Der Schwarzwald ist ja so eine Sehnsuchtsregion, hauptsächlich bei unseren Mit-Touristen aus dem Ausland. Klischees über Klischees, die als typisch deutsch gelten. – Das darf man sich auch als Deutsche ruhig mal angucken. Hier kommen sechs Klischees, die jede*r Schwarzwald-Touri mitmachen „muss“. Im Anschluss verrate ich, wo wir als Familie schon tollen Urlaub im Schwarzwald gemacht haben. Und welche dieser Klischees ich aus eigener Erfahrung empfehlen kann.
Update nach noch mehr Schwarzwald-Erfahrung
Diesen Artikel habe ich 2017 nach unserem allerersten Trip in den Schwarzwald geschrieben. Das war nur eine kurze Stippvisite für ein Wochenende. Trotzdem haben wir damals einen respektablen Einblick in die schöne Reiseregion bekommen. Und auch etliche der typischen Schwarzwald-Klischees haben wir mitgenommen. Mittlerweile waren wir mehrmals dort. So ist dieser Artikel inzwischen überarbeitet. Es gibt auch Verlinkungen zu unseren jeweiligen Reiseberichten mit konkreten Tipps für Programm und Unterkunft.
Trotz allem bleibt die Frage: Wenn man Urlaub im südwestlichsten Zipfel der Republik macht, schafft man es dann überhaupt, „den Schwarzwald“ zu sehen? Die Urlaubsregion ist riesig! Und „typisch Schwarzwald“ ist so viel.
Oder, mit einem Augenzwinkern gefragt: Welche Voraussetzungen muss man als Tourist*in denn erfüllen, um wirklich im Schwarzwald gewesen zu sein? Hier kommt unsere ultimative Checkliste.
1. Kuckucksuhren
Um sich als rechtmäßiger Schwarzwald-Tourist (m/w/d) fühlen zu dürfen, braucht es auf jeden Fall Kuckucksuhren. Die ersten davon tauchen in der Geschichtsschreibung Anfang des 17. Jahrhunderts. Mit der Region Schwarzwald lassen sie sich nicht wirklich verbinden. Spätestens aber seit dem 19. Jahrhundert ist verbrieft, dass Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald ein regelrecht gehypetes Handelsgut darstellten.
Hier sind wir persönlich auf der sicheren Seite. Denn in unserem ersten Hotel im Schwarzwald (dem Feldberger Hof) hängen mindestens zwei Stück. Mein liebstes Exemplar lässt sich im Haupt-Treppenhaus auf halber Höhe ins Untergeschoss besichtigen. Ich schwanke zwischen Bewunderung der Handwerkskunst und Schrecken ob der Motivwahl.
Wer mehr Kuckucksuhren braucht, um sich im Schwarzwald wohlzufühlen, besucht das Kuckucksuhrenmuseum in Furtwangen [externer Link]. Mal sehen, ob wir da nächstes Mal vorbeischauen.
2. Schwarzwälder Kirschtorte
Biskuitteig, Kirschen, Schokoladenraspel und sehr viel Sahne: Supertypisch und allgegenwärtig ist die Schwarzwälder Kirschtorte. – Die ist aber überhaupt nicht kindertauglich, wie wir gelernt haben. Ins Originalrezept gehört nämlich jede Menge Kirschwasser: Schnaps. Da das meiste davon in der Sahne landet, verkocht auch nichts. Vielleicht ist genau das das Geheimnis, das die Konditorware zu einem solchen Erfolg gemacht hat? Man weiß es nicht.
Heutzutage ist es beinahe schwierig, eine echte Schwarzwälder Kirschtorte zu bekommen. Alles wird mittlerweile nämlich kinderfreundlich und safe ohne Alkohol zubereitet.
Ironischerweise ist noch bei keinem unserer Schwarzwald-Aufenthalte Schwarzwälder Kirschtorte auf unserem Teller gelandet. Weder Fake-Torte noch das Original. (Erst in der Schweiz habe ich in Thun ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte gegessen, die durchaus lecker war – aber eben nicht aus dem Schwarzwald kam.)
