stunde Shopping-Zeit (weil ich mit Franka selber was besorgen möchte). Ohne weiteren Protest verschwinden die beiden im Elektronikladen.
Fast pünktlich finden wir wieder zusammen und verlassen die Shopping-Mall, diesmal durch den Haupteingang.
„Und jetzt dreht euch mal um und guckt, wo wir waren!“ fordere ich die beiden Großen auf.
Wir stehen vor einer stattlichen Sandsteinfassade. Über den klassizistischen Säulen thront eine gigantische Quadriga.
„Wir waren im Schloss?!“ schließt Janis ungläubig. „Das Schloss ist eine Shopping-Mall?“
Tatsächlich ist das so. Das Braunschweiger Residenzschloss wurde an dieser Stelle ab 1717 errichtet. Nach mehr als 70 Jahren Bauzeit wurde es für die Welfenherzogsfamilie schon 1830 durch einen Brand wieder unbewohnbar. Bis 1841 baute man es wieder auf, und diesmal hielt es immerhin gut hundert Jahre. Ein Luftangriff legte es im Zweiten Weltkrieg in Trümmer. 1960 ließen die Stadtväter die letzten Ruinen abreißen, um Platz für einen anständigen Schlosspark zu machen.
Der Wiederaufbau ab 2005 war eine Entscheidung, die in Braunschweig durchaus kontrovers diskutiert wurde. Vor allem der Fakt, dass hinter der herzöglichen Fassade ein Shopping-Center entstehen sollte, fanden viele Stadtbewohner fragwürdig. Inzwischen gehören die Schloss-Arkaden ganz selbstverständlich zu Braunschweig dazu.
Die wechselhafte Geschichte des Gebäudes stellt das Schlossmuseum dar, das (ebenso wie die Braunschweiger Stadtbibliothek) ebenfalls hier untergebracht ist. Wir haben es diesmal nicht besichtigt. Weg mag, kann auf der Webseite selbst recherchieren.
Braunschweiger Quadriga
Das Braunschweiger Schloss beherbergt aber noch eine weitere Sehenswürdigkeit, die man auch mit Baby im Schlepptau eben im Vorbeigehen besichtigen kann. Steht man direkt vor der prunkvollen Fassade, lässt sich rechts neben dem Haupteingang eine eher unscheinbare Tür mit der Aufschrift „Quadriga“ entdecken. Dem opulenten Dachschmuck nämlich können wir hier ganz nahekommen und dabei auch einen guten Blick auf Braunschweig von oben werfen.
Allerdings: Barrierefrei ist der Aufstieg zur Quadriga nicht und damit auch nicht kinderwagentauglich. Unter meinen kulturmuffeligen Teenagern findet sich zum Glück schnell ein Freiwilliger, der mit dem Kinderwagen unten bleibt und stattdessen noch eine Runde durchs Einkaufszentrum dreht. Silas und ich stecken je zwei Euro in den Automaten hinter der Zugangstür und ziehen uns so zwei Tickets für die Dachterrasse. Den Aufstieg versüßt uns eine Bildergalerie mit Zeugnissen der Errichtung der Quadriga. Es handelt sich um die größte ihrer Art in ganz Europa. Um sie aufs Dach zu kriegen, musste ein immenser Aufwand betrieben werden.
Erst fast ganz oben müssen wir unsere Tickets einlesen lassen, um ein Sperrgitter zu passieren. Dann haben wir die überdimensionalen Bronzestatuen im Blick. Wir können sie einmal ganz umrunden und auf Infotafeln etwas über ihre Geschichte erfahren.
Bis zu 9,50 Meter misst die Figurengruppe und ist damit deutlich größer als die vom Brandenburger Tor. Die Zügel der vier Pferde hält Brunonia in der Hand, die allegorische Schutzpatronin Braunschweigs.
Auch sie und ihr Streitwagen mussten wie das dazugehörige Schloss schon zwei Mal auferstehen. Beim ersten Mal schmolz sie nur zwei Jahre nach ihrer Entstehung beim großen Brand des Schlosses. Ihre Nachfolgerin überstand das Bombardement von 1944 im Gegensatz zum Rest des Hauses wunderbar – nur um in den 50er Jahren Opfer von Metalldieben zu werden. Die kläglichen Reste wurden beim endgültigen Abriss des Schlosses verschrottet.
Burg Dankwarderode
Von oben haben wir schon gesehen, wo wir als nächstes hin wollen: vorbei am Rathaus (dessen Turm man übrigens kostenlos besteigen darf) zum Burgplatz. Unter einem sehr mittelalterlich anmutenden Fachwerkgang betreten wir den Platz. Wir stehen nun vor der Burg Dankwarderode, dem Zuhause Heinrichs des Löwen.
