So viel Glück. Zehn Jahre ist der Aufbruch in unser Sabbatical her, unsere 11-monatige Europareise als vierköpfige Familie. Vor fünf Jahren habe ich ein drittes Kind auf die Welt gebracht. Und vor genau zwei Jahren habe ich meine immerwährende Selbstständigkeit an den Nagel gehängt und bin kurz vor meinem 40. Geburtstag erstmalig in eine angestellte Berufstätigkeit gestartet. Zeit, mal wieder eine gründliche emotionale Bilanz zu ziehen. Und mich zu fragen: Wie glücklich bin ich eigentlich?
Genau zehn Jahre ist es her, dass wir als Familie zu unserer elfmonatigen Europareise aufgebrochen sind. Zum Glück! Es war die beste Zeit in unserem Leben. Mehr aus Zufall, weil eine Bloggerfreundin mir ein damals so populäres Blogstöckchen zuwarf, habe ich im Anschluss 33 Fragen zum Glück beantwortet. Das geriet zur emotionalen Bestandsaufnahme mit echtem Tiefgang. Durch die unergründlichen Regeln des Google-Gottes rankte ich damit sogar für den Suchbegriff „Glück“. Erstaunlich viele Menschen lasen, was ich da sehr Persönliches ins Internet getippt hatte. Ist okay.
Da es offenbar ein Bedürfnis gibt, authentische, schonungslos ehrliche Bilanzen anderer Leute zu lesen, mache ich auch die Wiederholungstat öffentlich. Denn so schwer ist das eigentlich gar nicht, glücklich zu sein – finde ich. Und ein volles Jahrzehnt später wird es mal wieder Zeit für eine Bestandsaufnahme, fühle ich.
Blogstöckchen?!
Sogenannte Blogstöckchen warfen wir uns damals zu als eine Art freundlichen Kettenbrief. Blogger und Bloggerinnen stellten sich gegenseitig Fragen, nominierten andere Blogs oder ließen offen, wer sie beantworten wollte. Dann verlinkte man sich gegenseitig, bildete so ein Netzwerk und fand neue interessante Blogs. Von denen gab es damals so viele, kleine, private. Heute bilden die leider die Ausnahme und genetzwerkt wird hauptsächlich über Social Media (wenn überhaupt). Wenn jemand von euch dieses Blogstöckchen aufgreifen möchte: gerne!
Das Blogstöckchen von damals beruht auf dem Buch „Finde dein Glück. Was im Leben wirklich zählt“ von Florian Langenscheidt.* Die Erstversion meiner Antworten findet ihr hier: 33 Fragen zum Glück.
Insgesamt gehen die Seitenaufrufe von Blogs zurück. Google priorisiert inzwischen andere Formate. Ich erwarte deshalb deutlich weniger Publikum und mache mir nicht die Mühe einer anständigen Vorstellung. Wenn ihr neu hier seid und wissen wollt, wer auf family4travel grundsätzlich schreibt, schaut euch meine „über mich“-Seite an. (Und dann guckt gerne mal, ob ich euch mit dem einen oder anderen meiner Reiseberichte weiterhelfen kann. Eigentlich bin ich nämlich Reisebloggerin – zumindest mal gewesen. In den Bildunterschriften verlinke ich einige meiner Erfahrungsberichte.)
Und aus Erfahrung empfehle ich euch: Nehmt euch ruhig mal die Zeit und zieht für euch selbst Bilanz über euer Glück. Das ist schon ganz heilsam.
#1 In welchen Momenten finde ich inneren Frieden?
Die wirklich friedlichen Momente sind rarer geworden, seit ich wieder ein kleines Kind habe. Entsprechend sind es die Augenblicke, die ich ganz für mich alleine habe. Wenn ich alle drei Kinder (von denen eines ja inzwischen ganz, eines fast erwachsen ist) gut untergebracht und in Sicherheit weiß. Und wenn ich Zeit und Muße habe, mal etwas wirklich in RUHE zu tun. Dann ruhe ich auch in mir selbst. Dann spüre ich auch beim Ausräumen der Spülmaschine, beim Kochen oder beim Himbeeren pflücken inneren Frieden.
Ernsthaft glücklich bin ich dann, wenn ich dazu noch schreiben kann. Am Blog, meinem Roman oder mein Tagebuch. Passiert dieser Tage ungefähr einmal die Woche.
(Und klar bin ich vor allem glücklich im Kreise meiner Familie. Auf Reisen. Wenn ein Stück Schokoladentorte vor mir steht. Aber die Frage zielte ja auf inneren Frieden, nicht auf Glück.)
#2 Wenn jeder Tag ab morgen eine Stunde weniger hätte, worauf könnte ich verzichten?
Ich könnte Instagram streichen. Andererseits bringt es mir auch schon etwas. In den vergangenen Monaten und Jahren ist einfach dadurch, dass ich meine ganz persönlichen Storys poste, eine echt nette Community entstanden. Ich kriege wertvolles Feedback, ob nun zu Möglichkeiten von Fahrrad-Hilfen für Kinder (Stichwort FollowMe) oder zum nächsten öffentlichen Bücherschrank in der Umgebung. Ich kann mich in dem Gefühl sonnen, Freunde und Bekannte zu haben, ohne „echte“ Zeit investieren zu müssen. – Dass ich nicht sehr sozial oder gesellig bin, ist ein Charakterfehler von mir, den ich über die Jahre zu akzeptieren gelernt habe.
