Die Isle of Skye bietet so ziemlich alles, was Schottland zu einem traumhaften Reiseziel macht: dramatische Berge, massenhaft Wasserfälle, mysteriöse Steinsetzungen und märchenhafte Burgen. Weiße Cottages, kleine bunte Fischerdörfer, unzählige Schafe. Die Insel gilt als absolutes Muss für alle Schottland-Fans. Wir haben eine knappe Woche auf Skye mit Kind verbracht und dabei fast alle Must-Sees abgeklappert. Hier kommt unser Erfahrungsbericht.
Gebrauchsanweisung
Alle Langzeit-Follower wissen das natürlich, aber erfahrungsgemäß kommt hier eher früher als später auch jede Menge Google-Kundschaft vorbei. Deshalb auch hier noch kurz die Erklärung: Das ist Teil 4 meines Reiseberichts über unsere dreiwöchige Rundreise durch Schottland. Ich habe den ganzen Text so zerstückelt, dass sich die Teile auch einzeln gut lesen lassen. Wer nur Infos über Skye mit Kind braucht, ist hier also durchaus richtig.
Wer auch wissen will, wer wir sind und warum zur Hölle wir trotz Kleinkind so ein Mega-Programm abreißen, fängt besser bei Teil 1 an zu lesen:
Schottland mit Kind: 3 Wochen Highlands and Islands
In jenem Einleitungsteil ist auch meine personalisierte Schottland-Karte eingebettet, die unter anderem für Skye alle Sehenswürdigkeiten, Cafés und Spielplätze anzeigt, die wir samt Kind ausprobiert haben.
Alle Erwähnungen unseres Reiseführers beziehen sich auf das Buch „Schottland mit Kindern“*, das ich zusammen mit Stefanie Holtkamp selbst geschrieben habe. Wir waren als Paar mit Kleinkind (fast drei Jahre alt) unterwegs.
Skye: Massenveranstaltung im Paradies
Nach den Highlands und den Äußeren Hebriden wartet nun also der nächste Höhepunkt auf unserer Schottlandreise. Eine weitere CalMac-Fähre bringt uns nach einer knappen Woche von Tarbert auf Harris nach Uig auf Skye.
Die Isle of Skye gilt als Schottlands Kronjuwel. Nirgendwo ist die Landschaft spektakulärer, vielfältiger, überraschender. Und da die Insel über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist, lässt sie sich auch noch leicht erreichen. Das Ergebnis: Skye ist im Sommer pickepackevoll.
Aber angucken wollten wir uns die Wunder auch endlich mal. Und ein Reiseführer für Schottland mit Kind ohne Skye verkauft sich nicht. Stefanie hat bei der Erstrecherche sechs Touren ausgewählt, die überprüft werden müssen.
Wer strukturierte Tipps für Skye mit Kindern will, muss unseren Reiseführer kaufen. Hier beschränke ich mich auf unsere persönlichen Erfahrungen. Unser Fazit: Die Insel ist großartig! Stellenweise hat sie mich immer wieder an Island erinnert. Und „Massentourismus“ ist in Schottland natürlich immer relativ.
Aber an allen Ecken und Enden ist zu erkennen, dass die vielen Menschen dem Landstrich nicht gut bekommen. Ich finde, die verantwortlichen Stellen müssten endlich reagieren. Empfindliche Ökosysteme müssten besser geschützt werden vor rasenlatschenden Selfiejägern (m/w/d). Das passiert anscheinend erst ganz, ganz langsam, dass auch mal was abgesperrt wird, Verbotsschilder aufgestellt, Großparkplätze und Toilettenanlagen gebaut werden.
Unterkünfte finden auf Skye
Die Angelegenheit mit den Unterkünften ist auf Skye ähnlich problematisch wie auf eigentlich allen schottischen Inseln. Hier kommt ein happiges Preisniveau hinzu. Als ich im Januar für Juli buchen will, ist schon keine Selbstverpflegerunterkunft für zwei Personen plus Kleinkind für unter 200 Euro die Nacht mehr zu haben.
