Wir lieben Escape-Rooms und auch die Outdoor-Rätseltouren, die neuerdings allerorten angeboten werden. Rätsel und Mysterien geben tolle Ausflugsziele her. Es gibt die Rate-Abenteuer aber auch in Buchform. Dann müssen wir uns zum Raten und Knobeln nicht einmal fortbewegen. – Ideal für einen langen Tag am Strand. Noch besser für den Urlaub zu Hause! Hier kommen unsere Empfehlungen für vier aktuelle Escape-Books für Jugendliche und Erwachsene.
Dieser Blogpost ist mal wieder echte Familiensache. Wir haben vier Rezensionsexemplare aus dem Ullmann-Verlag bekommen. Die zwei für Erwachsene stelle ich euch vor. Dann haben wir ein Buch aus der Escape-Quest-Reihe, die sich an Jugendliche ab zwölf Jahren richtet. Die rezensiert Janis (17). Und das kleine „Pocket Escape Book“, ebenfalls ab zwölf, übernimmt Silas (14).
Sherlock Holmes – Escape-Room-Universum
Der große Meister-Detektiv ist verschwunden. Zum Glück hat er verschlüsselte Hinweise hinterlassen. Sein Freund Dr. Watson macht sich auf die Suche.
Wie das Buch funktioniert
Das 256 Seiten dicke Taschenbuch kommt dem echten Escape-Room-Erlebnis so nahe wie nur möglich. Es ist in zehn Kapitel unterteilt. Jedes entspricht für sich genommen einem anspruchsvollen Escape-Room. Als Rätselnde folgen wir Dr. Watson so in verschiedene Szenarien. Im ersten Kapitel müssen wir uns Zutritt verschaffen in die Räume der Bakerstreet 221B und herausfinden, wo wir überhaupt nach dem berühmten Detektiv suchen sollen. Kapitel zwei führt uns dann in ein Zugabteil, in dem wir auf mysteriöse Weise eingeschlossen werden. So müssen wir uns wiederholt aufs Neue freirätseln, bis der gute Doktor seinen Freund endlich wieder hat.
Innerhalb der einzelnen Kapitel bewegen wir uns mit Watson wie in einem echten Escape-Room. Zunächst lesen wir die Seiten von vorne bis hinten, um uns im Raum zu orientieren. Dabei helfen uns die wunderschönen Illustrationen. Diese vermitteln den Stil der vorigen Jahrhundertwende ganz wunderbar. Notizen, Fotos, Akten, Briefe und andere Unterlagen bilden Collagen, in denen Hinweise auf Codes versteckt sind. Dabei zieht der Autor alle Register wie im physischen Vorbild: Von Morse-Code bis Buchstaben-Chiffre, von Bilderrätseln bis Logikspielchen ist alles dabei.
Wie die einzelnen Rätsel funktionieren, müssen Leser:innen selbst erschließen. Nicht immer liegen alle Materialien an einem Ort. Wie „in echt“ müssen sie oft erst zusammengesammelt und klug kombiniert werden. Hilfe gibt es in Form von knappen Hinweisen im Anhang. Die erste Stufe bleibt dabei subtil. Stufe drei liefert die Lösung selbst.
Meine Meinung zum Buch
Um es kurz zu machen: Ich bin ziemlich begeistert. „Sherlock Holmes – Escape-Room-Universum“ kommt dem physischen Escape-Room-Erlebnis näher als alles, was ich bisher sonst gelesen und gespielt habe.
Dem Vorwort des Autors zufolge haben ihn Fans für die Sherlock-Holmes-Version zu extraschwierigen Rätseln angestiftet. Tatsächlich sind die Knobeleien ziemlich herausfordernd. Das Buch benötigt volle Aufmerksamkeit. Deshalb bin ich auch immer noch nicht ansatzweise durch damit. Mal eben zehn Minuten zwischendurch bringen gar nichts. Konzentriertes Arbeiten mit Zettel und Stift ist angesagt. Wer Escape-Books auch als kurzweilige Flucht aus langweiliger Realität begreift, landet hiermit einen Volltreffer. Beschäftigung auf Stunden ist garantiert.
