In Fulda sind wir eigentlich überhaupt nicht als Blogger, sondern völlig „inkognito“ unterwegs. Dass wir ganz am Ende unseres Bayern-Roadtrips in der hessischen Stadt landen, hat rein praktische Gründe. Fulda liegt sehr zentral in der Mitte Deutschlands und für uns genau auf dem Heimweg. Außerdem kennen wir die Gegend kaum – und das ist für uns Entdeckerseelen immer ein valider Grund für eine Reise, oder wenigstens einen Übernachtungsstopp. Umso überraschter sind wir, als wir eine richtig hübsche und durchaus empfehlenswerte Stadt finden. Besonders gefallen haben mir die vielen netten Cafés – und unseren Jungs die Kinderakademie mit dem begehbaren Herz.
Eigentlich habe ich also gar nicht vor, über Fulda mit Kindern zu bloggen, als wir an diesem Tag aus dem Auto steigen. Wir kommen aus München und sind auf dem Heimweg ins Schaumburger Land. Knapp sieben Stunden Fahrzeit könnte man durchaus in einem Rutsch bewältigen – aber wir legen da nach Möglichkeit lieber noch einen Zwischenstopp ein. Ziemlich genau auf der Hälfte bietet sich Fulda an.
Es braucht nicht viel, um mich glücklich zu machen
Ich habe schon ein wenig recherchiert. In München hat mich die Gastronomie so enttäuscht, weil wir zur Kaffeezeit kein einziges nettes Café mit freien Plätzen gefunden haben (nach ausführlichem Gejammer haben mich da zwischenzeitlich viele Tipps fürs nächste Mal erreicht, danke dafür! ;) ). Jedenfalls will ich es in Fulda nicht drauf ankommen lassen und googele gleich als erstes drauf los. Wie sich herausstellt, herrscht in der hessischen Barockstadt wahrlich kein Mangel an schönen Cafés.
Familienzimmer bei Fulda in der „Alten Schule“
Im Gegenteil finde ich so viele, in denen ich schrecklich gerne einen Cappuccino trinken möchte, dass wir sogar unsere Unterkunft entsprechend ändern. Statt der eigentlich angedachten Zwischenübernachtung in der Jugendherberge (unsere Standard-Unterkunft bei Städtetrips mit Kindern) buchen wir ein Familienzimmer in der „Alten Schule“.
[Update: Dieses Gästehaus gibt es offenbar mittlerweile nicht mehr.]
Frühstücken in Fulda mit Kindern im Café Glück
Für den Preis ist das Frühstück nicht inklusive (wie es in der Jugendherberge der Fall gewesen wäre), aber das passt mir umso besser in den Kram: Wir reservieren im Café Glück in Fuldas Innenstadt.
Das Etablissement mit dem geflügelten Schweinchen wirbt mit Nachhaltigkeit und Konsumentengewissen. Vieles auf der Speisekarte ist bio und fair. In der Speisekarte beschreibt Inhaberin Anna Hain bei vielen Produkten, wieso sie sich gerade dafür entschieden hat. So unterstützt jeder, der einen Kakao bestellt, beispielsweise indirekt ein Schimpansen-Schutzprojekt.
Trotzdem gibt es für die Jungs auch ihre geliebte Schokocreme zum süßen Frühstück „Glückskäfer“. Ich entscheide mich für die vegane Variante – nicht aus Überzeugung, sondern weil die selbstgemachten Brotaufstriche so lecker klingen. Und genau das sind sie dann auch.
Das dazugehörige Ambiente im Café Glück schwankt zwischen skandinavischer „hygge“ und Landhaus-Stil mit ziemlich viel rosa.
Adresse: Café Glück, Friedrichstr. 20 in Fulda. Öffnungszeiten und weitere Infos inklusive der kompletten Speisekarte zum Download gibt es auf der Webseite.
