Sizilien mit Kindern: Heiße Tage in Palermo

Palermo ist eine von diesen Städten, die ihr unbedingt selbst erkunden müsst. Alle Reiseführer der Welt können euch nicht vorbereiten auf diese überwältigende Mischung aus Molloch und Wunderland. Aus Verkehrschaos und zauberhaften Parks und Gärten, zerbröselnden Palazzi und typisch italienischem Wahnsinn mit ganz eigener sizilianischen Note. Palermo mit Kindern zu entdecken, hat uns deshalb wahnsinnig viel Spaß gemacht!

Unser Sizilien-Roadtrip nach Palermo

Dies ist der fünfte und letzte Teil unserer Serie über unseren Roadtrip durch  Sizilien mit Kindern. Links zu den anderen Stationen unseres Familien-Roadtrips befinden sich ganz am Ende dieses Artikels.

Wir waren im Jahr 2015 in Palermo. 2023 habe ich den Artikel aktualisiert und alle Angaben bestmöglich überprüft.

3 Tage Palermo mit Kindern

Palermo ist die Hauptstadt Siziliens und mit annähernd 700.000 Einwohnenden auch die größte Stadt der Insel. Auf unserer großen Europareise verbringen wir hier drei Tage, bevor wir mit der Autofähre weiter nach Neapel fahren.

Unsere Ferienwohnung ist gewöhnungsbedürftig. Wir haben mal wieder das günstigste genommen, das wir kriegen konnten, und natürlich rächt sich das. Die Lage in einem Außenbezirk ist für uns kein Problem, da wir mit dem eigenen Auto unterwegs sind. Ich habe nur so meine Probleme mit der altbackenen, kitschigen Einrichtung. – Aber das ist bestimmt nicht typisch, hoffe ich.

Straßenverkehr in Palermo: Der helle Wahnsinn!

Egal, ob ihr Palermo mit Kindern oder ohne Kinder besucht: Diese Stadt ist einfach irre! Das gilt vor allem für den Straßenverkehr, der unseren ersten Eindruck prägt. Sobald wir diesen bewältigen, kann es losgehen mit dem aufregenden Stadtbummel.

Im Gegensatz zu anderen italienischen Städten ist die Innenstadt nicht autofrei. So begleitet uns das stinkende, hupende Chaos uns auch zu Fuß.

Sehenswürdigkeiten von Palermo

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Palermo könnt ihr auch mit Kindern bequem zu Fuß erkunden. Sie lassen sich prima auf einem Spaziergang durch die Stadt verbinden.

Quattro Canti

Die berühmte Kreuzung „Quattro Canti“ geht leider im Verkehrslärm etwas unter. Kein Wunder, sie liegt an den innenstädtischen Hauptstraßen Corso Vittorio Emanuele und Via Maqueda. Die hübschen und beeindruckend ausgestalteten Eckhäuser mit der „eingedellten“ Form betrachten wir so vom schmalen Gehweg aus durch den Abgasnebel.

Der „Porno-Brunnen“

Der berühmte „Porno-Brunnen“ befindet sich dagegen auf einem etwas zurückgesetzten Platz, der Piazza Pretoria. Eigentlich heißt er Fontana del Genio und ist ein hübsches Wasserspiel aus der Renaissance. Die eigentliche Sehenswürdigkeit sind dabei die amerikanischen Touristen. In deren Reiseführern wird der Brunnen offenbar als Skandal ersten Ranges beworben. Folglich stehen jede Menge kichernde junge Backpacker davor.

Während unsere Jungs nur einen kurzen Blick auf die nackten Figuren werfen und dann auf dem Platz Fangen spielen, echauffiert sich eine ältere Lady ihrem Mann gegenüber, wie unverantwortlich es sei, „junge Seelen einem solchen Anblick auszusetzen“.

Palazzi und Innenhöfe

Wer Palermo mit Kindern besichtigt, wird überall altehrwürdige Palazzi entdecken. Manche befinden sich in einem guten Zustand. Viele andere bröckeln leise vor sich hin. Viele der herrschaftlichen Stadthäuser erlauben einen Blick in ihre Innenhöfe. Die sind oft zu grünen, schattigen Oasen ausgebaut.

