Dieser Kuchen weckt Reise-Erinnerungen. Nichts schmeckt für mich so sehr nach Irland (und auch Schottland, ehrlich gesagt) wie Guinness-Schokoladentorte. Tea Time auf Irisch? Guinness-Schokoladentorte! Ja, mit Bier im Kuchen. Was im ersten Moment gewöhnungsbedürftig klingt, schmeckt hervorragend. Der Guinnesskuchen ist schwer schokoladig, samtig-locker wie die Blume seiner Geheimzutat und schmeckt nicht nach Bier. Wer ein süßes Rezept aus Irland sucht und ein bisschen experimentierfreudig ist, wird mit der schnell zusammengerührten Guinness-Schokoladentorte bestimmt seine Freude haben.

Wieso es in meinem Reiseblog plötzlich Backrezepte gibt

Ach herrje, jetzt gibt das auch noch Rezepte auf family4travel! Ja, tatsächlich, ausnahmsweise. Das liegt zum einen an meinem Bedürfnis, mal wieder jenseits aller Professionalität, Kooperationen und Klickzahlen-Optimierung über das zu schreiben, worauf ich gerade Lust habe. Mein Lieblingsthema Irland ist hier während der Pandemie wirklich zu kurz gekommen. Zum anderen habe ich neulich meine Guinnesstorte bei Instagram in der Story gezeigt und echt viele von euch wollten das Rezept haben.

Und dann hat Teilzeitreisender.de auch noch eine Blogparade ausgerufen zum Thema „Wie verbringt ihr eure Weihnachtszeit“. Guinness-Schokoladentorte ist eigentlich kein explizites Weihnachtsrezept. Ich backe sie gerne rund ums Jahr. Aber der schwere Schokoladenkuchen passt wunderbar in die Adventszeit. Oder auch in den grauen Winter nach dem Jahreswechsel. Für mich ist er allerbester comfort food. Und dieses Jahr werde ich ihn wohl zu Weihnachten backen. Schokolade und Urlaubserinnerungen pur. Beste Kombination ever!

guinness schokoladentorte kaffeetrinken

Perfekte Urlaubserinnerungen…

Wie schmeckt die Guinness-Schokoladentorte?

„Mach doch bitte deinen Schokoladenkuchen!“, habe ich jetzt schon mehrmals gesagt gekriegt. Dass da Bier drin ist, merkt niemand, der nichts davon weiß.

Irgendwie besonders schmeckt er. Aber wonach? Fast ein bisschen „umami“, nur in süß. Eine feine Malznote ist es wohl.

Ich weiß noch, wie ich mir mein erstes Stück beinahe extatisch auf der Zunge zergehen ließ. Damals im „Rumblin Tums“ in Ardrishaig auf einem Zwischenstopp im schottischen Nirgendwo habe ich die Beschriftung an der Kuchentheke gar nicht genau gelesen und einfach „that chocolate cake“ geordert. Hinterher habe ich mich lange gefragt, wieso der so herrlich war.

guinness schokoladentorte rumblin tums guinness-schokoladentorte

Heute bin ich mir sicher, dass das eine Variante der Guinness-Schokoladentorte war.

Erst ein Jahr später habe ich beim Blick in eine weitere Kuchentheke auf der Insel Mull begriffen, dass auch das ein „Guinness chocolate cake“ gewesen sein muss. In dem wundervollen Wintergarten-Café auf der Tobermory Cheese Farm habe ich dann auch den besten Guinness-Schokoladenkuchen gegessen. (Zumindest bis ich mein Rezept hier zu Hause perfekt auf meinen persönlichen Geschmack abgestimmt hatte.) Über dieses Erlebnis habe ich auch im Blog geschrieben:

Tobermory: Die schönsten Ecken und das beste Café auf der Isle of Mull

tobermory cheese farm mull cafe guinness cake guinness-schokoladentorte

Bester Guinness chocolate cake ever – für eine lange Zeit zumindest.

Kuchen mit Bier – was für eine Idee!?

