Endlich wieder Schottland! Wir sind zurück von unserer ersten Auslandsreise „nach Corona“. Zwei Wochen, die kompletten Osterferien, haben wir mit unseren drei Kindern in Schottland verbracht. Es war unsere wohl letzte große Familienreise mit beiden Teenagern und Kleinkind. Hier kommt ganz frisch mein Erfahrungsbericht aus dem April 2022 – mit Route zum Nachmachen, vielen Empfehlungen und natürlich dem ultimativen Reiseführer-Tipp…
Erfahrungsbericht unserer Osterferien in Schottland im Rundumschlag
Dies ist eine erste Zusammenfassung unserer frischen Eindrücke aus Schottland in den Osterferien. Natürlich wird es zu vielen Stationen und verschiedenen Aspekten wieder eigene Blogposts geben. Aber zuerst muss ich einmal meine gesammelten Erlebnisse loswerden. Es wird lang und ja, es ist vielleicht eher was für Fans. Damit meine ich aber nicht Fans von family4travel, sondern von Schottland…
Zeitraum unserer Reise nach Schottland sind die Osterferien von NRW vom 8. bis 24. April. Mit dabei sind noch ein letztes Mal unsere beiden großen Jungs Janis (17) und Silas (15) und natürlich unsere kleine Franka (2,5).
Es ist nicht unsere erste Schottland-Reise. Im Gegenteil: Anlass dieses Osterferien-Trips ist hauptsächlich die Nachrecherche unseres Reiseführers „Schottland mit Kindern“* für die zweite Auflage. Da ich das Buch zusammen mit der wunderbaren Stefanie Holtkamp geschrieben habe, ist bei der Überprüfung aller Touren aber auch für uns ein bisschen Neuland dabei. Im Wesentlichen kennen wir die Regionen, die wir bereisen, aber schon recht gut.
Schottland in den Osterferien: Das Wetter
Eins kurz vorweg: Das Wetter ist in Schottland in den Osterferien vergleichsweise fantastisch! Tatsächlich sind April und Mai im Norden Großbritanniens die Monate mit dem wenigsten Niederschlag. Der Klimawandel tut ein Übriges. Ein paar graue Tage haben wir. Öfter nieselt es. Richtig nass werden wir in diesen Osterferien in Schottland nur ein einziges Mal. Und an der Mehrheit der Tage zeigt sich der blaue Himmel. Die Temperaturen starten dabei morgens meist noch im einstelligen Bereich. Tagsüber liegen sie erst bei zwölf bis 15 Grad. Am Ende unserer Reise erreichen sie in der dritten Aprilwoche sogar die 20-Grad-Marke.
Unsere Reiseroute
Bei diesem ersten Testlauf „nach Corona“ und mit Kleinkind im Ausland legen wir nur relativ kurze Strecken zurück. So sieht die Reiseroute für unsere zwei Wochen Osterferien in Schottland mit Familie aus:
Wir beginnen also am Loch Lomond, wo wir fünf Nächte bleiben. Weiter geht es zu meinen beiden Lieblings-Destinationen in Schottland: Isle of Arran und Kintyre. Auf Arran bleiben wir vier Nächte, was für die bildschöne kleine Insel gut hinreicht. Kintyre bekommt nur noch drei Nächte ab, obwohl es mindestens noch eine vierte verdient hätte. (Leider müssen wir so viele unserer Touren wie möglich „abgrasen“, sonst wäre ich wohl einfach schon auf Arran hocken geblieben…)
Eine Übernachtung legen wir dann noch bei Ardrishaig im Herzen von Argyll ein. Dann folgt eine letzte Zwischenübernachtung ganz unten in den Borders in dem kleinen Ort Annan. Hin und zurück bringt uns jeweils die Fähre zwischen Amsterdam und Newcastle.
Anfahrt mit der Fähre Amsterdam-Newcastle
Die Fährroute Amsterdam-Newcastle ist in unseren Augen die mit Abstand beste Option, um als Familie nach Schottland zu kommen. Wie genau die Überfahrt funktioniert, habe ich bereits ausführlichst in diesem Blogbeitrag erklärt: Mit der Fähre nach Schottland – Erfahrungen mit DFDS Amsterdam-Newcastle.
Unsere Fährfahrt nach Schottland ist in den Osterferien Anfang April diesmal weniger komfortabel, als wir es gewöhnt sind. Das liegt an dem Sturm, der tags zuvor über die Nordsee getobt ist. Wir sind dankbar, dass der nicht heute unterwegs ist. – Aber es dauert, bis sich eine aufgewühlte See beruhigt hat. Drei Meter Wellenhub ist an sich gar nicht so schlimm. Wenn sie – wie diesmal – von der Seite kommen, gerät das Schiff jedoch ins Rollen, und das ist unangenehm. So verbringen wir den Großteil der Überfahrt in der Horizontalen. Obwohl wir die zehn Euro fürs Frühstück gleich mit der Buchung bezahlt haben – wer erst an Bord bucht, zahlt fast doppelt so viel – nehmen es am nächsten Morgen nur zwei von uns in Anspruch.
Dennoch bleibe ich dabei: Die Anfahrt nach Schottland mit der Fähre über Nacht zu verkürzen, ist auch in den Osterferien absolut sinnig. Uns erspart das rund 800 Kilometer Autobahn pro Strecke plus Zwischenübernachtung anderswo. Unsere persönliche Quote erreicht fünf (Update: sieben) völlig problemlose Überfahrten (April bis August) auf diese eine etwas ungemütliche.
Heddon-on-the-wall: Pause am Hadrianswall
Pünktlich um 9:15 Uhr Ortszeit legt die Princess of the Sea in Newcastle an. Wir haben Glück und gehören diesmal zu den ersten Autos, die von der Fähre rollen. Das ist gut, denn dank Brexit dauern die Passkontrollen nun länger. Die Grenzbeamtin ist berufsbedingt neugieriger geworden, jedoch gewohnt freundlich. Wortreich beneidet sie uns um unseren Aufenthalt auf Arran.
Wir fahren auf die Autobahn, die hier verheißungsvoll einfach nur „The North“ heißt. Martin findet problemlos zurück in den Linksverkehr. Wir beide hatten nie Schwierigkeiten damit. Die Autobahn eignet sich aber auch gut zum Üben und Wiederreinkommen.
