Wer ins Baltikum reisen und dabei klimabewusst auf das Flugzeug verzichten (oder das eigene Wohnmobil mitnehmen) möchte, kann die lange Fahrstrecke prima mit der Fähre abkürzen. Eine der Routen, die sich dafür anbieten, bedient Stena Line zwischen Travemünde bei Lübeck und Liepaja in Lettland. Wir haben diese Fähre auf dem Rückweg unseres Roadtrips durchs Baltikum genutzt und berichten hier aus unseren persönlichen Erfahrungen.
Warum wir überhaupt von Liepaja nach Travemünde fahren
Ich denke, die meisten, die diesen Erfahrungsbericht lesen, werden „Travemünde Liepaja mit Stena Line Erfahrungen“ oder so etwas gegoogelt haben. Deshalb: Willkommen in meinem Reiseblog! Es geht gleich los. Damit ihr meine Meinung besser einschätzen könnt, stelle ich uns kurz vor.
Wir sind als dreiköpfige Familie mit fünfjährigem Kind von Liepaja nach Travemünde gefahren. Mit an Bord der Stena Flavia war unser PKW (Elektroauto, wobei das keinen Unterschied macht). Es war Ende September 2024, also außerhalb der Ferien. Wir haben die Strecke one way auf dem Rückweg gewählt. Zum Auftakt unseres Baltikum-Roadtrips sind wir die Route Travemünde – Helsinki mit Finnlines gefahren.
Als Reisebloggerin und Reiseführerautorin bin ich in den vergangenen zehn Jahren viel auf unterschiedlichen Fährstrecken in ganz Europa unterwegs gewesen. Die Route Liepaja – Travemünde mit Stena Lines sind wir aber zum ersten Mal gefahren.
Wenn euch die komplette Geschichte unserer Rundreise inklusive vieler Tipps für die Region interessiert, lest meinen detaillierten Reisebericht: Roadtrip durchs Baltikum mit Kind – Estland, Lettland, Litauen (und ein bisschen Finnland).
Eigentlich wollte ich unsere Erfahrungen von der Fähre auf der Rückreise in besagtem Reisebericht unterbringen. Beim Tippen ist mir dieser Part aber so ausführlich geraten, dass ich ihn hier in einen eigenen Artikel auslagere.
Warum wir uns für Liepaja – Travemünde entschieden haben
Die drei Baltischen Staaten liegen wie an einer Perlenkette aufgefädelt hintereinander. Es ist schon möglich, eine Rundreise als „Kreis“ zu gestalten. Da die Via Baltica die eine Hauptverbindung und als Autobahn hervorragend ausgebaut ist, bietet sich jedoch ein One-Way-Roadtrip eher an.
Die kürzeste Fährverbindung von Deutschland ins Baltikum geht nach Klaipeda in Litauen. Außerhalb der Saison steuern die Fähren diesen Hafen (wie auch Liepaja) nicht täglich an. Es gilt also, die Urlaubstage und Rundreisestationen so zu puzzeln, dass man am Ende des Urlaubs zur richtigen Zeit an einem Ort ist, von dem aus man mit dem Schiff wieder Richtung Heimat kommt. Das ist für uns der einzige Grund, von Liepaja aus zu fahren, statt Klaipeda als nähergelegenen Abfahrtshafen zu nehmen.
Die Strecke Liepaja – Travemünde bedient aktuell nur Stena Line.
Alternative Routen mit der Fähre ins Baltikum
Es ist immer wieder erstaunlich, wie schwer es einem alle Fähranbieter machen, Grundsätzliches über ihre angebotenen Routen herauszufinden. Ich würde hier gerne eine Auflistung liefern a la „XY fährt montags, mittwochs und freitags von Travemünde nach Liepaja ab“. So einfach scheint das aber nicht zu sein. Immerhin Folgendes habe ich eruiert:
- Finnlines fährt Travemünde – Helsinki; von dort kann es noch am selben Tag in vier Stunden nach Tallinn gehen. (Das haben wir selbst gemacht, wobei wir eine sehr schöne Zwischenübernachtung in Finnland eingebaut haben.)
- DFDS Seaways bedient die Strecke Kiel – Klaipeda. Wenn ich das auf der Anbieter-Website richtig sehe, verlässt hier sechs Tage die Woche ein Schiff den deutschen Hafen gegen Abend, um am nächsten Abend in Litauen anzulegen.
