Wer eine Langzeitreise mit Familie planen will – oder erst einmal damit liebäugelt – hat viele Fragen. 180 davon beantwortet Jenny Menzel in ihrem neuen Ratgeber „Reisebudget-Planung für Familien“, der im Dezember bei KidsAway erschienen ist. Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: Ich wünschte, wir hätten dieses Buch damals schon gehabt. Es macht die Planung (und Finanzierung) eines solchen Abenteuers so viel einfacher!

Zunächst ein Geständnis in meiner Rolle als Rezensent: Ich bin nicht gut im Bücherlesen. Das war früher anders, da habe ich jährlich eine zweistellige Anzahl an Romanen verschlungen. Aber seit Kinder, Haushalt und Fahrdienste einen wesentlichen Teil meiner Freizeit einnehmen, beschränke ich mich komplett auf Hörbücher und das gelegentliche Fachmagazin auf dem Klo (und Reiseführer unserer nächsten Ziele natürlich, die gehen immer). Aber traditionelle Bücher von vorne bis hinten durchlesen, das habe ich irgendwie verlernt.

Dass Jennys Reise-Ratgeber trotzdem seinen Weg auf meinen Schreibtisch findet, liegt daran, dass es sich um ein Beleg-Exemplar handelt: Mit unserer persönlichen Budget-Rechnung als Praxisbeispiel sorgen wir (und vier weitere Familien) im Anhang für „Butter bei die Fische“.

Und so liegt das solide Taschenbuch mit seinen 283 Seiten da, und verschwindet im Laufe von fast zwei Monaten unter den zellulösen Ablagerungsprozessen, die auf meinem Schreibtisch einer Naturgewalt gleichkommen.

Wie sich herausstellt, als ich es dann doch endlich mal in die Hand nehme, hätte ich mich vor der Lektüre gar nicht fürchten müssen. Die Struktur, die Jenny Menzel für ihren Ratgeber gewählt hat, eignet sich hervorragend für zeitarme Nichtleser wie mich. Von vorne bis hinten ist nicht nötig, und entsprechend dem Geleitwort der Autorin auch gar nicht unbedingt gewollt. Die 180 Fragen und Antworten ergeben kurze Kapitelchen, die mit Checklisten, Info-Kästen und hervorgehobenen Tipps gewürzt sind. Beim Durchblättern bleibe ich hier und da und dort auch noch hängen, und plötzlich habe ich fast das ganze Buch gelesen, ohne es zu merken. Das liegt auch daran, dass Jenny als freie Journalistin und Lektorin Profi ist und einfach wunderbar schreibt.

Aber was steht denn nun drin in dem Buch?

„Empfehlungen zur Reiseplanung, Tipps zu Elternzeit und Sabbatical, konkrete Rechenbeispiele“, steht auf dem hübsch gestalteten Buchcover, „plus Bonus-Kapitel Reisen trotz Schulpflicht“. Von der bewussten Entscheidung für eine längere Familienreise über die konkrete Finanzierung und Umsetzung bis zu Hilfen und Hindernissen bei der Wiedereingliederung geht der Ratgeber auf beinahe jeden denkbaren Aspekt der familiären Reiseplanung ein. Der Schwerpunkt liegt dabei – dem Titel entsprechend – bei der Frage, wie man das Geld für eine längere Familienreise zusammenbekommt und unterwegs zusammenhält.

Die erste naheliegende Frage, was genau eine längere Familienreise ist und welche Konstellationen sie erreichen will, beantwortet die Autorin mutig mit einem Universalanspruch: „Dieses Buch richtet sich an alle Familien, die mit Baby und Kind eine Reise machen wollen. Egal, ob Sie zu dritt, zu sechst oder allein mit Ihrem Kind unterwegs sind, wie lange Sie verreisen möchten und ob es an die Nordsee gehen soll oder einmal um die Welt.“

Tatsächlich ist die Bandbreite der beantworteten Fragen enorm. Es geht um rechtliche Aspekte wie Ansprüche auf Freistellung im öffentlichen Dienst mit und ohne Beamtenstatus bis hin zu Fristen bei der Beantragung von Arbeitslosengeld, und es geht – vor allem in der zweiten Hälfte des Buchs – um Strategien zum Sparen vor und während der Reise.