Also, wenn ich müsste, könnte ich auf Soziale Medien verzichten, aber die erfüllen schon eine Funktion für mich. Und ich glaube, es käme dadurch auch keine ganze Stunde täglich zusammen.
Wahrscheinlich würde ich einfach auf eine Stunde Schlaf verzichten – und es würde sich rächen. Insofern bin ich froh, dass ich zum Glück nicht wirklich irgendwo eine Stunde abknapsen muss.
#3 Was schätzen meine Freunde an mir?
Spätestens seit Corona habe ich praktisch keine Freunde mehr. Leider. Aber ich bin auch selbst schuld, denn ich kümmere mich nicht gut um Freundschaften. Und ich vermisse sie selten. Aber manchmal eben doch. Dann ärgere ich mich über mich, dass ich nicht doch mal wenigstens Geburtstagskarten geschrieben habe. Im Kontakthalten bin ich eine echte Niete.
Dafür bin ich, glaube ich, eine gute Freundin für den Moment. Wenn ich mal meine gesellige halbe Stunde habe und Zeit mit Menschen verbringe, bin ich auch zu 100 Prozent da. Dann ist mein Interesse echt und tue ich alles, um zu helfen, um Lösungen zu finden, Rat zu geben.
#4 Für welche Eigenschaften bekäme ich im Vergleich mit anderen eine „Eins mit Sternchen“?
Ich weiß inzwischen, dass eine meiner herausragenden Stärken Anpassungsfähigkeit ist. Ich komme gut mit Änderungen zurecht. Ob es um Corona-Maßnahmen, gendergerechte Sprache oder die neue Telefonanlage bei der Arbeit geht: Solange mir einleuchtet, warum ich etwas anders machen soll, setze ich das um und gut ist. Ich habe kein Problem damit. Dass es vielen Menschen ernsthaft anders geht und beinahe körperliches Unwohlsein bereitet, sich an Neues zu gewöhnen, war für mich eine echte Erkenntnis in den letzten Jahren.
Ich weiß jetzt auch, dass das einfach eine Eigenschaft ist, die manche Leute haben und manche nicht. So wie es einigen leichter fällt als anderen, eine neue Sprache zu erlernen. Es ist keine Leistung, für die ich mich anstrengen müsste. In einer Welt, die sich notgedrungen immer schneller verändert, ist dieser Charakterzug jedenfalls ein großes Glück.
#5 Wie lautet das überzeugendste Argument, mich zu mögen?
Ich bin ganz nett. :) Erst wollte ich schreiben, dass ich immer ehrlich bin, aber das ist vielleicht eher ein Gegenargument… Dafür bin ich keine Lästertante und meistens ganz friedlich und umgänglich.
#6 Welche Hoffnung werde ich niemals aufgeben?
Dass aus meinen Kindern glückliche Menschen werden.
#7 Was müsste ich viel mehr hegen und pflegen?
Seitdem ich festangestellt arbeite und mich regelmäßig unter Menschen bewegen muss UND das Alter immer sichtbarer an mir knabbert, habe ich so den leisen Verdacht, dass ich mich eigentlich mehr um mein Aussehen und mein Erscheinungsbild kümmern sollte. Habe ich aber uneigentlich keine Lust zu. Ich möchte meine grauen Haare nicht färben. Ich habe keine Lust, ständig Geld für neue Klamotten auszugeben und Zeit zum Shoppen zu investieren. Zwingt mich ja zum Glück auch niemand zu.
Andererseits verstehe ich das Argument, dass es auch was mit Respekt zu tun hat, meinen Mitmenschen ein gepflegtes Erscheinungsbild entgegenzubringen. Ich gebe mir Mühe, zumindest bei der Arbeit nicht allzu offensichtlich schäbig herumzulaufen.
#8 Welche meiner Träume habe ich bereits begraben und was müsste passieren, damit sie wiederauferstehen?
Ein Traum, an den ich echt nicht (mehr) glaube, ist, dass mein Roman ein Erfolg wird. Die andere Frage ist, ob er das muss. Eigentlich nicht. Ich habe ihn hauptsächlich für mich geschrieben. Natürlich wäre es schon schön, all die Gedanken, die ich mir beim Schreiben, beim Austüfteln der Handlung gemacht habe, mit Leuten zu teilen, die bestenfalls begeistert davon sind. Es würde vor allem auch die vielen, vielen Stunden Arbeit rechtfertigen, die ich mir in meinem Alltag dafür zusammengeklaut habe.
Aber was passieren müsste, damit dieser Traum wahr werden könnte: Ich müsste einen anderen Roman schreiben. Einen, der sich verkauft. Ich wüsste, welche Strickmuster ziehen. Handwerklich könnte ich das bestimmt. Aber ich wollte eine Geschichte erzählen, die ich selbst gerne lesen würde. Und das heißt: eine, die ganz anders ist als der übliche Einheitsbrei. Ich wollte Dinge thematisieren, die mir wichtig sind.
