Split, das wird für uns immer gleichbedeutend sein mit Urlaub und Erholung. Wir sind so froh und glücklich, unseren lange gehegten Traum zu leben und fast ein Jahr lang durch Südost-Europa zu reisen. Aber mitunter brauchen wir eine Pause, damit der Alltag uns wieder einholen kann. Ende November hätten wir uns keinen besseren Ort dafür aussuchen können als Split, die gleichermaßen geschichtsträchtige wie gemütliche Stadt an der kroatischen Adria.

Außen pfui, innen hui: Die Wohnung in diesem Block war tatsächlich eine der schönsten auf unserer Reise.
Vom ersten Tag an fühlen wir uns heimisch. Wir haben eine gar nicht mal so kleine Wohnung am Rande der Altstadt gemietet. „Am Rande der Altstadt“ heißt in diesem Falle „kurz bevor die Häuser hübsch werden“. Das Apartment befindet sich in einem hässlichen großen Klotz, aber dafür ist der Mietpreis sehr vernünftig, und die Wohnung an sich ist sogar richtig hübsch eingerichtet. Zwei Schlafzimmer, eine Waschmaschine und sogar zwei Tische in getrennten Räumen, an denen man sich bequem über die Schulbücher setzen kann – luxuriöse Zustände für langzeitreisende Familien wie uns.
Rund 200.000 Einwohner zählt Split und ist damit die zweitgrößte Stadt des Landes. Davon bekommen wir allerdings wenig mit. Denn obwohl wir zwischen lauter Kroaten wohnen und mit dem Motiv des Beinahe-Einheimischen so gerne kokettieren, sind wir in Wirklichkeit natürlich wie jeder Tourist ganz auf die Altstadt fixiert. Die umfasst ein sehr übersichtliches Areal direkt am Meer. Aufgrund ihrer baulichen Unversehrtheit steht sie auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco. Und ohne unser Auto auch nur einen Tag lang vom hart erkämpfen kostenlosen Parkplatz zu bewegen, halten wir uns ohne Probleme eine volle Woche hier beschäftigt.
Eine Woche Split im Kurzformat
Montag: Altstadtbummel
Splits enge Altstadtgassen sind wildromantisch. Der antike Diokletianspalast und die mittelalterliche Erweiterung der Stadt gehen hier geschmeidig ineinander über. Auf der steinernen Basis der Römer haben nicht nur die kroatischen Bewohner, sondern im Laufe der Jahrhunderte auch Venezianer, Franzosen und Österreicher ihre Spuren hinterlassen. Alles zusammen ergibt eine fantastische Mischung, die heute unzählige Cafés, Restaurants und Boutiquen beherbergt und zu ausgedehnten Stadtbummeln einlädt.
Ein Klick vergrößert die Fotos und zeigt die Bildunterschriften mit näheren Erklärungen. Mit einem weitereren Klick gelangt ihr dann zum nächsten Foto.
- Eng und dunkel und im Sommer angenehm kühl, wenn draußen mehr als 40 Grad herrschen: die Altstadtgassen in Split.
- Ein Blick nach oben lohnt sich immer.
- Zwischen Altstadt und Meer liegt nur die Riva, die breite, von Palmen gesäumte Promenade mit unzähligen Cafés.
- Die Architektur Splits ist ein Gemeinschaftskunstwerk der Bewohner verschiedenster Epochen.
- Wo immer Platz ist, werden Wäscheleinen gespannt.
Dienstag: Diokletianspalast
Der römische Kaiser aus der Spätantike stammte aus der Gegend und hat sich die damals noch unberührte Bucht als Altersruhesitz ausgesucht. Wir besichtigen ihn mit unserer Stadtführerin Anita, die seit fast 30 Jahren Touristen durch ihre Heimatstadt führt und das Areal wie ihre Westentasche kennt. Sie zeigt uns die erdbebensicher gebauten Kellergewölbe, die erhaltene Servierplatte aus der kaiserlichen Küche und den fantastisch bewahrten Jupitertempel. Und sie erzählt uns von der Geschichte des Imperators, die mit einer reichlichen Prise Ironie gewürzt ist. Diokletian entstammte einfachen Verhältnissen, sein Vater war ein freigelassener Sklave. Der Junge absolvierte eine steile Karriere beim Militär, reformierte Regierungs- und Münzwesen und produzierte als strikter Christenverfolger jede Menge heilige Märtyrer. Sein für die Ewigkeit errichtetes Mausoleum allerdings durfte er nach seinem Tod nicht lange genießen. Kaum war das Verbot des Christentums passé, entsorgten die Gläubigen den Leichnam ihres alten Widersachsers und funktionierten seine protzige Grablege zur Kathedrale um. Hier werden bis heute Reliquien eben jener Heiligen aufbewahrt, die der Kaiser in seiner Regierungszeit töten ließ.