Kirchen „mit Leichen drin“

In kleinen Kirchen blicken wir auf bekleidete Knochen heiliger Männer. „Sind die echt?“, fragt Janis ehrfurchtsvoll. Als ich bejahe, vergewissert sich sein kleiner Bruder entsetzt: „Die haben hier Leichen drin in den Kirchen?!“

Tote auszustellen, hat in Palermo eine gewisse Tradition. In vergangenen Jahrhunderten wurde hier die Einbalsamierung perfektioniert. Es gibt ein Mumien-Kabinett, das gegen Eintritt besichtigt werden kann. Dort ist unter anderem „die besterhaltene Kindermumie der Welt“ zu sehen, eine mehr als hundert Jahre alte Dreijährige.

Eintritt zu bezahlen, um sensationslüstern tote Menschen anzugucken, kommt uns dann aber doch irgendwie moralisch verwerflich vor. Deshalb lassen wir das.

Mein Blogger-Kollege Peter hat da weniger Bedenken. Er hat in seinem Reiseblog PetersTravels einen ausführlichen Erfahrungsbericht über seinen Besuch in der Kapuzinergruft mit vielen Fotos online.

Die Kathedrale von Palermo

Wir verzichten auch auf die Besichtigung des Doms. Und das, obwohl unser Reiseführer den als wichtigste Sehenswürdigkeit von Palermo beschreibt. Die Kathedrale Maria Santissima Assunta ist unter anderem die Grablege des Stauferkaisers Heinrich VI.

Die Aussicht vom Dach der Kirche soll toll sein. Aber wir sind knauserig auf unserer Langzeitreise mit beschränktem Budget. Die Eintrittspreise von 7 Euro pro Person (5 für Kinder) für das volle Programm schrecken uns ab. So gucken wir uns das imposante Gebäude nur von außen an.

Die Schlangenbäume im Giardino Garibaldi

Unser ganz persönliches Highlight für Palermo mit Kindern ist der Park mit den Feigenbäumen, die nicht nur von unten nach oben, sondern auch von oben nach unten wachsen. Die Exemplare des Ficus macrophylla stehen im Giardino Garibaldi (Piazza Marina). Der öffentliche Park ist frei zugänglich.

Wir kennen die kuriosen Bäume schon aus Sciacca im Süden Siziliens.  Diese Exemplare in Palermo sind noch größer und ernsthaft beeindruckend. Wir stehen staunend eine ganze Weile davor (was wahrscheinlich mehr sagt als der Fakt, dass es „die größten Feigenbäume Europas“ sind).

Riesige Baumgestalten bilden hier massive Kunstwerke. Später in Barcelona müssen wir bei manchem Modernisme-Bauwerk an unseren Parkbesuch in Palermo denken. Johann Wolfgang von Goethe war übrigens ebenso begeistert davon wie wir. Er suchte im Botanischen Garten nach der „Urpflanze“ (ohne Erfolg).

Teatro Massimo

Das Teatro Massimo darf ich natürlich nicht auslassen, wenn ich die Sehenswürdigkeiten von Palermo aufzähle. Da wir keine echte Beziehung zum Film „Der Pate“ haben, hält sich unsere Ehrfurcht in Grenzen. Ein hübsches Bauwerk ist es natürlich schon.

Für tiefergehende Lektüre: Sehr viel gründlicher und ausführlicher bei der Auflistung der Sehenswürdigkeiten von Palermo war Travelprincess Nadja. Sie beschreibt auch ein heftiges Müllproblem in Palermo. Davon haben wir bei unserer Reise im Jahr 2015 zum Glück noch nichts mitgekriegt… 

Ganz kurz: Stadtgeschichte von Palermo

Die Nähe zu Afrika macht sich in der Stadtgeschichte bemerkbar. Es waren Phönizier, also antike Nordafrikaner, die Palermo vor fast 3000 Jahren gründeten. Besatzungsmächte kamen und gingen: griechische, römische, und die Namensgeber des Vandalismus waren auch da (die Vandalen).

