Es ist unser erster Urlaub mit Baby und zwei großen Kindern, und seit langem unser erster Ferienhaus-Urlaub in Dänemark. Generell der erste richtige Urlaub seit längerer Zeit, der hauptsächlich der Erholung und Entspannung dienen soll (und nicht der Recherche für einen Reiseführer oder einer Kooperation fürs Reiseblog mit vollem, von Partnern vorgeschlagenen Programm). Dafür haben wir uns die kleine dänische Insel Møn ausgesucht. Ob und wie der Erholungsurlaub geklappt hat, erzähle ich heute in diesem Erfahrungsbericht (bevor ich in den kommenden Wochen oder Monaten natürlich doch wieder den einen oder anderen faktenbasierten Ratgeber-Artikel über Urlaub auf Møn in der Nebensaison raushauen werde).
Fürs erste aber fasse ich einfach nur zusammen, wie wir auf Møn als Reiseziel für den ersten Urlaub mit Baby gekommen sind, was wir unternommen haben, und wie es gewesen ist. Die Kurzversion lautet: schön. Aber von vorne…
Warum Dänemark?
Dänemark ist das Urlaubsziel meiner Kindheit. Davon habe ich auch hier im Blog schon ein paar Mal geschrieben. Dabei geblieben bin ich nicht, zwischendurch lockte es mich in so ziemlich alle anderen europäischen Länder.
Die Einladung zu einer Pressereise auf die Inseln Lolland, Falster und Seeland brachte mir Dänemark erst wieder so richtig ins Bewusstsein. Und die Pressereise selbst machte mir wirklich Lust darauf, noch mehr von den dänischen Ostseeinseln zu sehen. Nur eine kurze Fährüberfahrt liegt zwischen ihnen und der deutschen Grenze. Also entschieden wir uns, den ersten Urlaub nach der Geburt unserer Tochter auf Møn zu verbringen.
Ein Ferienhaus in Dänemark über AirBnB?
Wer ein Ferienhaus in Dänemark buchen will, stößt unweigerlich auf die großen Vermieter wie zum Beispiel DanCenter und Novasol (für die ich tatsächlich selbst schon mal Werbung gemacht habe). Vermutlich hätte ich mir normalerweise auch zuerst deren Online-Kataloge angesehen und „ganz normal“ darüber gebucht.
Dass wir uns von Anfang an auf eine Buchung über AirBnB versteift hatten, liegt daran, dass ich durch meine Blogbeiträge einiges an Affiliate-Guthaben angesammelt habe. (Inzwischen leider von AirBnB eingestellt: Für jeden Neukunden, der sich über meinen Link anmeldete und dann tatsächlich buchte, bekamen ich wie auch der Neukunde ein paar Euro gutgeschrieben.) Dieses Guthaben verfällt allerdings nach einem Jahr. Wenn ich also etwas davon haben wollte, musste ich noch vor Weihnachten einen gewissen Betrag „abwohnen“.
Dass AirBnB an sich streitbar ist und das Konzept mehrere Probleme mit sich bringt, ist mir bewusst. In dem Artikel „Erfahrungen mit AirBnB – Top oder Flop?“ setze ich mich damit explizit auseinander.
In Dänemark haben nun wie gesagt die großen Vermietungsagenturen eine lange Tradition, und der amerikanische Global Player, der AirBnB mittlerweile nun einmal ist, wird entsprechend kritisch gesehen. Inzwischen aber laufen etliche, wenn nicht die meisten AirBnB-Inserate in dänischen Feriengebieten über DanCenter oder Novasol als „Zwischenhändler“. Ich buche also über AirBnB, und am Vermieter-Ende der Angelegenheit nimmt nicht ein Privatmensch die Sache in die Hand, sondern ein Mitarbeiter der traditionellen Vermietungsagenturen.