Einer guten Handvoll Menschen habe ich bisher Auszüge meines Romans gezeigt. Nur von einem einzigen habe ich (positives) Feedback bekommen. Und das ist zum Glück der einzige Mensch, dessen Meinung mir wirklich, wirklich wichtig ist: mein Martin.
Ihm durfte ich Kapitel für Kapitel vorlesen. Er hat mir wertvolle Hinweise gegeben, die richtigen Fragen gestellt und mich auf kleine Logikfehler gestoßen. Und unterm Strich hat es ihm gefallen. Er ist bereit, unseren Spätsommerurlaub dieses Jahr ganz ins Zeichen der Recherche zu stellen und statt Sightseeing in unseren Reiseländern an vorzeitlichen Kultorten im Gebüsch herumzukrabbeln, um zu überprüfen, ob die Handlung meiner Urban Fantasy GENAU SO abgelaufen sein KÖNNTE. Allein für das Wissen, dass er das alles für mich tut, mich unterstützt und sogar gut findet, was ich fabriziere (denn er würde niemals Interesse heucheln, wenn ich es nicht wirklich geweckt hätte) – allein dafür hat sich die Schreiberei schon gelohnt. Dagegen ist der Traum vom echten Schriftstellerinnendasein ein Finkenfurz. :)
(Trotzdem werde ich meine Geschichte irgendwie in eine Form bringen, dass alle, die wollen, zumindest mal reinlesen können. Stay tuned.)
#9 Was verursacht bei mir negativen Stress, was positiven?
Seit ich angestellt arbeite, hat mein Leben eine fette neue Dimension von Stress bekommen. Während ich früher nur selbst für meinen freiberuflichen Erfolg verantwortlich war, hängt jetzt so viel mehr daran. Als Journalistin, Autorin und Lektorin hatte ich auch früher mit harten Deadlines zu tun. Aber die waren irgendwie nie ernsthaft bedroht. Wenn es brenzlig wurde, konnte ich immer einfach eine Nachtschicht einlegen und das Ding durchziehen. Und dann einfach einen Gang zurückschalten und erst einmal keinen Auftrag mehr annehmen, auf Kosten noch geringeren Einkommens.
Jetzt kriege ich jeden Monat echtes Geld, was cool ist. Dafür soll ich gleichbleibend Leistung zeigen – aber bitte nur in der genau dafür vorgesehenen Arbeitszeit. Das fällt mir echt schwer. Nicht die Leistung an sich. Das Bedürfnis wohnt mir inne. Dinge auf die Reihe zu kriegen und zu etwas zu schaffen, macht mir Spaß. Wenn ich den Sinn in einer Tätigkeit sehe, ist die Arbeit auf eine Deadline hin positiver Stress.
Viel anstrengender ist für mich, auch Dinge umsetzen zu müssen, die andere von mir wollen, die ich aber gar nicht so wichtig finde. Und dafür anderes liegen lassen zu müssen, das ich selbst viel eher priorisieren würde. Genauso schlimm ist für mich, all die Möglichkeiten zu sehen, die ich umsetzen müsste und könnte, wenn ich meinen Job richtig ernst nehmen würde – und mich selbst daran zu hindern, indem ich nur 20 Stunden die Woche arbeite. Ich WILL nicht mehr arbeiten, weil ich außerdem auch noch mein Leben mit den Dingen füllen will, die mir viel bedeuten und die ich gerne tue. Aber hinter dem zurückzubleiben, was ich unter anderen Bedingungen leisten könnte, stresst mich irgendwie auch. Dafür habe ich auch noch keine echte Lösung gefunden. Wahrscheinlich muss ich einfach nur noch ein bisschen abstumpfen, was die Fremdbestimmung angeht.
#10 Was könnte ich ändern, um weniger negativen und mehr positiven Stress in mein Leben zu bringen?
Das ist die Frage, nicht wahr? Nicht zuletzt, weil ich direkt an der Quelle sitze, habe ich schon zwei zertifizierte Präventionskurse zum Stressmanagement online gemacht. In der Theorie weiß ich daher inzwischen eine Menge über Stressbewältigung und das Wertschätzen vom kleinen Glück. Praktisch arbeite ich noch an der Verinnerlichung der logischen Erkenntnis, dass ich nicht alles gleichzeitig haben kann. Und Abstriche machen muss an die Erwartungen, die ich an mich selbst stelle.
#11 Was muss geschehen, damit ich mich vollkommen unabhängig fühle?
Ich habe mich ja beruflich mit voller Absicht vor zwei Jahren in diese Abhängigkeit begeben. Das hat viele Vorteile. Gerade in den sich ändernden Zeiten sehe ich mehr Vor- als Nachteile. Ich denke, es ist normal, dass störende Dinge mit der Zeit immer deutlicher in Erscheinung treten. Würden sie mich ernsthaft stören, dauerhaft, würde ich die Rahmenbedingungen auch wieder ändern. Bis jetzt genieße ich aber Dinge wie Teamwork, sinnstiftende Aufgaben und echte Wochenenden zu sehr, um mich von der Abhängigkeit ernsthaft runterziehen zu lassen.