3. Schwarzwälder Schinken
Schwarzwälder Schinken ist ein beliebtes Urlaubsmitbringsel. Dass man es zur Not auch noch zu Hause in jedem Supermarkt kaufen kann, macht es besonders attraktiv. (Falls man vergessen hat, rechtzeitig Mitbringsel fürs Katze füttern zu besorgen. Oder im Zug nicht so schwer schleppen möchte…)
Das Besondere am Schwarzwälder Schinken ist zum einen, dass er tatsächlich im Schwarzwald hergestellt wurde. Seit 1997 ist der Titel nach EU-Recht eine geschützte geografische Angabe. Auch inhaltlich muss er bestimmten Kriterien entsprechen. So schmeckt er nachher, wie eben nur Schwarzwälder Schinken schmeckt.
In allen drei Schwarzwald-Hotels, in denen wir gewohnt haben, gab es welchen am Frühstücksbuffet. Und ja, er schmeckte gut.
4. Schwarzwaldromantik
Unter diesem Punkt fasse ich mal all die optischen Klischees zusammen: Schwarzwaldhäuser, Schwarzwaldtrachten, Schwarzwaldklinik.
Diese typischen alten Bauernhäuser mit den Geranien an den Balkonen gibt es auch im Schwarzwald nicht mehr an jeder Ecke. Aber in vielen kleinen Dörfern stehen sie tatsächlich. Da in der ländlich geprägten Gegend die Wege zu den Sehenswürdigkeiten oft lang sind, lässt sich manche Überlandfahrt kaum vermeiden. Aber die ist dann eben auch vergnüglich, weil vor dem Fenster besagte Schwarzwaldromantik vorbeizieht.
Was den Rest angeht, Schwarzwaldmädel mit Bommel-Kronen und so: Dafür mussten wir unsere Hotels nicht einmal verlassen. Zwei von dreien – auf dem Feldberg und in Waldkirch – hatten traditionelle Trachtenmotive an der Wand hängen und waren mit allem Nötigen ausstaffiert. Retorte? Vielleicht. Aber auch nicht mehr als in anderen Gasthöfen und Touri-Hotspots, nehme ich an.
5. Der Feldberg
Der Schwarzwald als solcher ist ja ein Mittelgebirge. Und zwar das höchste, das Deutschland so zu bieten hat. Höchste Erhebung ist der Feldberg. Er liegt stolze 1493 Meter über dem Meeresspiegel.
Weiter unten gibt es einen kleinen Ort gleichen Namens. Von dort aus erreicht man die Talstation der Seilbahn in wenigen Minuten mit dem Auto. Das dann dort zu parken, soll recht teuer sein.
Fußgänger dürfen mit dem Lift nur fahren, solange kein Schnee liegt. Im Winter gibt es hier also ein kleines familienfreundliches Skigebiet.
Im Sommer ist eine Wanderung zum Feldbergturm und dann rüber zum „echten“ Feldberg-Gipfel nett. Von hier aus kann man bei guter Sicht bis zum Mont Blanc gucken. Nach Frankreich also, und rüber in die Schweiz sowieso. Wer im Hotel wohnt, kann das locker zwischen Frühstück und Mittagsbuffet erledigen.
6. Schwarzwald
Vor lauter Touri-Klischees wollten zumindest wir nicht vergessen, dass die Schwarzwaldregion in erster Linie ein Naturraum ist. Wenn man oben auf dem Feldberg steht und auf die bewaldeten Hänge hinabblickt, wird einem das schon ganz gut bewusst. Und auch die Anreise mit dem Zug durch das Höllental ist in dieser Hinsicht ein Erlebnis.
Vor allem, wenn man so zentral in der Natur logiert wie wir, ist die Sache ganz einfach: Tür auf, Familie raus, Familie glücklich. Meine zumindest. In allen Richtungen befinden sich Wanderwege, viele davon kindgerecht aufgemöbelt, wie beispielsweise der Wichtelpfad, der hinter dem Kletterwald auf dem Feldberg beginnt.