So wäre das von meiner Seite aus auch völlig okay – wären da nicht die hanebüchenen Stornobedingungen, die mir bei sämtlichen dieser Angebote – reichlich spät – aufgefallen sind. Ich habe nicht nachgeschaut, ob das auch außerhalb von AirBnB die normale Vorgehensweise von Novasol ist, aber bei allen Häusern, die ich auf dem Schirm hatte, sollte man bei einer Stornierung bei weniger als 60 Tagen vor Reiseantritt 100 Prozent (!!) der Mietkosten zahlen. Das kann bei AirBnB jeder Vermieter selber festlegen – und normalerweise geht es da wesentlich mieterfreundlicher zu.
Gerade mit einem kleinen Baby kann so viel dazwischenkommen, dass mir moderate Stornobedingungen wichtig waren. Also habe ich ziemlich lange alle Inserate auf der kleinen Insel durchforstet, bis ich ein (uns genehmes) Haus gefunden habe, das tatsächlich von einer Privatperson vermietet wird.
Anfahrt: Mit der Fähre nach Dänemark
Die Fahrt verläuft für uns überraschend problemlos. Die kleine Franka schläft die meiste Zeit. Vier Stunden sind es für uns bis zum Abfahrtshafen. In der Mitte legen wir einen Stillstopp ein. In den Herbstferien haben wir in Richtung Norden nicht mit Stau zu kämpfen.
Über die Fehmarnsundbrücke geht es auf die drittgrößte deutsche Insel. In Puttgaden endet dort die Straße im Fährhafen. Ohne Vorbuchung fahren wir auf das Bezahlhäuschen zu. Der Frau darin nennen wir die Anzahl der Passagiere, und 108 Euro auf ec-Karte später stehen wir in der Einweisungsschlange (auch 12 Wochen alte Babys zahlen übrigens den vollen Preis).
Wer online vorbucht, spart zwar (ich hab mich gerade mal durchgeklickt und müsste für unsere Konstellation offenbar 79 Euro pro Strecke zahlen). Allerdings gibt es auf der Strecke oft Stau, und dann kann das schnell nach hinten losgehen…
Im Sommer kommt es hier am Wochenende oft zu langen Wartezeiten. Jetzt in den Herbstferien ist das kein Problem: Wir können gleich auf der nächsten Fähre mitfahren. Auf der Strecke Puttgaden-Rødby legt rund um die Uhr alle halbe Stunde ein Schiff ab.
Von Rødby auf der Insel Lolland fahren wir dann quer über die mit Tunneln und Brücken verbundenen Inseln Falster und Bogø eine Stunde lang bis nach Møn.
„Unser“ Ferienhaus auf Møn
So beziehen wir schließlich unser gar nicht mal so kleines Haus in Elmelunde, ziemlich genau in der Mitte Møns. Die Insel ist klein: Schon vom nächsten Hügel aus sieht man das Meer. Während die meisten Ferienhäuser in direkter Strandnähe liegen, bildet unsere Unterkunft eine eben AirBnB-typische Ausnahme. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Holzhäuschen ist es aus Ziegelsteinen errichtet, besitzt statt Holzofen eine Zentralheizung und liegt direkt neben der Elmelunder Kirche, einer der Hauptsehenswürdigkeiten Møns.
Wir mögen unser Zuhause auf Zeit. Allerdings gibt es ein paar kleine Abstriche bei der Sauberkeit (die Vorstellung von „sauber genug für Gäste“ variiert bei Privatmenschen eben mehr als bei wirklich professionellen Vermietern). Und bei den Betten. Dass dänische Betten prinzipiell nur 80 Zentimeter breit sind und ein Doppelbett folglich nur 1,60 Meter misst, weiß ich eigentlich. Leider habe ich das bei meiner Planung vergessen. Sonst hätten wir es wahrscheinlich doch mal mit dem Reisebett versucht, das wir nun gar nicht erst mitgenommen haben. Die kleine Franka schläft also, geschützt durch ein dickes Stillkissen, bequem zwischen uns, während Martin und ich mit in der Luft hängenden Ellenbogen versuchen, nachts nicht aus dem Bett zu kullern.