- TT Lines fährt drei Mal die Woche von Travemünde nach Klaipeda. Die Fähre legt mitten in der Nacht in Travemünde ab und erreicht Klaipeda am übernächsten Vormittag. Zusätzlich gibt es Verbindungen mit Umstieg im schwedischen Trelleborg. Das soll laut Website des Anbieters ganz einfach sein, dauert aber lange und hat uns deshalb bisher abgeschreckt.
- Von Rostock nach Klaipeda oder Liepaja fahren zumindest aktuell (im Winter) offenbar keine Fähren.
Anscheinend ändert sich das immer mal wieder, auch jahreszeitlich bedingt. Schaut euch eure Möglichkeiten also gut an und nagelt mich bitte nicht auf meine Behauptungen hier fest. Wenn wir nach Fährverbindungen suchen, konsultieren wir meistens zuerst das Portal Direct Ferries.* Dort sind die Tickets unserer Erfahrung nach oft sogar günstiger, als wenn man direkt über die Websites der Anbieter bucht. (Vergleicht das am besten gewissenhaft. Wenn es für euch keinen Unterschied macht, bin ich sehr glücklich, wenn ihr die Seite vor der Buchung über diesen Affiliate-Link hier aufruft. Dann bekomme ich ein paar Euro Provision und meine ganze werbefreie Bloggerei hier rentiert sich etwas.)
Travemünde – Liepaja oder Kiel – Klaipeda – was ist günstiger?
Wir haben diese Frage anhand der Fährzeiten für uns beantwortet. Natürlich kann es sinnvoll sein, auch nach den Preisen der Tickets zu gucken. Zu denen sage ich hier wenig, weil sie bei allen Anbietern dynamisch sind und je nach Buchungszeitpunkt, Abfahrtstermin und Konstellation der Passagiere, Kabinenwahl und Größe des Autos so individuell, dass man keine echte Aussage dazu machen kann.
Im Hinblick auf die Fahrstrecken mit dem Auto habe ich jedenfalls nachgeschaut: Ob man jetzt innerhalb Deutschlands die knapp 80 Kilometer mehr nach Kiel fährt statt nach Travemünde, oder von Klaipeda die rund 100 Kilometer von Klaipeda nach Liepaja, macht keinen großen Unterschied. Zeitlich nimmt es sich je nach Verkehrslage zehn Minuten. Im Baltikum kann es sich natürlich routenplanerisch auswirken.
Unsere persönlichen Erfahrungen auf der Fähre von Liepaja nach Travemünde
Es folgt die Beschreibung unserer authentischen Erlebnisse auf der Fähre von Liepaja nach Travemünde mit Stena Line, die mir für den gesamten Reisebericht einfach zu lang geworden ist. An unserem letzten Urlaubstag fahren wir von Litauen aus mit Zwischenstopp in Palanga über die lettische Grenze nach Liepaja. Dort machen wir uns noch einen schönen Nachmittag und frühen Abend, bevor wir gegen 19 Uhr zum Check-in fahren. Der Hafen befindet sich praktisch direkt in der Stadt. Das Navi führt uns zuverlässig. Der Fährhafen ist aber auch recht ordentlich ausgeschildert.
Check-in in Liepaja
Wie sich herausstellt, ist die Abwicklung des Check-ins bedauerlich umständlich organisiert. Wir folgen den Schildern im Hafen zu einem Gebäude, vor dem kreuz und quer Vehikel parken. Mit komplizierten Abwicklungen von Fährpassagen haben wir auf unserer 11-monatigen Europareise mit dem PKW vor allem in Italien Erfahrungen gesammelt. So schnallen wir schneller als andere, dass jemand von uns aussteigen und samt Unterlagen in das Gebäude muss. Ich schnappe mir die Pässe und die ausgedruckten Tickets, während Martin sich geistesgegenwärtig schon einmal in die Autoschlange einreiht. Die kommt aktuell wegen dem Parkchaos ohnehin nicht vorwärts.
