Im Romantik Bad Rehburg ist der Name Programm. Allerdings geht es hier weniger um traute Zweisamkeit als vielmehr um die gleichnamige Epoche. Wann die war, worin sie sich äußerte und welche Verbindungen es zu unserem heuten Verständnis des Begriffs gibt, erfährt der Besucher im Neuen Badehaus. Dort gibt es eine tolle Ausstellung zum Thema Kuren und Bäder im 18. und 19. Jahrhundert.
Nach Bad Rehburg fuhr damals die gesamte Schickeria Hannovers, um sich unter dem Alibi des Gesundbrunnens, und anstandshalber nach ein paar Badeanwendungen, des Glücksspiels, Tanzens und anderer Kurvergnügen zu erfreuen. Die Badewanne der Hannoverschen Königin Friederike ist erhalten geblieben und wieder hergerichtet worden. Mit wächsernem Teint ist sie höchstselbst bei ihrem privaten Planschvergnügen zu beobachten.
Wir waren sehr angetan von der Konzeption: ganz wunderbar gemacht, mit vielen interaktiven Ausstellungsstücken. Die Tour kostet nur 4 Euro pro Person, Kinder bis zwölf sind frei. Ein Audio-Guide ist inklusive. Der liefert nicht nur historische Fakten, sondern bringt seinen Zuhörern auch die Musik und Literatur der damaligen Zeit nahe und vermittelt so einen echten Eindruck davon, was die Romantik ausmacht. Für Kinder gibt es eine extra Audio-Tour. Sie entdecken die Ausstellung mit den fiktiven Charakteren Max und Luise, und der Erzähler hat merkwürdigerweise dieselbe Stimme wir Käptn Blaubär. Raum für Raum entdecken Familien die Ausstellung so gemeinsam, aber jeder auf seinem Niveau. Die Kinder-Tour ist etwas kürzer. An fast jeder Station gibt es aber etwas aktiv zu entdecken, bis die Großen in ihren Kopfhörern auch endlich so weit sind.
Wer noch tiefer eintauchen möchte in die faszinierende Materie, kann sich in das mühevoll abgetippte Kurtagebuch von Johann Christian Kestner vertiefen, Ehemann von Goethes Jugendliebe Charlotte Buff, die in „Die Leiden des jungen Werther“ literarische Unsterblichkeit erlangte.
(Kleine Randbemerkung: Im Vorwort der Transkription heißt es, trotz seines umfangreichen Nachlasses sei Kestner von Historikern arg vernachlässigt worden. Ja, Herrschaften, aus eigener Erfahrung kann euch genau sagen, warum: Weil er eine Sauklaue hatte, der feine Herr! Da hat kein Historiker Lust zu…)
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