In der Zwischenzeit beruhigen sich die Mägen derer, die unter dem Seegang gelitten haben. Das ausgefallene Frühstück macht sich nun empörend bemerkbar. Martin, der im Gegensatz zu uns gut reingehauen hat, braucht sanfte Überredung, um den nächsten Supermarkt anzusteuern. Für ein morgendliches Picknick folgen wir dann einem der braunen Schilder, die Zugang zum Hadrianswall versprechen. So können wir die Pause im Grünen gleich mit etwas kultureller Bildung verbinden.
In Heddon-on-the-Wall stehen die Ruinen der römischen Befestigungsanlage frei zugänglich in der Gegend herum. Hier ist das antike Bollwerk besonders beeindruckend, weil die Eroberer anfangs großzügiger und breiter bauten. Im weiteren Verlauf sind die Mauerreste manchmal kaum von den allgegenwärtigen Begrenzungsmäuerchen der Viehweiden zu unterscheiden.
Auch in Heddon-on-the-Wall ist die antike Abgrenzung zu den „Barbaren“ des britischen Nordens freilich keine tagesfüllende Sehenswürdigkeit. Einen ausgiebigen Blick ist die Mauer-Ruine aber durchaus wert. Wir parken an der Straße und setzen uns zum Essen auf die alten Steine. Die Morgensonne scheint. Osterglocken blühen. Es ist der perfekte Start in unsere Osterferien in Schottland!
Loch Lomond
Erste Station unserer Schottlandreise ist der Loch Lomond. Der größte See Schottlands gehört zu den beliebtesten Urlaubsregionen Großbritanniens. Zu recht! Gleich zehn unserer Wander- und Entdeckertouren befinden sich hier in der Nähe. Ausführlich habe ich die Region hier beschrieben: Loch Lomond mit Kindern – Erfahrungen und Tipps für den Schottlandurlaub.
Renton als Basis am Loch Lomond
Unsere Unterkunft liegt in Renton. Die kleine Stadt ist an sich nichts Besonderes. Sie befindet sich nördlich von Glasgow auf dem Weg in den Nationalpark Loch Lomond & The Trossachs. Die etwas größeren Städte Dumbarton und Balloch gehen mehr oder weniger ineinander über. Wo sie sich beinahe überschneiden, spitz gesagt, liegt Renton.
Hier haben wir über AirBnB eine Ferienwohnung gebucht. Für uns ist sie ideal, weil sie verkehrsgünstig liegt. Es gibt einen schönen Spielplatz in Laufreichweite und Supermärke zur günstigen Selbstversorgung. Da sehe ich großzügig darüber hinweg, dass das Apartment in einem Hinterhof liegt.
In der Tat fühlen wir uns ein bisschen an unseren Trip auf dem Balkan erinnert, als wir an Mülltonnen, Sperrmüll und Bauschutt vorbei die Treppe zu unserer Wohnungstür hochsteigen. Drinnen sind wir dann aber ausgesprochen positiv überrascht. Die kleine Wohnung ist gemütlich eingerichtet und bietet sogar ein paar schicke Hingucker. Die Jungs haben oben unterm Dach ein Zimmer für sich. Franka schläft mit bei uns im großen Bett (wie zu Hause). Es ist alles da, was wir brauchen. Wir fühlen uns total wohl.
Wandern am Loch Lomond
Schon gleich am Anreisetag beginnen wir unsere Osterferien in Schottland mit unseren Reiseführer-bedingten Pflichten. Wir starten mit unserer südlichsten Tour in den Kilpatrick Hills. Auf wahlweise fünf oder sieben Kilometern geht es hier rund um eine malerische Schlucht namens The Whangie. Es ist eine von Stefanies Touren, die wir zum ersten Mal laufen. Spannend! Und schön! Vom aussichtsreichen Wanderweg erblicken wir zum ersten Mal auf dieser Reise in der Ferne den Loch Lomond.
In den folgenden Tagen besteigen wir sowohl den Cruach Tairbeirt am Westufer als auch den Conic Hill an der Ostseite des Sees. Während letztere eine äußerst beliebte Kurzwanderung für Urlaubsgäste jeden Alters darstellt (sodass wir schon das Gefühl bekommen, auf einer Ameisenstraße unterwegs zu sein), ist die andere Route immer noch ein weitgehender Geheimtipp. Die Aussicht aufs Wasser ist ebenso schön.
Nur die Wanderung auf Inchcailloch müssen wir auslassen. Die kleine Motorboot-Fähre hinüber auf die Insel im See hat ihren Dienst entgegen anderslautender Behauptungen im Internet noch nicht wieder aufgenommen. Tipp: In Vor- und Nachsaison unbedingt vorher anrufen! (Oder als Plan B eben doch auf den Conic Hill steigen.)
Go Ape: Kletterpark in Schottland
Seit Erscheinen unserer ersten Auflage haben Hochseilgärten noch einmal an Beliebtheit gewonnen. Sie bieten ja auch echt tolle Abenteuer für die ganze Familie. Schon 2019 haben wir in unserem Buch alle Kletterparks als Ausflugstipps gelistet. Diesmal haben wir fantastischerweise Gelegenheit, den größten und aufregendsten in unserem Gebiet auch auszuprobieren.
Das „Tree Top Adventure“ des UK-weit agierenden Anbieters Go Ape befindet sich im Queen Elizabeth Forest Park bei Aberfoyle. Die Preise sind in etwa vergleichbar mit deutschen Hochseilgärten. Etwas teurer ist es vielleicht, aber der Kletterpark in Aberfoyle ist schon auch vergleichsweise cool.
Das Abenteuer startet mit einer 40 Meter langen Zipline quer über das Tal. Bis zu 22 Meter geht es unter uns in die Tiefe – und über einen bildschönen Wasserfall hinweg. Was für ein Gefühl!
Der Rest besteht aus fünf Parcours, die wir so ähnlich auch aus Deutschland kennen. Allerdings werden sie hier systematisch alle nacheinander durchklettert und sind nicht wirklich nach Schwierigkeitsgraden geordnet. Mitunter teilt sich der Kletterpfad hoch in den Bäumen, sodass besonders herausfordernde Elemente umgangen werden können. Zumindest auf den letzten Parcours müssen aber alle Kletternden, denn es geht ja wieder zurück übers Tal…
Es ist möglich, das anstrengendere Klettern im Hochseilgarten auszulassen und nur mit der Zipline hin und gleich wieder zurück zu fahren. Dann wird es auch ein bisschen günstiger. In meinen Augen ist das aber weniger empfehlenswert, denn die zeitaufwendige Einführung müssen alle mitmachen. Und so viel Ersparnis bringt es gar nicht. Wenn schon, denn schon – finde ich!