– Okay, das stimmt nicht ganz. Es gäbe schon noch einige Campinghütten, die in den letzten Jahren allerorten aus dem Boden geschossenen „pods“. Einige davon sind inzwischen recht luxuriös ausgestattet mit Nasszelle und stationärem Campingkocher. Allerdings hatte ich schon einmal das Vergnügen, zu dritt mehrere Tage lang acht Quadratmeter in einem solchen „Gebäude“ zu teilen (in Tyndrum mit den Jungs 2017). Um es kurz zu machen: Mit der Erfahrung bin ich durch.
Also entscheide ich mich für die andere Alternative. Skye besitzt drei Jugendherbergen der offiziellen Scottish Youth Hostel Association (SYHA) und mehrere unabhängige Hostels. Alle bieten die Möglichkeit der Selbstverpflegung in Gemeinschaftsräumen. (Und im Januar gehe ich noch davon aus, dass Corona im Sommer keine große Rolle mehr spielen wird.)
Portree Youth Hostel mit Kind
Bei unserer Mission ist eine verkehrsgünstige Lage essenziell. Und mit Kleinkind wollen wir nicht öfter als nötig die Unterkunft wechseln. Obwohl wir auch hier 125 Euro pro Nacht für unser Doppelzimmer zahlen, mieten wir uns deshalb für eine knappe Woche in der Inselhauptstadt Portree ein.
Das Portree Youth Hostel ist ein modernes und hübsch eingerichtetes Haus. Auch unser Zimmer selbst ist nett. Natürlich ist es vor allem klein. Das Doppelbett füllt es beinahe ganz aus. Dass wir uns mit Kleinkind hier vorm Insbettgehen dauerhaft aufhalten, ist ausgeschlossen.
Zum Glück gibt es die Gemeinschaftsräume. Der Blick aus dem kombinierten Ess- und Wohnzimmer ist wieder fantastisch: Wir blicken direkt auf die Meeresbucht Loch Portree. Es gibt ein Regal voller (größtenteils leider unvollständiger) Spiele, in dem Franka zwei Plastik-Dinosaurier findet. Damit spielt sie zufrieden, während Martin in der Gemeinschaftsküche unser Abendessen zubereitet und ich am Laptop die Touren überarbeite.
Das Hostel ist ausgebucht. Die meisten Gäste sind junge Leute und Familien mit älteren Kindern, die auf ihrer Rundreise eine oder zwei Nächte bleiben.
Corona im Hostel
In Schottland trägt praktisch niemand mehr Maske. Logisch, dass Hostels Virenschleudern sind. Es hängen zwar noch – wie in allen öffentlichen Gebäuden – Desinfektionsmittelspender an den Wänden. Hier und da klebt auch noch ein Schild, das vor Ansteckung warnt. Aber das Thema nimmt wirklich niemand mehr ernst. Dabei ist gerade auf den schottischen Inseln eine Sommerwelle mit der B5-Variante in vollem Gange. Bei Twitter lese ich, dass aktuellen Schätzungen zufolge in jenen Tagen jede 16. Person in Schottland Corona-positiv ist. Dass die offiziellen Zahlen nicht astronomischer sind, liegt einzig daran, dass niemand mehr testet.
Wir halten strikt Abstand. Im Gegensatz zum April tragen aber auch wir im Hostel keine Maske mehr. Während wir damals bei unserer Reise nach Schottland die Menpower und den Platz hatten, unser maskenloses Kleinkind jeweils nur in menschenleeren Räumen länger spielen zu lassen, ist das hier im ausgebuchten Hostel mit ausgelasteten Eltern nicht möglich. Unsere Überlegung ist daher, uns im Zweifelsfall lieber alle gemeinsam mit geringer Viruslast über Aerosol in der Luft anzustecken. Sonst würde sich – so unsere informierte Laienmeinung – erst nur Franka anstecken und uns dann später mit voller Virusladung infizieren, was erfahrungsgemäß zu stärkerer Erkrankung führt. So ganz erwiesen ist diese Grundannahme wohl noch nicht. Aber in unserem Fall bestätigt sie sich zum Glück.