- Die Mauern des Diokletianspalasts sind mehr als 1700 Jahre alt.
- Das kann man ruhig eine stattliche Eingangshalle nennen: Hier zeigte sich der Herrscher von Zeit zu Zeit seinem hingebungsvoll am Boden kauernden Volk.
- Die Kuppel ohne Kuppel: Da Kaiser Diokletian sich als Sohn des Jupiter verstand, sollte das offene Vestibyl wohl den direkten Draht nach oben symbolisieren.
- Portraits des Kaisers finden sich nur noch auf Münzen, denn nach der Christianisierung haben die neun Bewohner mit allen Bildnissen ihres alten Widersachers kurzen Prozess gemacht.
- Eine Besichtigung der Katakomben des Palasts ist schaurig-schön (dabei wurde hier wahrscheinlich nie eingekerkert, eher gelagert).
- Als der Christenverfolger Diokletian seinen Palast errichten ließ, war der neue Glaube schon überall im Untergrund verankert – buchstäblich, wie die heimlich mit Kreuzen versehenen Bausteine zeigen, die bei Renovierungsarbeiten zu Tage kamen.
- Das Mausoläum des Herrschers überragt heute der Kirchturm – was als Demonstration des heidnischen Kaisertums geplant war, enthält heute ziemlich viel Christentum.
- Die Klapa – Gruppen von A-capella-Sängern – ist ganz typisch für Split, erzählt uns unsere Stadtführerin. Im Vestibyl erwischt man eigentlich immer welche.
- Der Jupitertempel hat die Zeitewenden fast bis ins kleinste Detail überstanden – dank seiner Umwidmung zur Taufkapelle.
- Palmen im Palast… Es gibt ein paar Winkel, die in all den Jahrhunderten nicht überbaut wurden.
- Der Campanile ist „neu“: Er entstand im 13. Jahrhundert, fast tausend Jahre nachdem Diokletian das nebenstehende Gebäude als Mausoleum errichtete und 600 Jahre nachdem es zur Kathedrale umfunktioniert wurde.
- Mausoleum mit Kirchturm, fotografiert von den Stufen des Café Luxor.
Mittwoch: Sandstrand
Egal, zu welcher Jahreszeit – wer mit Kindern an die Adria reist, muss mindestens einen Strandtag einlegen! Rund um Split gibt es mehrere Badebuchten, einige verfügen sogar über Sandstrand. Anita hat uns den mit dem Namen Bacvice empfohlen. Obwohl er vom Zentrum und vom Fährhafen nur etwa zehn Minuten Fußmarsch entfernt ist, darf hier im Sommer die blaue Flagge gehisst werden, die exquisite Wasserqualität bescheinigt. Das Meer ist ganz flach, was Familien mit kleinen Kindern entgegenkommt.
„Das ist der ganze Strand?“ fragen die Jungs etwas fassungslos, denn sie sind von den breiten Stränden der Nord- und Ostsee verwöhnt. Kurz motzen sie noch über die vielen Zigarettenkippen, die sie ausbuddeln. Dann sind sie ganz in ihrem Element, errichten eine Sandburg, die diesseits der Alpen ihresgleichen sucht, während wir Eltern in Sichtweite im Café sitzen und uns einen Glühwein genehmigen. So ein Tag ist selbst bei Nieselregen perfekt!
- Der Strand mit dem flachen und deshalb schnell badewannenwarmem Wasser eignet sich besonders für Kinder.
- Strand im Winterschlaf… Aber die meisten Cafés an der Promenade sind geöffnet.
- Ein bisschen weiter entfernt vom Stadtzentrum hört der Sandstrand auf, aber reichlich Beton sorgt für bequemen Zugang zum Badevergnügen.
Donnerstag: „Bergsteigen“
Westlich zwischen Altstadt und Meer befindet sich der Marjan, ein kleiner Berg mit Park, die grüne Lunge der Stadt. Viele, aber auch nicht zu viele Treppenstufen führen dem Gipfelkreuz entgegen, das zu erreichen junge Bergsteiger mit Stolz erfüllt. Den Weg säumen erst malerische, teils verfallende Häuschen mit Gärten voller Zitronenbäume, später ein Wald, in dem sich zwei Einsiedeleien und eine kleine Kapelle verstecken. Und immer wieder glitzert unter uns das Mittelmeer. Auf etwas mehr als halber Höhe erreichen wir den Spielplatz, der mit seinen naturnahen Kletterkonstruktionen ganz nach dem Geschmack der Jungs ist. Auch für kleinere Kinder ist einiges dabei. Und der Eingang zum Zoo befindet sich hier. Den lassen wir allerdings aus, da wir nur Schlechtes darüber gehört haben.