Mangels Zeit habe ich mir das Buch nur alleine angeschaut. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, die Rätsel zu zweit oder mit der ganzen Familie anzugehen. Für jüngere Kinder sind die Rätsel aber entschieden zu komplex. Das Noten-Rätsel im ersten Kapitel zum Beispiel benötigt Kombinationen auf drei verschiedenen Ebenen. Und dann viel Geduld, um mehrere Sätze über einen Code mit individuellem Auf- und Abzählen für jeden einzelnen Buchstaben zu entschlüsseln. Mir macht so etwas eine Menge Spaß, wenn ich die Zeit dazu habe. Für Leute, die schnell Erfolgserlebnisse brauchen, um am Ball zu bleiben, ist das entschieden nichts. Andererseits: Für schlanke 10 Euro bekommt man mit diesem Buch lange, lange Rätselspaß!
Überhaupt finde ich den Preis vollkommen unangemessen. Allein schon angesichts der wunderschönen Illustrationen würde ich das Doppelte erwarten. Und auch die Geschichte an sich ist spannend erzählt und voller schöner Ideen. Als Fan der originalen Sherlock-Holmes-Geschichten von Arthur Conan Doyle erkenne ich die Charaktere durchaus wieder. Klar, die Logik der Story bleibt ein bisschen lückenhaft. (Wie soll das technisch funktionieren, jemanden in einem Zugabteil einzuschließen, orchestriert von einem abwesenden Mastermind?) Aber alles ist wunderbar bildlich und glaubhaft beschrieben. Wer vor den Rätseln kapituliert, liest das Buch einfach als Ambiente-Roman.
Fazit in Kurzform
Mit diesem Buch werde ich noch meinen Spaß haben. „Sherlock Holmes. Das Escape-Room-Universum“ ist aber definitiv was für fortgeschrittene Escape-Room-Fans mit langem Atem. Dafür sind die Rätsel komplex und durchdacht. Die Story trägt. Das Design ist der Knaller. Nicht zu vergleichen mit anderen Büchern der Kategorie. Für alle ernsthaften Tüftler*innen absolut empfehlenswert!
Titel: Sherlock Holmes. Escape-Room-Universum
Autor: James Hamer-Morton
Seiten: 256
Preis: 9,99 Euro
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Crime Mysteries: Berlin 1922
Eine Frau bei der Kriminalpolizei? Unerhört. Rosalie Menzel begleitet Kommissar Gunther Hartmann als junge Assistentin bei elf ganz verschiedenen Fällen – und weiß die Lösung oft schon vor dem alten Hasen.
Wie das Buch funktioniert
„Berlin 1922“ ist eine Sammlung klassischer Mitrate-Krimis. Elf in sich geschlossene Kapitel bilden eine lose fortlaufende Geschichte. Bei jedem Fall gibt es drei „Haltepunkte“, an denen die Kombinationsgabe der Miträtselnden abgefragt wird. Warum weiß Rosalie, dass es sich nicht um Selbstmord handeln kann? Wieso zieht sie die Aussage der Verdächtigen in Zweifel, dass sie Geschwister seien? Warum hat sich der Mörder mit diesem Satz verraten?
Das Setting erinnert ganz stark an die erfolgreiche Fernsehserie „Babylon Berlin“. (Und ich habe den Verdacht, dass Autorin Michaela Küpper auch anderweitig Anspielungen macht, die ich nur mangels TV-Konsum nicht verstehe. Dass die Tochter der Wahrsagerin Ludmilla heißt, dürfte jedenfalls auch anderen Terry-Pratchett-Fans ins Auge springen.) Teilweise wird berlinert. Die Autorin hat sich Mühe mit historischen Details gegeben und trifft die Atmosphäre der Epoche gut. Auch die Wortwahl der Figuren passt in die Zeit.
Illustriert ist das Buch dabei mit vielen Schwarzweißfotos. Das ganze Design ist sehr hübsch auf die 1920er Jahre getrimmt. Bei näherer Betrachtung passen die Bilder zwar jeweils zur Handlung, sind aber bunt zusammengewürfelt. Offenbar sind etliche authentische Fotos aus der Zeit dabei. Andere sind Filmausschnitte oder moderne Kostümfotos. Die Protagonisten werden so von ganz unterschiedlichen Menschen dargestellt. Und die Mode geht weit über das Jahr 1922 hinaus.
Meine Meinung zum Buch
Ich habe das Buch von vorne bis hinten durchgelesen. Das allein stellt ihm schon mal ein gutes Zeugnis aus. Als vielbeschäftigte Mutter eines Kleinkinds kommt mir das Konzept sehr entgegen. Mal eben zwischendurch bis zur nächsten Raterunde lesen, das geht. Wer halbwegs aufmerksam liest, darf hier auch schnell Erfolgserlebnisse für sich verbuchen. Allzu schwer sind die Fragen nicht.
