Stadthagen ist die größte Stadt im Schaumburger Land. Wer in ihrer Nähe einen netten Spaziergang machen möchte, wendet sich am besten Richtung Bückeberg. Aber auch in der direkten Umgebung der Kreisstadt bieten sich ein paar nette Runden an.
Dieser Beitrag ist Teil meiner Serie #WandernInSchaumburg. Eine Übersicht bietet mein Artikel „Wandern in Schaumburg – Tipps für Spaziergänge mit Kindern“.
Wandern rund um Stadthagen
Zugegeben: Meine Einteilung des Schaumburger Landes in verschiedene Wander-Gebiete hier im Zuge meiner #WandernInSchaumburg-Aktion ist ziemlich willkürlich und im Nachhinein betrachtet vielleicht auch nicht so ganz klug. Ich habe meine Touren-Vorschläge nach Städten und Ortschaften aufgeteilt, mit dem Gedanken, dass sie so für Familien auf der Suche nach einer netten Runde für den nächsten Sonntagnachmittag leicht auffindbar sind.
Durch meine eigene geografische Verortung habe ich dabei den Westen des Landkreises rund um Obernkirchen und Bückeburg wesentlich besser im Blick gehabt als Stadthagen und alles, was dahinter kommt. In einer ersten rudimentären Zuordnung hatte ich der Bergkette – der Flanke des Bückeberges – eine eigene Rubrik zugedacht. Bei näherer Betrachtung passte das dann aber doch nicht in die Reihe, vor allem weil sich die Bergkette keiner direkten Ortschaft zuordnen lässt – außer eben Stadthagen. Da ich in den nächsten Beiträgen Rinteln und Bad Nenndorf noch viel weiter entfernte Wanderwege zuordnen werde, habe ich die Bergketten-Wege nun ohne viel Federlesen auch bei Stadthagen einsortiert.
Wall-Runde Stadthagen
Wer mit Kindern (oder ohne) einfach nur eine nette kleine Runde im Grünen drehen will, muss die Kreisstadt überhaupt nicht verlassen. Die Altstadt Stadthagens umschloss in früheren Zeiten ein Wall, der sich weitgehend bis heute erhalten hat. Er dient nun als Grünanlage und ist mit einem durchgängig asphaltierten Spazierweg versehen. Der Wall eignet sich daher auch prima für erste Versuche mit Laufrad oder Fahrrad (zumindest an den weniger frequentierten Stellen).
Am Wegesrand liegen das Stadthäger Schloss (in dem heute das Finazamt untergebracht ist), das Museum Amtspforte, mit nur ganz kleinen Umwegen auch der Landsbergsche Hof (heute Bücherei) und das alte fürstliche Mausoleum hinter der Martinikirche. „Oben rechts“ an der Hülse liegt der nett gemachte Spielplatz am Wall, „oben links“ an der Grundschule am Stadtturm befinden sich weitere Spielgeräte. Im Schlosspark auf der anderen Seite der Habichthorster Straße gibt es noch einen kleinen Spielplatz.
- Länge: 2 km reiner Rundweg am Wall
- Steigung: so gut wie keine
- Kinderwagentauglich: ja
- Matsch-Faktor: fast null
Land-Art am Bruchhof
Das kleine Waldstück am Ortseingang in Richtung Obernkirchen/Bückeburg direkt an der B65 ist immer wieder Schauplatz des LandART-Festivals. Entsprechend viele Natur-Kunstwerke sind hier zwischen den Bäumen zu finden – bis die Natur sie sich wieder zurückerobert. Liebevoll gestaltete Wegweiser zeigen den Beginn des Rundwegs, der an allen Kunstobjekten und an einem kleinen See vorbei führt.
Der Bruchhof selbst ist das älteste nicht-geistliche Gebäude Stadthagens. Er dient heute vor allem Menschen mit seelischer Behinderung als Arbeitsplatz. In dem kleinen Café, das allerdings auch vor dem Lockdown nur sporadisch geöffnet hatte, lassen sich die mittelalterlichen Gewölbe besichtigen.
- Länge: ca. 1,5 km
- Steigung: keine
- Kinderwagentauglich: nein
- Matsch-Faktor: mittelmäßig
- Erfahrungsbericht: Bruchhof Stadthagen – Land-Art im Palast der Kellerassel
Alter Steinbruch Liekwegen
Die gut ausgeschilderte Runde durch das Naturschutzgebiet ist für uns definitiv ein Highlight der Wanderungen im Schaumburger Land und gerade mit Kindern eine sehr schöne Runde. Ein ausgewiesener Naturlehrpfad begleitet die Strecke mit Hinweistafeln über Flora und Fauna sowie weitere Besonderheiten. Im Sommerhalbjahr grasen Soraia-Pferde – eine Wildpferdrasse, entliehen aus dem Wisentpark Springe – auf einer weitläufigen Weide.
