Familienurlaub in Großbritannien ist schon an sich ein bisschen exotisch. Wer es mit Kindern auf die Insel schafft, sieht sich meist London und den Süden mit Cornwall an. Oder es geht in den wunderschönen Norden nach Schottland. (Das ist ja auch unser Lieblingsteil der Insel!) Wales bleibt für Urlauber oft ein bisschen außen vor. Dabei hat auch dieser Landesteil so viel zu bieten! Auch und gerade für Familien bleibt Wales deshalb ein echter Geheimtipp…
Wir und Wales als Reiseziel
Vorweg muss ich zugeben: Wir sind vielleicht Experten für Schottland mit Kindern (zumindest habe ich einen Reiseführer mit dem Titel* veröffentlicht). Auch von uns hat Wales aber bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Unsere Expertise hält sich deshalb leider in Grenzen. Aber ich habe viel dokumentiert und einiges fotografiert. Und ich führe ein Reiseblog. Es wäre schade, das vorhandene Material unter den Tisch fallen zu lassen. Deshalb teile ich hier das, was ich habe.
Dass ich die alten Kamellen überhaupt noch mal hochhole, liegt vor allem daran, dass ich zufällig über den Blogbeitrag einer Reiseblogger-Kollegin gestolpert bin. Der hat mich nach Wales zurückgebeamt und mir riesige Lust drauf gemacht, die Wildnis im Westen noch einmal zu erkunden. (Den Link findet ihr unten – ich will ja nicht, dass ihr hier gleich schon abbiegt… Wobei ihr natürlich schon scrollen könnt…)
Jedenfalls: Wir waren bisher drei Mal in Wales, zweimal mit Kindern 2013 und 2018 und einmal ohne. Und immer viel zu kurz.
Wales 2002 (ohne Kinder)
Das erste Mal war 2002. – Du meine Güte, das ist ja tatsächlich 20 Jahre her! Nach meinem Abi packen Martin und ich Schlafsäcke und so viele günstige Lebensmittel wie möglich in seinen kleinen Flitzer und fahren zur Fähre über den Ärmelkanal. Noch ohne Smartphone, sogar ohne Navi, gerät unser Roadtrip reichlich abenteuerlich. Wir übernachten in Jugendherbergen. Unsere Route richtet sich hauptsächlich danach, wo wir für die nächste Nacht ein Bett bekommen. (Das nennt sich damals „book a bed ahead“. Aus der gedruckten Broschüre suchen wir uns abends zwei, drei Herbergen aus, die die Rezeption unserer aktuellen Unterkunft für uns anruft.) Weil viele Jugendherbergen in den bekannten Touristen-Hotspots im Sommer ausgebucht sind, landen wir so in Wales.
Wir wandern durch den Brecon Beacons Nationalpark. Gemeinsam mit dem neuseeländischen Rezeptionsmitarbeiter brechen wir uns die Zunge an walisischen Ortsnamen. Zwischen weltvergessenen Dörfern und schönster Natur treffen wir mehr Schafe als Menschen. Es ist herrlich!
Wales mit Kindern 2013
Erst viele Jahre später schaffen wir es zurück nach Wales. Wir lieben Großbritannien als Reiseziel! Aber auch der Rest Europas interessiert uns brennend. So wird es 2013, bis wir mit unseren beiden Kindern nach Wales zurückkommen.
Diese Reise habe ich bestens dokumentiert. Denn sie fällt schon die Anfangszeit von family4travel! Unterwegs führe ich mein analoges Reisetagebuch. Zu Hause tippe ich alles ab und veröffentliche es in meinem brandneuen Reiseblog.
Folgende Erlebnisberichte gibt es deshalb heute noch zu lesen…
Couchsurfing in Bangor
Unsere liebste Art des Reisens ist Couchsurfing. (Oder besser gesagt: war, denn durch Corona ist das Portal wohl leider gestorben.) Über die Website knüpfen wir Kontakte mit Einheimischen, die Lust auf Besuch haben. Für zwei, drei Tage ziehen wir bei ihnen ein. So lernen wir Land und Leute „von innen“ kennen. Eine großartige Sache! (Mehr über das Prinzip habe ich hier geschrieben: Couchsurfing mit Kindern.)
Auch im walisischen Bangor finden wir damals eine supernette Familie, die wir besuchen dürfen. (Inzwischen ist sie wohl nach Neuseeland ausgewandert.) Der Artikel von damals: Zum Glück sind wir Couchsurfer!