- Ums Treppensteigen kommt man schlecht herum. Kinderwagentauglich ist der Aufstieg nicht.
- Abseits des aufgeräumten Touristen-Splits entdecken wir pittoresken Verfall.
- Der erste Teil des Weges führt durch die engen Gassen der Stadt – mit Treppen.
- Im parkähnlichen Gelände gibt es genügend Möglichkeiten zum Verschnaufen.
- Alle Nasenlang ist der Meerblick inklusive.
- Zwischenziel: eine von mehreren kleinen Kapellen.
- Kinder-Highlight: der Spielplatz am Marjan-Berg.
- Selbst bei November-Nieselwetter hat man von hier oben einen passablen Ausblick auf Split.
- Und dieser Ausblick ist die Belohnung für den (eigentlich nicht sonderlich) anstrengenden Aufstieg.
Freitag: Markt-Tag
Wer in Split Shoppen will, wird je nach Budget in den exquisiten Boutiquen der Altstadt oder an den permanenten Marktbuden an der östlichen Mauer des Diokletianspalats fündig. Viel authentischer geht es auf dem Obst- und Gemüsemarkt zu, der täglich ganz in der Nähe Richtung Hafen und Busbahnhof stattfindet. Alte Bäuerinnen aus der Umgebung verkaufen hier zum Beispiel frische, ungespritzte Orangen aus dem Garten und wiegen das Kilo noch mit Metallgewichten ab.

Hust… Das ist, ehrlich gesagt, der Markt von Ljubljana, weil ich in Split in meiner Urlaubsstimmung viel zu wenig Fotos gemacht habe. Aber merkt bestimmt keiner…
Samstag: Historisches Museum
Nach so viel Geschichte „in freier Wildbahn“ wollen wir doch noch mal Näheres über die Hintergründe der Stadtentwicklung erfahren und besichtigen das Stadtmuseum im Diokletianspalast. Hier ist eingängig dargestellt, wie genau sich der römische Palast in die quirlige Stadt Split verwandelt hat. Außerdem müssen wir unbedingt noch mal auf den antiken Treppenstufen des Vestibüls im Café Luxor einen Cappucchino trinken. Das ist fast doppelt so teuer wie vorne an der Riva, aber dafür können wir der mehr als fünftausend Jahre alten Sphinx zuprosten, die Diokletian schon als Antiquität einschiffen ließ.
- Das Museumsgebäude liegt mitten im Diokletianspalast, trägt aber deutlich die Spuren venezianischer Zeiten.
- Drei Touristen an des Kaisers alter Tischplatte, die übrigens Mensa hieß.
- Die original ägyptischen Sphinxen sollten eigentlich den toten Kaiser in seinem Mausoläum bewachen. Heute guckt die einzig übrig gebliebene zu, wer in der Kathedrale ein und aus geht. Noch ihre Großmutter wandte sich penibel ab, erzählt unsere Stadtführerin, um nicht ihren „bösen Blick“ aufzufangen.
Sonntag: „Best of“
Noch einmal bummeln wir durch die Altstadt, noch einmal schlendern wir über den Kunstmarkt in den Kellergewölben des Palasts, noch einmal gönnen wir uns eine Riesenkugel Eis bei Luka in der Svaciceva 2 (da gibt’s das beste!). Dann ist es Zeit, traurig zu seufzen, ins Auto zu steigen und das wunderschöne Split hinter uns zu lassen – in der Hoffnung, bald wieder zurückzukehren.

family4travel im Genuss-Modus: Auf den antiken Stufen des Vestibyls gönnen wir uns einen Cappuccino bzw. eine heiße Schokolade.
„Das Kleingedruckte“: Die Kroatische Zentrale für Tourismus hat uns eine Stadtführung durch den Diokletianspalast und die Altstadt von Split spendiert. Unsere Meinung beeinflusst sowas nicht, wohl aber unser Verständnis, weshalb wir uns herzlich für die Unterstützung bedanken und trotzdem unabhängig bleiben.
Die Jungs sehen um den Kopf wieder gut aus. Also alles schnell nachgewachsen. :-)
[…] family4travel: Eine Woche in Split: Wenn Reisen zum Urlaub wird […]