Von unserem Familienwochenende in der Jugendherberge habe ich schon ausführlich erzählt, und auch davon, was wir in drei Tagen in Bad Zwischenahn und Umgebung unternommen haben. Den Park der Gärten, wohl die Hauptsehenswürdigkeit der kleinen Kurstadt, habe ich dabei schon erwähnt. Aber das Gelände, das so viel mehr als ein schnöder Stadtpark ist, verdient genauere Betrachtung. Deshalb erzähle ich heute, warum es uns dort so prima gefallen hat.
„Den Park der Gärten müsst ihr euch unbedingt angucken, der ist total schön“, sagt Oma, als wir ihr von unserer geplanten Reise nach Bad Zwischenahn erzählen. Oma und Opa waren nämlich schon da, und auch auf dem Wunschzettel der Uroma hat das ehemalige Landesgartenschau-Gelände immer noch gestanden. „So schöne Rhododendren sollen die haben“, sagt die 84-Jährige.
Alles klar, denke ich mir. Da kann man ja mal vorbei gucken, aber anscheinend ist das eher was für die Generation 50 plus.
Stimmt aber gar nicht. Der Park der Gärten ist vor allem auch was für Familien!
3 Überraschungen im Park der Gärten
Der Park der Gärten liegt ein bisschen außerhalb des Stadtzentrums von Bad Zwischenahn, und so nehmen wir das Auto. Nach dem Frühstück wollen wir mal kurz durchbummeln, aber zum Mittagessen planen wir wieder in unserer Jugendherberge zu sein. Vor dem Eingangsgebäude strafen uns dann mehrere Überraschungen dafür, dass wir uns im Vorfeld nicht vernünftig informiert haben.
Erstens ist noch zu. Der Park der Gärten öffnet täglich um 9.30 Uhr.
Zweitens kostet er Eintritt. Ich hatte mehr oder weniger einen öffentlichen Stadtpark erwartet. Pustekuchen. Kinder bis 18 Jahre sind frei, aber Erwachsene bezahlen runde zehn Euro für eine Tageskarte.
Und drittens ist das Gelände riesig. 140.000 Quadratmeter misst das Areal. 44 Mustergärten sind dabei, eingebettet in einen Landschaftspark mit kunstvollen Farbexplosionen in den ausgedehnten Blumenbeeten. Wer sich an den vorgeschlagenen Rundweg hält, legt rund drei Kilometer zurück. Mal eben flott zwischendurch den Pflicht-Programmpunkt abzuhaken, das wäre zu schade.
Also kommen wir nachmittags wieder, und zwar mit viel Zeit. Die Sonne scheint herrlich von einem strahlend blauen Himmel herab, es ist perfektes Wetter für einen Gartenbesuch. Und weil Mai ist und die Rhododendren gerade anfangen zu blühen, ist der Zeitpunkt für den Park der Gärten ideal.
Dauerausstellung „Die grüne Schatztruhe“
Die erste halbe Stunde unseres Besuchs allerdings sehen wir die Sonne nicht. 2013 eröffnete der Park eine zusätzliche Dauerausstellung zum Thema Pflanzen und Gartenbau. Das interaktive Konzept mit vielen spielerisch gestalteten Aktionen zum Selbermachen zieht die Jungs sofort in Bann. Eifrig wiegen sie den Gegenwert einer Tulpenzwiebel während des Tulpen-Hypes im 18. Jahrhundert aus, verfolgen den Prozess einer Neuzüchtung von Prototypen über den Freilandversuch bis ins Gartenbaumarkt-Regal und erfahren mehr über die im Ammerland allgegenwärtigen Baumschulen. Wir könnten noch viel länger hier bleiben, denn die Ausstellung ist wirklich sehr gut gemacht. Aber bei dem Wetter wollen wir dann doch lieber raus und die echten Pflanzen angucken.
44 Gärten zum Ausprobieren
Das Konzept im Park der Gärten ist charmant: Der Großteil des ehemaligen Landesgartenschau-Geländes ist unterteilt in kleine, dynamisch in der Gegend verteilte Parzellen, die augenscheinlich Privatgärten beherbergen. Jeder von ihnen folgt einem bestimmten Stil oder Thema. Es ist, als würde sich der Charakter des jeweiligen Besitzers darin spiegeln: mal energetisch-schwungvoll im „Feuergarten“, mal romantisch-verspielt im „Cottage Garden“, mal ganz relaxt als „Südländisches Flair“.
Mein persönlicher Favorit ist „Fisherman’s Friend“, der maritim und mit viel Shabby Chick aufwartet. Das Fenster aus buntem Glas hätte ich mir am liebsten gleich unter den Arm geklemmt, und die Idee, einen Gartenbrunnen aus leeren Olivenölflaschen zu basteln, nehme ich auch mit, denn das könnte was für Opa sein.