(Ja, möglicherweise lässt sich das umgehen, wenn man nicht erst eine Viertelstunde vor Check-in-Schluss eincheckt. Dann steht man dafür nur länger hinten in der Schlage. Eher aufs Schiff kommt man nicht, denn das kommt selbst erst kurz vor knapp. – Wenn ich so darüber nachdenke, solltet ihr aber unbedingt möglichst früh am Check-in sein. Denn wenn alle erst so knapp kommen wie wir, verschiebt sich die ganze Abwicklung entsprechend nach hinten und das Schiff hat am Ende vielleicht Verspätung. Daumen hoch, wenn ihr da mehr soziales Gewissen habt als wir, die wir unseren Urlaubstag lieber in der Stadt ausnutzen, um Lettlands Wirtschaft anzukurbeln – muss ja auch irgendwer machen, ne…)
Ein, zwei Minuten brauche ich, um mich in dem uneinladenden Bürogebäude zu orientieren. Die Schalter mit der schlechten Ausschilderung und dem unübersichtlichen Wartebereich triggern Erinnerungen an unser Visumsdesaster in der amerikanischen Botschaft. Dann merke ich, dass das System ähnlich funktioniert. Ich muss eine Nummer ziehen, um aufgerufen zu werden.
Priority Boarding mit Kindern bei Stena
Am dafür zuständigen Touchscreen stelle ich erfreut fest, dass ich „pregnant women and children up to 5 years“ auswählen kann. Als Mutter einer 5-Jährigen tue ich das rechtmäßig und nehme anschließend Platz. Die Ziffern über den drei besetzten Schaltern bilden Zahlen im vorderen dreistelligen Bereich. Auf meinem Zettelchen steht 420. Gerade als ich geseufzt und mein Handy gezückt habe, um Martin diesen Fakt mitzuteilen, leuchtet am mir nächsten Schalter die Zahl 420 auf. Okay. Gut!
Keine fünf Minuten später habe ich unsere Boardingpässe, Kabinenkarten und den Beleg zum Zugang fürs Frühstück. (Das haben wir als einzige Mahlzeit vorgebucht.) Unser Joker, der uns das priority boarding verschafft hat, ist währenddessen auf dem Rücksitz eingeschlafen. Das ist auch gut so, denn es dauert noch eine ganze Weile, bis wir an Bord fahren dürfen. (Allerdings unterschieden sich hier gefühlte und tatsächliche Wahrheit. Das letzte Foto am Strand von Liepaja habe ich um 19:08 Uhr gemacht. Auf dem nächsten Foto um genau 20:08 Uhr stehen wir dann schon nach Erledigung der Formalitäten in der Boarding-Schlange. Und das erste Foto aus der Kabine ist von 20:17 Uhr. Kann man nicht meckern.)
Was Priority Boarding wirklich bringt
Weil wir einen Kinder-Spezialaufhänger für den Rückspiegel bekommen haben, winken uns die Einweiser direkt durch, sodass wir beim Ausfahren in der Pole Position starten. (Wie sich dann später zeigt, bringt das in der Praxis wenig. Aus logistischen Gründen werden erst die LKW im Unterdeck ausgeladen, sodass wir wie alle anderen Privatreisenden im Auto warten müssen. Und dann ist unserer zwar der erste PKW, der von Bord fährt. Aber da bekloppter politischer Aktionismus verstärkte Grenzkontrollen nach dem letzten Terrorattentat angeordnet hat – und die deutsche Grenzpolizei offenbar nichts auf den gut sichtbaren Kinder-Spezialanhänger gibt – landen wir dann gleich erst einmal in einer zeitraubenden Passkontrolle. Fast alle anderen Autos hinter uns können dagegen durchfahren, weil es anscheinend nur zwei Polizei-Teams für die gesamte Fähre gibt. Es lebe das freie Europa! Aber den Grundgedanken von Stena Line finde ich voll gut!)
Überfahrt Liepaja – Travemünde
Aber ich greife vor. Zurück aufs Schiff!
Die Überfahrt mit der Fähre verläuft unspektakulär in jeder Hinsicht. Zum Glück haben wir fast gar keinen Seegang. (Wir wissen, dass die Ostsee auch anders kann. Aus leidvoller Erfahrung teile ich auch unsere Learnings in dieser Hinsicht in meinem Reiseblog: Seekrank auf Fähren und Kreuzfahrtschiffen – Tipps für Kinder und Erwachsene.)