Stadtbummel durch Fulda mit Kindern
Es ist Anfang November, und diese Jahreszeit steht keiner Stadt gut zu Gesicht. Fulda macht aber trotzdem einen guten Eindruck auf uns, als wir anschließend durch die Innenstadt bummeln.
Heute gilt Fulda als Barockstadt, weil das Stadtschloss und viele Wohnhäuser aus dieser Zeit stammen und der Dom in diesem Stil neugebaut wurde.
Fuldaer Dom und Michaelskirche
Die Stadt selbst ist jedoch wesentlich älter, und auch der Dom war es, bevor er dem Modernisierungswillen der frühen Neuzeit zum Opfer fiel. In unmittelbarer Nachbarschaft zum barocken Prunk steht aber bis heute noch die alte Michaelskirche, die unserem Empfinden nach sehr viel sehenswerter ist als ihre große Schwester.
Sie wurde von 820 bis 822 errichtet und zählt damit zu den ältesten Kirchen Deutschlands. Ungewöhnlich wirkt ihr Aufbau auf uns, was daran liegt, dass die Kirche als Rotunde konzipiert ist. Der kreisförmige Säulengang um den Altarraum lässt uns sofort an neolithische Heiligtümer a la Stonehenge und Pömmelte denken. Spätere Recherche ergibt jedoch, dass man hier wohl die Grabeskirche aus Jerusalem nachbauen wollte, und ja, okay, runde Kirchen kennen wir auch aus Griechenland und dem ganzen Einflussbereich des alten Byzanz.
Leider ist im Inneren der Michaelskirche das Fotografieren verboten. Dafür ist der Eintritt frei. Besonders spannend ist auch der Abstieg in die Krypta, die dem frühmittelalterlichen Kloster Fulda als Grablege diente.
Der prächtige Barock-Dom ist außerhalb der Gottesdienstzeiten ebenfalls frei zugänglich.
Ausflugsziel Kinderakademie Fulda
Nach so viel Geschichte und Kultur sind die Jungs wieder dran mit einem kindertauglichen Programmpunkt. Auch den hab ich schon vor unserer Ankunft in Fulda rausgesucht, denn wer in der Kinderakademie nicht nur spielen und Dinge ausprobieren, sondern auch ein menschliches Herz von innen besichtigen möchte, der reserviert sich lieber im Voraus seine Plätze bei der Führung.
Pünktlich stehen wir in der kleinen Institution etwas außerhalb des Zentrums von Fulda auf der Matte.
Für Besucher von außerhalb ist die Kinderakademie in erster Linie ein Regenwetter-taugliches Ausflugsziel, das einem Indoor-Spielplatz nicht ganz unähnlich ist.
Janis stürzt sich sofort auf die überdimensionale Duplo-Kiste. Die ist eigentlich eher für Kleinkinder gedacht, aber der 13-Jährige baut mit großem Ernst eine üppige Dschungellandschaft auf. Vater und Bruder konstruieren währenddessen hohe Türme aus Holzbausteinen, die die Schwerkraft herausfordern. Geschicklichkeitsspiele und Knobelaufgaben fördern die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften.
Fuldaer Kinder kennen die Akademie vor allem auch als einen Ort der Ferien-Aktionen, denn hier finden regelmäßig Workshops und Kunst-Kurse statt.
Infos zu Öffnungszeiten finden sich am aktuellsten und bequemsten auf der Webseite.
Das begehbare Herz
Wir sind vor allem hergekommen, weil wir das Herz besichtigen wollen. Das ist 36 Quadratmeter groß, fünf Meter hoch und befindet sich in einem abgetrennten Saal im Obergeschoss. Ein Ärzte-Paar hat es vor über 20 Jahren in liebevoller Kleinarbeit gebaut, nachdem es sich von ähnlichen Angeboten in den USA hat inspirieren lassen.