Sechs Tage lang gehen wir den Menschen im Hostel nach Kräften aus dem Weg. Einige sehen richtig krank aus. Die Mehrheit schnieft und hustet. Eine junge Frau niest ungelogen mehrmals etwa zehn Mal hintereinander. In den Ellenbogen, immerhin.
Zu meinem grenzenlosen Erstaunen bleiben wir volle sechs Tage verschont. (Und ich bin wirklich ausgesprochen dankbar, dass Fieber und positiver Corona-Test erst in unserer schönen, vergleichsweise geräumigen Ferienwohnung der nächsten Station einsetzten!)
Highlights auf Skye mit Kind
Trotz dieser nicht ganz idealen Rahmenbedingungen genießen wir die Natur von Skye nach Kräften. Wir erkunden die zauberhaften Orte wie das Fairy Glen mit seinen spitzen Hügeln (die teilweise von Touristen leider schon unwiderruflich plattgelatscht sind).
An den Fairy Pools im Südwesten von Skye schauen wir uns die hochgelobten Wasserfälle an und lassen die Massen dann auf einer wunderschön abenteuerlichen Entdeckertour (Nummer 39) samt Kind hinter uns. Ein paar Kilometer weiter kontrollieren wir anschließend eine Tour, auf der fast genauso viele Wasserfälle fast genauso magisch plätschern – in kompletter Abwesenheit der Menschenmassen (Nummer 40).
Wir absolvieren die Must-do-Wanderung durch den Quiraing-Gebirgszug: in Ameisenstraßenmanier über teils traurig breitgelatschte Pfade, aber durch eine wahrlich traumhafte Landschaft.
Am Coral Beach entdecken wir Seerobben und Franka setzt sich in den Kopf zu baden (bei 16 Grad unten mit Badeanzug, oben mit Jacke und Mütze).
Dunvegan Castle überrascht uns positiv mit seinen herrlichen Gärten. Im dazugehörigen Ort essen wir bei Jann’s Cakes den besten (und teuersten) Kuchen dieser Reise.
Und einen Tag nehmen wir uns für das nahe Festland. Vom bildschönen Plockton aus wandern wir auf verborgenen Pfaden durchs wilde Grün (Tour 44).
Wenn ihr Inspiration braucht, welche anderen schottischen Inseln sich – vielleicht besser als Skye – für euren Familienurlaub eignen, schaut mal hier: Inseln in Schottland – welche sind am schönsten?
Von Skye in die Trossachs
Wohl der kritischste Punkt unserer Rundreise durch Schottland mit Kind ist ein langer Fahrtag von Skye in die Loch-Lomond-Region. Fünf Stunden reine Fahrzeit liegen vor uns. Verteilt auf einen ganzen Tag ist das aber absolut machbar.
(Okay, ab jetzt geht es nicht mehr wirklich um Skye mit Kind. Aber irgendwo musste ich diesen Teil meines Reiseberichts lassen. Wer sich auf unsere persönliche Reiseroute ein Ei pellt, möge es als Tipps für die Anfahrt nach Skye sehen.)
Deutsches Brot und Eilean Donan Castle
Wir starten früh um sieben. Unser Frühstück verschieben wir aufs Festland, wo Manuela’s Wee Bakery um acht Uhr öffnet. In der Bäckerei der deutschen Auswandererfamilie können wir uns endlich mal wieder mit echtem Vollkornbrot eindecken. Im zauberhaft gestalteten Garten gibt es eine Picknick-Area, wo wir einen Teil unserer Einkäufe sofort mit unserem mitgeführten Belag verspeisen. Für Franka ist das Hexendorf gleich das Highlight des ganzen Tages.
