Die kleine Insel Iona ist ein beliebtes Ausflugsziel in Schottland. Das liegt zum einen an ihrer großen historischen Bedeutung. Iona Abbey war der Ausgangspunkt der schottischen Christianisierung. Wunderschöne keltische Hochkreuze, ein altes Kloster und ein Friedhof voller mittelalterlicher Könige zeugen heute noch davon. Auch in Sachen Natur hat Iona aber einiges zu bieten. Vor allem die Strände im Norden der Insel sind ein Traum! Wir nehmen euch mit auf eine familienfreundliche Wanderung, die alle Sehenswürdigkeiten und Highlights auf Iona umfasst.
Tagesausflug nach Iona
Wir haben im Rahmen unserer Recherche zu unserem Familien-Reiseführer „Schottland mit Kindern“* einen vollen Tag auf Iona verbracht. Dieser Blogbeitrag ist deshalb mehr als ein einfacher Erfahrungsbericht. Er zeichnet eine unserer 66 Wander- und Entdeckertouren nach, die wir in jenem Buch präsentieren.
Normalerweise gebe ich hier im Blog vor allem Informationen, die nicht im Reiseführer stehen. Das gedruckte Wissen muss kompakt bleiben. Jede zusätzliche Seite macht ein Buch ein kleines bisschen teurer. Alles Wichtige muss rein, klar. Alle Zusatz-Infos landen dann hier im Blog. (Oder sollen es zumindest. – Da liegt immer noch ein riesiger Haufen von unangetastetem Material…)
Jedenfalls, diesmal mache ich es ein bisschen anders. Ich möchte euch einen Eindruck geben, wie unsere Wanderführer funktionieren. Deshalb halte ich mich in meinem Iona-Bericht an unsere Entdeckertour.
Mit diesen frei im Netz verfügbaren Informationen könnt ihr problemlos euren Ausflug nach Iona starten. (Streng genommen braucht ihr dazu natürlich weder einen Reiseführer noch ein Blog. Wir haben es schließlich auch ohne geschafft.) Dennoch bietet unser Buch ein paar feine Bequemlichkeiten.
So funktioniert der Naturzeit-Reiseführer
Im Reiseführer gibt es für jede Tour eine Wanderkarte mit eingezeichneter Route. Wer möchte, kann sich auch den GPX-Track aufs Handy laden. Außerdem gibt es eine detaillierte Wegbeschreibung. Die sagt euch genau, bei welchem Stein oder hinter welcher Hecke ihr abbiegen müsst. Auch wenn es irgendwo für Kinder gefährlich wird – zum Beispiel an den steilen Klippen auf dem Dun I – vermerken wir das. Und natürlich ist auch jeder interessante Kinder-Ort eingezeichnet: Kletterbäume, Felsen, gute Spielstellen am Bach genauso wie „richtige“ Spielplätze.
Für jede Tour gibt es außerdem eine Anfahrtsbeschreibung zum Wanderparkplatz inklusive Koordinaten fürs Navi. Ein Touren-Steckbrief führt Infos zur Wegbeschaffenheit auf. Bei Fahrradtouren ist der nächste Fahrradverleih vermerkt. Gleiches gilt bei Kanu-Touren. Ist – wie hier auf Iona – eine Anfahrt mit der Fähre erforderlich, gibt es auch dazu alle nötigen Infos. Und fast immer haben wir auch noch einen Tipp zur einer Einkehr im Café oder einem kinderfreundlichen Restaurant parat.
Natürlich sind das alles keine Staatsgeheimnisse. Ihr könnt auch alles selbst recherchieren. Diese Arbeit nehmen wir euch ab – nicht mehr und nicht weniger. So werden Wandertouren und andere Ausflüge in Schottland zu einem organisatorischen Kinderspiel. Und ihr habt wesentlich mehr von eurem Urlaub!
(Update: 2022/23 arbeiten wir an der zweiten Auflage und kontrollieren dafür alle Touren. Wichtige Änderungen notieren wir bis zum Druck der Neuauflage im Blog des Naturzeit-Verlags.)
Anfahrt nach Iona mit der Fähre
Die Insel Iona liegt wie ein i-Tüpfelchen nur ein kleines Stück abgesetzt vom Ross of Mull. Die langgezogene Landzunge der Isle of Mull ist selbst wunderschön! Den Ausflug nach Iona sollte man meiner Meinung nach erst auf die Agenda setzen, wenn das Ross ausgiebig erkundet ist.