Unter den Arabern blühte die Stadt im frühen Mittelalter auf. Viele Einflüsse im heutigen Stadtbild stammen aus dieser Zeit. Damals war Palermo die drittgrößte Stadt in Europa! Nur Byzanz (heute Istanbul) und Cordoba (in Andalusien) waren größer als Palermo.

Im Hochmittelalter machten sich die christlichen „Rückeroberer“ auf Kreuzzug breit. Die Normannen gründeten das Königreich Sizilien. Danach übernahmen die Staufer die Herrschaft. –

Ich muss mich schon wieder bremsen in meiner Geschichtsbegeisterung. In dieses Kuddelmuddel kriegt man ohnehin kaum eine Linie rein. Beschränken wir uns also auf die vereinfachende Kurzversion. Spanien, Österreich und schließlich die Italien lösten sich in der Folge als beherrschende Mächte ab. Alle drückten Palermo und Sizilien ihren herrschaftlichen Stempel auf.

Streetfood in Palermo: Pizza, Eis und Supplí

In der Gegenwart ist Palermo vor allem für hungrige Invasionen zu empfehlen. In den kleinen Läden mit Straßenverkauf gibt es viele Köstlichkeiten auf die Hand, die im Rest Italiens eher unbekannt sind.

Ich mag besonders die Kartoffelpizza, die mit hauchdünnen Kartoffelscheiben belegt ist. Auch den supplí kann ich etwas abgewinnen: Das sind frittierte Bällchen aus Risotto, manchmal mit einer Füllung aus Fleisch oder Gemüse in der Mitte.

Das beste Eis von Palermo

Das beste Eis haben wir in der Gelateria La Kala in der Nähe des Hafens gefunden. „Gelato Naturale“ ist meistens ein Hinweis darauf, dass das Eis nicht nur teuer, sondern tatsächlich lecker (und nicht aus der Pulvermixtüte) ist. Die Adresse unserer Lieblings-Eisdiele: Piazza Fonderia, 8.

Palermo mit Kindern

Ob unseren Kindern eine Stadt gefällt oder nicht, liegt immer an vielen Faktoren. Es hat zu tun mit der allgemeinen Stimmungslage in unserer Familie, unserer Unterkunft, dem Wetter und allen möglichen anderen Einflüssen.

Palermo haben die Jungs geliebt, alle beide. Und das, obwohl wir keine speziellen Angebote für Kinder genutzt (oder auch nur gesehen) haben. Es gibt nicht einmal Spielplätze in Palermo. Zumindest haben wir in der Innenstadt keine gesehen. Update: Mandy hat einen Spielplatztipp für Palermo. Schaut in den Kommentaren!

Unsere Jungs mochten einfach das Essen, die Palmen, die Entdeckertouren in die Hinterhöfe, die wuselige und trotzdem relaxte Atmosphäre der Stadt.

Fazit: Palermo mit Kindern

Uns hat Palermo sehr gut gefallen. Abgesehen vom Verkehr. Ich fühle mich heute noch wie ein Held, dass ich den überlebt habe (denn an einem Tag saß ich am Steuer). Aber sonst ist Palermo mit Kindern ziemlich cool.

Mehr über Sizilien mit Kindern

Die family4travel-Miniserie umfasst folgende weitere Teile:

• Sizilien-Rundreise mit Kindern Teil 1: Übersicht und Reiseroute
• Sizilien-Rundreise mit Kindern Teil 2: Sizilien individuell bereisen – 14 Fragen und Antworten aus unserem Nähkästchen
• Sizilien-Rundreise mit Kindern Teil 3: Der Osten mit Messina, Catania und dem Ätna
• Sizilien-Rundreise mit Kindern Teil 4: Der Südwesten mit Sciacca und Agrigento

Außerdem lege ich euch noch diesen Artikel ans Herz: Familienurlaub in Italien – was ihr vorher wissen wollt.

Und in diesem Artikel gebe ich einen Überblick über alle unsere weiteren Reiseberichte aus Italien: family4travel in Italien.

Über unsere elf Monate lange Europareise habe ich ein Buch geschrieben: Die Entdeckung Europas.