Die Drachenschlucht: Wandern mit Kindern bei Eisenach

Auf der Suche nach einer kurzen Wanderung bei Eisenach, die auch Kindern Spaß macht? Die Drachenschlucht ganz in der Nähe der Wartburg ist ein herrliches Naturerlebnis! Egal ob bei einem kurzen Abstecher nach der Burgbesichtigung oder als Teil einer tagesfüllenden Wanderung durch den Thüringer Wald – gerade mit Kindern ist die Drachenschlucht ein großartiges Ausflugsziel!

Was ist die Drachenschlucht – und wieso Drachenschlucht?

Wir strecken unsere Arme aus und berühren an beiden Seiten den Fels. Er ist feucht. In den Ritzen kriecht Moos senkrecht den Stein hinauf. Unter unseren Füßen gurgelt der schmale Bach. Er verläuft hier wenige Zentimeter unter dem Wanderweg, der aus durchsichtigen Gitterrosten besteht. Hoch über uns zieht sich der graue Himmel. Und alles ist so grandios grün!

Geologisch gesehen handelt es sich bei der Drachenschlucht um eine Klamm. Ein Bächlein schlängelt sich durch hoch aufragende Felswände. Das Gelände gehört zum Thüringer Wald und steht unter Schutz. Der volle Titel lautet: „Naturschutzgebiet Wälder mit Schluchten zwischen Wartburg und Hohe Sonne“.

Den Namen Drachenschlucht verdankt der Ort der Romantik. Vorher hieß die enge Felsenlandschaft schlicht „Steingraben“ und war weitgehend unzugänglich. Erst als im 19. Jahrhundert wilde Wälder romantisiert wurden und die Oberschicht Zeit und Lust zum Wandern bekam, ließen die hohen Herrschaften der Wartburg erste Wege in der Klamm anlegen.

Der Fantasiename ist jedoch absolut verdient! Da der Heilige Georg als Eisenachs Stadtpatron gilt, passt er auch. Der Hanjörg, wie die lokale Inkarnation des Heiligen heißt, soll hier einst einen Lindwurm erlegt haben. (Dass das genau in der Drachenschlucht passiert ist, fiel den Leuten allerdings auch erst im 19. Jahrhundert wieder ein.)

Wanderweg durch die Drachenschlucht

Ein stattliches Portal markiert den Beginn der Schlucht am nördlichen Eingang. Von hier verläuft sie gut drei Kilometer immer parallel zur Bundesstraße. (Davon hören und sehen wir beim Wandern allerdings gar nichts.)

Der Pfad ist schmal und uneben. Die ersten Meter sehen noch so aus, als könne man eventuell den Kinderwagen mitnehmen. Vergesst es! Später klettert ihr immer mal wieder über Felsen. Die engste Stelle ist gerade einmal 68 Zentimeter breit. Der Weg ist herrlich abenteuerlich und gerade für Kinder eine großartige Sache. Aber kinderwagentauglich ist er nicht. Nehmt einfach die Trage mit. Gut möglich aber, dass der Nachwuchs ohnehin selber laufen will. Nichts motiviert dazu so gut wie ein solcher Abenteuerpfad…

Gefährlich im engeren Sinne wird es übrigens nicht. Steilhänge oder Absturzstellen gibt es keine. Also, klar könnte man theoretisch irgendwo auf die Felsen klettern und von dort doch runterfallen. Solange alle auf dem Weg bleiben, sind mir aber keine Gefahrenstellen aufgefallen. (Und auf den Wegen bleiben ist eh angesagt – Naturschutzgebiet!)

Nach rund drei Kilometern endet die Drachenschlucht. Am südlichen Zugang gibt es einen weiteren Wanderparkplatz am (leider maroden) Jagdschloss „Hohe Sonne“. Da der kein lohnenswertes Wanderziel an sich ist, spricht nichts dagegen, in der Schlucht jederzeit umzudrehen.

Die Drachenschlucht als Rundweg?

Die Drachenschlucht verläuft parallel zur B19. Laut meiner Karte wäre es durchaus möglich, vom unteren Wanderparkplatz „Hohe Sonne“ westlich der Schlucht zurück zu laufen. Die Strecke ginge dann ein kurzes Stück über den offiziellen Rennsteig und dann westlich des Bergleins „Hohe Sonne“ in 6,5 Kilometern zum oberen Schluchteingang.

Wir hatten das vor, haben es allerdings letztlich nicht ausprobiert. Die Drachenschlucht hat uns zu sehr bezaubert. Auf dem Rückweg sieht außerdem alles noch einmal ganz anders aus. Der Blickwinkel ist einfach ein ganz anderer. Es ist deshalb absolut keine Schande, denselben Weg zweimal zu laufen und keinen Rundweg daraus zu machen.

Parken an der Drachenschlucht

Die Drachenschlucht liegt ganz in der Nähe der Wartburg. Wer nichts gegen einen gut halbstündigen Aufstieg zur Burg hat (im Gegensatz zu den 20 Minuten, die auch vom offiziellen Großparkplatz nötig sind), braucht nicht einmal umparken. Meine Empfehlung für einen vollständigen Tagesausflug ist daher der Parkplatz „P3 Wanderparkplatz Drachenschlucht“ im Parkleitsystem der Wartburg. Er ist kostenlos. Von dort sind wir zur Drachenschlucht auf einem Fußweg in Sichtweite, aber mit sicherem Abstand zur Bundesstraße vielleicht einen Kilometer ortsauswärts Richtung Mariental gelaufen.