Der Hafen der kleinen Fußgängerfähre befindet sich in Fionnphort (ausgesprochen: Fjannafort). Er ist nicht zu verfehlen, denn die Hauptstraße des Ross endet hier. Tipp: Das Parken auf dem ausgeschilderten Großparkplatz etwas abseits ist gratis. Die wenigen Parkplätze direkt im Fährhafen sind dagegen kostenpflichtig.
Tickets für die Iona-Fähre gibt es im Fährbüro. Eine Ticketreservierung oder Tickets online buchen ist nicht möglich. Spätestens zehn Minuten vor Abfahrt sollten alle ihre Tickets parat haben. Die CalMac-Fähren fahren unserer Erfahrung nach immer recht pünktlich ab.
Die Überfahrt selbst dauert gerade einmal zehn Minuten. Erwachsene zahlen hin und zurück £ 3,60. Kinder bis 15 Jahre kosten £ 1,80. In der Sommersaison (Ende April bis Oktober) fährt das Boot ab 8:35 Uhr etwa alle 90 Minuten nach Iona hinüber. Mittags gibt es allerdings eine längere Pause. Den genauen Fahrplan zeigt die Webseite des Fährbetreibers CalMac.
Direkt vom Festland aus ist Iona nicht zu erreichen. Der Umweg über die Insel Mull ist unumgänglich. (Es gibt auch organisierte Bootsausflüge nach Iona von Oban aus. Aber auch die beinhalten praktisch immer einen Bus-Transfer über das Ross of Mull.) Theoretisch ist es möglich, an einem einzigen Tag von Oban aus die Fähre nach Mull zu nehmen, vom Fährort Craignure aus übers Ross zu hetzen und mit der nächsten Fähre nach Iona überzusetzen. Das wäre aber jammerschade für Mull!
Kinderfreundliche Wanderung auf Iona
Unsere Wandertour auf Iona ist 7,5 Kilometer lang und bringt 100 Höhenmeter mit sich. In Erwachsenen-Gehzeit bedeutet das ungefähr 3,5 Stunden. Wie viel Zeit eine Familie da draufrechnen muss, hängt vom Alter der Kinder und von ihrer Motivation ab. Nicht unwesentlich ist dabei auch die Frage, wie viele Spielpausen nebenbei entstehen. Unserer Erfahrung nach ergeben sich da häufig unverhoffte Abenteuer. Die Molche in dem Tümpel oben auf dem Dun I haben uns zum Beispiel locker 20 Minuten gekostet. Aber ich greife schon wieder vor…
Eigentlich sind wir große Fans von Rundwegen. Auf Iona besteht zwar auch die Möglichkeit einer Runde von etwa sechs Kilometern im Zentrum der Insel. Wir haben uns hier trotzdem für eine Stichwanderung entschieden. Im Gegensatz zum Rundweg umfasst sie die schönsten Sehenswürdigkeiten von Iona.
Wer nicht so viel Puste hat, kann den Aufstieg zum Dun I streichen. Das verkürzt die Strecke um einen guten Kilometer und fast alle Höhenmeter. Dann ist die Wanderung zumindest bis zum Strandaufgang auch kinderwagengeeignet. (Andererseits besitzt auch das Ross of Mull wunderschöne Strände, die nicht so weit entfernt vom nächsten Parkplatz sind. Im Naturzeit-Führer gibt es gleich zwei kürzere Wanderungen fürs Ross und einen Ausflugstipp mit Traumstrand.)
Prinzipiell wären auch Fahrräder eine gute Idee. Im Hauptort auf Iona gibt es einen Fahrradverleih. Leider hat dieser aber keine Kinderräder im Angebot. Mindestgröße ist 1,50 Meter. Wer eigene Fahrräder dabei hat, darf diese kostenlos auf die Fähre mitnehmen.
So. Nun geht es aber los mit unserer Tour!
Inselort Iona
Ungefähr 120 Menschen leben auf Iona. Nicht alle, aber die meisten von ihnen wohnen auf dem kurzen Stück zwischen Fähranleger und Kloster. Hier konzentrieren sich auch die wenigen kleinen Geschäfte lokaler Kunsthandwerker und Künstler.
Von der Fähre aus laufen wir auf der Hauptstraße entlang. Iona ist praktisch autofrei. Das stimmt nicht ganz, denn die Einheimischen sind durchaus motorisiert. Ab und zu überholt uns ein Trecker oder ein Quad.
Erste echte Sehenswürdigkeit auf unserer Wanderung ist das Nonnenkloster von Iona. Die Ruinen mitten im Ort sind frei zugänglich. Infotafeln erzählen die Geschichte. Anfang des 13. Jahrhunderts ließen sich hier Augustiner-Nonnen nieder. Das war lange nach der ersten Blütezeit von Iona Abbey. Auch das Männerkloster musste damals neu gegründet werden. Anders als dieses verfiel das Nonnenkloster nach der Reformation. Trotzdem gilt es als eines der besterhaltenen in Schottland.