Wer schon mal in Irland war, weiß, welchen Stellenwert Guinness dort hat. Die typische Biermarke wirkt identitätsstiftend unter den Iren. Sie nimmt aber auch im Tourismus eine beinahe zentrale Funktion ein. Guinness-Kitsch ist allgegenwärtig. Souvenirshops sind voll mit Leprechauns, Tweedmützen – und Guinness-Werbung, denn um die spazieren zu tragen, zahlen Touristen gutes Geld.

Auch auf Speisekarten findet sich Guinness neuerdings nicht mehr nur auf der Getränkeseite. Irland-Reisende, die etwas auf sich halten, wollen typisch irische Gerichte. Und damit etwas typisch irisch ist, das weiß jeder, muss man es mit Guinness verfeinern. Oder Whisky natürlich. Aber Bier ist billiger. Also kippen wir verkaufsfördernd etwas Guinness dazu. (Ganz Ähnliches kenne ich von der Ostsee, insbesondere auf Rügen, in Sachen Sanddorn.)

dublin temple bar mit kindern

Guinness-Werbung ist in Irland allgegenwärtig. (Die Party-Meile von Temple Bar in Dublin am Vormittag ist allerdings eher ein Ort zum Abgewöhnen, da dann die Überreste besagten Bieres in diversen Aggregatszuständen mit dem Hochdruckreiniger vom Bürgersteig gekehrt werden.)

So war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis irgendjemand auf die Idee kam, das berühmte Schwarzbier auch in Kuchenteig zu mischen.

Woher kommt die Guinness-Schokoladentorte und seit wann gibt es sie?

Nein, ein echtes irisches Traditionsrezept ist der Guinnesskuchen nicht. Mein erstes Stück habe ich 2017 gegessen. 2018 gab es ihn sowohl in Schottland als – natürlich – auch in Irland gefühlt in jedem zweiten Café. Im Jahr 2013 hingegen kann ich mich noch an kein solches Angebot erinnern.

aran islands, inishmore, cafe

Die beste Guinness-Schokoladentorte in Irland habe ich in diesem kleinen Tea Room auf den Aran-Inseln gegessen. Vom Kuchen selbst habe ich leider, leider kein Foto gemacht. Auch ein wunderschönes Reiseziel, by the way. Die ganze Geschichte gibt es hier: Tagesausflug zu den Aran-Inseln.

Bei einer kurzen Internet-Recherche bin ich – vermutlich – auf das Originalrezept der Guinness-Schokoladentorte aus dem Jahr 2011 gestoßen [das inzwischen leider nicht mehr online ist]. So ganz neu ist die Angelegenheit also auch schon nicht mehr. Zumindest wird auf anderen deutschen und englischen Rezeptseiten als Ursprung immer wieder die Hummingbird Bakery in London genannt. Die rühmt sich auf ihrer Homepage ihres „truly authentic American-style baking“. Okay, also wohl not so very Irish eigentlich Ihr Gründer Tarek Malouf hat das Rezept 2011 wohl als erster in einem Rezeptbuch veröffentlicht. Es handelt sich – entgegen meiner Urlaubs-Erfahrung – also anscheinend nicht um ein typisch irisches Kuchenrezept. Macht nichts, ist trotzdem schweinelecker!

Meine Variation der Guinness-Schokoladentorte

Der Guinness-Kuchen, wie ich ihn backe, unterscheidet sich deutlich von dem oben verlinkten Originalrezept. Britische (und irische) Backrezepte sind meistens ein ganzes Stück süßer als das, was durchschnittliche deutsche Gaumen als angemessen empfinden. Meine Variante habe ich aus zwei verschiedenen Rezepten destilliert, die ich bei Chefkoch gefunden habe.

Ich notiere mir in meinem Rezepte-Ordner immer das Datum, an dem ich ein Rezept zubereite (wenn ich dran denke). Deshalb kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass ich die Guinness-Schokoladentorte schon mehr als zehn Mal gebacken habe. Dadurch habe ich das Rezept für den Geschmack meiner Familie perfektioniert. Es gibt mehrere Varianten, die eigentlich alle gut schmecken.