Dafür haben wir es von Elmelunde aus wirklich nicht weit bis zu jedem beliebigen Punkt der Insel. Zehn Minuten Fahrtzeit sind es bis zu den Kreideklippen, Møns wichtigster Sehenswürdigkeit. Genauso weit ist es bis Stege, der Inselhauptstadt mit Supermärkten und dem einzigen Bäcker. Nur zu den Ausflugszielen im Westen und Norden fahren wir eine volle halbe Stunde.
Møn als Reiseziel
Møn ist das geologische wie geografische Gegenüber der Insel Rügen. Entsprechend ist das Eiland wunderschön. In seinen Ausmaßen ist die Insel deutlich kleiner als ihre deutsche Schwester: Rund 30 Kilometer in der Breite, von Nord nach Süd sind es nur etwa 20. Sanft geschwungene Hügel prägen die Landschaft, teils bewaldet, teils landwirtschaftlich genutzt. An einigen Stellen (nicht überall!) gibt es schöne kleine Sandstrände. Im Osten strahlen die Kreideklippen in der Sonne.
Aus dänischer Sicht allerdings ist Møn sozusagen die hinterletzte Insel unten rechts in der Peripherie. Sicher gibt es abgelegenere Orte im dänischen Königreich, schließlich ist Møn über gleich drei Brücken mit den Nachbarinseln Bogø und Seeland verbunden. In rund eineinhalb Stunden ist man mit dem Auto in Kopenhagen.
Aber zum Pendeln ist das doch reichlich weit, und Møn selbst bietet wenig Arbeitsplätze. So ist die Landflucht – wie auf Rügen ja auch, nebenbei bemerkt – überall sichtbar. In den kleinen Dörfern im Inselinneren ist gefühlt jedes zweite Haus „til salg“ – zu verkaufen. In den Autos mit einheimischen Kennzeichen, die uns entgegenkommen, sitzen fast immer alte Leute. Es gibt eine erstaunliche Dichte von Kramläden, in denen Möbel und Dekorationsgegenstände aus Haushaltsauflösungen angeboten werden (für Flohmarktfreunde also ein dickes Plus im Urlaub).
Dass Møn praktisch „schon immer“ touristisch geprägt ist, erweist sich für Einwohner wie auch für besagte Urlauber als positiv. Zwar wohnen nur gut 9000 Menschen permanent auf der Insel (in den 60er Jahren waren es noch über 12.000). Trotzdem halten sich zahlreiche Restaurants und Geschäfte, die sich ein winziges Städtchen wie Stege mit gerade einmal 6000 Einwohnern ohne Tourismus nie leisten könnte.
Møn im Herbst
Der Vorteil eines Dänemarkurlaubs in der zweiten Oktoberhälfte: Man hat Strand und Natur praktisch für sich alleine. Abseits des Kreideklippengewusels begegnen wir auf unseren Spaziergängen nur sporadisch anderen Menschen (ausnahmslos Deutschen).
Der Nachteil an der Sache ist: Alles ist „lukket“, geschlossen. In Dänemark endet die Nebensaison mit den dänischen Herbstferien. Die liegen meist in der zweiten vollen Oktoberwoche. Dann sind alle Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele noch einmal geöffnet, meist sogar täglich. Danach ist Schicht im Schacht.
Gleich zu Beginn unseres Urlaubs nutzen wir deshalb den allerletzten Öffnungstag des Kalvehave Labyrinthparks (der ist großartig und bekommt deshalb demnächst einen eigenen Blogpost).
Das GeoCeter Møn, eine aufwändige Multimedia-Ausstellung zum Thema Geologie, hat dankenswerterweise tatsächlich das ganze Jahr über geöffnet (allerdings mit derbe eingeschränkten Öffnungszeiten und Programm bei weiterhin vollem Eintrittspreis).
In der Møner Eismanufaktur mit Schaubauernhof, im Sommer wohl ein nettes Ausflugsziel, stehen wir vor verschlossenen Türen. Die vier Museen der Insel – ein kleines Freilichtmuseum, zwei Kunstmuseen und das Heimatmuseum in Stege – sind ebenfalls zu.