Kurzum: Wir haben einen Riesenspaß! Das „Tree Top Adventure“ können wir daher allen mutigen (und finanzkräftigen) Familien empfehlen. Der Kletterpark ist freigegeben für Kinder ab zehn Jahren bzw. 1,40 Meter Körpergröße (bis 16 nur in Begleitung von jemand Erwachsenem). Mehr Infos zu den aktuellen Preisen und Öffnungszeiten gibt es auf der Seite von Go Ape.
Helensburgh: Neuentdeckungen in unserem alten Herzensort
Die kleine Stadt am Firth of Clyde nordwestlich von Glasgow ist bei der letzten Recherche unsere Basis für die Region am Loch Lomond gewesen. Obwohl das eigentlich nur eine Notlösung war und sie dafür schon eine Spur zu weit vom Nationalpark entfernt liegt, ist sie uns dabei sehr ans Herz gewachsen. Die Jungs und ich (denn damals waren wir nur zu dritt unterwegs) sind hier sehr glücklich gewesen. (Hier ist unser Reisebericht von damals: Schottland-Roadtrip alleine mit Kindern.)
In solchen Fällen ist es mit erneuten Besuchen immer so was hin. Die Erwartungen sind groß. Und der Wetterbericht ist mies. Aber es hilft nichts: Wir haben hier eine Tour zu kontrollieren.
Zunächst geht auch so einiges schief. Der im Reiseführer empfohlene Parkplatz am Pier ist aktuell eine Großbaustelle. Der Großteil des Waldes, durch den unsere Wegbeschreibung führt, ist – wie so oft in Schottland – rigoros abgeholzt.
Und unser Wanderziel, das hochgelobte Hill House von Charles Rennie Mackintosh, sieht nach der Errichtung der neuen „Schutzhülle“ wahrhaft übel aus. Es wirkt, als habe man Helensburghs glamouröse Hauptsehenswürdigkeit mit einer Messehalle überbaut.
Dafür finden wir neue Highlights. Helensburgh hat gleich zwei große neue, besonders schöne Spielplätze zu bieten. Und wir entdecken ein ausgesprochen tolles Café. Im Ginger Breadman gibt es nicht nur sehr guten Kaffee und bombastische Brownies, sondern auch „richtiges“ Brot aus der hauseigenen Bäckerei, das Deutsche auf Entzug im Ganzen kaufen können.
Bis ich es schaffe, endlich einen eigenständigen Helensburgh-Artikel zu schreiben, verweise sich auf diesen Erfahrungsbericht vom letzten Mal: Hill House Helensburgh: Schottlands Jugendstil-Hochburg.
Recherche versus Urlaub
Nach unserer fünften Nacht in Renton nehmen wir früh am Morgen Abschied von unserem liebgewonnenen Hinterhof-Apartment. Auch diese Entscheidung ist aus der Not heraus geboren. Recherchereisen mit dicht gepacktem Terminplan sind immer ein herausforderndes Puzzel. Wenn ich hier behaupte, unsere Reise eigne sich gut zum Nachmachen, dann meine ich damit vor allem die Route.
Wer auf dieser echten Urlaub machen möchte, wird höchstwahrscheinlich nicht jeden unserer ausgearbeiteten Wandervorschläge absolvieren. Gerade für Familien ist es ja aber auch gar nicht nötig, unbedingt alle vorgegebenen Kilometer abzurattern. Oft geben wir im Buch selbst Tipps für Kurzversionen. Vielen mag es sogar reichen, die Touren einfach als Tipp anzunehmen, wo es besonders schön ist, um vom Parkplatz aus nur ein paar Meter bis zum ersten netten Picknickplatz zu gehen. Natürlich ist das völlig in Ordnung.
Wären wir im Urlaub, würden wir es mit unserem Kleinkind wohl auch so halten. Aber als Autorin des Reiseführers muss ich die Strecken für die zweite Auflage natürlich samt aller empfohlenen Varianten akribisch kontrollieren. Tausend Kleinigkeiten haben sich geändert. Hier ist plötzlich aus dem Nichts ein Forstweg entstanden, der die Wegbeschreibung durcheinanderbringt. Dort wurden Spielstationen eingerichtet, die die Tour noch attraktiver machen, wenn man einen kleinen Schlenker einbaut. Und immer wieder fehlt plötzlich der Wald.
Dass für die britische Forstwirtschaft komplette Kahlschläge immer noch uneingeschränkt das Mittel der Wahl sind, befremdet uns. „Aber es wird sich ändern“, prophezeit uns ein Naturpark-Ranger resigniert. „In 30 Jahren oder so.“
Früh am Morgen also machen wir uns auf den Weg nach Ardrossan. Beschienen vom Sonnenaufgang brausen wir über die Landstraßen, um 60 Kilometer weiter südlich gleich die zweite Fähre zur Isle of Arran zu nehmen.
Isle of Arran
Arran gilt als Schottland im Miniaturformat. Die Insel lässt sich mit dem Auto in zwei Stunden auf der Küstenstraße umrunden. Der Weg führt dabei durch beinahe alle Landschaftsformen und vorbei an allen typischen Sehenswürdigkeiten, die Schottland ausmachen. Der Hauptort Brodick mit dem Fährhafen ist ein hübsches Straßendorf mit weißen Cottages entlang der Küste. Der Süden ist sanft und lieblich mit felsigen Sandstränden, auf denen sich Seehunde sonnen. Der Westen und die Mitte sind geprägt von Mooren. Im Machrie Moor befindet sich eine erstaunliche Häufung bronzezeitlicher Steinkreise, Standing Stones und Großsteingräber. Am allerliebsten ist mir der Norden. Hier ragen die kargen Berge dramatisch bis zu 800 Meter in den Himmel. Obwohl Arran Schottlands südlichste (größere) Insel ist, kommt hier echtes Highland-Feeling auf.
Über Arrans Schönheit und ihre Sehenswürdigkeiten habe ich bereits hier ausführlich geschrieben: Isle of Arran mit Kindern – Schottland im Hostentaschenformat. Inzwischen habe ich den Artikel auch aktualisiert und erweitert.
Unsere Unterkunft auf Arran
Wir übernachten wieder in der Jugendherberge von Lochranza. Durch seine Nähe zu Glasgow und auch England ist die Insel als Urlaubsziel beliebt. Unterkünfte sind schnell ausgebucht – und teuer. Das Lochranza Youth Hostel ist eine gute Wahl. Auch hier sollte man aber schnell sein.