Der Weg bis zur Abbey ist kurz. Trotzdem kommen wir noch an mehreren Galerien und Souvenirshops vorbei. Wichtig, nicht nur mit Kindern: Auch eine öffentliche Toilette ist dabei. Das kleine Insel-Museum mit Tee-Garten heben wir uns für den Rückweg auf.
Sehenswert ist auf jeden Fall noch das keltische Hochkreuz aus dem 15. Jahrhundert am Straßenrand. Tipp: Auf der straßenabgewandten Seite sieht es viel schicker aus!
Iona Abbey
Größte Sehenswürdigkeit von Iona ist zweifelsfrei Iona Abbey. Die heutige Kirche und ihre Nebengebäude wurden zeitgleich mit dem Augustinerinnen-Kloster im Hochmittelalter gebaut.
Ionas Ruf als heilige Insel festigte sich aber schon im 6. Jahrhundert. Während in Zentraleuropa das Chaos der „Völkerwanderung“ herrschte, blühte in der schottischen Abgeschiedenheit das Frühchristentum. Der irische Missionar Columba gründete 563 das erste Kloster auf Iona. Von hier aus eroberte das Christentum die britische Hauptinsel. Das berühmte Book of Kells mit seinen fantastischen Malereien wurde im 8. oder 9. Jahrhundert vermutlich auf Iona begonnen.
Die Plünderungen der Wikinger setzten dem geistlichen Leben auf Iona zunächst ein Ende. Der Ruf der heiligen Insel aber blieb erhalten. Schotten, Iren und sogar Norweger ließen ihre toten Könige auf Iona bestatten. Bis heute zieren illustre Namen die Grabsteine des kleinen Friedhofs. Macbeth ist einer von ihnen. Ein anderer ist John Smith, seinerzeit Führer der Labour-Partei.
Iona Abbey besichtigen
Iona Abbey ist eintrittspflichtig. Mit £ 7,50 für Erwachsene und £ 4,50 für Kinder ab fünf und bis 15 macht sich der Posten für Familien durchaus bemerkbar. Zu sehen gibt es dafür die mittelalterliche Klosterkirche samt Nebengebäuden. In einem davon ist ein Museum untergebracht. Es stellt unter anderem die originalen Fragmente des Hochkreuzes aus dem 8. Jahrhundert aus, das damals vor der Kirche stand. Dort ist heute eine Replik aufgestellt.
Das Ticket für Iona Abbey schließt eine Führung auf Englisch mit ein. Sie startet stündlich und dauert etwa eine Stunde. Zusätzlich gibt es Audioguides, die alle Informationen auch auf Deutsch vermitteln.
Meine ehrliche Meinung in Sachen Iona Abbey mit Kindern: kann man machen, muss man aber nicht. Ich selbst bin großer Museums-Fan. Es ist schon toll, diesen Ort alter Religiösität mit noch älteren Wurzeln einmal erlebt zu haben. Für Kinder ist die Besichtigung aber ziemlich langweilig. Extra für sie gibt es hier nichts. Natürlich können sie sich irgendwie beschäftigen. Aber als absolutes Must-See würde ich Iona Abbey mit Kindern definitiv nicht bezeichnen. Da genügt meiner Meinung nach ein intensiver Blick über den Zaun mit elterlicher Erklärung.
Andererseits: Wer eh eine Familienmitgliedschaft im National Trust hat, kann sich das Vergnügen ruhig gönnen. Für NT-Mitglieder ist der Eintritt frei. (Ob sich die Mitgliedschaft an sich lohnt, ist eine andere Frage. Familien, die mindestens zwei Wochen in Großbritannien unterwegs sind und gerne Sehenswürdigkeiten besichtigen, würde ich sie durchaus empfehlen.)
Dun I, der höchste „Berg“ Ionas
Ein kleines Stück weiter die Straße runter befindet sich der Aufstieg zum Dun I. 101 Meter hoch ist der Hügel. Da wir praktisch direkt von Meeresniveau aus starten, ist das durchaus anstrengend. Aber die Pfade über Gras und nackten Fels sind herrlich abenteuerlich. Die grasenden Schafe werden schnell zu weißen Punkten unter uns. Schon bald können wir über die ganze kleine Insel blicken.
Und stehen wir erst ganz oben, ist die Aussicht gigantisch. Von hier haben wir nicht nur Iona und ein gutes Stück der Isle of Mull im Visier. In Richtung des offenen Meeres erheben sich die kleineren Inseln Staffa, Coll, Tiree und Rum. An klaren Tagen können wir sogar bis nach Islay, Jura und zur Isle of Skye schauen.