Eine knappe Stunde dauert die Führung. Wir Erwachsene dürfen dazu auf Stühlen vor dem Gebilde Platz nehmen. Die Kinder machen es sich auf den runden Kissen bequem, die roten Blutkörperchen nachempfunden sind. Es folgt eine kindgerechte Einführung in den menschlichen Blutkreislauf. Unsere Jungs wissen schon recht gut Bescheid, wie das alles funktioniert. Der Vortrag richtet sich vor allem an Kinder im Vorschul- und Grundschulalter. Trotzdem beteiligt sich zumindest Silas an den Frage-Antwort-Spielen (auch wenn er später behauptet, nichts Neues gelernt zu haben).
Absolut spannend wird es dann aber, als wir das Herz zum ersten Mal betreten dürfen. Die Schuhe müssen aus, und niemand darf es sich länger an einer Stelle bequem machen. Sofern sie sich in den engen Raum trauen, dürfen auch die Erwachsenen mit rein. So übernehmen wir denn also die Rollen der Blutkörperchen, auf denen wir bis eben gesessen haben. Alle Herzkammern sind originalgetreu nachgebildet. Am Ende müssen wir an einer Stange zwei Meter nach unten rutschen, was in einem Fall für Konflikt und dadurch für Stau sorgt (ernsthaft, angesichts des Erziehungsstils etlicher junger Eltern graut mir vor der heranwachsenden Generation, aber das nur am Rande).
Insgesamt zwei Mal dürfen wir das begehbare Herz von vorne bis hinten durchklettern. Beim zweiten Mal haben wir noch mehr Infos bekommen und wissen, worauf wir achten müssen. Silas behauptet zwar nach wie vor, nichts wirklich Neues gelernt zu haben, aber für mich erschließen sich durch den dreidimensionalen Einblick durchaus ein paar Zusammenhänge, die mir auf dem Papier bisher unklar geblieben waren.
„Und es war schon ganz cool“, gibt der 11-Jährige zu, nachdem sein großer Bruder seine Begeisterung ausgedrückt hat.
Führungen durch das begehbare Herz gibt es für Familien und Einzelbesucher am Wochenende je nach Jahreszeit zwei bis vier Mal, in den hessischen Schulferien auch unter der Woche. Eine telefonische Anmeldung ist erforderlich. Nähere Infos gibt es auf der Webseite der Kinderakademie.
Kaffetrinken in der Konditorei Lembach
In der Kinderakademie gibt es zwar ebenfalls ein Museumscafé, und der Kuchen sieht sehr gut aus. Aber das Ambiente mit Sperrholz und Kinderlärm ist nicht das, was ich mir für einen richtig schönen Kaffeeklatsch wünsche.
Außerdem hab ich da längst was rausgesucht, und diese Wahl stellt sich als genau richtig für einen krönenden Abschluss heraus: Lembachs Konditorei, Marzipan & Trüffel – allein schon der Name weckt Versprechungen, die der kleine Laden dann durchaus hält.
Das helle, leicht rustikale und doch an den richtigen Stellen verschnörkelte Ambiente gefällt mir ausgesprochen gut. Auf den Tischen stehen echte Blumen, der Cappuccino ist hervorragend und der Kuchen ein Traum. Auch hier ist vieles bio und fair. Highlight für die Jungs ist der Café-Hund, der etwas abseits des Geschehens ruhig unter einem Tisch wartet, bis jemand Muße findet, sich mit dem freundlichen Kerl zu beschäftigen.
Lembachs Konditorei, Karlstr. 37 in Fulda. Achtung: montags und dienstags geschlossen. Weitere Infos zu Öffnungszeiten, mehr Bilder und die Frühstückskarte gibt es auf der Webseite.
Transparenz-Hinweis: Wie gesagt, eigentlich wollte ich über Fulda gar nicht bloggen. Wir sind also quasi in geheimer Mission und zu 100 Prozent auf eigene Kosten unterwegs gewesen.
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