Dass mich der malerische Gebäudekomplex an Goslar erinnert, ist kein Zufall, wie ich später lese. Die Kaiserpfalz seines Cousins war Vorbild für Heinrichs Eigenheim. Hier wie dort gab es sogar eine Fußbodenheizung.
Gleich nebenan steht der wuchtige Braunschweiger Dom. Auch den hat Heinrich der Löwe errichten lassen. Über den Fachwerkgang konnte er die Kirche trockenen Fußes betreten.
Heute ist die Burg einer der Standorte des Herzog-Anton-Ulrich-Museums, das sich rühmt, eines der ältesten und bedeutendsten Kunstmuseen Deutschlands zu sein. Mit Kunst haben wir vier es nicht so, deshalb bleiben wir hier ohne Bedauern draußen.
Der Braunschweiger Löwe
Direkt auf dem Burgplatz steht auch der Braunschweiger Löwe und schaut uns an. Mittlerweile sind wir an etlichen seiner Abbilder vorbeigekommen.
„Ach, das ist der Echte“, bemerkt Janis.
Janis hat nur bedingt recht. Der ganz echte Löwe, den der Welfenherzog damals anfertigen ließ, steht heute im Museum. Als „erster größerer Hohlkörperbronzeguss seit der Antike diesseits der Alpen“ ist er zu wertvoll, hier Wind und Wetter zu trotzen.
Braunschweiger Kindermuseum
Wind und Wetter sind ein gutes Stichwort, denn die lassen uns jetzt schlagartig nach einem Dach über dem Kopf verlangen. Zum Glück haben wir unser Hauptziel für diesen Tag bereits erreicht. Zu den Gebäuden, die sich um den Löwen gruppieren, gehören nicht nur Burg Dankwarderode und Dom, sondern auch das Vieweg-Haus, in dem das Braunschweigische Landesmuseum untergebracht ist.
Die Dauerausstellung ist derzeit leider wegen Umbauarbeiten geschlossen, genauso wie die das Zweigmuseum Hinter Aegidien, das zu den ältesten für jüdische Religion und Kultur überhaupt zählt. Schade, aber für uns macht das heute gar nichts, denn geöffnet haben dafür gleich zwei Ausstellungen speziell für Kinder.
Indoor-Spielplatz für Babys und Größere im Foyer
Der Spaß beginnt schon im großen Foyer des Vieweg-Hauses. Und keines meiner drei Kinder macht Anstalten, die dortige Spielwiese überhaupt wieder verlassen zu wollen. Die großen beiden werfen blitzschnell ihre Schuhe ab und verschwinden durch einen Krabbeleingang in einer Spielzeug-Höhle unter der großen Freitreppe. Die ist eigentlich eher für Kinder im Grundschulalter gedacht und mit haufenweise Playmobil bestückt. Aber hin und wieder kann man auch meine Teenager damit noch wunderbar locken.
Franka kann zwar schon ein bisschen krabbeln, aber sie scheitert an dem Vorhang. Bekümmert sieht sie mich an, nachdem ihre Brüder verschwunden sind. Das Playmobil mit all den Kleinteilen ist sowieso nichts für Babys. Aber der Mittelteil des Foyers ist es entschieden doch! Hier gibt es – ganz neu – einen großen Krabbelspielplatz mit lauter weichen, bunten Matten und Formkissen. Mein Baby strahlt von einem Ohr zum anderen und wagt in dieser Umgebung tatsächlich seine allerersten vorbildlichen Krabbelschritte im Vierfüßlerstand (bislang war es immer eher ein Kriechen mit „Froschhopsern“ gewesen).
Das 1. Jahrtausend für Kinder
Ich habe meine liebe Not damit, alle drei Kinder vom Spielplatz weg und letztlich doch in die Museumsausstellung zu bugsieren.
„Nur noch fünf Minuten“, betteln die Jungs im Halbdunkel zwischen Piratenschiffen und Drachen.
„Gaaa!“ schimpft Franka, als ich sie von den bunten Matten pflücke.
Aber als wir es endlich die Treppe hoch und in die erste der beiden Kinder-Ausstellungen im Landesmuseum schaffen, zeigt sich schnell, dass sich der Besuch lohnt.
„Das 1. Jahrtausend für Kinder“ entstand aus der „Saxones“-Ausstellung über die alten Sachsen, die wir uns vergangenes Jahr in Hannover angeschaut haben und die anschließend nach Braunschweig ging. In der kindgerechten Version können nun auch junge Besucher nachvollziehen, wie die Vorfahren der heutigen Niedersachsen gelebt, gearbeitet, geglaubt und gekämpft haben. In jedem Raum treffen wir auf große Porträts von Menschen, die sich und ihr Leben in (Vor-)Lesetexten vorstellen.
