Es gibt so großartige Museen in Deutschland! Und wir gehen sehr gerne mit der ganzen Familie ins Museum, schon immer. Fünf Jahre bin ich jetzt als Reiseblogger dabei und habe in dieser Zeit über eine zweistellige Zahl von Museen gebloggt, nachdem wir sie mit den Kindern besucht haben. Aus Jux und Tollerei (und um mein persönliches Sommerloch zu füllen) habe ich jetzt in einem komplexen Verfahren unsere Top Ten der familienfreundlichen Museen in Deutschland ermittelt.
Unsere Top Ten der Museen in Deutschland
Es war ein (na ja, nicht so ganz) hochwissenschaftliches Unterfangen, mit dem wir ein Ranking unserer Lieblingsmuseen erstellt haben (mehr dazu im letzten Abschnitt). Auf jeden Fall hatten wir Spaß dabei!
Während wir uns familienintern auf den ersten Plätzen ziemlich einig sind, kommen auf den niederen Rängen die Vorlieben einzelner Familienmitglieder zum Tragen.
Unsere Top Ten verteilen sich übrigens auf acht Bundesländer (Bremen und NRW sind doppelt vertreten).
Ein paar der schönsten Museen musste ich aber leider doch von der Liste streichen, da die Jungs und ich sie ohne Martin besucht haben. Erst dachte ich, ich würde das entsprechend rausrechnen können, dann erschien es mir aber doch nicht gerechtfertigt. Rausgeflogen sind auf diese Weise das Darwineum im Rostocker Zoo (das bei beiden Jungs hoch im Kurs stand), das Übersee-Museum in Bremen (das ich liebe) und das hervorragend aufbereitete Fugger- und Walser-Museum in Augsburg.
Platz 10: Europäisches Hansemuseum Lübeck
Das Hansemuseum ist noch recht neu: Im Mai 2015 hat es in Lübeck eröffnet. Wir haben es Anfang des Jahres auf einem Zwischenstopp in Richtung Ostsee besucht.
„Edutainment“ heißt ja das Zauberwort der Museumspädagogik, Ziel ist eine gelungene Mischung aus Wissensvermittlung und Unterhaltung. Dem Hansemuseum gelingt die Balance ganz gut. Am Eingang kann man seine Eintrittskarte auf eine bestimmte Hansestadt aus der langen Liste prägen. An verschiedenen Themen-Stationen im Museum lassen sich damit dann spezifische Infos zur Lieblingsstadt abrufen: Wie war es zum Beispiel genau in Rostock mit dem Stapelrecht, der Pest, dem Zusammenwirken von Bürgertum, kirchlicher und weltlicher Macht? Außerdem ist die Ausstellung sehr aufwändig und stimmungsvoll gestaltet (teilweise ein bisschen arg düster, aber hey, die Zeiten waren nun mal hart). Eine ausführlichere Beschreibung hab ich hier: „Museums-Tipp: Europäisches Hansemusem Lübeck“.
Platz 9: Museumsinsel Berlin
Die Berliner Museumsinsel in der Spree umfasst gleich fünf Museen: das Pergamon-, das Alte, das Neue und das Bode-Museum sowie die Alte Nationalgalerie. Wir waren 2013 zwei Tage lang sehr ausführlich in allen fünfen (wobei wir durch die Galerie nur kurz durchgelaufen sind). Ischtartor, Pergamon-Fries und Nofretete-Büste behandeln meine Jungs seitdem als alte Kumpel.
Die Berliner Museen auf der Museumsinsel sind Häuser mit großer Tradition und Weltklasse-Exponaten. Ägyptische Mumien, antike Vasen und Marmorbüsten erfüllen die Erwartungen ans Museums-Klischee (ebenso wie übereifriges Wachpersonal). Zur Abwechslung mal richtig „Hochkultur atmen“ finde ich aber durchaus sinnvoll, auch für Kinder. Und zumindest für die Sonderausstellung zur Nofretete damals gab es auch eine gut gemachte Audio-Führung für Kinder.
Übrigens waren es witzigerweise die Stimmen der Jungs, die die Berliner Museumsinsel in unsere Top Ten gewählt haben. Obwohl ich die Museen ebenfalls sehr mag, kamen sie auf meinen ersten zehn Plätzen genauso wenig vor wie auf Martins.
Einer meiner ersten Blogbeiträge handelt von unserem Museumsbesuch damals: „Berlin: Zwei volle Tage auf der Museumsinsel mit Kindern“.
Platz 8: Das Neanderthal-Museum
Das Neanderthal-Museum liegt ebendort im Neandertal zwischen Düsseldorf und Bergischem Land. Wir haben es im vergangenen September auf dem Rückweg unseres Städte-Trips nach Düsseldorf besucht.