Gestört hat mich das Konzept der Bebilderung. Ganz offenbar wurden irgendwelche Fotos zusammengesucht, die halbwegs zur Geschichte passen. Vermutlich wurde teilweise auch der Text passend zum Bild umgeschrieben. Klar: Bei einem ausgiebigen Fotoshooting genau passend zur Geschichte wäre kein Buch rausgekommen, das für 10 Euro über die Ladentheke geht. Durchgehende Zeichnungen wären mir lieber gewesen und hätten professioneller gewirkt.
Auch als Lektorin kann ich der Kollegin kein gutes Zeugnis ausstellen. Da wurden so viele simple Tippfehler übersehen! Insgesamt wirkt das an sich so schöne Buch dadurch ein bisschen wie ein lustiges Hobbyprojekt oder eine gute Jahresarbeit an der Waldorfschule.
Die Geschichte um Rosalie und den Kommissar fand ich durchaus unterhaltsam. Einerseits bleibt die Story recht banal und klischeehaft. Andererseits findet doch etwas Charakterentwicklung statt. Jedenfalls hat es gereicht, um mich als Leserin bei der Stange zu halten. Die einzelnen Fälle sind solide Krimikost.
Fazit in Kurzform
„Berlin 1922“ ist unterhaltsam. Das Mitraten macht Spaß und ist nicht übermäßig schwer. Die Stadt Berlin spielt als Kulisse mit und hat bei mir noch einmal die Sehnsucht nach dem nächsten Hauptstadt-Trip verschärft. Designmäßig wirkt das Buch auf den ersten Blick wunderschön. Auf den zweiten Blick ist viel Luft nach oben. Für 9,99 Euro macht man beim Kauf nichts verkehrt, wenn man solide, hübsch zurechtgemachte Unterhaltung erwartet. Ideal als Urlaubslektüre geeignet.
Titel: Berlin 1922
Reihe: Crime Mysteries
Autorin: Michaela Küpper
Seiten: 224
Preis: 9,99 Euro
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Escape Quest: Der Meisterdieb von Paris
Der berühmte Dieb Arsène Lupin sucht einen Lehrling. Wer ihm die Juwelen der Familie Lechevalier bringt, den- oder diejenige wird der Meisterdieb in Ausbildung nehmen.
Wie das Buch funktioniert
In diesem Buch liest man selten viel an einem Stück. Es muss geblättert werden. Meist nicht mehr als eine Seite Text vermittelt die aktuelle Situation. Die auffälligen Illustrationen enthalten die Aufgaben.
Bereits das erste Rätsel fand ich sehr herausfordernd. Ich habe eine ganze Weile herumgeknobelt. Dann dachte ich, dass ich alles in die richtige Reihenfolge gebracht hätte. Aber ich habe kein Ergebnis gesehen, wusste also nicht, was ich machen sollte. Hinten gibt es Hinweise und Lösungen. Die Hinweise haben mir gezeigt, dass ich alles richtig gemacht habe. Aber ich musste mir erst die Lösung durchlesen, um zu kapieren, dass die Antwort eigentlich vor mir lag, wenn ich nur richtig hinsehe…
Das nächste „Rätsel“ bestand aus einer Karte, von der aus man an sehr viele verschiedene Orte gelangen kann. Ab hier konnte man sich frei aussuchen, wohin es als nächstes gehen soll. Ich habe alles ausprobiert, bin aber überall nicht weitergekommen. Die Rätsel an sich sind leider nicht selbsterklärend. Die Aufgaben selbst fand ich gar nicht so schwierig. Ich habe habe aber überall Hinweise gebraucht, was ich überhaupt machen soll.
Auf einem Lesezeichen sammelt man verschiedene Hinweise, die man ganz am Schluss für die Lösung braucht. Alles ist ein bisschen wie ein Point-and-click-Adventure.
Janis‘ Meinung zum Buch
Gut finde ich, wie die Geschichte erzählt ist. Es entwickelt sich eine schöne Atmosphäre.
Ich fand das Buch sehr schön. Gut geschrieben, auch die Rätsel. Für mich war es aber zu anspruchsvoll. Ich fürchte, ich bin definitiv nicht zum Meisterdieb geeignet.