Passend dazu gibt es überall Mitmach-Stationen. Die Jungs testen aus, wie typisch sächsische Schmuckstücke angefertigt und wie damals Löcher ins Holz gebohrt wurden. Sie dürfen Kettenhemden anprobieren und sich in voller Montur aufs „Pferd“ wuchten. Die kleine Franka staunt nicht schlecht, als der Kopf ihres Bruders unter einem eisernen Helm verschwindet.
Wer mag, kann sich an der Museumskasse auch ein Rätselheft besorgen, das zur gründlicheren Auseinandersetzung mit der Ausstellung beitragen soll.
Die Welt des 16. Jahrhunderts
Zurück geht es ins Foyer, die nächste Treppe hoch und in einen anderen Gebäudeteil. Hier haben wir sozusagen einen gewaltigen Zeitsprung gemacht und befinden uns nun im 16. Jahrhundert. Diese Zeit kennen die Jungs aus der Schule vor allem im Rahmen der Reformation und aus dem Museum in Lemgo als Hoch-Zeit der Hexenverfolgung.
Im Braunschweiger Kindermuseum wird hauptsächlich wieder ein Gesamtüberblick über die Lebensverhältnisse in der frühen Neuzeit vermittelt. Die Reformation klingt an im ersten der fünf Räume. Hier hängen Porträts ihrer Hauptdarsteller (denn Martin Luther hat die religiöse Zeitenwende eben nicht im Alleingang verursacht). Für tiefergehende Informationen können wir sie öffnen und dabei eine kleine Überraschung erleben. Der laute Rülps des Landesherrn amüsiert meine Teenager dabei über alle Maßen.
Auch in dieser Ausstellung gibt es immer wieder Mitmach-Stationen. Wir können Fachwerkhäuser nachbauen, uns in der Porträtmalerei versuchen und einen Flaschenzug ausprobieren. Es gibt auch eine Verkleidungsecke mit einer richtig großen Auswahl prächtiger Renaissancegewänder. Diesmal könnten endlich auch mal die Jungs Farbenprächtiges anlegen, ohne bei den Mädchensachen wildern zu müssen. Leider ist mein Verkleidungskind mit 1,80 Metern dann doch aus den Kindergrößen rausgewachsen und muss sich mit einer Fotowand behelfen.
Zum Abschluss der zweiten Ausstellung werden meine Jungs ein zweites Mal wehmütig: Das nagelneue Kletterschiff aus Holz hätte vor ein paar Jahren ihre Herzen höher schlagen lassen. Silas‘ Urteil: „Für kleine Kinder ist das hier bestimmt richtig toll!“
Unser Fazit zum Kindermuseum Braunschweig
Generell lautet unser Fazit: Als Programmpunkt für Braunschweig mit Kindern bei Regen (und auch Sonnenschein) ist das Kindermuseum absolut empfehlenswert!
Vor allem auch denjenigen, die in Braunschweig mit Baby unterwegs sind, sei dieser Ausflugstipp wärmstens ans Herz gelegt. Die ganz Kleinen kriegen zwar von den Ausstellungen noch nicht so viel mit, aber die sind auch für Eltern durchaus interessant. Und die Spielwiese im Foyer ist für Krabbelkinder echt ein Paradies.
Die Ausstellungen können Kinder ab dem Kindergartenalter begeistern, würde ich sagen. Zur echten Informationsvermittlung sind sie ab dem Grundschulalter geeignet. Nach oben hin ist, wie unsere Familienkonstellation gezeigt hat, das Ende offen.
Das gilt auch für den Zeitrahmen, den man für einen Besuch im Kindermuseum veranschlagen sollte. Wir waren rund zwei Stunden drin und ich würde unsere Besichtigung mal als „mittelgründlich“ bezeichnen. Je nachdem, wieviel Spielzeit man dem Nachwuchs zugesteht, lässt sich mit dem Erlebnis sicherlich auch ein ganzer Nachmittag leicht füllen.
Das Braunschweiger Kindermuseum hat täglich (außer montags) von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 3 Euro Eintritt, Kinder von sechs bis 17 Jahren 2 Euro, darunter gratis.
Café-Tipp in Braunschweig mit Kindern
Als wir wieder auf dem Burgplatz stehen, hat sich das Wetter kein bisschen gebessert. Im Gegenteil, jetzt fängt es so richtig an zu regnen. Wir wollen schnell wieder ins Warme. Zum Glück habe ich für diesen Fall schon was rausgesucht, das regelrecht tropische Wärme verspricht: das Café Flora. Das liegt mitten in der Gärtnerei Volk in einem Gewächshaus voller Orchideen, fleischfressender Pflanzen und Zitronenbäumchen.
Also kämpfen wir uns durch den Regen und steigen am Rathaus in die nächste Straßenbahn. Die Linien 1, 2 und 10 bringen uns zur Station Hamburger Straße. Nun ist es nur noch ein kurzer Fußmarsch. Achtung: Wer beim Bummel durch Braunschweig mit Baby mit dem Kinderwagen unterwegs ist, sollte den Schildern zum Parkplatz folgen, um die Treppen am Haupteingang zu umgehen.