Das Museum befindet sich (fast genau) an der originalen Fundstelle des ersten Neandertalers, der seiner Frühmenschen-Gattung den Namen gab. Folgerichtig stehen er und seine nähere und weitere Verwandtschaft im Zentrum der Ausstellung. Statt Knochen in Glasvitrinen gibt es aber ganze Menschen zu sehen, die selbst zu Wort kommen: als lebensechte Wachsfiguren, die uns über den Audioguide ihre (Fund-)Geschichten erzählen. Und wenn so ein Neandertler einen Anzug trägt, dann halte ich ihn aus den Augenwinkeln auch schon mal für den Museumsdirektor…
Ausführlich habe ich hier darüber gebloggt: „Neanderthal: Ausflug in die Frühgeschichte der Menschheit“.
Platz 7: Varusschlacht Kalkriese
„Museum und Park Kalkriese“ liegen im Osnabrücker Land im Nordwesten Deutschlands – eben dort, wo kurz nach der Zeitenwende die schicksalsträchtige Schlacht zwischen Römern und Germanen stattgefunden hat. Wir haben 2013 einen Ausflug dorthin unternommen, dessen Eindrücke bis heute nachhallen.
Ob Arminius, besser bekannt als „Hermann der Cherusker“, ein strahlender Held ist, der Germanien von den Invasoren befreite und den Vormarsch des gesamten Römischen Reiches stoppte, oder ein mieser Verräter, der ein Vertrauensverhältnis ausnutzte und viele tausend Menschen brutal abschlachten ließ, das kann man so oder so sehen. Und diese Polarität, die wird im Museum rund um das antike Schlachtfeld hervorragend deutlich. Arminius und Feldherr Varus selbst übernehmen die Führung per Audioguide, kriegen sich über die Hintergründe immer wieder in die Köppe und legen jeder seine Sichtweise dar. Geschichte ist eben nie die eine Wahrheit. In der Ausstellung gibt es zahlreiche Funde zu sehen, die eine prima gemachte Kinderführung erklärt, nämlich „Prof. Dr. Kalkriesel“ als Audioguide.
Unser Erfahrungsbericht von damals ist mit Verlaub (wie ich gerade ein bisschen erstaunt festgestellt habe) einer meiner besseren Texte. :) „Ausflugstipp: Die Varusschlacht in Kalkriese“.
Platz 6: Das Ozeaneum in Stralsund
Ein Ausflug in die Hansestadt lässt sich prima auf dem Weg von oder nach Rügen unterbringen. So haben wir es 2015 gemacht, um uns den Hybrid aus Museum und Aquarium anzugucken.
Das Ozeaneum ist gleichermaßen lehrreich wie unterhaltsam. Kinder lieben die vielen Fische – wenn es sich auch (bis auf einen einzelnen Hai) ausschließlich um heimische Arten aus der Nord- und Ostsee handelt, nicht um bunte „Nemos“. Der Audioguide und viele handfeste Ausstellungsstücke vermitteln das Zusammenwirken der Prozesse in den Weltmeeren, warum diese bedroht sind und was jeder einzelne dagegen tun kann. Besonders beeindruckend sind die lebensgroßen Wal-Modelle, unter denen wir in Liegestühlen lümmeln konnten.
Die ganze Geschichte: „Ozeaneum Stralsund: Erfahrungsbericht eines herrlichen Familienausflugs“.
Platz 5: Das Bremer Geschichtenhaus
Vielleicht ist es ein bisschen gemogelt, das Bremer Geschichtenhaus als Museum zu bezeichnen. Denn eigentlich gibt es hier keine Ausstellung im engeren Sinne, eher Stadtgeschichte zum Erleben. Das Bremer Geschichtenhaus ist Mitmach-Theater, Sozialprojekt und Wissensvermittlung in einem. Von Szene zu Szene laufen wir gruppenweise durch ein altes Fachwerkhaus, werden von Berühmtheiten aus Bremens Vergangenheit und ganz normalen Leuten aus alter Zeit in Empfang genommen, unterhalten, informiert und werden selbst Teil der Bremer Stadtgeschichte. Mittlerweile war ich mehrmals im Geschichtenhaus und weiß: Manche Schauspieler sind besser als andere. Das Projekt hat eine soziale Komponente und rekrutiert seine Mannschaft nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt. Umso großartiger! Ich liebe das Konzept, und auch bei den Kindern kommt es prima an.
