Es gibt so viele Orte, an die ich furchtbar gerne noch einmal zurückkehren würde. Korsika steht auf dieser Liste ziemlich weit oben. Die französische Mittelmeerinsel ist mit ihrer perfekten Mischung aus Sonne, Strand und Bergen einfach ein wunderbares Reiseziel, gerade auch für Familien (wenn auch recht hochpreisig). Außerdem gibt es so tolle Ausflugsziele auf der ganzen Insel, die spektakuläre Natur und spannende Historie miteinander verbinden. Ein solcher ist auch unser Lieblingsort auf Korsika: das bronzezeitliche Castellu di Cucuruzzu und seine Umgebung.
Die Anlage von Cucuruzzu befindet sich im Süden Korsikas im zentralen Gebirge Alta Rocca. Von unserer Unterkunft auf dem Campingplatz bei Ghisonaccia aus fahren wir gut zwei Stunden – aber der Weg lohnt sich. Wir haben den Reiseführer „Korsika mit Kindern. 45 Wander- und Entdeckertouren für Familien“* dabei, der uns in diesem Reiseabschnitt regelmäßig zu den richtig tollen Orten lotst.
Was genau ist Cucuruzzu?
Der Name klingt merkwürdig und fesselt beim Blättern durch den Reiseführer sofort unsere Aufmerksamkeit. Was das Wortungetüm bedeutet, erfahren wir nicht. Aber wir lernen, was sich hinter dem verrückten Namen verbirgt: ein prähistorisches Kastell, das ein geheimnisumwitterter Volksstamm vor rund 3000 Jahren mitten zwischen gigantischen Felsblöcken errichtet hat.
Der Zugang zu der Anlage führt eindrucksvoll über eine Treppe durch einen geborstenen Felsen. Dass hier Menschen gelebt haben, wahrscheinlich sogar permanent (das Ding also nicht nur als Fluchtburg oder Heiligtum genutzt haben), erschließt sich uns als heutigen Besuchern nicht auf den ersten Blick. Die Jungs freuen sich über die „Kletter-Burg“ und erkunden alles ganz genau. Zwischen den Steinen gibt es uraltes Mauerwerk und einige ausgebaute Kammern, die teils mit Tunneln miteinander verbunden sind.
Wer hat Cucuruzzu gebaut?
Die Frage nach den Erbauern der Anlage ist einerseits leicht und andererseits schwer zu beantworten. Die Torreaner waren es. Das klingt wie ein Volk aus StarTrek, und viel mehr gibt es über diese Leute wohl auch nicht zu sagen. Man weiß, dass sie ab etwa 1600 vor unserer Zeitrechnung auf Korsika Türme bauten. Auf Sardinien stehen ähnliche, ebenso alte Bauwerke, die Nuraghen, die sich aber in der Bauweise teils deutlich unterscheiden.
Man weiß, dass die Torre-Kultur andere Menschen waren als die Erbauer der Megalith-Gräber und der Statuen-Menhire, die ebenfalls vor allem im Süden Korsikas vorkommen. Dann wieder steht ein Statuen-Menhir am Eingang des benachbarten Dorfs Capula. Irgendwann muss sich da also was vermischt haben. Andernorts gibt Spuren von Kämpfen zwischen beiden Kulturen.
Generell weiß man anscheinend verschwindend wenig über die frühe Besiedlung Korsikas.
Wie läuft die Besichtigung von Cucuruzzu ab?
Wir parken auf dem ausgewiesenen Parkplatz und entrichten das Eintrittsgeld (ich weiß leider nicht mehr, wie teuer es war, aber ich meine, es sind um die 20 Euro gewesen). Möglich, dass man die kleine Hütte mit dem Kassierer mit einiger Finesse umgehen kann, aber hey – Unterhalt, Zugänglichmachung und Bewahrung solcher Altertümer kosten viel Geld, und da zahlen wir gerne unseren Beitrag (wesentlich lieber als für den dritten Porsche des Betreibers irgendeines Unterhaltungsbetriebs).
Im Kassenhäuschen erhalten die Jungs jeder eine laminierte Mappe mit kindgerechten Zeichnungen und Erklärungen auf Deutsch. Im Reiseführer und auch in der Broschüre ist von Audioguides die Rede, aber die sind möglicherweise schon alle unterwegs. Auf dem Parkplatz stehen an diesem Tag in der Vorsaison (Osterferien) schon vier oder fünf andere Autos, was Cucuruzzu für korsische Verhältnisse beinahe schon zu einer überlaufenen Touristen-Attraktion macht.
Im Kassenhäuschen ist ein kleiner Shop integriert, und es gibt auch Toiletten.