Innerhalb der recht großen Gärtnerei ist das Café Flora ausgeschildert. Es wird übrigens von der Braunschweiger Lebenshilfe betrieben und bietet auch beeinträchtigten Menschen einen Arbeitsplatz.
Wir genießen die Wärme und das überraschend gemütliche Ambiente. Die Karte ist umfangreich, auch warme Kleinigkeiten gibt es hier. Die Braunschweiger kommen offenbar besonders gern zum Frühstücken her. Aber auch zur Kaffeezeit gibt es mehrere Torten und Kuchen zur Auswahl.
Während wir Großen Kakao und Kuchen genießen, knabbert Franka an ihrem mitgebrachten Brot. Als sie damit fertig ist, wechseln sich ihre Brüder damit ab, ihr auf dem Arm die grünen Wunder der Umgebung zu zeigen. Besonders spannend findet sie den Wasserlauf, der durch die gesamte Länge des Gewächshauses plätschert. Ich nutze die Pause dankbar zum Durchatmen (und zum Basteln an meiner Instastory).
Kleine Kinder hier unbeaufsichtigt herumrennen zu lassen, ist hingegen keine gute Idee. Wer sich in dieser Hinsicht Stress ersparen möchte, ist wahrscheinlich mit einem „klassischeren“ Innenstadt-Café besser bedient. Die Braunschweiger Tourist-Information hat uns als kinderfreundliches Café das Bruns empfohlen. Dort waren wir bisher nicht, werden aber sicher beim nächsten Besuch einen Test wagen.
Babyfreundliches Braunschweig
Jahrelang habe ich mit größer werdenden Kindern nicht drauf geachtet. Aber entweder hat sich in dieser Hinsicht viel getan, oder Braunschweig ist tatsächlich eine ausgesprochen babyfreundliche Stadt. Die Tourist-Information hat einen Service aufgebaut, den ich dankbar in Anspruch genommen habe: die Karte der Still- und Wickelräume. Auf der Webseite der Stadt befindet sich eine Übersicht, welche Läden und Einrichtungen in der Innenstadt speziell auf Säuglinge eingestellt sind und ihren Müttern und Vätern entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.
In der Praxis ist es dann doch ein bisschen herausfordernd, die statische Karte auf der Webseite mit dem dynamischen eigenen Standpunkt auf GoogleMaps in Einklang zu bringen und das entsprechende Etablissement als Ortsfremder tatsächlich zu finden. Aber gleich zweimal hat sich das für uns ausgezahlt. Zum Wickeln waren wir in der (überraschend gemütlichen!) Tourist-Information, und später zum Stillen noch mal schnell im Jako-o-Geschäft. In meinem Ausflug-mit-Baby-Artikel habe ich ja geschrieben, warum ich auch normalerweise kein Problem habe, in fremden Städten Orte zum Wickeln und Stillen zu finden. Aber es war schon sehr angenehm, es auf diese Weise quasi schriftlich zu haben, dass es völlig okay ist, mit einem Baby reinzukommen und um den entsprechenden Service zu bitten.
Mehr Tipps für Braunschweig mit Kindern
Inzwischen waren wir ein zweites Mal ausführlich in Braunschweig mit einem Teenager und einem – nicht mehr Baby, sondern Kleinkind. Von unserem Städtetrip im Sommer erzähle ich ausführlich in diesem Beitrag:
24 Stunden in Braunschweig: mit Kleinkind und Teenager
Mehr Städtetrips und Ausflugsziele in Niedersachsen für Familien
Wer nach weiteren Ausflugszielen mit dem Niedersachsenticket sucht, mag vielleicht diese Tipps:
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- Bad Zwischenahn: Unsere Programmtipps
- Bückeburg: Ausflug ins Schaumburger Land
- Goslar: Wo man 52 Kaisern begegnet
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Übrigens gilt das Niedersachsenticket auch in Bremen und Hamburg!
- Bremen: Mutter-Kind-Trip in 28 Stunden
- Bremerhaven: Die ideale Städtetrip mit Kindern
- Hamburg mit Kindern: Tipps für Speicherstadt und HafenCity
Transparenz-Hinweis: In Braunschweig mit Baby und großen Kindern waren wir auf eigene Kosten unterwegs, nur im Kindermuseum haben wir als Blogger mit Berichterstattungsabsicht auf Vermittlung der Tourist-Information freien Eintritt gehabt. Auswirkungen auf unsere Meinung hat so etwas nie, nur Auswirkungen auf die Qualität des Erfahrungsberichts, weil wir mit solcher Unterstützung bei der Recherche halt mehr Erfahrungen machen können.
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