Dies ist der fünfte Teil meines Reiseberichts über unseren Roadtrip durch Schottland mit Kleinkind. Unsere letzte Station sind die Trossachs. Das malerische Waldgebiet liegt nördlich von Glasgow, westlich von Stirling. Seit 2002 der Nationalpark „Loch Lomond and the Trossachs“ gegründet wurde, ist die Region auch für deutsche Touristen bekannter geworden. Für mich persönlich ist sie einer der schönsten Gegenden auf dem schottischen Festland. Hier wollten wir unsere ereignisreiche Reise ausklingen lassen. Da wir im Hostel auf Skye ein gewisses Virus eingesackt hatten, wurden unsere letzten Recherchetage gemütlicher als beabsichtigt… Trotzdem haben wir einige Tipps zum Nachmachen mitgebracht für die Trossachs mit Kind (oder auch ohne)!
Gebrauchsanweisung für diesen Artikel
Liebe family4travel-Fans, ihr wisst Bescheid und springt gleich zum nächsten Absatz. Liebe Google-Suchende: Willkommen in meinem Reiseblog! Wenn ihr nach Tipps und Erfahrungen über die Trossachs mit Kind sucht, seid ihr hier richtig. Wer unserer Rundreise durch Schottland mit Kind chronologisch folgen und gerne wissen möchte, wer wir überhaupt sind, beginnt dagegen am besten mit Teil eins meines Reiseberichts:
Schottland mit Kind: 3 Wochen Highlands & Islands
Die Kurzfassung: Eltern plus Kleinkind (fast drei Jahre alt) sind drei Wochen lang im nordwestlichen Teil Schottlands unterwegs und wandern sehr viel. Grund ist die Nachrecherche für die zweite Auflage unseres Reiseführers „Schottland mit Kindern“*, den ich zusammen mit Stefanie Holtkamp geschrieben habe.
Corona mit Kind in den Trossachs
Im vorigen Teil („Trauminsel Skye“) und auch in dem Blogbeitrag „Schottland 2022: So ist es „nach Corona“ und Brexit“ habe ich beschrieben, wie die Dinge in Großbritannien aktuell in Sachen Covid laufen. Und wie wir uns beinahe zwangsläufig im Hostel mit Corona infiziert haben.
Die letzte Station unserer Schottlandreise ist dann vor allem durch Frankas akute Covid-Infektion geprägt. Aber einmal mehr haben wir großes Glück. Einen halben Tag und eine Nacht hat sie hohes Fieber. Währenddessen und danach niest sie ein paar Mal, hustet ab und zu und ist ansonsten fidel. Hätten wir nicht zufällig einen Selbsttest dabei (und durch die konstante Exposition im Hostel einen Anfangsverdacht), hätten wir die Sache wahrscheinlich gar nicht weiter ernst genommen.
An uns Eltern geht der Kelch übrigens tatsächlich fast völlig vorbei. Aber wir sind auch drei Mal geimpft und haben im Januar erst recht gründlich eine Infektion mit der Omikron-Variante B1 durchgemacht. Für die zwangsläufig ungeimpfte knapp Dreijährige ist es mindestens die Zweitinfektion bei mehrfacher Virusexposition in der Immunphase in ihrer Betreuungseinrichtung.
Wahrscheinlich ist es einfach der perfekte Zeitpunkt, uns den „kostenlosen Booster“ für die B4- oder B5-Variante abzuholen. Ich merke an dicken, empfindlichen Lymphknoten am Hals, dass mein Immunsystem arbeitet. Martin beklagt leichte Kopfschmerzen und eine Andeutung von Halskratzen. Das war’s – zum Glück.
Offizielle Anweisungen bei Corona in Schottland
Auflagen gelten für Covidkranke in Schottland übrigens keine mehr. Gar nicht. Also, natürlich werden Erkrankte gebeten, zu Hause zu bleiben. Möglichst. Aber als ich nach entsprechenden Ansagen googele, bin ich ernsthaft erstaunt über die laxen Formulierungen auf der Website der schottischen Regierung. Getestet werden demnach überhaupt nur noch Kranke, bei denen im Ernstfall eine Behandlung mit Antikörpern angezeigt ist (also sehr vulnerable Minderheiten) und Berufstätige in der Pflege. Alle anderen sollen – so der verlinkte Guide des National Health Service (NHS) – halt zu Schmerz- und Hausmitteln greifen und sich nur an ihre Hausarztpraxis wenden, wenn die Symptome nicht von alleine besser werden oder sie partout keine Luft mehr kriegen.
Unser Cottage in Aberfoyle
Unsere Unterkunft ist perfekt, um den einen Krankheitstag auszusitzen. Und auch sonst ist das zentral gelegene Reihenhäuschen in Aberfoyle absolut empfehlenswert. Gebucht haben wir es einmal mehr über AirBnB. Es handelt sich um ein klassisches Ferienhaus. (In der touristisch hochinteressanten, ansonsten strukturschwachen Region ist Wohnraumverknappung zum Glück kein Thema.)