Im privaten Leben muss Franka nur noch etwas älter werden, um mir wieder mehr Unabhängigkeit zu ermöglichen. Ich weiß aus Erfahrung, dass das letztlich viel zu schnell von selbst geschieht. (Und ich weiß auch, dass diese Unabhängigkeit eigentlich eh nur eine Illusion ist, die sich auch bei großen Kindern ganz schnell wieder erledigen kann.)
Vollkommene Unabhängigkeit würde halt auch vollständige emotionale Lösung bedeuten von allen und allem, die und das ich liebe. Das lassen wir also lieber.
#12 Welche persönliche Krise hat mir im Nachhinein gesehen mehr Gutes als Schlechtes gebracht?
Es gab auch in den vergangenen zehn Jahren keinen Mangel an Krisen. Natürlich nicht, so ist das Leben. Die mit dem größten Veränderungspotenzial hatte ich 2018, als sich von heute auf morgen aus mir nach wie vor unverständlichen Gründen die Gewissheit festsetzte, dass ich doch noch ein Kind brauche. Die hat mir im Nachhinein etwas ziemlich Gutes eingebracht.
Die ganze Corona-Zeit war für mich persönlich unterm Strich eher gut als schlecht. Sie hat mich viel gelehrt, über mich selbst, die Gesellschaft, wie das Leben funktioniert.
Die zehrendste Krise hatte ich 2022/23. Das war meine persönliche Polykrise, die von Oktober bis ungefähr März dauerte. Ich selbst stand dabei gar nicht im Mittelpunkt, sondern arbeitete eher eine nicht enden wollende Kette von kleinen, mittelschweren und ein bis zwei ernsthaften Katastrophen ab. Währenddessen klopften mir Fachleute auf die Schulter, bescheinigten mir vorbildliches Verhalten und lobten meine Resilienz über den grünen Klee. Ich schätze, dass ein guter Teil der gesundheitlichen Probleme, die sich im folgenden Jahr bei mir entwickelten, darauf zurückzuführen sind, dass ich selbst währenddessen hintenrunter gefallen bin.
Und wenn ich so darüber nachdenke, passt dieser Teil der Antwort überhaupt nicht zur Frage. Jene Krise hat auch im Nachhinein nicht besonders viel Gutes erbracht. GOTT SEI DANK war vieles letztlich nicht so fatal, wie es zwischenzeitlich aussah. Ich weiß jetzt sicher, dass ich eine ganze Menge aushalten kann, auch über längere Zeit. Aber ich weiß auch, dass so eine Zeit Spuren hinterlässt. Und dass Resilienz auch bedeutet, die Fähigkeit zu entwickeln, sich mit lebensverändernden Einschränkungen abzufinden. Und dankbar dafür zu sein, dass es überhaupt weitergeht für alle Menschen, die man so sehr liebt.
#13 Wann fühle ich mich ungerecht behandelt und wie gehe ich damit um?
Wo ich gerade gedanklich bei jener Krise bin, möchte ich hier fast sagen: Ach, was ist schon ein bisschen ungerechte Behandlung? Bei den echten Schicksalsschlägen fragt niemand nach Gerechtigkeit. Das Leben selbst ist nicht gerecht. Diesen Anspruch kann niemand stellen. Damit muss man klar kommen. Heulen und Zähneklappern bringt einen nicht weiter.
Wenn ich mich in zwischenmenschlichen Beziehungen ungerecht behandelt fühle, denke ich zuerst gründlich darüber nach, ob dieses Gefühl berechtigt ist. Im Zweifel spreche ich wahrscheinlich mit Martin darüber. Wenn die Sache klar ist, spreche ich sie direkt an mit der Person, die sie betrifft. Wenn ich die Situation nicht ändern kann, ziehe ich anderweitige Konsequenzen. Die Konsequenz kann je nach Sachlage auch bedeuten, dass ich mich schlicht damit abfinde.
#14 Worin unterscheidet sich mein heutiges Leben von dem, was ich mir als Kind vorgestellt habe – wäre ich als Kind davon heute enttäuscht oder begeistert?
Ich werde jetzt 42. Das ist ein Alter, an das ich als Kind nie gedacht habe. Tatsächlich aber habe ich als Jugendliche (mit 15, glaube ich) eine Geschichte geschrieben, die rund um meinen 40. Geburtstag spielt. Darin war ich eine reiche Bestseller-Autorin, die auf einem Landsitz in England lebt. Verdammt, das hat nicht ganz geklappt.
Witzigerweise war mein Blick damals trotzdem gar nicht so ganz realitätsfern. Bestsellerautorinnen-Lena war nämlich ziemlich unglücklich damit, ihrem Erfolg zuliebe Schundromane zu schreiben. Diesen Fehler immerhin hat die echte Lena nicht gemacht (siehe oben). Außerdem fand Bestsellerautorinnen-Lena heraus, dass ihr ebenfalls wahnsinnig erfolgreicher Mann sie mit dem Nachbarn betrog (nachdem die reale Vorlage mir zum Zeitpunkt des Schreibens einen Korb gegeben hatte).