Wir beziehen ein recht geräumiges Familienzimmer mit Doppelbett und Hochbett. In der gemütlichen Lounge entdeckt Franka die Spielkiste und ist selig. Martin kocht in der Selfcatering-Küche. Ich sitze mit einer Tasse Tee an einem der Esstische über meinen Reiseführer-Texten. Wenn ich den Kopf hebe und aus dem Fenster blicke, sehe ich äsendes Rotwild im Garten. Sitze ich stattdessen in der Lounge, fällt mein Blick auf den Loch Ranza mit malerischer Burgruine. Immer im Hintergrund sind die Berge. Ich bin sehr glücklich.
Tagsüber wandern wir. Vier Touren haben wir auf Arran zu kontrollieren. Alle sind schön wie eh und je. Deutlich trockener ist es geworden, offenbar. Der Klimawandel ist auch in Schottland ein unumgängliches Thema.
Ostern in Schottland
Unser Aufenthalt auf Arran fällt auf das Osterwochenende. Wir haben gut daran getan, recht früh zu buchen. Denn ab Karfreitag platzt das Hostel aus allen Nähten. Vor allem Familien aus Glasgow und dem Norden Englands nutzen die Feiertage für eine kurze Auszeit im Grünen.
(Verschiedene Osterbräuche in Großbritannien hat übrigens meine Reiseblogger-Kollegin Sandra von A Decent Cup of Tea recherchiert. Die Kollegen von Schottland.info haben Allgemeines über Ostern in Schottland geschrieben, das sich mit meinen Beobachtungen deckt. Das wollte ich nämlich lieber mal abgleichen, bevor ich unsere Erfahrungen hier als allgemeingültig hinklatsche.)
So war Ostern in Schottland
Interessant ist es für uns zu beobachten, wie die Familien Ostern feiern. Offenbar ist das Fest in Großbritannien längst nicht so hoch aufgehängt wie in Deutschland. Viele Kinder tragen schon am Karfreitag und Samstag große Schokoladeneier mit sich herum. Sie sind etwas kleiner als die gefüllten Giganten, die wir aus Italien kennen, aber immer noch deutlich größer als die in Deutschland üblichen Vertreter. Anscheinend handelt es sich um Schokoladen-Hohlkörper. Eins pro Kind scheint üblich zu sein. Manche haben zwei oder tragen eine Art bunte Tüte. Gesucht werden müssen die Leckereien anscheinend nicht.
Im Dorf hängen bunte Plakate, die zur „Easter Egg Hunt“ im Gemeindezentrum laden. Ein Pfund kostet die Anmeldung. Für größere Kinder gibt es wohl eine aufwändigere Abenteuer-Schatzsuche, die doppelt so teuer ist. Schade, dass wir nicht die Zeit haben, uns das einmal anzuschauen.
Schon abends am Ostersonntag sind übrigens alle Familien wieder aus dem Hostel verschwunden. Ostermontag ist in Großbritannien kein Feiertag.
Unsere Ostern in Schottland
Wir unternehmen am Ostersonntag Tour 21: die Hausrunde von Lochranza. Von der Jugendherberge aus laufen wir über die Salzwiese zum Ausgangspunkt auf der anderen Seite des Dorfes und von dort aus an der felsigen Küste entlang. Silas nimmt Franka an die Hand und mutmaßt gemeinsam mit ihr, ob womöglich der schottische Osterhase in der Gegend unterwegs gewesen sein könnte. Janis hat es heute eilig und läuft allein vorneweg. Hinter einer Kurve dreht er um und kommt uns aufgeregt entgegen. „Ich glaube, ich hab ihn hoppeln sehen!“, verkündet er.
Und wirklich, nach einer kurzen Suche findet Franka ein großes lila Ei! Vor Freude springt sie wie ein Flummi auf und ab. Es handelt sich um einen der typischen Hohlkörper, die um diese Jahreszeit in jedem Supermarkt erhältlich sind. Klar, dass das Ei sofort ausgepackt und verspeist werden muss. Wir verpicknicken es auf den Felsen mit Blick aufs Meer. Franka teilt ganz selbstverständlich mit dem Rest der Familie und fragt auch nicht nach Nachschub. Es ist eine vollkommene Oster-Erfahrung.
Kintyre
Der dritte Teil unserer Reise ist mir diesmal der allerliebste… Schon bei unserer ersten Recherche 2017 habe ich mich in die Halbinsel verliebt. (Ein ausführlicher Bericht steht hier: Kintyre – die Penis-Insel mit Ohrwurmgarantie.)
Überfahrt von Arran nach Kintyre
Diesmal nehmen wir die kleine Fähre direkt in Lochranza, die nach Claonaig auf der Halbinsel Kintyre übersetzt. Hier fährt man ohne Buchungsmöglichkeit einfach vor und hofft, dass das Auto samt Insassen mitkommt.
Tückisch: An die auf dem Boden vorgezeichnete Warteschleife hält sich längst nicht jeder. Eigentlich ist es in dem „unattended ferry port“ so gedacht, dass die Autofahrenden sich selbstständig in die Zahlenfelder ordnen. Und ordentliches „queuing“ hat in Großbritannien Tradition. In der Praxis von 2022 drängeln sich vor allem dicke Karren der reichen Wochenendhausbesitzer direkt von der Straße aus im Auffahrprozess in die Warteschlange. Leider ist kein Personal abgestellt, um das zu verhindern. Die Einweiser sind ausschließlich direkt auf dem Schiff tätig. Wütendes Hupen begleitet das Verladen.
Als erstes Auto in der zweiten Hälfte der offiziellen Wartezone müssen wir gut aufpassen, dass wir uns von dem nicht enden wollenden Strom von der Straße aus nicht ins Boxhorn jagen lassen. Es ist für uns nicht ersichtlich, wo die Wagen mit „ordnungsgemäßem“ Vorrag enden und ab wo es Drängler sind. Irgendwann schieben wir uns einfach langsam, aber unmissverständlich dazwischen. (In Albanien haben wir von den Besten gelernt.) So kommen wir noch gut mit aufs Schiff. Andere hinter uns, die eigentlich früh genug da waren, haben Pech und müssen auf die nächste Fähre 90 Minuten später warten.
Mein Tipp daher: Früh genug da sein, um in der ersten Reihe der Warteplätze zu stehen. Um den Anleger herum ist es schön genug, um ein knappes Stündchen zu überbrücken. Es gibt eine Schaukel mit Meerblick, einen Geocache und die Sandwich-Station.
Die Überfahrt selbst verläuft flott und unproblematisch. Tickets werden direkt an Bord erworben. Es gibt eine Lounge und Kaffee in Pappbechern. Die meisten Leute bleiben die 35 Minuten in ihren Autos sitzen.