Wir fahren auf der Stena Flavia. Die letzte Renovierung ist offensichtlich schon länger her. Diese Erfahrung passt eher zu dem, was ich von vor zwölf Jahren bei Finnlines in Erinnerung habe.
Da ich an einer Hausstauballergie leide, trifft mich vor allem der Matratzenmuff in der Kabine. Auf den allermeisten modernen Fähren sind die Matratzen heute standardmäßig verpackt. Bei frisch bezogenen Betten spüre ich auch sonst normalerweise bis zu drei Nächte keine Auswirkungen. In der winzigen Kabine, wo drei alte, nur mit dünnen Laken bezogene Matratzen in Benutzung sind, bricht leider zum ersten Mal seit Jahren mein allergisches Asthma wieder voll durch. (Allerdings muss ich zugeben, dass ich mein Allergie-Reiselaken auf unserem Roadtrip durchs Baltikum vergessen habe. Das hätte ich eigentlich dabei haben sollen. So hat die Muffkabine mir wohl nur noch den Rest gegeben.)
Auf der Stena Flavia mit Kindern
Zu dieser Jahreszeit im September sind wir tatsächlich die einzige Familie mit Kindern auf der gesamten Fähre. Außerhalb der Schulferien ist das prinzipiell nicht verwunderlich. Aber auch kleine Kinder oder Babys sehen wir nirgendwo.
Franka ist darüber nicht böse. Sie freut sich, dass sie die kleine Spielecke ganz für sich alleine hat. Die besteht aus einem Maltisch, einem kleinen Tobebereich mit Matten und einem Mini-Klettergerüst. Leider läuft auch ein Zeichentrickfilm in Dauerschleife auf einem Bildschirm – immerhin ohne Ton.
Gemessen an dem gesamten Aufenthaltsdeck, das auf diesem Schiff generell nicht groß ist, finde ich das Ausmaß des Kinderbereichs schon fair. Ob hier mehr als sechs Kinder gleichzeitig spielen können (wenn vier davon brav am Maltisch sitzen), frage ich mich allerdings schon.
Was ich schön fand: Gleich bei der Begrüßung an Bord drückte uns eine Stewardess ein kleines Malbuch mit vier Mini-Buntstiften in die Hand.
(Den besten Kinderbereich auf einer Fähre haben wir übrigens auf der Route Livorno – Bastia auf Korsika mit Moby Lines erlebt. Dort ist das halbe Aufenthaltsdeck ein Indoor-Spielplatz.)
Essen auf der Stena Flavia
Ähnlich umständlich und ineffizient wie das Boarding ist auch das Essen im Restaurant organisiert. Was wir gebucht haben, nennt sich zwar Frühstücksbuffet. Erfreulicherweise ist es deutlich günstiger als bei Finnlines (13 Euro, meine ich). Allerdings ist nur ein Gang an die Essensausgabe vorgesehen. Die Schlange zieht sich quer durch den öffentlichen Sitzbereich auf dem Passagierdeck.
Erst als wir es im Schneckentempo um die Ecke ins Restaurant geschafft haben, erkennen wir, dass wir schon direkt am Buffet stehen. (Wir waren davon ausgegangen, dass wir wie auf Fähren sonst üblich zunächst einen Tisch zugewiesen kriegen würden. Und dann so oft ans Buffet gehen könnten, wie wir wollen.) Ohne einen Überblick, was es überhaupt so gibt, müssen wir uns schnell irgendwas auf unsere Tabletts schaufeln. Am Ende der Schlange wird bezahlt, bzw. bei der günstigeren Vorauszahlung der Voucher eingesammelt.
Frühstück mit Glutenunverträglichkeit
Ja, es ist vermutlich mein Charakterfehler, dass ich mit solchen Situationen nicht gut umgehen kann. Ich spüre den Unmut der Hungrigen hinter mir, die mir in die Hacken kriechen. Eigentlich würde ich gerne die Schildchen studieren, ob ich was Glutenfreies finde. Ja, mit solchen Sonderwünschen hätte ich mich vorher informieren sollen.