Unser Häuschen ist klein. Mit zwei Schlafzimmern, Wohn-Esszimmer (mit wunderbarem fake fireplace), Küche und Bad sowie kostenlosem Parkplatz ist es aber ideal für Familien mit bis zu zwei Kindern. Die Preise sind verglichen mit Skye übrigens recht human. Für unser schönes Häuschen zahlen wir rund 100 Euro pro Nacht. Würden wir eine ganze Woche bleiben, gäbe es sogar noch einmal Rabatt.
(Wer mehr als zwei Fotos sehen will, findet eine „room tour“ in meinem Instagram-Profil im Highlight „Schottland Sommer“ – oder natürlich direkt bei AirBnB.)
Urlaubsort Aberfoyle
Aberfoyle ist meiner Meinung nach die ideale Ausgangsbasis für die Region Loch Lomond and the Trossachs. Noch zentraler an den Hauptsehenswürdigkeiten des Nationalparks liegt Balloch am Südufer des Loch Lomond. Mir persönlich gefallen die Wälder der Trossachs besser als der tendenziell überlaufene Loch. (Allerdings: Unserem Empfinden nach war dort in den Sommern 2017 und 2018 deutlich mehr los als 2022. Möglicherweise hat sich der Trubel noch mehr nach Skye verschoben?)
Schon vor Jahren habe ich deshalb jedenfalls die winzige Trossachs-Hauptstadt Aberfoyle (fast 800 Einwohner) als Basis für diese Urlaubsregion empfohlen. Diesmal ist es mir endlich gelungen, hier auch eine Unterkunft zu ergattern.
Weil ich irgendwann auch noch einen ausführlichen Artikel über Aberfoyle und die Trossachs mit Kind schreiben möchte, schwärme ich an dieser Stelle mal nicht mehr von dem kleinen Ort.
Unser Programm: Trossachs light
Eigentlich müssten wir hier noch einmal richtig ranklotzen und all die Touren abarbeiten, die wir im Frühjahr von Balloch aus nicht geschafft haben. Und fast gelingt uns das sogar, trotz Covid!
(Die höfliche Bitte, bei Erkrankung möglichst zu Hause zu bleiben, gilt schließlich hochoffiziell nur bei Symptomen. Logisch, dass wir trotzdem sehr genau darauf achten, niemanden anzustecken. Auf unseren Wanderungen können wir uns wunderbar von anderen Menschen fernhalten. Bei seinen kurzen, gezielten Abstechern in den Supermarkt ist Martin übrigens trotz allgegenwärtigem Gehuste und Geschniefe meistens der einzige mit Maske.)
Dem kränkelnden Kind zuliebe teilen wir uns auf. Martin überprüft die Wanderung am Loch Katrine und den Spaziergang am mautpflichtigen Three-Lochs-Drive am Loch Drunkie alleine. (Da stimmt auch alles noch weitgehend. Tipps für die Details und die genaue Wegbeschreibung könnt ihr also unserem Reiseführer entnehmen.)
Nur die Tour nach Inchcailloch, der kleinen Insel mitten im Loch Lomond, muss ausfallen. Dicht an dicht mit anderen Fahrgästen in ein kleines Boot zu steigen, verbietet uns unser Gewissen dann doch. Eine unserer schönsten Entdeckertouren im Reiseführer bleibt also für Stefanies Teil der Nachrecherche übrig.
Rund um Loch Ard
Schon am zweiten Tag verkündet Franka, dass sie wieder gesund sei und wandern wolle. Tatsächlich ist das Fieber komplett weg. Also laufen wir – schön langsam und mit vielen Pausen in der Kraxe – die zehn Kilometer lange Tour am Loch Ard gemeinsam ab. Wir naschen Blaubeeren und genießen die ganztägige Abwesenheit von Regen (ein Novum auf diesem Trip). Auf der gesamten Runde begegnet uns kaum eine Handvoll Menschen.
Tags drauf kehren wir ins nahegelegene Wandergebiet Loch Ard Forest zurück. Von offizieller Stelle sind mehrere Rundwege ausgeschrieben und markiert. Welche wir für unsere Reiseführer aufgreifen, ob wir sie kombinieren oder abwandeln, hat viel mit vorangehender Recherche am Schreibtisch, aber immer auch ein bisschen mit Bauchgefühl zu tun. Leider haben wir nie die Kapazitäten, alles doppelt und dreifach vor Ort zu überprüfen. (Das ist übrigens völlig normal. Auch die „großen“ Reiseführer schreiben hauptsächlich aus anderen Reiseführern ab.)