- Länge: 3 km (abkürz- und verlängerbar)
- Steigung: kurzzeitig steil, über längere Strecken moderat
- Kinderwagentauglich: nein (aber es gibt eine kurze barrierefreie Version)
- Matsch-Faktor: insgesamt eher gering, aber nicht null
- Erfahrungsbericht: Alter Steinbruch Liekwegen – Familienspaziergang im Schaumburger Land
Brandshof mit Wildgehege
Wer nicht in den Alten Steinbruch wandern möchte, kann sich am Wanderparkplatz „links rum“ halten und im ganz gewöhnlichen Bückeberg-Wald bleiben. Mit Kindern lohnt sich auf jeden Fall ein Abstecher zum Wildgehege, das man über den bergab führenden Waldweg erreicht. Eine Mini-Runde leitet dann an der hübsch eingefassten Fürstenquelle vorbei über eine Treppe hinauf zurück zum Parkplatz. Dort gibt es auch eine Schutzhütte sowie mehrere Picknickbänke.
- Länge: Mini-Runde 650 Meter (sic),
erweiterte Runde 2 km - Steigung: ja
- Kinderwagentauglich: nein (erweiterte Runde machbar)
- Matsch-Faktor: geht so
Bremsschacht 7
Getestet und ehrlich gesagt für nicht so gut befunden haben wir den Aufstieg zu den Dinosaurierspuren über den Schaumburger Weg. Am griechischen Restaurant „Olymp“ in Wendthagen geht es die Straße hinauf. Wo der Ort endet und der Wald beginnt, lässt sich problemlos parken. Von dort geht es zu Fuß immer stur geradeaus auf dem breiten Forstweg. Das Wenthäger Wasserwerk und – Donnerwetter! – eine Kurve sind gewisse Highlights auf der etwa zwei Kilometer langen Strecke.
Ernsthaft sehenswert ist der Info-Pavillon „Bremsschacht 7“, der am Standort eines gar nicht mal so ganz alten Stolleneinstiegs Hintergrundwissen über den Schaumburger Bergbau vermittelt. Hier befindet sich auch ein schöner Picknicktisch. Für Kinder hält sich die Sehenswürdigkeit allerdings in Grenzen. Auf einem kleinen Hügel etwas abseits des Weges thront eine Schutzhütte, die auch noch einmal etwas Abwechslung in die Sache bringt. Insgesamt ist diese Route aber nicht nur für Kinder sterbenslangweilig. Dafür handelt es sich um den kürzesten Zugang zu den Dinosaurerspuren, die nach knapp zwei Kilometern stetig bergauf führendem Fußmarsch erreicht sind. Ein bisschen Abwechslung (allerdings auch einen erheblichen Matschfaktor) handeln wir uns ein, wenn wir mit dem Steinbruch im Rücken ein Stück nach rechts gehen und dann erst den nächsten größeren Weg links zurück bergab einschlagen. Auch der führt uns aber sehr bald wieder auf unsere breite Ausgangsroute. Nun können wir kurz vor der Schutzhütte nach links abbiegen und über den Nebenweg zurückkehren. Das hatten wir vor, allerdings hatte Franka zu diesem Zeitpunkt die Nase gehörig voll und wir haben dann doch den direkten Weg zum Auto genommen.
- Länge: 5 km in kürzester Version,
6 km als Schlaufe (so wie wir)
8 km als „Acht“ (so wie wir es ursprünglich vorhatten) - Steigung: ja
- Kinderwagentauglich: ja (direkter Weg, mit Schlaufe nicht)
- Matsch-Faktor: direkter Weg sehr gering, mit Schlaufe erheblich
Schwefelquelle
Diese Runde steht noch auf meiner Liste für die nächste Zeit. Eigentlich wollte ich sie vor Veröffentlichung dieses Beitrags noch einmal ablaufen, aber dann kam das Schneechaos dazwischen… Als wir vor einigen Jahren zuletzt dort waren, waren wir sehr angetan von der Schwefelquelle als Zwischenziel für einen Spaziergang an der Bergkette. Neben der Quelle befindet sich ein Kneippbecken.