Kein Wunder, dass sich die ganz frühen Bewohner Ionas hier oben festgesetzt haben. In der Bronzezeit stand hier ein Fort. Davon ist allerdings mit dem bloßen Auge nichts mehr zu sehen.
Eine kleine Entdeckung wartet aber noch auf uns. Uninformierte Wanderer übersehen sie leicht. An der Nordseite ist der Dun I steil und nicht begehbar. Wildes Toben ist hier an den Klippen keine gute Idee. Ein kurzes Stück können wir aber noch geradeaus und dann rechts gehen. So gelangen wir an einen winzigen See zwischen den Felsen. Wer hier badet, so heißt es, erhält sich ewige Jugend. Das Wasser ist allerdings eine ziemlich trübe Brühe. Außerdem ist die Badewanne schon besetzt. Schwarze Molche wohnen hier. Weil der Tümpel nicht groß ist, lassen sie sich gut beobachten.
Ionas Traumstrände
Vom Gipfel wirkt es, als müssten wir nur ein kurzes Stück den Berg runtersausen und wären schon am Strand. Leider müssen wir Dun I so ungefähr über den Weg hinabsteigen, den wir gekommen sind. Und unten geht es dann noch ein Stück weit eher uninspiriert auf der praktisch autofreien Hauptstraße entlang. Nach 600 Metern aber ist das Ende der Straße erreicht.
Nun geht es auf sandigen Pfaden über das Land der Ardiondra Croft Farm weiter. Sowohl rechts als auch links herum warten wunderschöne weiße Strände mit schwarzen Kletterfelsen. Rechts ist der Strand etwas näher.
Viele britische Urlauber verbringen hier bei schönem Wetter den ganzen Tag. Es ist gerade so einsam, dass jede Familie und jedes Liebespaar ein blickgeschütztes Nest zwischen den Felsen finden. Einem Lager zu nahe zu kommen, gilt als sehr unhöflich. Der Strand ist eh groß genug für alle.
Die Versuchung ist groß, einfach hier am Meer zu bleiben. Es hat allerdings einen guten Grund, dass die Briten sich mit Windfängen zwischen den Felsen einmummeln. Mit dem weißen Sand und dem türkisblauen Wasser mutet der Strand fast karibisch an. Wir sind aber immer noch in Schottland. Baden ist hier nur etwas für Hartgesottene im Neopren-Anzug. Solange wir mit den Kindern von Stein zu Stein hüpfen und im Sand buddeln, bleibt uns warm.
Iona Museum und Teegarten
Der Rückweg über die langweilige Teerstraße kann zur Herausforderung werden. Je nachdem, wie weit wir am Strand noch gegangen sind, müssen wir um die drei Kilometer zum Fähranleger zurücklegen. Gut, wenn wir da noch eine Zwischenpause einlegen können.
Das Iona Heritage Centre befindet sich neben der Gemeindekirche im Inselort. Es ist gut ausgeschildert. Die kleine Ausstellung spart die Abbey weitgehend aus. In zwei Räumen beschäftigt sie sich stattdessen mit der neueren Geschichte der Insel und ihrer Bewohner. Außerdem gibt es Informationen über die lokale Geologie.
Im Garten des ehemaligen Pfarrhauses werden Kleinigkeiten zu Mittag sowie Tee und Kuchen serviert. Die Öffnungszeiten decken sich in Schottland allerdings häufig nicht mit deutschen Vorstellungen vom Kaffeetrinken. Oft schließen Cafés schon um 15 oder spätestens 16 Uhr. Da der Teegarten bei unserem Besuch ausnahmsweise ganztägig geschlossen war, kann ich leider nicht sagen, wie es auf Iona normalerweise ist. Positiv überrascht waren wir, dass das Museum am späten Nachmittag noch offen war. Die Homepage von Museum und Café verrät aktuell nichts über die Öffnungszeiten und vertröstet auf die Zeit nach Corona.
Mehr Schottland mit Kindern
Für meinen Reiseführer habe ich jetzt wirklich genug Werbung gemacht.
Mehr als 30 frei verfügbare Schottland-Artikel gibt es aber auch hier im Blog. In diesem Beitrag habe ich sie – mit Karte – alle aufgelistet und verlinkt:
Schottland mit Kindern: Unsere gesammelten Erfahrungen
Und wenn ihr Inspiration braucht, welche andere schottischen Inseln sich noch für euren Familienurlaub eignen, schaut mal hier: Inseln in Schottland – welche sind am schönsten?
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