Campbeltown in Jogginghose
„The Mainland Island“ lautet der Werbeslogan von Kintyre. Das passt, denn die Halbinsel ist so abgelegen und eine Sache für sich. Jede schottische Insel, die wir bisher bereist haben, hat ihr ganz eigenes Flair. Kintyre ebenfalls. Es ist bodenständiger als das doch recht schicke Arran. Unaufgeregt. Nur wenige Touristen verirren sich hierher.
Der Hauptort Campbeltown ist belebt, aber nicht übermäßig touristisch. Es gibt deutlich mehr Cafés und Restaurants, als sich in einem normalen Ort mit knapp 5000 Einwohnern halten würden. Aber nichts wirkt hier aufgesetzt. Im Hafenbecken dümpeln rostige Fischkutter. Holzstämme – Produkte eines weiteren Kahlschlags – stapeln sich zur Verladung. Um in den hübschen Memorial-Park für Linda McCartney zu gelangen, müssen wir uns an einer Reihe Mülltonnen vorbeischlängeln. Campbeltown gibt mir das Gefühl, sich für mich nicht erst extra eine ordentliche Hose angezogen zu haben. Obwohl ich bisher immer nur kurz durchgefahren bin, empfängt es mich wie eine sehr gute Freundin, vor der es keine Fassade wahren muss. Das gefällt mir.
Für drei Nächte beziehen wir eine Wohnung im Altbau in der Hall Street. Aus dem Fenster blicken wir direkt auf den Hafen und auf eine Palme vor der Haustür. Nebenan befindet sich links das Bluebell Café, in dem wir an einem Morgen herrlich frühstücken.
Auch hier teile ich gerne wieder den direkten Link zum Inserat, ohne etwas dafür zu bekommen. Das Apartment ist weniger hübsch als praktisch, sieht aber in der Realität besser aus als auf den Bildern! Für Familien, denen das Preis/Leistungs-Verhältnis wichtiger ist als das Design, kann es wärmstens empfehlen.
The Wee Pictures
Rechts steht zwei Häuser weiter das Picture House. 1913 ist das Kino als erstes in Schottland als solches erbaut worden. Der Stil erinnert schon ein bisschen an Charles Rennie Mackintosh und ist sehr speziell. Als wir das letzte Mal hier waren, war das Gebäude noch eine Großbaustelle. Finanziert von Spenden ist es bis Ende 2017 aufwändig renoviert und in den Originalzustand zurückversetzt worden.
Spontan kaufen wir an unserem letzten Abend Tickets für „Dumbledore’s Secrets“. Als großer Harry-Potter-Fan wollte ich den Film ohnehin gerne sehen. Das Jugendstil-Kino ist der perfekte Rahmen dafür. Janis, der Lautstärke und Überwältigungsfaktor in Kinos generell nicht mag, meldet sich freiwillig zum Babysitten. Unverhofft kommen Silas, Martin und ich so in den Genuss einer Abendveranstaltung. Janis bringen wir eine große Tüte Popcorn mit. Franka ist vergnügt, weil sie lange aufbleiben darf und ihr Bruder stundenlang alle mitgebrachten Pixibücher mit ihr liest. Win-win für alle.
Wandern auf Kintyre
Während wir in der beliebten Urlaubsregion am Loch Lomond Tour an Tour liefern, beschränken wir uns in den abgelegenen Gegenden. Ein Wanderführer darf nicht zu dick werden. Umso größer ist die Aufgabe, in diesen Osterferien in Schottland für die Neuauflage wirklich die schönsten zwei, drei Touren auf der gesamten Halbinsel zu finden.
Das ist zumindest die Ausrede, mit der ich drei volle Nächte auf Kintyre gebucht habe. Gleich am ersten Tag stellt sich das aber als gute Sache heraus, denn Tour 17 funktioniert nicht mehr. Corona hat den kleinen Schau-Bauernhof in die Knie gezwungen, der Ausgangspunkt und Hauptattraktion unserer Strandwanderung bei Bellochantuy war. Nur eine Schaukel und einige überwucherte Gemüsebeete erinnern noch an das Ausflugsziel.
Davaar Island
Guten Ersatz für die zweite Auflage finden wir am nächsten Tag auf Davaar Island. Um zu der Gezeiteninsel vor Campbeltown hinüberzuwandern, stehen wir früh auf. Als Martin und ich um sieben Uhr mit der wieder eingeschlafenen Franka in der Kraxe durch das Watt stapfen, strahlt uns verheißungsvoll die Morgensonne entgegen.
Wir finden die Höhle mit dem mysteriösen Kreuzigungsgemälde, begegnen Schafen und zotteligen Highland-Kühen auf Armeslänge und sehen in der Ferne eine Robbe schwimmen. Erst auf dem Rückweg begegnen wir dabei ein paar wenigen Menschen. Es ist perfekt!
Mull of Kintyre und Robben in Southend
Später treffen wir uns mit glücklichen, ausgeschlafenen Teenagern im Café Bluebell zum Full Scottish Breakfast. So einfach wird der Tag auch für sie zu einem der schönsten ihrer Osterferien in Schottland. Anschließend ist es immer noch früh genug, um bei einem Tagesausflug das Mull of Kintyre und das komplette Southend abzufrühstücken.
Bei strahlendem Sonnenschein räkeln sich in Southend keine 30 Meter von uns entfernt etliche Seehunde auf ihren steinernen Liegestühlen. (Ich weiß, eigentlich soll man unbedingt mehr Abstand halten von diesen Tieren. Scheucht man Seehunde auf und robben sie zu oft am Tag über den Sand zurück ins Wasser, scheuern sie dabei ihr Bauchfell auf und erleiden schnell lebensbedrohliche Entzündungen. In Southend jedoch führt die Straße samt Parkbucht direkt am Strand entlang. Die Tiere sind Menschen in dieser Entfernung gewohnt und behalten uns nur aufmerksam im Auge. Noch näher sollte man ihnen aber nicht auf die Pelle rücken, um eben diese Problematik zu vermeiden.)
Kintyres Osten
Endlich haben wir diesmal auch Zeit für Kintyres „kleine Straße“. Während die A83 im Westen zweispurig ausgebaut ist und auf der gut 70 Kilometer langen Halbinsel durchgängig flottes Fahren ermöglicht, geht es auf der B842 im Osten gemütlicher zu. Bei unserem letzten Besuch habe ich die Strecke für unseren Rückweg unter Zeitdruck gewählt und über diese Entscheidung geflucht. Jetzt nehmen wir uns einen ganzen Tag für die Erkundung der „B-Seite“ und kommen gerade mal bis Carradale auf der Hälfte. Zu schön ist es überall!