Sie schmiss dann eine große Party, zu der sie alle Freundinnen von früher einlud (zu denen ich in echt praktisch keinen Kontakt mehr habe) und die ebenfalls alle zufällig reich und berühmt geworden waren. So kam sie mit einer anderen Jugendliebe wieder in Kontakt (die in der Realität leider auch nicht mehr taugte) und der Rest war ein übler Schnulzroman. Erwähnenswert ist noch, dass alle Elektroautos fuhren. Und dass meine beiden wunderschönen, superintelligenten Töchter sich in einer global aktiven Organisation namens „Back 2 Nature“ engagierten, die sich gegen die Zerstörung des Planeten einsetzte.
Jedenfalls, ich nehme dann doch lieber meine Realität, denke ich. Statt der Reichtümer habe ich lieber den richtigen Mann. (Auch wenn so ein englisches Landgut schon einen gewissen Reiz besäße.)
Dass aus mir doch noch – auch – eine Mädchen-Mama geworden ist, nehmen die alte und und die junge Lena gleichermaßen entzückt zur Kenntnis. Die jüngere Version von mir, die jene Kurzgeschichte mit dem absichtlich schmalztriefenden Titel „Welke Rosen, grüner Klee“ verfasst hat, wäre allerdings sicherlich irritiert, dass ich nach immerhin drei Reiseführern und einer Erzählung im Selbstverlag die Schriftstellerei zugunsten einer Festanstellung aufgegeben habe. Wahrscheinlich aber wäre sie überzeugt, dass der erwartbare Erfolg meines Fantasy-Romans diesen Fehler korrigieren wird.
#15 Welche wichtigen Eckpfeiler verleihen meinem Leben Sicherheit und Stabilität?
Das sind nach wie vor und mittlerweile erwiesenermaßen: mein lieber Mann, der Zusammenhalt meiner großartigen Familie und die Gewissheit, dass ich bin, wer ich bin.
#16 Welche Vision hätte ich gerne für mein Leben?
Die Frage finde ich immer noch falsch gestellt. Davon abgesehen HABE ich die Vision für mein Leben, dass ich in zehn Jahren in der Lage bin, diese Fragen ein weiteres Mal zu beantworten und dabei keine Fatalitäten berichten muss. Ich halte diese Vision für hinlänglich realistisch.
(Ich habe außerdem eine Scheißangst, dass unsere demokratische Gesellschaft bis dahin den Bach runtergeht, uns klimawandelbedingte Schicksalsschläge wie tödliche Starkwetterereignisse treffen und/oder jemand aus meiner Familie bei einem Verkehrsunfall von der Straße geputzt wird. Aber es hilft ja nichts, sich zu fürchten. Lächeln, weiterkämpfen, einen Tag nach dem anderen in Würde hinter sich bringen und dabei bestmöglich genießen. Mehr kannste nich machen.)
#17 Lasse ich mich glücklich sein? Wenn nein, was hält mich davon ab?
Ich habe immer noch das Talent, auch als tendenziell pessimistischer Mensch die kleinen Augenblicke des Glücks zu erkennen und genießen zu können. Diese Eigenschaft gehört zu meinen wertvollsten und ich bin immens dankbar dafür.
#18 Welche drei meiner Entscheidungen waren für mich bisher die wichtigsten und warum?
Beim letzten Mal habe ich sie allgemein beantwortet und ohne nachzuschlagen sind das, glaube ich, bis heute die springenden Punkte. Bezogen ausschließlich auf die vergangenen zehn Jahre waren das die Entscheidung für ein drittes Kind, für eine Festanstellung und – ich glaube, es waren nur die beiden.
Noch ein Kind zu bekommen, hat die Weichen für mein Ü40-Leben ganz neu gestellt. In meinem Seelen-Striptease damals habe ich ausführlich über meine Gründe geschrieben. Das war schon so eine Art Midlife-Crisis, ja. Ich musste halt eine Entscheidung treffen, was ich mit dem Rest meiner Zeit anstellen wollte, nachdem ich die wichtigsten Ziele meines Lebens alle erreicht hatte. Ich hätte mich auch für mehr Selbstständigkeit entscheiden können. „All in“ für die Reiseführertätigkeit. Angebote und Connections hätte ich gehabt. Damit wäre ich aber zwei Jahre später durch Corona böse auf die Nase gefallen. Stattdessen hat die ohnehin erzwungene Babypause 2020/21 ganz viel Druck für mich rausgenommen. Und ich war dann zur richtigen Zeit im richtigen Zustand am richtigen Ort, um das Angebot anzunehmen, das meine heutige Chefin mir gemacht hat.