Guinness-Schokoladentorte vegan

Einmal habe ich mein Rezept auch vegan abgewandelt und war selbst überrascht, wie gut es schmeckte. (Zu veganen  Weihnachtsmenüs läuft übrigens auch gerade eine Blogparade bei „The Bird’s New Nest“. Aber da mogele ich mich jetzt nicht mit dazu.) Eben weil ich schon so viel experimentiert habe damit, kann ich mir nicht verkneifen, alle Anmerkungen mit ins Rezept zu quetschen.

(Das Gerücht, dass zur Herstellung von Guinness Fischblasen verwendet werden und das Bier somit nicht vegan ist, stimmt übrigens nicht. Traditionell war das so. Der technische Fortschritt hat aber schon vor langer Zeit für tierfreie Produktion gesorgt.)

guinness-schokoladentorte

Meine bisher letzte Guinness-Schokoladentorte. Am liebsten würde ich gleich heute mal wieder eine backen…

Guinness-Schokoladentorte: Das Rezept

Okay, hier kommt nun endlich das Rezept für meine Version der Guinness-Schokoladentorte.

Zutaten

250 ml Guinness (die umweltfreundlicheren Glasflaschen mit 330 ml Inhalt funktionieren auch bestens)**

250 g Butter (am besten natürlich die irische; für die vegane Version 175 ml Sonnenblumenöl)

75 g Kakaopulver

260 g Zucker (im Original waren es 400 g; welche Sorte ist offenbar relativ egal)

140 ml Saure Sahne (oder Soja-Joghurt)

2 Eier (oder zusätzlich noch mal zwei gehäufte Esslöffel Soja-Joghurt)

2 TL Vanille-Extrakt (oder ein Päckchen Vanillezucker, essenziell!)

275 g Mehl (ich nehme 200 g Vollkornmehl, 75 g 550er)

1 TL Natron

50 g Kakaonibs (optional, machen für mich aber einen großen Unterschied in Richtung „noch leckerer“)

 

Für das Topping

400 g Frischkäse (mehr schadet nicht; wer es nicht so säuerlich mag, nimmt Mascarpone)

80 ml Ahornsirup (oder 150 g Puderzucker)

200 g Schokolade (optional, ich nehme Hälfte Vollmilch, Hälfte 70%ige)

120 g Butter (optional für den perfekten Schokoladenguss, der sich gut schneiden lässt)

Zubereitung

  • Das Bier zusammen mit der grob gewürfelten Butter in einem großen Topf erwärmen, bis die Butter geschmolzen ist. (Wenn Kinder mitessen, lasse ich das Bier zur Vorsicht gern etwas köcheln, damit der Alkohol verdampft. Das passiert zwar auch nachher noch im Ofen, aber doppelt hält bekanntlich besser. Prinzipiell ist es allerdings ratsam, diese Phase eher kurz zu halten und auch im weiteren Verlauf nicht zu viel zu rühren, um den lockernden Stickstoff bzw. die Kohlensäure zu erhalten.)
  • Kakao und Zucker behutsam in das Butterbier rühren. Etwas abkühlen lassen.
  • In einer kleinen Schüssel (Müslischale) Eier mit saurer Sahne und Vanille verrühren. Anschließend zur Biermasse geben.
  • Mehl mit Natron und ggf. Kakaonibs mischen und dazugeben. Nicht zu viel rühren, sonst wird der Teig zäh und der Kuchen zu trocken. Ein Holzlöffel oder noch besser ein stabiler Schneebesen reicht.
  • Teig in eine Springform geben und ca. 45 (bis 60) Minuten bei 180 Grad backen. In der Form auskühlen lassen, ruhig über Nacht.
  • Für das Topping den Frischkäse mit dem Puderzucker oder Ahornsirup mit dem Handrührgerät aufschlagen.

Das Originalrezept sieht nun vor, den Kuchen in eins mit dem Topping zu bestreichen, etwas Kakaopulver drüber zu streuen und fertig.