Genau so ist das gedacht (also, Ideen mitnehmen, das Fenster muss ich dann doch da lassen). Wie in der Ausstellung im Möbelhaus setzen sich die Besucher einer geballten Ladung Inspiration für zu Hause aus.
Und alles ist fix und fertig eingerichtet. Die Polster auf den Gartenmöbeln fehlen, aber das ist auch schon alles. Beinahe jeder Mustergarten verfügt über mindestens eine Sitzecke, die probehalber auch gerne „besessen“ werden darf.
Mit großem Vergnügen suchen sich die Jungs „ihren“ Garten aus. Statt Couchsurfing praktizieren wir heute Gartensurfing, wandern von einem zum nächsten. „Green living“ auf Probe. Während Martin sich die kleine Ausstellung im Schulgarten ansieht und Details über Kompost lernt, fläzen die Jungs und ich auf der Obstwiese neben dem Narzissengarten. Unter dem herrlich blühenden Apfelbaum stehen stylishe Garten-Sitzsäcke bereit (inklusive dezentem Preisschild mit happiger Zahl drauf – hier kommen freilich nur „high end“-Produkte zum Einsatz). Janis holt sein Buch aus dem Rucksack, Silas und ich philosophieren eine Runde völlig unfachmännisch über Pflanzenzucht und Gentechnik. Wir könnten uns hier auch einfach den ganzen Nachmittag zu Hause fühlen und faulenzen.
Spaß für Kinder: Spielplätze im Park der Gärten
Aber wir haben ja längst noch nicht alles gesehen! Die Jungs haben das magische Wort auf dem Lageplan gelesen: Spielplatz. Davon gibt es gleich zwei im Park der Gärten. Wir laufen zunächst zum Wasserspielplatz. Während ich weiter faul mein Gesicht in die Sonne halte, platscht der männliche Teil der Familie begeistert durch die gepflasterten kleinen Bachläufe, pumpt und staut und lenkt das Wasser und spritzt sich gegenseitig nass.
Ebenso viel Zeit verbringen wir später noch auf dem Kletterspielplatz, auf dem wir Eltern die Kinder bequem von unseren Gartenliegen aus im Auge behalten können.
Siebter Himmel für Rhododendron-Fans
Nur mit der Aussicht auf ein Eis am Kiosk kann ich die Jungs zum Weiterlaufen bewegen. Ganz langsam erreichen wir den hinteren Teil des Parks, der den Rhododendren gewidmet ist. Der „Rhodo-Park“ existiert bereits seit 1976. Ungefähr 2.000 verschiedene Arten von Rhododendron und Azaleen wachsen hier – mehr oder weniger alle, die es gibt. Manche sind übermannshoch und stehen schon in voller Blüte. So etwas kennen wir sonst nur aus Irland – eine Erfahrung, die Silas als Kindergartenkind dermaßen beeindruckte, dass er noch monatelang davon schwärmte. Auch jetzt ist der 9-Jährige fasziniert, als wir die dichten Reihen der immergrünen Büsche abschreiten (während Janis streikt und mit seinem Buch auf einer Parkbank auf uns wartet).
Abschied vom Park der Gärten
Auf dem Rückweg klappern wir noch die zweite Hälfte der Mustergärten ab. Wir bestaunen die prächtigen Blüten der Zierkirschen, schlendern durch den bäuerlichen Nutzgarten und beobachten Bienen an ihren Körben. Dann müssen wir uns schon sputen, denn der Nachmittag ist rum. Wir haben nicht alles gesehen, sind nicht einmal auf den Turm geklettert. Aber wir hatten einen herrlichen Familienausflug!
Praktische Hinweise für den Park der Gärten mit Familie
Adresse (fürs Navi): Elmendorfer Straße 40, Bad Zwischenahn.
Öffnungszeiten: Vom 16. April bis 9. Oktober 2016 täglich von 9.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet (die Ausgänge bleiben bis 21.45 Uhr geöffnet).
Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 10 Euro für ein Tagesticket. Kinder bis 18 Jahre sind gratis (mit Schülerausweis, für ältere Schüler, Studenten, Arbeitslose etc. gibt es Vergünstigungen).
Parkplätze: sind ausreichend und kostenlos vorhanden.
Gastronomie: Es gibt ein Bistro, ein Café und einen Kiosk mit Eis und Kleinigkeiten.
Angebote für Familien: kostenlose Leih-Bollerwagen (gegen Pfand).
Achtung: Hunde dürfen nicht in den Park der Gärten.
Weiterlesen übers Ammerland
- Tiefenentspannt im Ammerland: Die schönste Ferienwohnung in Westerstede
- Bad Zwischenahn: Unser Familienprogramm fürs lange Wochenende
- Abenteuer Jugendherberge: Unser Familienwochenende in Bad Zwischenahn
Transparenzhinweis: Für uns als Blogger war der Eintritt kostenlos – dafür, dass wir berichten. Das Was und das Wie bleiben davon wie immer unberührt.
Hinterlasse einen Kommentar