Wer gleichermaßen Eltern mit Säugling wie Familien mit Teenagern ansprechen möchte, Fernreisen mit open end genauso einbeziehen will wie den vierwöchigen Elternzeit-Trip, kann naturgegeben nicht sehr ins Detail gehen. Gerade darin aber liegt die Stärke dieses Ratgebers. Statt erschöpfender Abhandlungen gibt es kurze, knappe Antworten mit Verweis auf detailliertere Quellen.

Jenny Menzel nimmt dem Leser die Organisation der eigenen Reise-Auszeit nicht ab. Aber sie liefert all die nötigen Hebelpunkte bequem frei Haus. Hinzu kommt ein umfangreiches Verzeichnis von Links und Adressen, von Miet-, Haustausch- und Carsharing-Portalen bis zu Preisrechnern und Vollmacht-Mustern. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Auflistung stundenlange Recherchearbeit spart (und natürlich ebenfalls, dass trotzdem noch stundenlange Organisationsarbeit übrig bleibt, die einem kein Buch der Welt abnehmen kann).

Entsprechend oberflächlich bleiben einzelne Kapitel dadurch natürlich. Dass es mitunter nicht so einfach ist, schulpflichtige Kinder für längere Zeiträume aus dem Unterricht zu nehmen, bestätigt der Ratgeber zwar schwarz auf weiß. Aber irgendwie klingt es dort doch ein bisschen einfacher, als es sich für uns angefühlt hat. Andererseits mussten wir uns auch alle Details selbst erarbeiten und konnten kaum auf die Erfahrungswerte anderer Familien zurückgreifen (wie jetzt beispielsweise die von uns).

Dann wieder nennt Jenny so viele Aspekte, über die wir uns überhaupt keine Gedanken gemacht haben (was wohl auch daran liegt, dass wir ausschließlich in Europa unterwegs waren und beispielsweise Einfuhrvoraussetzungen unseres Autos, Visabestimmungen und korrekte Impf-Fristen einfach kein Thema waren). Wer sich durch die schiere Zahl der 180 Fragen abgeschreckt fühlt, der sei beruhigt: Es ist nicht wirklich jeder Aspekt für jede Familien-Langzeitreise relevant.

Und was die konkreten Spar-Tipps angeht, die – mit etwas Glück und viel Disziplin – auch Mittelklassefamilien ihre Traumreise ermöglichen: Natürlich hat Jenny hier nicht den Heiligen Gral gefunden, das ist alles hinlänglich bekannt. Aber sie hat so ziemlich all das zuverlässig zusammengetragen, was sich tatsächlich umsetzen lässt und hilft. So viel können wir aus eigener Erfahrung sagen.

Fazit: Lohnt sich Jenny Menzels Reise-Ratgeber?

Der Reise-Ratgeber für Familien lohnt sich für alle, die sich einen ersten Überblick verschaffen wollen, was bei der Planung einer Langzeitreise mit Familie auf sie zu kommt. Mit seinen Checklisten und seiner übersichtlichen Struktur ist das Buch auch eine ideale Organisationshilfe bei der konkreten Planung.

Wer eine Langzeitreise mit Kindern plant oder überhaupt erst einmal wissen möchte, ob eine solche für die eigene Familie wohl infrage kommt, sollte seine Nase unbedingt in dieses hervorragend geschriebene und ganz nah an der Praxis orientierte Buch stecken.

 

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Reisebudget-Planung für Familien von Jenny Menzel

 

Transparenzhinweis: Ich kenne Jenny Menzel persönlich und mag sie sehr. Eine wohlwollende Rezension als Freundschaftsdienst aber widerspricht meinen moralischen Ansprüchen. Ich schreibe nur, was ich wirklich denke, und empfehle nur, wovon ich überzeugt bin.