Da meine Schwärmerei darüber wieder ausgeartet ist, gibt es sie nun hier als eigenständigen Artikel: Geheimtipp für Schottland – Kintyres verborgener Osten.
Im Herzen von Argyll
Nun nähert sich unsere Reise ihrem Ende. Eine letzte Nacht habe ich aber noch im Westen Schottlands eingeplant. Zum einen schaffen wir es von Kintyre aus nicht in einem Rutsch zurück nach Newcastle zur Fähre. Zum anderen können wir so noch zwei weitere Touren abfrühstücken. Und wir können Pam besuchen, die herzliche Gastgeberin im Argyll Backpackers Hostel.
Zwischen Kanal und Bibern
Zunächst aber brettern wir an Pams Hostel vorbei in Richtung Crinan. Der winzige Ort ist Ausgangspunkt eines Kanals, von dem sich die Ingenieure des 19. Jahrhunderts einmal viel versprochen haben. Heutzutage wird er hauptsächlich noch von kleineren Freizeit-Segelbooten befahren. Eine idyllische Runde führt uns hier am Wasser entlang und durch einen mit Flechten und Moos überwachsenen Urwald. (Die Wegführung ist hier gegenüber unserer Beschreibung im Reiseführer etwas geändert, aber vor Ort ergibt es sich.)
Als zweites probieren wir den nahgegelegenen Scottish Beaver Trail bei Knapdale aus. Der hat es beim letzten Mal nicht in den Reiseführer geschafft, weil wir ihn zeitlich nicht mehr untergekriegt haben. In der nächsten Auflage ist unsere abwechslungsreiche Kombination aus den vorgeschlagenen Routen bestimmt dabei!
Ein absoluter Tipp ist auch das nahegelegene Informationszentrum des Naturparks. Hier gibt es nicht nur Aktivitäten für Kinder, sondern auch einen Ranger, der uns Rede und Antwort steht.
Nur nach Kilmartin schaffen wir es diesmal nicht. Es wäre gar nicht weit von hier aus. Aber unser absoluter Sehnsuchtsort, der Wintergarten im Museumscafé mit Blick auf die Grabhügel, hat ohnehin zu. Das Museum für Vorgeschichte wird noch bis nächstes Jahr von Grund auf saniert. (Das Drumherum ist trotzdem sehenswert. Warum, berichtet mein alter Artikel: Kilmartin Glen: Das „heilige Tal“ voller Steinkreise und Grabhügel.)
Argyll Backpackers
Im Hostel werden wir wie alte Freunde empfangen. Es ist schon das dritte Mal, dass wir hier einchecken. In der Küche finden wir sogar unser altes Schneidebrett, das wir beim letzten Mal vergessen haben.
Bei Pam und Kate kommen wir endlich auch mal mit Einheimischen ins Gespräch. Das fehlt mir bei dieser Reise unter Corona-Bedingungen am meisten. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns in der Jugendherberge auf Arran (als einzige) durch das Tragen von Masken in den Gemeinschaftsräumen optisch zu Außenseitern gemacht haben. Vielleicht hat sich das Gemeinschaftsgefühl durch Corona auch dauerhaft geändert. Auf jeden Fall sind wir dort nicht über ein freundliches „Good morning“ mit anderen Gästen hinausgekommen. (Das war früher anders und der Grund, warum ich trotz der eingeschränkten Bequemlichkeit Hostels als Unterkünfte so sehr mag.) Auf jeden Fall ist es spannend, Pams Berichten über die Corona-Zeit in Schottland zu lauschen und ihre Sichtweise als Tourismusanbieterin zu erfahren!
Das Argyll Backpackers Hostel empfehle ich von Herzen. Es liegt etwas nördlich von Kintyre bei Ardrishaig, perfekt zum Beispiel auch auf dem Weg zur Fähre nach Islay. (Einziger Kritikpunkt: Wenn ihr auch keine Mikrofaserhandtücher mögt, nehmt euch eigene mit!)
Letzte Tour: Inveraray
Natürlich verquatschen wir uns am nächsten Morgen und kommen viel zu spät los. Bis zu unserem Tagesziel ist es zum Glück nicht weit. Etwa fünf Stunden würde es dauern, von hier direkt zur Fähre zu fahren. Per se ginge das, aber da der Check-in-Schalter um 16 Uhr schließt, ist uns das doch zu heiß. Deshalb fahren wir heute nur dreieinhalb Stunden bis nach Annan kurz vor der Grenze zu England. Den Großteil des Tages verbringen wir aber nur eine Dreiviertelstunde weit weg in Inveraray.
Die Kleinstadt ist ein Knotenpunkt auf dem Weg zu den Inseln und in die westlichen Highlands. Mit Inveraray Castle und dem Inveraray Jail sowie dem Freilichtmuseum Auchindrain etwas außerhalb hat sie gute Argumente für einen ausgedehnten Aufenthalt. (Ausführlich darüber gebloggt habe ich letztes Mal hier: Inveraray – Gruseln zwischen Gefängnis und Schloss.)
Alle großen Attraktionen lassen wir diesmal links liegen. Wir absolvieren nur die Wanderung zum Aussichtspunkt, von dem aus wir königlich den Meeresarm Loch Fyne überblicken können. Obwohl es ganz schön bergauf geht, motzen die Jungs kaum. Es ist ein würdiger Abschluss unserer wohl letzten Recherchereise in Vollbesetzung.
Die Rückreise
Nur unser letzter Abend in Schottland fällt für mich praktisch aus. Obwohl ich meinen Job als Reiseführerautorin innig liebe und mir – uns – die Tage ohne Bedauern immer wieder so voll packe, stehe ich in dieser Zeit wohl übermäßig unter Strom. Schließlich muss möglichst alles auf Anhieb und wie geplant funktionieren. Zweite Anläufe sind meistens in der engen Taktung schlicht nicht möglich. Lässt die Anspannung nach – weil wieder einmal alles wie am Schnürchen geklappt hat, yay – überfällt mich prompt eine Migräne.