(Ich dachte halt, ich bringe einfach mein eigenes Brot mit und gut ist. Ist es normalerweise auch, aber bei vielen Dingen muss ich halt schon genau gucken. Und ja, es ist mein persönliches Problem, dass ich in solchen Momenten nicht die Zähne auseinander kriege und das Personal frage. Oder den Leuten in meinem Nacken sage, dass sie nach 20 Minuten Anstehen diese drei Minuten jetzt bitte auch noch warten können. Ganz ehrlich: Das notwendige Bestehen auf Extrawünschen bzw. die Zwickmühle, anderen Leuten etwas abverlangen müssen oder nichts Passendes zu essen zu haben, ist für mich das Schlimmste an der Unverträglichkeit.)
Jedenfalls bin ich total überfordert, nehme für mich und auch fürs Kind viel zu wenig und stehe letztlich dumm und hungrig da.
Mein lieber Mann hat es immerhin geschafft, sich sein Tablett anständig vollzuschaufeln. Und ja, er teilt dann mit seinem Kind und hätte auch mir was abgegeben, wenn auf seinem Teller was für mich dabei gewesen wäre. Trotzdem ist die Stimmung im Keller. Ich kaue mein mitgebrachtes Bröckelbrot mit Käse und sonst nichts und könnte heulen. Deshalb ist es vielleicht nicht ganz objektiv, wenn ich jetzt auch noch auf die mangelhafte Qualität des Essens schimpfe. Auf jeden Fall ist es kein Vergleich zum (mehr als doppelt so teuren) Buffet auf der Hinfahrt bei Finnlines, wo alle Allergene gewissenhaft ausgezeichnet waren und eine beinahe erschlagende Auswahl an Essen glutenfrei war.
Weitere Mahlzeiten auf der Stena Flavia
Zum Glück wollten wir uns offen lassen, ob wir auch im Restaurant zu Abend essen (weil ich eben weiß, dass das mit mir oft schwierig ist). Durch Vorbuchen lässt sich zwar gutes Geld sparen. Spielt der Seegang nicht mit (wie auf einer unserer insgesamt sechs Fährfahrten nach Schottland), ist das Geld allerdings auch verzockt.
Prinzipiell lassen sich auf der Strecke Liepaja – Travemünde nach demselben Vorgehen wie beim Frühstück auch Mittagessen und Abendessen im Bordrestaurant einnehmen. Wir verzichten. Der Blick auf die Teller, den ich im Sitzbereich des Restaurants kurz erhaschen kann, bestätigt mich in dieser Wahl.
Wie die offizielle Haltung von Stena Line zum Verzehr mitgebrachter Speisen im öffentlichen Aufenthaltsbereich ist, weiß ich nicht. Als wir uns am Selbstbedienungskiosk einen Tee holen und dazu dann unsere Backwaren aus der Bäckerei in Palanga verspeisen, sagt jedenfalls niemand etwas.
(Als glutenfreie Grundausrüstung habe ich mein Müsli mit, das ich in der Kabine esse. Nach zwei Wochen Baltikum bin ich auch ganz darauf eingestellt und voll okay damit, mich in dieser Hinsicht selbst zu versorgen. Die vorbildliche Auszeichnung von Allergenen bei Finnlines auf der Strecke Travemünde – Helsinki und auch bei Eckerö zwischen Helsinki und Tallinn hatte nur meine Erwartungshaltung bei skandinavischen Fähranbietern verdorben. Inzwischen habe ich aus mehreren Ecken gehört, dass Finnland europaweit das Paradebeispiel für Allergenauszeichnungen und Barrierefreiheit beim Essen ist. Allein deshalb rückt es auf der Liste unserer Wunschreiseziele nach oben. Das Baltikum als Ganzes hat da Nachholbedarf, ist in Supermärkten aber gar nicht sooo viel schlechter aufgestellt als in Deutschland.)
Sonstige Unterhaltung auf der Stena Flavia
Die Stena Flavia ist kein Kreuzfahrtschiff. Es gibt die Autodecks, die Kabinen – und dann bleibt nicht mehr viel. Auf dem Gemeinschaftsdeck nehmen Pullmann-Sitze, eine Abteilung mit Tischen und Stühlen im Selbstbedienungsbereich und besagtes Restaurant den Großteil des Platzes ein. Dann gibt es noch die erwähnte kleine Spielecke. Außerdem ist da noch eine etwa ebenso große abgeschlossene Ecke mit Spielautomaten. Und einen kleinen Laden gibt es, der versteckt hinter einem Durchgang liegt. Dort ist vor allem Hochprozentiges zu haben, aber auch Süßigkeiten und etwas Spielzeug zu erwartbar hohen Preisen.
