Kavala liegt ganz weit im Nordosten Griechenlands. Gäbe es mehr touristischen Durchgangsverkehr zwischen der Türkei und Griechenland, wäre es sicherlich bekannter. So fristet die kleine alte Stadt ein Schattendasein. Wir waren trotzdem da und haben uns umgesehen.
Für uns ist Kavala das erste bisschen Griechenland, das wir zu sehen bekommen, denn die Route unserer großen Europareise führt uns im Februar 2015 über die Dardanellen und dann links.
Ostmakedonien heißt die Region, und der Abschnitt des Mittelmeeres um den Golf von Kavala nennt sich Thrakisches Meer. In diesem Schnipsel Griechenland ist Kavala die größte Hafenstadt. Gut 70.000 Menschen wohnen hier.
Geschichte Kavalas im Schnelldurchlauf
Die ersten Bewohner errichteten wohl so im siebten Jahrhundert vor Christus ihre Häuser in Kavala und nannten es Neapolis (Neustadt). Sie kamen von Thasos, der vorgelagerten Insel. In den Lekanis-Bergen gab es damals nämlich Gold und Silber zu holen, was der Region frühen Wohlstand brachte.
Es kamen und gingen Herrscher und Eroberer, wie das immer so ist. Nach Alexanders Makedonen waren es irgendwann die Römer, und nach dem Zerfall des Römischen Reichs blieb Kavala lange unter byzantinischem Einfluss. Zu jener Zeit in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitenwende hieß die Stadt Christopolis.
Dieser Name deutet auf die Besonderheit des heutigen Kavala in der Religionsgeschichte hin: Hier ging im Jahr 49 der Missionar Paulus von Tarsus an Land und gründete die vermutlich erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden.
Später kamen die Venezianer (die man immer gar nicht so auf dem Schirm hat mit ihrem mittelalterlichen De-facto-Großreich). Sie bauten die Burg, die man heute noch besichtigen kann. Und sie prägten den heutigen Namen der Stadt. Er kommt vom italienischen Wort für Pferd, „cavallo“, denn Kavala war damals eine wichtige Station zum Pferdewechseln auf der Via Egnatia, die den Balkan mit der Adriaküste verbindet.
1371 übernahmen die Osmanen das Zepter und gaben es erst 1912 wieder her. Aus jener Zeit stammen Moschee, Koranschule und Hamam von Kavala, wenn seine Einwohner auch immer größtenteils Christen blieben.
Griechisch ist Kavala – politisch gesehen – also erst seit gut hundert Jahren. Quasi eine echte Neapolis, auch wenn sie seit fast 2000 Jahren nicht mehr so heißt.
Sehenswürdigkeiten in Kavala
Wikipedia rattert eine ganze Liste an Sehenswürdigkeiten herunter. Die meisten davon sind uns vor Ort gar nicht aufgefallen. Aber ein schöner Ort zum Bummeln ist Kavala allemal. Und ja, natürlich gibt es dabei auch was zu sehen.
Das Aquädukt von Kavala
Das dickste Ding, die absolute Besonderheit in Kavala ist unserer Meinung nach das Aquädukt, das sich mitten über die Stadt spannt. Es ist ein Must-See im besten Sinne, denn man kommt gar nicht drum herum, es sich anzugucken. Kamares heißt es, von den Römern errichtet und später im 16. Jahrhundert von Süleyman dem Prächtigen wieder schick gemacht. Unten durch fließt der moderne Verkehr zwischen Palmen und Orangenbäumen. Wirklich ein beeindruckender Anblick!
Die Burg von Kavala
Die oben erwähnte Burg, die die Venezianer anlegten, steht heute noch in Teilen. Sie befindet sich (wie jede anständige Burg) am höchsten Punkt der Stadt und ist vom Hafen aus (manchmal mehr schlecht als recht) ausgeschildert. Es handelt sich um ein spätmittelalterliches Kastell. Besichtigungen sind wohl möglich (aber im Februar standen wir vor verschlossener Tür).
Orientalische Spuren in Kavala
Imaret heißt das Ensemble aus Moschee, Hamam, Koranschule und Armenhaus, das mit seinen Kuppel und Schornsteinen an das osmanische Erbe der Stadt erinnert. Ein Mann namens Muhammad Ali Pascha hat es bauen lassen, der Anfang des 19. Jahrhunderts Vizekönig in Ägypten wurde. Er wurde in Kavala geboren, gelangte über die osmanische Verwaltung in das Land am Nil und begründete dort auf einigen Umwegen das Königshaus, das noch bis 1953 Ägypten beherrschte.
Heute ist das Imaret ein Luxushotel.
Panagia, die Altstadt
Für der schönste Teil von Kavala! Die Häuser rund um den Burgberg sind uralt, vielfach osmanisch geprägt, teils schön renoviert, teils hübsch verfallen. Durch die schmalen Gassen zu schlendern und die Atmosphäre auf uns wirken lassen – herrlich!
Lohnt sich ein Tagesausflug nach Kavala von Thessaloniki aus?
Bis nach Thessaloniki sind es nur gut 150 Kilometer, nicht einmal zwei Stunden Fahrzeit. Theoretisch perfekt für einen Tagesausflug.
Ob sich das wirklich lohnt? Mit genügend Zeit sicherlich. Allerdings muss ich sagen, dass ich persönlich Pella in westlicher Richtung wesentlich spannender fand, die Geburtsstadt Alexanders des Großen mit einem ziemlich guten Museum. Und auch Chalkidiki, die dreifingerige Halbinsel im Süden Thessalonikis, würde ich jetzt für lohnenswerter halten. Wer diese Ziele schon abgeklappert hat, sollte sich aber auch Kavala nicht entgehen lassen!
Ausflug nach Kavala – unser Fazit
Uns hat die kleine Stadt ganz im Nordosten jedenfalls gefallen. Als erste Anlaufstelle in Griechenland wird sie immer einen besonderen Platz in unseren Reiseherzen haben.
Mehr Griechenland
Nach unserem Kurzbesuch in Kavala haben wir Griechenland noch einen ganzen Monat lang bereist. Die Zusammenfassung unseres Roadtrips mit Verlinkungen zu allen einzelnen Stationen gibt es hier:
Roadtrip: 4 Wochen Griechenland-Rundreise mit Kindern
Und über unsere Woche in Thessaloniki habe ich hier gebloggt:
Thessaloniki: Stadtbummel mit Kindern
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