Janis‘ Fazit
Dieses Buch empfehle ich für Leute, die viel Spaß am Rätseln haben. Da die Aufgaben sehr komplex sind, sollte man am besten schon Erfahrung in Escape-Rooms und besser auch mit dieser Art von Büchern mitbringen. Für einen ruhigen Urlaubstag zu Hause oder unterwegs ist es dann genau das Richtige. Zumindest wenn man keinen Internetzugang hat. :)
Titel: Der Meisterdieb von Paris
Reihe: Escape Quest
Autoren: David Cicurel, Frederic Dorne
Seiten: 97 (A4-Format)
Preis: 9,99 Euro
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Pocket Escape Book: Tutanchamuns Geheimnis
Man denkt, im Tal der Könige seien alle Schätze längst gefunden. Dann aber tauchen mysteriöse Hinweise auf das geheime Erbe von Tutanchamun auf…
Wie das Buch funktioniert
Die Geschichte beginnt so, dass man als erfolgloser Journalist in seiner langweiligen Wohnung sitzt. Das Ergebnis des letzten Escape-Books darf man nicht veröffentlichen, weil es der Geheimhaltung unterliegt. Auf den nächsten Seiten entspinnt sich dann die Story. Ein anonymer Brief taucht auf. Er enthält Hieroglyphen, die entschlüsselt werden müssen. Des Rätsels Lösung könnte überall zu finden sein – in diesem Fall zum Beispiel auf dem Buchcover…
Beim Lesen erhält man ein Rätsel nach dem anderen. Die Rätsel befinden sich in der Geschichte. Es erschließt sich aber sehr gut, wann man rätseln muss und wann man nur lesen soll. Wenn man glaubt, die Lösung zu haben, blättert man auf die nächste Seite. Dort werden Rätsel und Lösung halbwegs erklärt. Falls man nicht auf die Lösung kommt, helfen Tipps auf zwei verschiedenen Stufen weiter. Das Buch hat ein System, dass wenn man mehr als drei Tipps benötigt oder mehr als drei Mal ein falsches Ergebnis hat, man eigentlich verloren hat. Es hindert einen aber natürlich keiner daran, weiterzulesen. (Ich habe es auch nur so geschafft.)
Silas‘ Meinung zum Buch
Das Cover verspricht eine Stunde Rätselspaß. Als Normalsterblicher dauert es aber länger. Oder man ist halt noch schneller raus, weil man sich nicht genug Zeit zum Nachdenken nimmt. Ich finde es etwas irritierend, dass man als Leser:in im Buch mit „Sie“ angesprochen wird. Ansonsten liest es sich ganz gut, auch wenn ich vereinzelt über holprige Formulierungen gestolpert bin.
Manche Rätsel sind ein bisschen einfach. Andere sind aber kniffelig. Eine gute Balance, in der man auch als Anfänger nicht verzweifelt.
Silas‘ Fazit
Wenn man an kurzweiligem Rätselspaß interessiert ist, kann man sich das Buch durchaus kaufen. Mir persönlich hat es halbwegs Spaß gemacht. Ich habe noch nicht viel Erfahrung mit Escape-Books, aber ich glaube, es ist noch Luft nach oben. Mit einem echten Escape-Room ist das natürlich nicht zu vergleichen. Auch die Escape-Games, die wir manchmal zu Hause spielen, sind etwas ganz anderes. Mit dem Buch kann man sich beim Rätseln aber auch entspannt zurücklehnen, das finde ich gut. So eignet es sich auch für unterwegs im Zug oder im Auto. Quasi Escape-Game to go. Unterm Strich also solide Unterhaltung.
Titel: Tutanchamuns Geheimnis
Reihe: Pocket Escape Book
Autor: Vincent Raffaitin
Seiten: 128
Preis: 5,99 Euro
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Mehr Rätselspaß für Familien
Vor einiger Zeit haben wir schon mal Escape-Games rezensiert:
Escape Games: Spiele für unterwegs und die Ferien zu Hause
Außerdem haben wir über unsere Erfahrungen im Escape-Room, auf einer Outdoor-Escape-Tour und mit einem Online-Escape-Game berichtet:
Escape-Room für draußen: Zur „Drachenprüfung“ in Bückeburg
Mysteria Escape Obernkirchen: Abenteuer Escape-Room
Point & click: Escape-Room für zu Hause
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