Dass die Berufstätigkeit im Angestelltenverhältnis ganz viel für mich verändert hat, habe ich hier schon mehrmals erwähnt. Wenn ich so darüber nachdenke, hat sich ein ganz kritischer Punkt in meinem Selbstverständnis dadurch tatsächlich in Luft aufgelöst. Zuvor habe ich ja immer nur freiberuflich gearbeitet. Zuerst als Freie Mitarbeiterin der Lokalzeitung, dann auch als Dozentin an einer Berufsschule, als Museums- und Theaterpädagogin, als Reiseführerautorin und Lektorin, als Reisebloggerin und Content Creator. Ein wunder Punkt war, dass ich dabei schon früh und fast durchgängig sehr, sehr wenig Wertschätzung für meine Arbeit erfahren habe. (Entschiedene Ausnahme ist dabei meine Verlegerin!) Das war Teil des Konzepts, um den Preis zu drücken.
Und es waren ja auch alles Bereiche, die null systemrelevant waren. Für die, die mich anheuerten, war meine Arbeit immer nur ein verzichtbarer Luxus, für den sie nicht mehr als unbedingt nötig bezahlen wollten. Obwohl ich das intellektuell beurteilen konnte, übertrug sich das zwangsläufig auf mein Selbstwertgefühl. An schlechten Tagen und mit zunehmendem Alter der Jungs immer häufiger habe ich mir gedacht: Wenn ich jetzt tot umfalle, würde das niemanden stören. Ich würde keine Lücke hinterlassen. Das einzige, was unangenehm auffallen würde, wäre, dass Martin für den Haushalt eine Reinigungskraft suchen und bezahlen müsste. Das minimiert das persönliche Glück schon irgendwie.
Auch nun bin ich innerhalb des Systems Krankenkasse ein Add-on, ohne das es früher auch ging. Aber ich weiß, dass ich ein Luxus bin, an den man sich schnell gewöhnt hat und den man nicht so gerne wieder hergeben würde. Mein Team und meine Vorgesetzten vermitteln mir jeden Tag, dass ich wertvolle Arbeit leiste. Ich habe selbst das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun (meistens jedenfalls). Der Beweis, der mich emotional ernsthaft überzeugt, ist, dass jemand bereit ist, jeden einzelnen Monat eine vierstellige Summe auf mein Konto zu überweisen für das, was ich leiste. Für mein Selbstwertgefühl – nein, ich glaube, tatsächlich für meinen Selbstwert – war die Entscheidung für diesen Job deshalb absolut die richtige.
#19 Was zählt für mich wirklich im Leben?
Meine Kinder. Die Familie. Wissenschaftlich fundierte Rationalität. Ein paar glückliche Augenblicke hier und da, für die die Zeit ruhig einmal kurz stillstehen darf.
#20 Was habe ich heute schon für mein Glück getan?
Mit der ganzen Familie gefrühstückt. Vorgelesen. Mit dem Fahrrad und dem Kind ins Café gefahren und Schokoladenkuchen gegessen. Den Mann geküsst. Geschrieben.
#21 An welches Kompliment erinnere ich mich noch, als hätte ich es eben gerade erst erhalten?
Im ersten Moment dachte ich, tja, Tatsache, in den letzten zehn Jahren hat mir niemand mehr Komplimente gemacht. Aber doch, da gab es eins, das zwar nur aus einem geknurrten Laut des Zweifelns bestand, aber doch zur richtigen Zeit kam, als ich es brauchte. Zum Glück.
Darüber hinaus bekomme ich manchmal immer noch nette Kommentare zu Blogbeiträgen, über die ich mich tatsächlich sehr freue.
#22 Welche meiner Stärken kommt bei meiner Arbeit zu wenig zur Geltung und was könnte ich tun, um das zu ändern?
Ich könnte sicher mehr Kreativität, mehr Eigeninitiative einbringen. In der Realität ist da ein Berg von Aufgaben, die abgearbeitet werden müssen, bevor ich neue Ideen ausarbeiten kann. Ist für mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon in Ordnung so. Auch in dem Bewusstsein, dass der Berg vermutlich nie ausreichend abgetragen sein wird. Dafür habe ich ja den anderen Teil meiner Zeit, in dem ich mein eigenes Ding machen und an meinem persönlichen Glück arbeiten kann.
#23 Wie viel Nähe tut mir gut, wie viel lähmt mich?
Ich weiß nicht, ob es am zunehmenden Alter liegt, an der erneuten Kleinkindphase oder daran, dass ich jetzt im Team arbeite. Jedenfalls werden mir soziale Kontakte derzeit leicht zu viel. Einzelne Menschen mag ich sehr gerne: meine Familie, meine Kolleginnen und Kollegen, bestimmte Freund*innen und Bekannte, Fremde, die ich gerade erst kennenlerne. Von Menschen insgesamt brauche ich Abstand.
#24 Welche erotische Fantasie hat es bisher nur in meinen Kopf geschafft?
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass sich diese Frage nicht für ein Familien-Reiseblog eignet. Mit zehn Jahren mehr Lebenserfahrung und entsprechend älter bin ich aber doch umso dankbarer, dass ich diese Frage nicht ausschließlich mit mir selbst ausmachen muss.
#25 In welchen Situationen verkaufe ich mich unter Wert?