Die Aber Falls bei Abergwyngregyn
Die Aber Falls sind beeindruckende Wasserfälle. Sie liegen recht verkehrsgünstig in der Nähe von Bangor. Die kleine Wanderung zu dieser touristischen Perle von Wales funktioniert auch schon bestens mit Kindern.
Unser Erfahrungsbericht: Expedition zu den Aber Falls.
Bangor mit Seebrücke
Die Kleinstadt Bangor ist sehenswert. So ganz viel haben wir ehrlicherweise aber gar nicht erkundet. (Zu interessant war für uns die Zeit mit unseren Gastgebern.) Ein absolutes Must-See ist jedenfalls der Garth Pier. Er wurde kurz vor der vorigen Jahrhundertwende im viktorianischen Stil erbaut. 460 Meter lang ragt die Seebrücke in die Menai Strait. An seinem Ende wartet ein Tea Room. Den gibt es auch heute noch. – Ich habe extra bei Google Maps nachgeschaut. Damals hieß es, dort gäbe es die besten Scones in ganz Wales. (Die Bewertungen lassen leider vermuten, dass die Besitzer gewechselt haben.)
Unser Bericht: Auf dem Holzweg.
Dinas Dinlle: Strandurlaub in Wales
Der kleine Küstenort Dinas Dinlle ist für uns nur ein Zwischenstopp auf der Durchreise. So ganz überzeugt uns der kurze Sandstrand nicht. Mit Spielplatz und kostenlosem Parkplatz direkt am Meer ist er für unsere Zwecke aber ideal. Außerdem entdecken wir ein altes Fort. Dessen Geschichte entpuppt sich später als ausgesprochen magisch.
Unser Bericht: Als uns der walisische Held aus seinem alten Wohnzimmer verjagte.
Walisische Provinz
Unsere nächste Unterkunft befindet sich in Llanfihangel-an-arth. Den Ort mit dem typisch walisischen Namen zu finden, gestaltet sich auch mit Navigationsgerät schwieriger als erwartet. Dafür sehen wir eine Menge wunderschöner Wildnis. Und wir treffen auf der Suche nach dem richtigen Weg einige Waliser Unikate.
Unterwegs-Bericht direkt von der Straße: Couchsurfer-Safari im Wilden Wales.
Couchsurfing für Fortgeschrittene
Unser Homestay in der walisischen Provinz gehört definitiv zu den abenteuerlichsten Erfahrungen bei unserem Urlaub in Wales mit Kindern. Zumindest im Nachhinein möchte ich sie aber nicht missen! Unser Bericht: Couchsurfing für Fortgeschrittene.
Kleinstadt Llandysul
Ein Ausflug bringt uns in die kleine Stadt Llandysul. Sie liegt ab von allem und bietet ganz viel „echtes Wales“. Wir essen im Pub und kommen mit dessen Besitzer ins Gespräch. Hochinteressant!
Übrigens habe ich gerade mal nachgesehen: Das Half Moon Inn gibt es immer noch.
Unser Bericht: Kleinstadt-Abenteuer in Llandysul.
Rund um New Quay
New Quay ist ein Urlaubsort, den viele Familien als Ausgangsbasis für ihre Ferien in Wales mit Kindern nutzen. Hätten wir damals schon Google Maps mobil auf dem Handy gehabt, wäre uns hier vielleicht einiges erspart geblieben. Dann wären wir vom überfüllten Stadtkern aus nach Osten gefahren, wo sich der Strand kilometerweit erstreckt. Stattdessen weichen wir nach Westen an die Steilküste aus. Na ja, auch interessant…
Unser Bericht: Steilküsten-Abenteuer.
Brecon Beacons Nationalpark
Unser Wiedersehen mit dem Nationalpark fällt bei mir bedauerlicherweise mit einem Migräneschub zusammen. Trotzdem berichte ich tapfer. (Zum Glück, denn heute kann ich mich ums Verrecken nicht mehr an diese Wanderung erinnern. Erst wieder an das wunderbare Café.) Im Old Barn Tea Room (den es auch immer noch gibt) wird meine Leidenschaft für Cafébesuche auch mit Kindern geboren.
Unser Bericht: Ein paar Chips zum Tee gefällig?