Und auch sonst ist – wie schon letztes Jahr zur selben Zeit auf Bornholm – so ziemlich alles „lukket“. Manche Restaurants öffnen immerhin an den Wochenenden noch mal, teilweise sogar auch am Donnerstag. Wer nicht kochen möchte, muss gut planen.
Tipp für die Kaffeezeit: Beim einzigen Inselbäcker in Stege mit Kuchen eindecken und zu Hause essen. Ein geöffnetes Café mit hausgebackenem Kuchen haben wir nämlich die ganze Woche über auf der gesamten Insel nicht gefunden.
Und ein Tipp zum Besichtigen: Die Kirchen sind jeden Tag geöffnet, zumindest bis 16 Uhr. Und die Bonbon-Manufaktur in Stege hat ebenso wie die Schokoladerie zumindest eingeschränkt auch Ende Oktober noch geöffnet (allerdings gibt es dort weniger zu sehen, dafür aber mehr zu kaufen).
Ab nach draußen!
Die wunderschöne Natur heißt uns natürlich immer willkommen. Wir unternehmen daher viele kleine Wanderungen. Mit Franka im Tragetuch steigen wir die mehr als 500 Stufen zu den Kreidefelsen hinab und laufen unter den mächtigen, durch die potenzielle permanente Abbruchgefahr leicht gruseligen Klippen entlang.
Als wir durch den beschaulichen Fischerort auf der winzigen Insel Nyord schlendern, die mit einer Brücke mit Møn verbunden ist, liegt unser Baby zum Glück brav im Kinderwagen.
Ebenso halten wir es bei unserer Tour durch den Park von Schloss Liselund (das selbst natürlich geschlossen hat, aber das Außengelände ist frei zugänglich und durchaus einen langen Spaziergang wert). Wir wandern durch die urwaldähnliche Landschaft bei Ulvshale, im Ferienhausgebiet Råbylille Strand am Meer entlang und zu den geheimnisvollen Grabhügeln ganz im Westen der Insel.
Mehr dazu gibt es garantiert auch bald in einem separaten Blogpost.
Unser Fazit: Familienurlaub auf Møn in den Herbstferien
Wir hatten eine tolle Woche in Dänemark! Das Wetter war ähnlich durchwachsen wie in Deutschland zur selben Zeit. Zu tun gab es trotz der vielen geschlossenen Ausflugsziele noch genug, vor allem draußen. Møn besitzt eine ganz bezaubernde Landschaft, die sich zu erkunden lohnt.
Doch, Møn ist ein prima Ort für den ersten Urlaub mit Baby im Ferienhaus.
Mehr über Dänemark mit Kindern
Wer über andere Ziele in Dänemark weiterlesen möchte, kann in meinen älteren Artikeln stöbern.
- Lolland: Ausflugsziele für den Familienurlaub
- Bornholm: Urlaub mit Oma und Opa
- Bornholm: Städte und Sehenswürdigkeiten, die auch in einen Kurzurlaub passen
- „Dänische Südsee“: Familienurlaub auf Lolland, Falster und Seeland
- Die Ferienhäuser meiner Kindheit [Werbung]
- Rømø: Urlaub wie früher
- Legoland Billund: Ein Heidenspaß (und ziemlich nass)
Transparenzhinweis: Dieser Text entstand aus freien Stücken ohne Auftrag und Bezahlung und beruht einzig auf unseren eigenen Eindrücken. Unsere Unterkunft verdanken wir dem AirBnB-Affiliateprogramm und damit meinen Bloglesern – tausend Dank!! Als Bloggern mit Berichterstattungsabsicht hat uns VisitDenmark freien Eintritt ins GeoCenter Møn und in den Kalvehave Labyrinthpark vermittelt.
Die Bilder sehen richtige gemütlich aus;)
Anke
Ja, es war total toll. :)