Praktisch um die Ecke liegt die berühmte Burg Eilean Donan Castle. Vor 20 Jahren haben wir sie uns gründlich angeguckt. Heute beschränken wir uns auf ein Foto im Vorbeifahren.
Eine große Pause machen wir dann im Glen Coe. Das sind noch einmal knapp zweieinhalb Stunden Fahrzeit, die Franka vorbildlich mit Astrid-Lindgren-Hörspielen und Ausdemfenstergucken verbringt. Die fest eingeplante Unterbrechung kommt zum Glück genau zu richtigen Zeitpunkt.
Glen Coe: Traumhafte Bergwelt
Glen Coe ist ein langgezogenes Tal, das majestätische Berge flankieren. Wer die Alpen als Maßstab nimmt, wird freilich eher lächeln. Die Erhebungen sind aber nicht ohne. Wie die kostenlose Ausstellung im Besucherzentrum (vier Pfund fürs Parkticket) erzählt, sind hier schon etliche Bergsteiger ums Leben gekommen.
Neben Lebensgefahr bietet das Tal aber vor allem atemberaubende Aussichten und schöne, auch leichte Wandermöglichkeiten. Wir kundschaften hier eine tolle Tour für die Neuauflage aus. (Denn tatsächlich mussten wir Glen Coe durch eine Verkettung von Umständen für unseren Reiseführer bisher aussparen.) Einen ausführlichen Artikel darüber gibt es mittlerweile hier: Glen Coe – zu Besuch bei Hagrid und Harry Potter.
Die meisten Touristen geben sich mit einer Fahrt durch das Tal und gelegentlichen Fotostops zufrieden. Wenn man die Strecke zur Durchreise nutzt, sind zumindest die unumgänglich!
Tyndrum: Kurzbesuch beim Grüffelo
Eine letzte Fahrtunterbrechung legen wir in Tyndrum ein. Das ist von Glencoe aus nur eine knappe Stunde entfernt. Hinter der kleinen Ortschaft beginnt schon der Nationalpark Loch Lomond and the Trossachs.
Wir müssen hier kurz etwas überprüfen. Ziemlich versteckt und doch mitten im Ort logiert nämlich der Grüffelo. Das gefährliche Monster, das die kleine Maus in dem berühmten Kinderbuch problemlos überlistet, ist der Höhepunkt eines kurzen Skulpturenwegs. Auch den gibt es noch in empfehlenswertem Zustand: Haken dran.
Inzwischen ist Abendbrotzeit und aus dem „Real Food Café“ riecht es verführerisch nach Frittiertem. So entscheiden wir uns zur (tatsächlich einzigen) herzhaften Einkehr dieser Reise. Zum Glück ist das Wetter herrlich und wir sitzen draußen. (Denn am Tag vor Einsetzen der Symptome ist Corona bekanntlich am ansteckendsten.)
Bis Aberfoyle fahren wir nun nur noch eine gute Stunde. Auch die verstreicht fast komplett ohne Gequengel. Wir haben wirklich genau das richtige Kind für einen Roadtrip durch Schottland! (Aber vieles lässt sich halt auch durch flexible Planung mit vielen Pausen und Berücksichtigung kindlicher Bedürfnisse erreichen.)
Mehr Schottland mit Kind
Weiter geht die Reise hier:
Und die vorangehenden Teile meiner kleinen Serie ist hier zu finden:
- Schottland mit Kind: 3 Wochen Highlands und Islands
- Schottland mit Kind 2: Die Highlands rund um Inverness
- Schottland mit Kind 3: Äußere Hebriden
All meine Berichte über frühere Schottlandreisen und über 30 einzelne Schottland-Berichte mit unzähligen Tipps habe ich hier aufgelistet:
Schottland mit Kindern: Unsere gesammelten Erfahrungen
Und auch hier noch einmal der Verweis auf unseren Reiseführer in voller Pracht: über 300 Seiten praxistaugliche Tipps in Hülle und Fülle! :)
Hinterlasse einen Kommentar