Perfektes B&B in Annan
Immerhin nutze ich so die bequemen Betten unserer luxuriösesten Bleibe angemessen aus. Die hat Martin gebucht. Während der Rest der Planung komplett bei mir lag, war unsere letzte Zwischenübernachtung eine Aufgabe, die ich gut delegieren konnte. Nachdem er erst ein Hotel in Dumfries reserviert, muss er kurzfristig umplanen, als dieses wegen Personalmangel cancelt. So landen wir in dem klassischen, wunderbar altmodischen Rowanbank House. Mit 140 Pfund pro Nacht liegt es eigentlich schon gut über unserem Budget.
Dafür bekommen wir (gegen Aufpreis) ein erstklassiges Frühstück. Danach sitze ich noch ein seliges halbes Stündchen in der gemütlichen Lounge, schaue auf den Kamin (und hauptsächlich meinen Bildschirm, um die nötigen Änderungen für die letzte Tour zu notieren). Und ich wünsche mir, unsere Osterferien in Schottland würden niemals enden…
Weil schon auf Instagram einige gefragt haben, liefere ich auch hier den Link zum Rowanbank House. Wir haben über booking.com gebucht. Schaut am besten, was für euch günstiger ist. Direktbuchungen sind für die kleinen Familienunternehmen freilich am vorteilhaftesten.
Die letzten Meter bis zur Fähre
Nun sind es nur noch knapp zwei Stunden Fahrt bis zum Fährhafen. In Annan decken wir uns im Supermarkt noch einmal mit essenziellen Dingen ein (hauptsächlich Twirl und Weizenmehl, weil es das offenbar zu Hause aktuell nicht zu kaufen gibt). Dann legen wir die Strecke ohne weiteren Zwischenstopp zurück. Das passt gut, denn Franka nutzt die Fahrzeit ohnehin für ihren Mittagsschlaf.
Für die Wartezeit bis zum Ablegen der Fähre habe ich uns Whitley Bay herausgesucht. Der Ortsteil von Newcastle liegt direkt am Meer und nur 20 Minuten Fahrt vom Check-in entfernt. Hier gibt es einen kostenlosen Parkplatz (Park Road car park) direkt neben einem schönen Spielplatz. Dort kann sich unser kleines Mädchen noch einmal nach Herzenslust austoben, was es begeistert tut. Bis zum Strand sind es nur ein paar Meter zu Fuß. Und ein hervorragendes Café für einen süßen kulinarischen Abschluss unserer Reise gibt es auch noch (Café 19).
Nach Hause – und wieder los!
Die Rückreise übers Meer läuft diesmal so glatt, wie wir es aus den Sommermonaten gewohnt sind. Die Nordsee ist ruhig. Nach einem ausgiebigen Frühstück vom Buffet sind wir gewappnet für die lange Schlange vor der Passkontrolle und den Heimweg über erst niederländische, dann deutsche Autobahnen.
Und jetzt müssen wir nur noch die Zeit rumkriegen bis Juni. Dann fahren wir wieder nach Schottland. Nach Inverness, Skye und auf die Äußeren Hebriden Lewis & Harris. Nur zu dritt, ohne die Jungs. Mal sehen, wie die Nachrecherche dann klappt. Aber Hauptsache Schottland…
Mehr Schottland mit Kindern
Für euren eigenen Urlaub in Schottland mit Kindern lege ich euch ganz entschieden unseren Reiseführer ans Herz. Er ist mit viel Liebe recherchiert und bietet über den gesamten Westen des Landes verteilt 66 familienfreundliche Wander- und Entdeckertouren. (Wichtige Änderungen notieren wir bis zum Druck der Neuauflage im Blog des Naturzeit-Verlags.)
Viele weitere Tipps gibt es hier im family4travel-Blog. Einen Überblick über die inzwischen mehr als 30 Erfahrungsberichte von der Packliste bis zum Spielplatz-Tipp bei der Anfahrt gibt dieser Artikel: Schottland mit Kindern – unsere geballten Erfahrungen.
Sehr gerne dürft ihr mir auch all eure Fragen stellen. Bitte nutzt dafür die Kommentar-Funktion. (Ausführliche persönliche Mails finde ich zwar toll, komme aber mit dem Beantworten nicht hinterher. Und von öffentlich gestellten Fragen haben alle was.)
Transparenz-Hinweis: Unsere Recherchereise lief komplett auf eigene Kosten. Ausnahme ist unser Abenteuer im Kletterpark, für das wir dank unserer Rechercheabsicht freien Eintritt bekommen haben. Und die Fährüberfahrt nach Arran war irgendwie auch auf einmal günstiger als online, als ich über die Hotline buchen musste und da meinen Fall schilderte, warum wir unbedingt genau an diesem Datum noch aufs Schiff müssen, obwohl es offiziell schon ausgebucht ist… Nachdrücklicher Ratschlag: Bucht auch eure innerschottischen CalMac-Fähren rechtzeitig!
Alle Links sind unbezahlt und ausschließlich als Leser-Service gesetzt (immer bei mir; wenn ich es irgendwann mal anders machen würde, würde ich es dazu schreiben – und dafür würde mich natürlich wieder niemand bezahlen…).
Liebe Lena, danke Dir für den tollen Bericht! Freue mich schon, Eure Reise im Sommer mitzuverfolgen. Ich kenne mich „nur“ in der Gegend Glasgow-John o‘ Groats aus und bin sehr gespannt auf die Eindrücke :-)
Oh, da freue ich mich! :) Der hohe Norden Schottlands ist für mich wiederum noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Das ist das Doofe bei der Reiseführer-Geschichte: Einerseits liefert die Verpflichtung zur Nachrecherche die perfekte Ausrede, um regelmäßig nach Schottland zu fahren, andererseits fesselt sie aber auch an bestimmte Regionen. Dank unserer Arbeit als Autorinnen-Team gibt es für uns immerhin im Sommer eine ganze Reihe Neuland zu sehen. Darauf freue ich mich wie wild!
[…] Lena hat über ihre Recherchereise nach Schottland mit Kindern in den Osterferien außerdem auch ausführlich auf ihrem Blog family4travel.de geschrieben. Wer mehr darüber wissen will, schaut hier vorbei. […]
Ich war bisher nur einmal kurz auf den Shetlandinseln, als unser Schiff während einer Nordlandkreuzfahrt in Lerwick angelegt hat. Ich erinnere mich noch gut an die wilde und rauhe Landschaft, den Nebel während unserer Fahrt in ein Vogelschutzgebiet und die Häuser aus grauem Naturstein. So ähnlich stelle ich es mir in Schottland auch vor, würde ich sehr gern einmal sehen.