Ausgerüstet mit unseren Info-Mappen machen wir uns nun selbstständig auf den Weg. Verlaufen können wir uns kaum: Der hübsch angelegte Pfad ist mit Steinmäuerchen eingefasst. Nummern links und rechts des Weges machen uns auf Besonderheiten aufmerksam, die unsere Info-Mappe erläutert.
Bis zur „Burg“ ist es nicht weit. Folgt man dem Rundweg auch bis nach Capula, legt man knapp drei Kilometer zurück. Da das gesamte Gelände wunderschön und absolut spannend ist, sollte man allerdings mindestens zwei Stunden einplanen, mit Kindern noch deutlich mehr Zeit.
Was gibt es noch zu sehen für das Eintrittsgeld?
Ein Ausflug nach Cucuruzzu umfasst mehr als die alte Burganlage.
Zauberwald und Steinhöhlen
Der Rundweg führt durch einen märchenhaften Wald, der mit großen Felsbrocken durchsetzt ist. Viele von ihnen zeigen die auf Korsika typische Wollsack-Verwitterung, bei der sich – kurz gesagt – Löcher im Stein bilden. Einige sind so hohl, dass man hineinklettern kann (und sie als Haus, Drachenhöhle oder Raumschiff benutzen, wenn man über genug kindliche Fantasie verfügt). In einigen dieser fachsprachlich Abri genannten Felsformationen sind schon steinzeitliche Siedlungsspuren aufgetaucht.
Das alte Dorf Capula
Nach der Besichtigung des bronzezeitlichen Forts führen uns Info-Mappe und Wegweiser weiter nach Capula. Das Dorf war vermutlich schon zeitgleich mit Cucuruzzu bewohnt. Die „Zyklopenmauer“, das bronzezeitliche Mauerwerk, lässt darauf schließen. Allerdings wohnten hier bis ins späte Mittelalter Menschen, die ältere Siedlungsspuren überlagerten. Heute gibt es nur noch ein paar Ruinen.
Die Kapelle San Laurenzu
Auf dem Rückweg schauen wir noch kurz an der (abgeschlossenen) St-Laurent-Kapelle vorbei. Sie wurde 1917 aus den Steinen ihrer mittelalterlichen Vorgängerin erbaut. Deren Fundament ist ein paar Meter weiter noch zu sehen. (Mich hat das kleine Bauwerk offenbar so wenig beeindruckt, dass ich es noch nicht einmal fotografiert habe.)
Mehr über Cucuruzzu im Museum
Wer thematisch noch in die Tiefe gehen will, möchte sich vielleicht das Museum im sieben Kilometer entfernten Alta Rocca ansehen. Hier sind die (wenigen) Funde aus der Festung Cucuruzzu ausgestellt, und die menschliche Besiedlung der Gegend wird seit ihren Anfängen vor 10.000 Jahren nachvollzogen. Wir selbst haben es leider nicht mehr dahin geschafft.
Öffnungszeiten des Museum Alta Rocca laut Broschüre: Juni bis September täglich 10 bis 18 Uhr, Oktober bis Mai montags bis samstags 10 bis 17 Uhr (außer an Feiertagen).
Mehr über Korsika mit Kindern
Noch mehr richtig tolle Ausflugsziele stehen in dem oben genannten Reiseführer.
Und weitere Erlebnisberichte aus erster Hand liefern meine Reiseblogger-Kollegen Andi und Jenny von Travelisto, die mit ihren beiden kleinen Jungs einen Sommerurlaub auf Korsika verbracht haben (allerdings beschränkt auf den Norden – Korsika ist ziemlich groß und kaum in einem einzigen Urlaub „zu schaffen“.
Transparenzhinweis: Wir haben Korsika und Cucuruzzu während unserer 11-monatigen Europa-Reise im April 2015 besucht. Der Reisebericht ist also nicht wirklich brandaktuell. ;)
Und als Offenlegung: Weil mir der hier empfohlene Reiseführer (Affiliate-Link) so gefiel, kam ein Austausch mit der Autorin und Verlegerin Stefanie Holtkamp und schließlich eine Zusammenarbeit zustande. Ich bin also mittlerweile selbst für den Naturzeit-Verlag tätig (und habe an diesem Familien-Reiseführer für die deutsche Ostsee* mitgeschrieben).
Korsika steht auch auf meiner Wiederkehrliste ganz oben. Es ist so schön dort, aber es ist eben auch sehr weit von uns aus. Du hast mir aber eine Gegend gezeigt hier, die ich noch nicht kannte. Danke dir dafür. Übrigens war ich gestern schon mit dir an den Plitvicer Seen virtuell, das war auch schön.
Liebe Grüße
Korsika ist auch echt groß, das unterschätzt man (ICH) anfangs gerne. Ein Urlaub reicht definitiv nicht aus, um die Insel zu sehen.
Die Plitvicer Seen, hach ja…