Wer nur zur Drachenschlucht will, kleine Kinder dabei hat oder schlicht nicht so weit laufen möchte, hat Alternativen. Ein paar hundert Meter die Straße runter befindet sich der ebenfalls kostenlose „Parkplatz Drachenschlucht“. Auch von dort geht es noch kurz parallel zur B19. Vorm Eingang der Schlucht lässt sich diese dann überqueren.

Manche parken auch einfach ganz direkt am Eingang der Drachenschlucht, von Eisenach kommend auf der rechten Seite. Das halte ich für nicht empfehlenswert. Dort ist zwar Platz für einige wenige Autos. Als wir hier vorbeigingen, gab es aber gerade Ärger, weil auf dem sehr inoffiziellen Areal jemand eingeparkt worden war. Es hatten sich auch kreuz und quer viel zu viele Autos hingequetscht. Dazwischen schoben sich die Wanderer hindurch. Viele Kinder haben beim Wandern Stöcke dabei. Keine gute Idee, für niemanden. (In der Tat würde es mich wundern, wenn die Stadt da nicht langsam ein Parkverbot erlassen hätte.)

Overtourism in der Drachenschlucht

Die geologische Sehenswürdigkeit zählt schon lange nicht mehr zu den Geheimtipps. Tatsächlich habe ich in diesem Zusammenhang auch schon die Vokabel „Overtourism“ fallen hören. Will heißen: Es ist oft ganz schön voll. Die herrlichen Fotos, die bei Instagram unter dem entsprechenden Hashtag zu sehen sind, lassen sich in der Saison wohl nur in den frühen Morgenstunden schießen. Im Sommer ist es zumindest samstags und sonntags von etwa zehn bis fünf so überlaufen, dass es keinen Spaß mehr macht. Wobei: Diese Information beruht auf „habe ich gehört“. Einige Einheimische haben mir Derartiges erzählt.

Uns haben diese Gerüchte dazu bewogen, unseren Besuch auf den späten Nachmittag ab 17 Uhr zu verlegen. Das hat sehr gut funktioniert. (Es war ein Samstag in den niedersächsischen Herbstferien, keine Schulferien in Thüringen.) Natürlich weiß ich nicht, wie voll oder leer es vorher war. Uns begegneten jedenfalls in dem engen Gang nur noch alle paar Minuten andere Menschen.

Rund um die Drachenschlucht

Die Drachenschlucht ist die bekannteste Kurzwanderung bei Eisenach. Wegen des Namens und weil das Gelände halt auch einfach toll ist, ist sie vor allem bei Familien beliebt. (Und natürlich ist das auch immer ein sich selbst verstärkender Prozess, wenn der Hype bei Instagram erst einmal Fahrt aufgenommen hat.) Es soll aber noch zahlreiche andere bildschöne Ecken geben. Nicht umsonst heißt das Naturschutzgebiet „Wälder mit Schluchten zwischen Wartburg und Hohe Sonne“. Die Schluchten sind in der Mehrzahl.

Wir selbst haben halt auch nur die typische touristische Stippvisite vorgenommen. Leider. Dabei hätte ich noch einige Stichworte auf dem Zettel. Gerne hätte ich beispielsweise in der Landgrafenschlucht vorbeigeschaut. Der Eingang dazu zweigt vom Fußweg zwischen Parkplatz Drachenschlucht und Drachenschlucht-Eingang ab. Er befindet sich auf der linken Seite der Bundesstraße (von Eisenach kommend). Die Landgrafenschlucht ist mit 2,5 Kilometern etwas kürzer und wohl nicht ganz so spektakulär, aber ähnlich.

Beide Schluchten plus Umland verbindet ein elf Kilometer langer Rundweg, den das Tourismus-Portal vom Thüringer Wald hier promotet. (Keine Werbung, einfach so gefunden und als Leser-Service und Lesezeichen für mich selbst verlinkt).

Mehr Tipps für Thüringen

Auf unserem Thüringen-Roadtrip und auf dem Weg zu oder von den Thüringer Großeltern haben wir schon einige Ausflugsziele im Freistaat besucht. Unsere Erfahrungen verbloggt haben wir über folgende:

• Wandern mit Kindern: Unsere Tipps für den Nationalpark Hainich
• Wartburg mit Kindern besichtigen: So lohnt sich Thüringens Top-Sehenswürdigkeit
• Jena mit Kindern: Unsere Erfahrung + Tipps für euren Ausflug
• Altenburg mit Kindern: Vom Schloss bis in die Kartenmacher-Werkstatt
• Plothener Teiche: Grünes Ausflugsziel in Thüringen
• Point Alpha: Auf der Grenze zwischen Hessen und Thüringen
• Barbarossahöhle im Kyffhäuser: Des Kaisers unterirdischer Palast
• Die Übersicht unserer mehr als 190 Erfahrungsberichte über Reise- und Ausflugsziele in Deutschland gibt es hier: Familienurlaub in Deutschland – unsere geballten Tipps.

Übrigens: Eine andere tolle Drachenwanderung für Kinder haben wir im Allgäu ausprobiert: Drachenweg Rosshaupten. Und auch im Vogtland waren wir in der Nähe der Drachenhöhle Syrau schon auf dem Drachenweg unterwegs!

Transparenz-Hinweis: In Thüringen waren wir auf eigene Kosten unterwegs. Dieser Blogbeitrag ist ein ganz klassischer Old-School-Hobby-Artikel.