Wir mögen es gern schokoladiger. Deshalb teile ich den Kuchen in zwei oder sogar drei Böden. Dann bestreiche ich die Böden mit der Creme und setze sie zusammen. Wenn der Kuchen beim Backen sehr rissig geworden ist, empfiehlt es sich, etwas Creme als „Spachtelmasse“ für oben drauf übrig zu behalten. Oberste Schicht wird dann ein herrlich dicker Schokoladenguss. Für den schmelze ich die Schokolade mit den 120 g Butter in einem Topf. (Achtung: Die Butter sollte wie die Schokolade Zimmertemperatur haben und die Masse nicht zu heiß werden, damit sich der Guss nachher nicht verfärbt oder bröselig wird.)

Anmerkungen

Die Zubereitung der Guinness-Schokoladentorte ist schnell und sehr leicht. Ohne Topping lässt sie sich auch gut einfrieren.

Welche Sorte Guinness man für die Torte verwendet, ist anscheinend recht egal. Guinness Draught geht meiner Erfahrung nach genauso gut wie Guinness Extra Stout. Ganz neu gibt es wohl auch alkoholfreies Guinness. Einmal habe ich auch irgendein anderes Schwarzbier verbacken. Ich glaube, Köstritzer war es. Das ist nicht so super geworden. – Kann aber auch daran liegen, dass das Bier schon übers Datum war (Notschlachtung quasi) und ich auch sonst mit den Mengenangaben experimentiert habe.

** Typischerweise wird Guinness-Bier in Deutschland in 440-ml-Dosen gehandelt. Guinness wird traditionell mit Stickstoff aufgeschäumt, was dem Bier die typische samtige Blume verleiht. Dafür enthalten die Dosen eine spezielle Kapsel. Diese bewirkt, dass die Dosen nicht im gängigen System recycelt werden können. Seitdem ich das weiß, kaufe ich stattdessen Stout in der Flasche. Für den Kuchen funktioniert das meiner Erfahrung nach genauso gut. Weil von den 330 ml so wenig übrig bleibt, dass sich das Aufheben für den Guinnesstrinker der Familie kaum lohnt (und ich Schwarzbier gleich welcher Marke ausschließlich in Kuchenform mag, auf keinen Fall pur!), kippe ich die ganze Flasche in den Teig. Das kompensiert den etwas höheren Flüssigkeitsbedarf bei der Verwendung von Vollkornmehl perfekt.

guinness-schokoladentorte querschnitt

Reichhaltig-schwer und trotzdem samtig-locker. Ich hätte den Boden zweimal trennen sollen. Oft backe ich den Kuchen aber auch spontan, wenn ich im Keller auf eine Flasche Stout stoße und/oder einfach ein dringendes Schokoladenkuchenbedürfnis habe. Meistens habe ich alle Zutaten im Haus, nur der Frischkäse wird manchmal knapp. Das waren jetzt, glaube ich, nur 250 Gramm. 400 oder sogar 500 machen die Sache besser.

Und ja, spätestens das zweite Stück ersetzt eine Hauptmahlzeit…

Mehr über Irland

Wir lieben Irland! Zur Recherche unseres Familien-Reiseführers „Irland mit Kindern: 60 Wander- und Entdeckertouren an der irischen Westküste„* haben wir die Insel rauf und runter erkundet. Vor allem die Westküste entlang des Wild Atlantic Way hat es uns angetan. Entsprechend gibt es hier im Blog eine ganze Reihe von Reiseberichten und Tipps. Gesammelt, geordnet und sogar mit Kartenansicht präsentiere ich sie alle in diesem Beitrag:

Irland mit Kindern: Unsere Tipps und Erfahrungen für den Familienurlaub

Irland mit Kindern

In diesem Beitrag sind alle weiteren Irland-Artikel verlinkt.

Besonders empfehlen für die reisefreie Zeit kann ich allen Irland-Liebenden meine Literatur-Sammlung:

Empfehlungen: Irland-Reiseführer und Bücher über Irland

und für Kinder:

(Hör-)Bücher über Irland: für Kinder und Jugendliche (und Eltern)

empfehlung reiseführer irland

Vielleicht ist ja noch eine Idee fürs passende Weihnachtsgeschenk dabei?