Mehr Details (und unser komplettes Bremen-Programm) gibt es zum Nachlesen hier: „Bremen: Mutter-Kind-Trip in 28 Stunden“.
Platz 4: Aquazoo Löbbecke-Museum
Die Institution mit dem sperrigen Namen befindet sich in Düsseldorf und hat erst 2016 nach mehrjähriger Schließung völlig neu konzipiert wiedereröffnet. Eine Woche davor sind wir in den Genuss einer exklusiven Führung durch den Chef gekommen.
Ähnlich wie das Ozeaneum ist der Aquazoo Löbbecke-Museum ein Zwitter aus Museum und Aquarium. Als durchgängiges Konzept vollziehen wir als Besucher die Evolution nach, von der Ursuppe über Einzeller, Kopffüßer und Fische bis zum Landgang der Amphibien. Zwischen den Aquarien gibt es immer wieder Exponate, die auf die theoretische Seite eingehen – oft aber ganz nachvollziehbar und zum Anfassen. An alle Altersstufen ist gedacht. Und auch ein paar „spektakuläre“ Tiere wie Krokodile und Pinguine gibt es zu sehen.
Ein eigener Erlebnisbericht steht hier: „Düsseldorf: Ausflugstipp Aquazoo Löbbecke-Museum“.
Platz 3: Deutsches Museum München
Mit München stehe ich ein bisschen auf Kriegsfuß, aber vom Deutschen Museum habe ich ausgiebig geschwärmt. Wir haben es in den vergangenen Herbstferien auf unserem Bayern-Roadtrip besichtigt.
Das Deutsche Museum ist das größte naturwissenschaftlich-technische Museum der Welt. Ein Tag dort reicht kaum aus, um die Vielfalt der Ausstellungen auch nur zu erfassen. Mehr als 30 Abteilungen vereint der Komplex, die eigentlich jede ein Museum für sich darstellen könnten: von A wie Amateurfunk und Astronomie bis Z wie Zeitmessung ist einfach alles dabei, auch ein komplett nachgebautes Bergwerk, eine Gießerei und eine begehbare Körperzelle. Mehrmals täglich gibt es Vorführungen, beispielsweise zum Thema Starkstrom und Glasblasen. Gigantisch!
Unser Erfahrungsbericht inklusive Tipps für einen tollen Familientag im Museum gibt es hier: „München: Unsere Praxis-Tipps für das Deutsche Museum mit Kindern“.
Platz 2: Völklinger Hütte
Die Völklinger Hütte liegt im Saarland und ist ein stillgelegtes Stahlwerk.
Ich weiß noch, dass ich erst so gar keine Lust hatte, mir dieses olle Industriedenkmal anzugucken. Aber das Ding ist der blanke Wahnsinn und echt ein Erlebnis für sich! In der Gebläsehalle gibt es wechselnde Ausstellungen (aktuell eine über die Inka-Kultur sowie eine zweite über Fotografien von Banksy-Kunstwerken). Das beste aber ist das Ausstellungsgebäude selbst. Das alte Stahlwerk kann von oben bis unten – tatsächlich bis in den Hochofen und auf schwindelerregende Höhen – besichtigt werden. Die entsprechenden Informationen gibt es mit auf den Weg. Die rostige, teils bereits überwucherte Endzeit-Kulisse ist gut gesichert, klar, aber sie vermittelt ein absolutes Gänsehaut-Gefühl.
Die ganze Geschichte gibt es hier: „Völklinger Hütte: Fantastische Welten aus rostigem Stahl“.
Platz 1: Klimahaus Bremerhaven
Was gibt es da groß zu sagen? Ich wiederhole mich seit Jahren: Das Klimahaus in Bremerhaven ist für mich das Paradebeispiel gelungenen Edutainments, die beste Institution der Wissensvermittlung, die ich kenne. Das Thema – unser Planet und das Leben darauf – ist so, so wichtig und vielschichtig. Und die Ausstellung ist einfach hervorragend gemacht, hat buchstäblich einen roten Faden, berührt und beflügelt. Es gibt Informationen für alle Sinne, für alle Altersstufen und für alle Interessensgebiete.
Das komplette Loblied steht hier: „Klimahaus Bremerhaven: Unsere Weltreise an einem Tag“.