Oh, auf die Shetlands möchte ich auch unbedingt noch mal! Wir waren bei ähnlicher Gelegenheit auf den Orkneys. Meiner Erfahrung nach hat jede schottische Insel ihr ganz eigenes Flair. Deshalb liebe ich die Westküste so, weil es dort so viele Inseln gibt…
Liebe Lena,
genial! Schottland steht auf meiner Ganz-bald-besuchen-Liste ganz weit oben. Jetzt habe ich schon mal ein paar tolle Ideen. Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße
Elke
Es lohnt sich auf jeden Fall!
Hallo Lena, das klingt nach tollen Ferien. Wundervoll, dass auch das Wetter meist mitgespielt hat.
Wir waren leider noch nicht in Schottland. Aber die vielen schönen Bilder hier zeigen, dass wir das unbedingt mal ändern sollten :)
Liebe Grüße,
Kathi
Auf jeden Fall! :)
Hallo Lena, vielen Dank für die tollen Einblicke, die du uns verschaffst. Dein Buch ist schon bestellt und wir steigern uns langsam ins Planen. Bloß: Wir haben kein Auto! Und eigentlich wollen wir uns auch keins mieten, wie wir es sonst oft gemacht haben. Kannst du irgendwie einschätzen, ob man sich auch mit Öffis gut Schottland bewegen kann? Unsere Mädels sind schon 9 und 12, sodass sie da mittlerweile mitmachen würden… Liebe Grüße, Katrin
Hallo Katrin, ein spannendes Experiment! Wir selbst waren noch nie im ÖPNV in Schottland unterwegs – abgesehen von einer Zugfahrt von Helensburgh nach Glasgow rein, was sehr gut funktioniert hat. (Und in der Stadt selbst waren wir mit dem Hop-on-hop-off unterwegs, auch top – mehr steht im Glasgow-Beitrag.) Bei der Buchung der CalMac-Fähre von Ardrossan nach Arran habe ich gesehen, dass man in einem Abwasch über deren Homepage auch den Zugtransfer von Glasgow in den Fährhafen buchen kann. Das scheint also auch zu laufen. Und auf Arran haben wir tatsächlich den ausgehängten Busfahrplan studiert (als unser Kind auf unserem Abendspaziergang durch Lochranza eine halbe Stunde lang die Schafe beobachten musste…). Anscheinend kommt man dort mit dem Bus gut rum. Auch zu den Ausgangspunkten unserer Touren. Die offizielle Haltestelle (hab grad mal nachgeschaut) wäre zwar in der Mitte zwischen Marchie Moor und King’s Cave und man müsste jeweils ein ganzes Stück an der bürgersteiglosen Straße laufen (500 Meter bzw. einen guten Kilometer – das ist ja immer so ein bisschen das Problem in Schottland). Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass der Busfahrer oder die Busfahrerin auf Anfrage direkt am Parkplatz hält. (Das ist aber reine Spekulation und bei großem Andrang in der Hauptsaison VIELLEICHT gar nicht möglich. Ich könnte es mir bei meinen Erfahrungen mit netten schottischen Menschen nur gut vorstellen, dass die Verantwortlichen da weniger an Regeln kleben, gerade wenn Kinder involviert sind.) Jetzt kommt das ABER: Die Busse auf Arran fahren nicht so richtig häufig. Leider ist es mir nicht in den Sinn gekommen, den Plan mal abzufotografieren. Aber ich meine, so alle zwei Stunden kam der Bus. (Das würde auch Sinn machen, denn die Umrundung der Insel dauert knapp zwei Stunden.) Man müsste also schon gut planen und alle Touren ins Grüne immer unter Zeitdruck machen. (Alles unter der Prämisse, dass man von der Insel Arran auf Schottland im Allgemeinen schließen kann.)
Ich hoffe, das hilft euch ein bisschen weiter. Ansonsten wären Facebook-Gruppen noch eine ganz gute Möglichkeit, bei einer großen Vergleichsmasse nach Erfahrungswerten zu fragen. (Eine, die ganz gut funktioniert, nennt sich „I love Schottland“, da bin ich momentan auch relativ aktiv.)
Auf jeden Fall einen schönen Urlaub!! Und berichte dann doch gerne mal, ob und wie es geklappt hat!
Hallo Lena, gibt es noch mehr Touren aus dem Buch, die nicht mehr klappen? Langsam nähert sich unsere Schottlandreise im Juli und ich beginne, die Tour zu planen und Fähren und Campingplätze vorauszubuchen. Leider scheint das neuerdings nötig zu sein. Liebe Grüße Frauke
Liebe Frauke, auf jeden Fall vorbuchen! Das ist in der Tat nötig, weil sich durch Corona so viele Schottlandreise-Willige aufgestaut haben und andererseits auch die Briten aus wirtschaftlichen Gründen häufiger im eigenen Land Urlaub machen wollen.
Alle wichtigen Änderungen, die man vorher wissen sollte, habe ich hier auf der Seite des Verlags notiert: https://wandern-mit-kindern.info/neue-infos-zu-schottland-mit-kindern/ Unterwegs wirst du auch bei anderen Touren etliche kleine Änderungen finden, aber die sind alle nicht gravierend und selbsterklärend. Im Juli sind wir selbst auch wieder in Schottland unterwegs, um die nächste Rutsche zu kontrollieren. Wink uns, falls du uns siehst! ;)
Vielen Dank für die tollen Berichte!
Ich bin bei weitem noch nicht mit allen durch…
Gibt es schon einen Termin, wann die zweite Auflage des Buches erscheinen soll?
Bis jetzt habe ich das Buch noch nicht und hatte mich gefragt, ob es lohnt zu warten.
Wir werden höchst wahrscheinlich in den kommenden Osterferien mit unserem Camper das erste mal nach Schottland reisen und langsam wollen wir zumindest grob die Tour planen, die wir fahren wollen.
Hallo Jenny und sorrysorrysorry, dass ich den Kommentar erst jetzt finde. (Trubelige Zeit, war wochenlang gar nicht am Rechner.)
Für die Schottland-Neuauflage gibt es leider noch kein Datum. Wahrscheinlich Mai 2024. (Meine Kollegin Stefanie, die auch die Verlags-Chefin ist, muss ihren Teil der Nachrecherche noch erledigen. Die südlichen Reiseziele bringen mehr Umsatz, deshalb wurden die vorgezogen – ein bisschen ökonomisch denken müssen wir leider auch bei unseren Herzblutprojekten.) Die Erstauflage ist aber in weiten Teilen noch gut aktuell. Gravierende Änderungen haben wir auf die Verlagsseite gestellt: https://wandern-mit-kindern.info/neue-infos-zu-schottland-mit-kindern/