Siehe oben – ich fühle mich deutlich mehr wertgeschätzt als früher.
Vielleicht glaube ich selbst nicht genug an die Qualität meines Romans. Gäbe es einen größeren Markt für avantgardistisch geklöppelte Urban Fantasy mit erwachsenen Charakteren und zeitgeschichtlichen Deep Dives, wäre meine Version davon vielleicht schon von Wert. Reden wir wirklich übers Verkaufen – eher nicht.
#26 Was sind ganz besondere Glücksmomente für mich?
Ganz besondere Momente von Glück sind die, die ich für mich allein zum Schreiben hatte. Wenn Ideen, die ich im Kopf hatte, sich zu realistischen Szenen entfalteten und die von mir geschaffenen Charaktere mit jedem Satz mehr Substanz und Farbe bekamen.
Natürlich ist die Zeit mit meiner Familie unterm Strich die wertvollere. Aber dieser Schaffensprozess mit meinem Roman ist eine außergewöhnliche Glückserfahrung, die ich sehr genossen habe.
#27 In welchem Alter habe ich am meisten gelernt, in welchem am wenigsten und was möchte ich dieses Jahr noch lernen?
Ich bleibe bei meiner Aussage, dass ich in unserem Reisejahr am meisten gelernt habe. In den vergangenen zehn Jahren gab es immer wieder intensive Lehre für mich. Die sechs Wochen Recherche in Irland, vier davon alleine mit den Jungs, waren immens lehrreich für mich auf verschiedenen Ebenen. In unserem #cities4family-Sommer habe ich krass viel gelernt. Meine oben genannte „Polykrise“ hat mir viel gezeigt, was ich noch nicht wusste. Wenig lerne ich in Stressphasen, in denen ich nur noch funktioniere. Auch die gibt es, zu viele.
Dieses Jahr erkunden wir noch zu dritt das Baltikum, zwölf Jahre nach unserem letzten Besuch. Darauf freue ich mich immens, denn da gibt es sicher viel zu lernen. Zum Ende des Jahres bekommen wir längeren Besuch aus Südafrika: auch eine gute Gelegenheit, um Neues zu erfahren.
Konkrete Lernziele habe ich mich jedoch nicht gesteckt.
#28 Wenn ich mein Leben in einem Satz beschreiben müsste, wie würde er lauten?
Mal sehen, was da noch kommt.
#29 Welche einfachen Dinge mache ich mir häufig zu kompliziert und wie könnte ich das ändern?
Hmmm… Manchmal schiebe ich Dinge auf, zu denen ich keine Lust habe, und grause mich tagelang vor ihnen, statt sie in fünf Minuten zu erledigen. Klassiker.
#30 Welche Macken möchte ich bis ins hohe Alter hegen und pflegen, welche würde ich gerne mit der Zeit verwelken lassen?
Ich bin ganz zufrieden mit mir, so wie ich bin. Schön wäre, wenn sich diese ganze Nahrungsmittelunverträglichkeitsodyssee als psychosomatische Macke entpuppen und in besseren Zeiten von selbst legen würde. Sieht bisher leider nicht so aus.
#31 Was müsste ich mich trauen, damit ich von mir selbst positiv überrascht wäre?
Eine Szene meines Romans spielt auf dem Fernsehturm von Tallinn. Es wäre ganz sinnvoll, denke ich, wenn ich da oben auch mal nachgucke, ob die baulichen Voraussetzungen die erzählte Handlung überhaupt theoretisch zulassen. Ich HASSE aber Höhen, ganz besonders innerhalb von Gebäuden. Wenn ich das übernächste Woche durchziehe und Geld bezahle, um mit panisch klopfendem Herzen 125 Meter in einem Aufzug nach oben geschossen zu werden und einen Blick ins nach ganz oben ohnehin abgesperrte Treppenhaus zu werfen, dann bin ich wirklich überrascht von mir. Die Chancen stehen 50/50, glaube ich.
#32 Was würde ich später bereuen, wenn ich es nicht getan hätte?
Im Tallinner Fernsehturm oben nicht ins Treppenhaus geguckt zu haben.
Ich hätte bestimmt sehr bedauert, wenn ich die Möglichkeiten nicht genutzt hätte, die sich mir als Reisebloggerin geboten haben. Wenn ich nicht das Angebot angenommen hätte, mit Stefanie die Reiseführer für den Naturzeit-Verlag zu schreiben. Wenn ich kein weiteres Kind bekommen hätte. Wenn ich in der kritischen Zeit nicht für meine Familie dagewesen wäre.
Die eine Sache, die ich in meinem Leben tatsächlich bereue, ist die, dass ich auf Spitzbergen damals diese Gabel nicht mitgenommen habe. Ja, das ist so blöd, wie es klingt. (Die ganze Geschichte dazu steht tatsächlich nicht im Blog, merke ich gerade, sondern ausschließlich in meinem Buch „Die Entdeckung Europas: 1 Familie, 2 schulpflichtige Kinder, 11 Monate Reisezeit, 1 Kontinent„.*) Trotzdem, es wurmt mich. Aber solange das meine schwerwiegendste Reue an verpassten Möglichkeiten ist, ist mein Leben doch ganz okay.