Die Jury: Wir
Besonders repräsentativ, was die deutsche Durchschnittsfamilie angeht, sind wir nicht, fürchte ich. Als Museums-Prüfungskommitee fungierten also
- ein Maschinenbau-Ingenieur
- ein 13-jähriger Teenager mit altersgerecht entwickelter Lustlosigkeit und etwas technischem Sachverstand
- ein 11-Jähriger mit ungewöhnlich großem Interesse an Politik und Gesellschaft
eine Reisebloggerin mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund, die einige Jahre in der Museumspädagogik gearbeitet hat
Empirik: Unser Auswahlverfahren
Und jetzt verrate ich noch, mit welch ausgeklügeltem Verfahren ich dieses Ranking erstellt habe…
Ich gebe zu: So ein ganz ernstzunehmendes Ranking ist das nicht. Für unsere Abstimmung habe ich einfach 20 deutsche Museen auf einen Zettel geschrieben: 20 Museen, die mir so einfielen, wo wir in den letzten Jahren waren, die ich im Blog zumindest ausführlich erwähnt habe, und die uns positiv in Erinnerung geblieben sind. Für die jeweilige Wertung gab es dann Kästchen zum Ankreuzen: +++, ++, +, o, -. Nach den Kreuzchen sollte jeder Proband auf seinem Wahlzettel seine persönlichen Top Ten nummerieren.
In der Auswertung gab es also für jedes Museum von jedem Teilnehmer einen Zahlenwert zwischen 1 und 11 (11 = alle, die in den persönlichen Top Ten jeweils nicht genannt wurden). Diese Zahlenwerte habe ich addiert. Der erste Platz kam auf fünf Punkte, der zehnte auf 37. So also kommen unsere Museums-Top-Ten zustande.
Und wer mir sagen kann, aus welchem (nicht deutschen) Museum das Beitragsbild stammt, kriegt ein Fleißsternchen! :)
Update: Mit diesem Beitrag nehme ich nachträglich an der Blogparade der ReiseEule teil, die Lieblingsmuseen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sammelt.
Hallo,
vielen Dank für euren Beitrag. Ihr habt eine klasse Liste zusammen gestellt. Nicht alle Museen kenne ich, aber das Deutsche Museum in München und das Ozeaneum in Stralsund habe ich auch schon besucht und für sehenswert befunden.
Ins Klimahaus in Bremerhaven wollte ich auch lange schon mal, habe ich aber noch nicht geschafft.
Dafür hat mich in Bremen das Universum noch total begeistert. Ich habe auch schon mal darüber geschrieben.
Herzliche Grüße
Liane
Im Universum waren wir mal in Prä-Blogger-Zeiten. Das war schon auch toll!
Tolle Liste! Ich muss jetzt auch endlich mal nach Bremerhaven!
LG
Ulrike
Bremerhaven lohnt sich wirklich. Die Stadt selbst geht so, aber Klimahaus und Auswanderermuseum lohnen sich, und die vielen Schiffe in der Havencity sind auch schon schick!
Ja, dem kann ich zur zustimmen. Am besten fand ich das Auswanderermuseum und die Geschichten dort.
[…] Top 10 Museen in Deutschland mit Kindern von Lena, family4travel […]
Eure Vorschläge sind wirklich super. Ich habe noch einige Ideen bekommen, wo ich unbedingt mal reinschauen sollte. Sehr gerne habe ich Deinen Bericht in meinem Beitrag zum Museum in Haguenau, mit dem ich an der Blogparade teilnehme, verlinkt.
Viele Grüße Katja
https://www.hin-fahren.de/elsassfahrt-besuch-im-historischen-museum-haguenau/
Danke! Und danke für den Museums-Tipp im Elsass.
[…] Family4travel op Ten der familienfreundlichen Museen in Deutschland […]
Wow. Tolle Vorschläge und ich war davon erst in einem Museum. Da habe ich noch einiges vor mir. Danke für die Zusammenstellung. Ich habe euren Artikel gleich mal verlinkt.
https://www.pixelwo.de/erdoelmuseum-in-deutschland/
LG Burkhard
Liebe Lena,
hmm, das Fleißsternchen krieg ich wohl leider nicht. Keine Ahnung, wo das ist – bestimmt irgendwo in Italien? ;-) Vom Klimahaus und vom Ozeaneum sind wir auch restlos begeistert. Eure 2-Tage-Tour über die Museumsinsel müssen wir mal nachmachen. In Berlin gehen wir immer nur ins Technik- und ins Naturkundemuseum …
Liebe Grüße
Gela
[…] Das größte naturwissenschaftlich-technische Museum der Welt befindet sich in München. Mal eben schnell ein bisschen schauen? Das Museum ist viel zu groß und zu spannend dafür. Hier kann man ohne Probleme mehrere Tage für die gesamte Ausstellung einplanen. Wer mutig ist, darf sich sogar in einen Faradyschen Käfig setzen und von künstlichen Blitzen umgeben lassen. Aber Ohren zuhalten, es wird laut! Empfohlen von Family4travel. […]