Auch unsere späteren Schwarzwald-Stationen im ZweiTälerLand (Elzach und Waldkirch) waren wunderbar naturnah gelegen. Das Schöne am Schwarzwald ist, dass es Unterkünfte für jeden Geschmack gibt: quasi mitten im Wald genauso wie in idyllischen Kleinstädten und Dörfern mit beruhigendem Zugang zur Zivilisation.
Meine Kollegin, die Travelsanne, kommt übrigens direkt aus der Region. Sie hat unter anderem 20 familientaugliche Wanderungen im Schwarzwald zusammengestellt. Wenn ihr euch für Familienurlaub im Schwarzwald interessiert, schaut unbedingt auch bei ihr vorbei!
Unser persönlicher Schwarzwald-Klischee-Score
Unser Fazit: Mittlerweile 5 von 6. Nicht schlecht.
Trotzdem hätten wir nichts dagegen, noch einmal wiederzukommen und die Region ausführlicher zu erkunden. Nicht (nur) wegen der Torte, die uns immer noch fehlt. Denn natürlich reicht weder ein Wochenende noch ein zweiwöchiger Urlaub aus, um den ganzen Schwarzwald zu erkunden. Vermutlich kann man sein Leben lang Urlaub im Schwarzwald machen und entdeckt dabei jedes Mal wieder was Neues.
Unsere Erfahrungsberichte aus dem Schwarzwald-Urlaub
Hier liste ich nun also unsere Reiseberichte aus dem Schwarzwald auf. Unterwegs waren wir jeweils mit zwei Kindern in den Jahren 2017 und 2019.
- Familienurlaub im Schwarzwald: Stippvisite im Feldberger Hof
- Aus Kindersicht: Silas (10) über die Fundorena auf dem Feldberg
- Osterferien: Roadtrip zwischen Schwarzwald und Schweiz
- Schwarzwald: Familienurlaub in Waldkirch
- Elzach: Urlaub im Schwarzwald
- Urlaub im Wellness-Hotel: Mit Kindern oder ohne?
Und noch ein Tipp: Der Campingnerd hat in seinem Blog einen echt umfassenden Guide für den Schwarzwald veröffentlicht. Dort gibt es auch viele Tipps für Sehenswürdigkeiten und Unternehmungen.
Transparenz-Hinweis: Wir waren zur Pressereise in den Feldberger Hof eingeladen. Da wir dort ausgesprochen verwöhnt wurden und wir außerhalb des Hotels in der begrenzten Zeit dann doch nicht so viel sehen konnten, kann ich nicht ausschließen, dass mein Schwarzwaldbild dadurch rosarot beeinflusst wurde. Ich werde das bei nächster Gelegenheit überprüfen. :) Update: Auch bei unseren Aufenthalten im ZweiTälerLand wurden wir von der Tourismusförderung mit Sachleistungen bei der Recherche unterstützt. Der Schwarzwald gefällt uns völlig unabhängig davon immer noch.
In unserem Teil des Schwarzwalds werdet ihr von Kuckucksuhren und Schwarzwaldhäusern nichts bemerken. Dafür ist es möglich, das Backen einer Schwarzwälder Kirschtorte zu erlernen (im Café am Eck in Baiersbronn). Die Höfe bzw. Produktionen Wein und Abraham sind ganz in der Nähe (Schwarzwälder Schinken). Beliebt ist Ginbrauerei. Der wohl bekannteste Gin Deutschlands kommt von hier (Monkey 47 in Betzweiler-Wälde). Außerdem sind Hauffs Märchen hier entstanden. Vielleicht kommt ihr ja mal vorbei :)
Das klingt total gut und ich freu mich schon riesig! Ich hab ein bisschen nach Baiersbronn gegoogelt, und das ist ja wirklich voll die schöne Region!
Danke, dass ich so jetzt auch dein Blog entdeckt habe!