Umso dankbarer nutze ich jetzt die Gelegenheit, auch eine andere Kurztour abzulaufen. Wie sich zeigt, hatte ich mit meiner Wahl bei der Erstauflage völlig recht. Dennoch verschafft uns auch die Alternative ein schönes Naturerlebnis. Die Aussicht ist nicht ganz so gut, der See kleiner. Generell sieht es hier nicht übermäßig anders aus als zu Hause im Schaumburger Wald. Aber bei knackigen 22 Grad verbringen wir ein seliges Stündchen am Picknickplatz, während Franka wieder und wieder mit nackten Füßen von einem Stein in die flachen Uferwellen hüpft.
Dafür, dass wir alle gerade Corona haben und letztes Jahr um diese Zeit in einem Quarantänehotel zu horrenden Kosten festgesetzt worden wären, ist es perfekt!
Kanu fahren in den Trossachs mit Kind
Und wir mieten uns ein Kanu. Da das komplett an frischer Luft vonstatten geht (und sich außer uns halt auch wirklich niemand um Covid-Fragen kümmert), machen wir das einfach.
Dabei stellen wir fest, dass eine Kanufahrt über einen schottischen Loch in den Trossachs mit Kind doch eine ganz andere Nummer ist, als gemächlich über die Aller, Oker oder Ems zu paddeln. Wir kentern nicht, immerhin, sondern erreichen die anvisierte kleine Insel im See.
Es ist der perfekte letzte Urlaubstag auf einer Reise, die ja eigentlich gar kein Urlaub ist.
Abreise: Das war’s mit den Trossachs mit Kind
Von Aberfoyle aus ist die Rückfahrt zur Fähre nach Newcastle überschaubar. 290 Kilometer sind es, etwa dreieinhalb Stunden reine Fahrtzeit. Der Check-in schließt um 16:30 Uhr. Es reicht also völlig, wenn wir uns nach dem Frühstück gemütlich auf den Weg machen.
Zu gerne hätte ich mir auf dem Weg noch einen Flat White und einen Brownie zum Abschied geschenkt. Aber vier Tage nach positiven Schnelltests seelenruhig in ein Café einkehren, ist nicht mein Stil. (Leider haben wir keine weiteren mit, um unseren Status zu überprüfen. Und im UK sind die Dinger dem Hörensagen nach teuer.) Also fahren wir mehr oder weniger durch. Martin geht noch mal einkaufen (wieder als einziger mit Maske), während Franka und ich auf dem Grünstreifen des Supermarktparkplatzes Bewegungsdrang abbauen.
Eigentlich wollen wir noch mal durch die hübsche Grenzstadt Berwick-upon-Tweed schlendern. Aber die ist an diesem sonnigen Samstag so voll, dass wir auch ohne Covid keine Lust auf dieses Gedränge hätten.
Auch aus dem geplanten Strandbesuch in Tynemouth bei Newcastle wird nichts. Eigentlich ist der Ort perfekt, um in wenigen Fahrminuten bis zum Fährhafen noch einmal Dampf abzulassen und durchzuatmen. (So haben wir es ja auch im Frühjahr gemacht. Diesmal hatte ich einen anderen Strandabschnitt anvisiert.)
An diesem Tag bekommen wir dort nicht einmal einen Parkplatz. Schnell hechte ich über die Straße und zurück, um ein paar Fotos zu schießen, während Martin in zweiter Reihe parkt. Dann verbringen wir die letzten eineinhalb Stunden in Großbritannien resigniert und entgegen unserer Gewohnheit in der Warteschlange und schließlich auf der Fähre. Na, gibt Schlimmeres.
Ausklang am Strand von IJmuiden
Nach einer kabinenlastigen Überfahrt (ohne den geringsten Seegang übrigens, mal wieder) quälen wir uns am nächsten Morgen mehr als eine Stunde lang durch die Passkontrolle. Die Stimmung ist nicht besonders gut, vor allem auf der Rückbank. Jetzt dreieinhalb Stunden auf die Autobahn ist definitiv keine gute Idee.
Also hängen wir einfach noch zwei Stunden Strandurlaub in den Niederlanden hinten dran. Zehn Minuten nach der Passrückgabe sind wir an einem der Strandparkplätze von IJmuiden. Wir haben ja alles dabei.
Nach ausgiebigem Wellenrennen und Sandhopsen geht unsere Rechnung auf: Franka verschläft den Großteil der Autofahrt.
Und zu Hause sind unsere Corona-Tests auch alle wieder negativ. Yay!
Mehr über Schottland mit Kind
Das war der letzte Teil meines Reiseberichts. Hier geht es zu den anderen:
- Schottland mit Kind: 3 Wochen Highlands und Islands
- Die Highlands rund um Inverness
- Die Äußeren Hebriden
- Trauminsel Skye
Berichte unserer früheren Schottlandreisen und zahlreiche Detailberichte – über 30 in diesem Reiseblog – habe ich hier aufgelistet:
Schottland mit Kindern: Unsere gesammelten Tipps und Erfahrungen
Und noch einmal der Verweis auf unseren Reiseführer in voller Pracht: 355 Seiten praxistaugliche Tipps in Hülle und Fülle! :)
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