#33 Wie wichtig ist Geld für mich und mein Glück? Berücksichtige ich, dass das Wesentliche nicht käuflich ist?
Ich bin ja so bescheuert, was mein Verhältnis zum Geld angeht. Eigentlich brauche ich keins. Solange ich mir einmal die Woche den Luxus eines Cappuccinos und vielleicht sogar eines Stücks Schokoladenkuchen im Café leisten kann, bin ich mehr als glücklich. Und selbst wenn nicht, komme ich klar. Durch meine Festanstellung haben wir jetzt sogar mehr übrig (wenngleich ein Großteil meines Mehrverdienstes freilich durch die allgemeine Preissteigerung im Nichts verschwindet). Wie oben ausgeführt, habe ich aber dummerweise tief in mir drin verinnerlicht, dass die Bereitschaft zur Bezahlung einem Menschen Wert verleiht. Deshalb ist Geld eben doch wichtig für mich und mein Glück.
Da ich da jetzt tatsächlich einen Haken dran machen kann, fällt es mir nicht schwer, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Um im Alltag glücklich zu sein, brauche ich nichts als etwas Zeit mit meinen Lieben und vielleicht noch ein bisschen Grün um mich herum. Und ab und zu eben etwas Zeit zum Schreiben und Bloggen.
Liebe Lena,
ein sehr schöner Artikel. Über einige Fragen werde ich mir selbst tiefer Gedanken machen. Ich lese seit Jahren nach wie vor gern deine Artikel und verfolge eure Familienreisen. Bitte gern auch weiterhin hier auf dem Blog.
Liebe Grüße
Janni
Liebe Janni, vielen Dank für deine lieben Worte!!
Ein toller Artikel. Wenn ich ein wenig Muße dafür habe, werde ich mich auch mal an die 33 Fragen „herantrauen“, auch wenn nur gedanklich und nicht so schön schriftlich ausgeführt wie von dir.
Danke. Gedanklich bringt sicherlich schon viel. Ich fand es gut, es schriftlich zu tun. Allein dadurch, dass es mehr Zeit benötigt, haben auch „Hintergrundgedanken“ dann die Chance, es bis nach vorne ins Bewusstsein zu schaffen. So einige echte Aha-Erlebnisse hatte ich erst, als ich noch ein zweites, drittes Mal drübergelesen und ergänzt habe.
Liebe Lena,
was für ein schöner Artikel! Solche liest man heutzutage ja wirklich nur noch selten, was echt schade ist.
Weil du in den letzten zehn Jahren so wenige Komplimente bekommen hast, mache ich dir mal ein paar: Du hast in der Familienblogger-Welt eine der schönsten und authentischsten Arten zu schreiben, die ich kenne. Noch nie habe ich in einem deiner Berichte die üblichen Klischees gelesen, die man faulerweise so gern mal einstreut. Du hast auch null FOMO-Angst, nix mit all den Trendreisezielen von anderen Reiseblogs (die man „unbedingt gesehen haben muss“).
Dafür findest du, ohne mit der Wimper zu zucken, Orte in Deutschland und Europa wunderschön, die ich sonst im Leben nicht als bereisenswert angesehen hätte – und überzeugst mich mit deiner Begeisterung davon, vielleicht doch mal hinzufahren. Ich folge dir auf Instagram und freue mich immer wieder über deinen Mut, Fotos ohne Filter zu posten (dafür mit viel Text, auch schlecht für den Algorithmus). Noch nie habe ich dich auf einem Foto in Influencer-Pose erwischt.
Alles in allem beherrschst du die hohe Kunst, online absolut echt und liebenswert rüberzukommen, wie eine Freundin, die man schon ewig kennt. Also, wenn du mal in Dresden bist und deine soziale halbe Stunde hast: Ich würde gern einen Kaffee trinken!
Sehr gerne, liebe Jenny! Den Kaffee, meine ich. (Haben wir ja sogar echt schon mal geschafft, wobei das auch schon wieder – krass, fast zehn Jahre her ist!) Und vielen lieben Dank für die Komplimente. Das, eines der schönsten und autentischsten Familienreiseblogs zu schreiben, kann ich allerdings postwendend zurückgeben. :) Ansonsten: „Mit dem Kopf durch die Wand, ungeachtet aller Naturgesetze“, hat mein Chef vom Dienst vor 20 Jahren mal über mich geflucht. Ich glaube, das fasst mich in der Tat ganz gut zusammen. Zumindest wenn ich überzeugt bin, dass es so, wie ich es mache, besser ist als bei allen anderen. Und es verrät, warum ich nach über 11 Jahren bei Instagram keine 2000 Follower habe. :D Aber lieber leise ich als ganz laut jemand, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Finde ich. Bei dir hab ich aber auch nicht das Gefühl, dass du es anders machst. Trotz gelegentlicher Posen. :D Und wenn ihr mal im mittleren Norden der Republik unterwegs seid: Ich kenne mehrere gute Cafés, in denen wir uns treffen könnten…