Das Außendeck bevölkern hauptsächlich rauchende Trucker. Aber ja, es ist möglich, raus an Deck zu gehen.
Unser Fazit zur Überfahrt Liepaja – Travemünde mit Stena Line
Von Frühstück und Muff abgesehen, bringen wir die Überfahrt wieder angenehm hinter uns. Der Zwang zum Nichtstun ein weiteres Mal am Ende des Urlaubs entschleunigt ungemein. Diesmal sind es 22 Stunden, bis wir am anderen Ende der Ostsee ankommen.
Ich würde immer wieder hundert Mal lieber die Fähre nehmen, als die komplette Strecke im Auto zu fahren.
Wir sind schon oft auf anderen Routen mit Stena Line gefahren (zum Beispiel erst 2023 nach Schweden auf der Strecke Rostock – Trelleborg und zurück). Ich kann mich nicht erinnern, dass es irgendwo (so) schlecht gewesen ist. Wahrscheinlich liegt der mangelhafte Komfort einfach daran, dass die Stena Flavia alt und etwas renovierungsbedürftig ist. Ich bin froh, dass die Strecke Liepaja – Travemünde überhaupt bedient wird. Es ist schon okay.
Und „mangelhafter Komfort“ ist sehr relativ. Es ist nicht zu warm und nicht zu kalt. Wir haben ausreichend Platz. Das Badezimmer in unserer Kabine funktioniert, wie es soll. Und wir kommen (halbwegs) pünktlich zu Hause an. Passt schon.
Der Weg ins Baltikum über Finnlines ist bequemer (und deutlich teurer). Für eine Strecke würde ich deshalb immer diesen Weg nehmen. – Auch wegen der Route, denn der Abstecher nach Finnland ist für sich selbst schon toll und im Kontrast mit dem Baltikum sehr lehrreich. Auf dem Rückweg würde ich den Umweg über Helsinki jedoch kein zweites Mal machen wollen. Deshalb ist die Strecke Liepaja – Travemünde wesentlich attraktiver. Und mit angepassten Erwartungen ist die Fahrt auf der Stena Flavia nun auch keine Strafe.
Mehr Erfahrungsberichte aus dem Baltikum
Der komplette Rundumschlag über unsere Rundreise durch Finnland, Estland, Lettland und Litauen mit Kind im PKW steht hier: Roadtrip durchs Baltikum.
Ausführlich habe ich auch über den Gauja-Nationalpark in Lettland berichtet. Dieser Erfahrungsbericht ist mit vielen Tipps für Familien gespickt: Gauja-Nationalpark – wo Lettland am schönsten ist.
Und dann habe ich noch über eine total schöne Zwischenstation in Litauen geschrieben, die uns positiv überrascht hat: Sirvintos.
Außerdem habe ich noch einen Erfahrungsbericht aus Tallinn – und einen aus Riga, den ich allerdings dringend aktualisieren muss. Und im Laufe der nächsten Zeit sollen noch mehrere Detailberichte folgen.
Transparenz-Hinweis: Wir haben unser Ticket selbst bezahlt und haben uns nicht als Reiseblogger präsentiert. Ich habe diesmal auch nicht den Presserabatt in Anspruch genommen, den Stena Line mir mal vor etlichen Jahren auf einer anderen Strecke angeboten hat (mit dem das Ticket immer noch teurer war als über das Fährenvergleichsportal meines Vertrauens*). Auch mit Finnlines verbindet mich nichts. Ich bin einfach nur eine Kundin, die ihre eigenen Erfahrungen in ein Reiseblog tippt.
Die Links mit * sind Affiliate-Links: Kommt über sie ein Kauf zustande, bekomme ich eine Provision. Da ich ansonsten keine Werbung schalte und auch keine Links verkaufe (!), ist das neben der VG Wort derzeit meine einzige Einnahmequelle für das Blog.
Noch ein Wort zum Titelbild: Es zeigt das Mural „Kurs“ der lettischen Künstler Ēriks Caune und Dainis Rudens. Das Bild befindet sich an einer Wand in Liepaja (Adresse: Peldu iela 19). Die Info habe ich von der offiziellen Website der Stadt. Liepaja ist voll mit Streetart und allein schon eine Reise wert.
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