- Länge: Kurzversion 1 km,
beliebig erweiterbar - Steigung: moderat
- Kinderwagentauglich: nicht sicher
- Matsch-Faktor: unbekannt
Forsthaus Halt
Forsthaus, Zeltplatz und Waldkindergarten sind ein guter Ausgangspunkt für eine Runde ohne Schnickschnack. Die Anfahrt mit dem Auto ist bis zum Forsthaus erlaubt. Zu sehen gibt es links und rechts des Weges eigentlich nur handelsüblichen Wald – und ab und zu ein paar Wichtelhäuser (die die Waldkinder gebaut haben). Eine Variante startet zwischen Forsthaus und Teich und führt in rund 4,5 Kilometern über die Fürstenstraße und den Erwerbslosenweg zum Bocksbrink und zurück. Eine andere Variante umrundet die flache Schlucht und führt auf rund zwei Kilometern direkt am Zeltplatz vorbei über schmalere Wege (uns die liebste Variante). Erweiterungen in alle Richtungen sind machbar.
- Länge: 4,5 km „Westrunde“,
2 km „Ostrunde“, leicht erweiterbar auf 3,5 km oder im nächsten Schritt 4,5 km - Steigung: moderat
- Kinderwagentauglich: „Westrunde“ ja, „Ostrunde“ wahrscheinlich mit geländegängigem Buggy möglich
- Matsch-Faktor: insgesamt eher gering
Heisterberg-Runde bei Beckedorf
Zwischen Stadthagen und Bad Nenndorf erhebt sich bei Beckedorf direkt neben der B65 ein letzter Ausläufer des Bückebergs. Am Försterbrink befindet sich nicht nur ein kleiner Wanderparkplatz, sondern direkt daneben auch ein kleiner Spielplatz mit Schaukel, Wippe und schönem Picknicktisch neben einem Baum mit imposantem Wurzelwerk.
Von hier aus lässt sich eine Runde drehen, die ich in meinem persönlichen Schaumburger Wanderweg-Ranking als solide Mittelklasse titulieren würde. Wie beinahe überall hat der Wald hier unter der Trockenheit der vergangenen Jahre gelitten und ist durch die Herausnahme kranker Fichten extrem licht geworden. Die kleinen Wege am Nordhang des Heisterbergs sind zudem jetzt im Frühjahr sehr matschig. Zwei Hauptwege ziehen sich durch die Mitte bis nach Heuerßen beziehungsweise Richtung Groß Hegesdorf. Diese lassen sich auch zu einer Runde kombinieren, sind aber breit, sauber, schnurgerade und sterbenslangweilig. Richtig schön ist hingegen die Südseite mit Blick in Richtung Rodenberg, Deister und Süntel. Hier haben wir auch mitten auf dem sympathisch gewundenen Wanderweg eine versteinerte Muschel gefunden!
- Länge: 5 km Rundweg, leicht anpassbar
- Steigung: moderat
- Kinderwagentauglich: nur die Hauptwege
- Matsch-Faktor: Nordhang hoch, Südhang weniger
Der Dülwald bei Ottensen
Sehenswert ist das kleine Mausoleum einer jüdischen Industriellenfamilie direkt in Ottensen. Dort gegenüber befindet sich auch ein schöner Dorfspielplatz.
Gleich hinter dem Ort schließt sich der Dülwald an. Er erstreckte sich einst großflächig über die Ebene, bevor Kolonisten im 12. Jahrhundert systematisch die vielen Hagen-Siedlungen anlegten. Der heutige Dülwald zwischen Lindhorst und Hagenburg ist zwar der Teil, der heute noch den Namen des ursprünglichen Auwaldes trägt, aber auch der größere Schaumburger Wald ist ein Überbleibsel des Dülwalds.
Wie dort ist es auch hier in der Ebene tendenziell feucht und matschig. Breite Forstwege teilen den bewirtschafteten Mischwald in Rechtecke. So richtig romantisch ist es hier nicht. Dafür ist ein Spaziergang zum – ebenfalls schnurgeraden – Mittellandkanal drin. Kurzum: Der „Dunkelwald“ ist eher was fürs Fahrrad.
- Länge: 5 km als Rundweg (oder besser Quadratweg) zum Kanal und zurück,
ohne Kanal-Sichtung gut abkürzbar - Steigung: keine
- Kinderwagentauglich: in Trockenperioden ja
- Matsch-Faktor: hoch
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Mehr Ausflugstipps und Erfahrungsberichte über unsere Heimat, die nicht alle etwas mit Wandern zu tun haben, gebe ich in meinem Artikel „Ausflugstipps im Schaumburger Land„.
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