Jugendherbergen in Wales
Generell sind Jugendherbergen in Wales auch mit Kindern optimale Unterkünfte. Wir haben in ganz Großbritannien viele gute Erfahrungen damit gemacht. (In Schottland haben wir 2017 und 2018 in etlichen Jugendherbergen übernachtet und auch für 2022 habe ich schon wieder drei verschiedene gebucht.) In diesem Artikel beschreibe ich, warum wir das Konzept so mögen und wie sich britische von deutschen Jugendherbergen unterscheiden. Nur das tolle Hostel, in dem wir damals untergekommen sind, gibt es leider nicht mehr.
Unser Bericht: Gastfreundliche Jugendherbergen.
Museum of Welsh Life
Cardiff ist die Hauptstadt von Wales und garantiert auch mit Kindern einen Besuch wert. Leider haben wir das noch nicht ausprobiert. Alles, was wir auf der Durchreise von Cardiff gesehen haben, ist „Museum of Welsh Life“. Das können wir dafür umso nachdrücklicher empfehlen! Das Freilichtmuseum umfasst mit St. Fagans Castle auch ein voll eingerichtetes Herrenhaus. Besonders gefallen hat uns die Bergarbeitersiedlung, in der sechs praktisch identische Reihenhäuser den Zeitenwandel von 1805 bis 1985 durchmachen.
Unser Erfahrungsbericht: Aus dem Leben von Grafen, Bergarbeitern und angeleinten Kindern.
Wales mit Kindern 2018
Bei der Recherche unseres Reiseführers „Irland mit Kindern“* machen wir noch einmal Station in Wales. Von Holyhead fährt die Fähre nach Dublin. Wer von Großbritannien auf die grüne Insel übersetzen möchte, findet hier die wohl beste Verbindung. Ein mehrtägiger Zwischenstopp bietet sich unbedingt an. Zum Glück haben wir 2018 die Möglichkeit. Und ganz ehrlich: Wäre nicht die Verpflichtung dem Verlag gegenüber gewesen (und hätte ich nicht etliche Unterkünfte in Irland schon angezahlt), wären wir vielleicht einfach in Wales geblieben…
Zwei volle Tage verbringen die Jungs und ich auf der Insel Anglesey. Die ist über einen Damm mit dem Festland verbunden. Wir gehen Wandern (unter anderem erneut zu den Aber Falls). Und wir entdecken mehrere wunderbare Cafés.
Bisher habe ich nur in einem ganz kurzen Abschnitt in meiner Zusammenfassung unseres Irland-Sommers davon erzählt. „Anglesey und Holy Island haben wunderbare Strände, äußerst nette Bewohner, mindestens zwei herausragend tolle Cafés – ich werde auf jeden Fall noch ausführlich darüber bloggen“, behaupte ich da. Habe ich bis heute nicht geschafft. Vielleicht setze ich mich jetzt endlich mal hin und hole das nach… (Wer würde es lesen? Finger hoch!)
Mehr Erfahrungen aus Wales
Ich hatte ja gesagt, dass mich der Bericht einer anderen Bloggerin überhaupt erst zum Schwelgen in Erinnerungen gebracht hat. Und zwar bin ich bei „Kekse & Koffer“ auf Elkes „17 Highlights in Wales“ gestoßen. Tatsächlich überschneidet sich einzig der Brecon Beacons Nationalpark mit unseren Berichten. Das hat mir mal wieder gezeigt, wie viel von diesem wunderbaren Landstrich von uns noch unentdeckt ist…
Und wenn für euch stattdessen auch Irland und Schottland zur Wahl stehen, findet ihr hier meine Gegenüberstellung dieser beiden ebenfalls herrlichsten Urlaubsländer: Entscheidungshilfe – lieber nach Irland oder Schottland reisen?
Transparenz-Hinweis: Die mit * versehenen Links sind Affiliate-Links zu Amazon. Kommt darüber ein Kauf zustande, bekomme ich eine kleine Provision. (Zumindest wenn wir nie im selben WLAN waren. Amazon ist da ein bitterböser Tracker-König. Kauft die Bücher gerne ruhig in einer anständigen Buchhandlung!) Im Namen meiner Verlags-Honorare muss ich euch natürlich dringend bitten, von einem Wales-Urlaub abzusehen, stattdessen nach Schottland oder Irland zu fahren und euch dafür unsere Reiseführer zu kaufen. Wobei, Reiseführer kaufen an sich würde mir schon reichen… ;)
Hallo, vielen Dank für den wundervollen Bericht und die traumhaften Fotos, die den Betrachter von einem Umzug nach Wales träumen lassen, in ein Land voller Feen und Elfen! Liebe Grüsse