Okay, Reisen ist im Moment wirklich nicht das Thema. Aber Weihnachten! Wenn wir schon nicht hier weg können, dann machen wir es uns über die Feiertage eben einmal so richtig gemütlich. Und geben uns ausnahmsweise auch mal ein bisschen mehr als sonst dem Konsum hin. Also, bei mir zumindest ist das so. Ich muss mich sehr bremsen, den Kindern nicht allzu viele Geschenke zu kaufen, weil sie „doch sonst nichts haben können“. Normalerweise ist „Zeit statt Zeug“ unser Motto und wir investieren in gemeinsame Erlebnisse, Ausflüge und Reisen. Plastik und Verpackungsmüll mögen wir nicht. Kann man das kombinieren, das Schenken, die gemeinsame Freude und den Gedanken an die Nachhaltigkeit? Ich hab hier ein paar Ideen zusammengestellt, von denen einige sich sogar wirklich bis auf die allerletzte Minute schieben lassen, weil sie ohne Versand auskommen.
Reise-Inspiration: Zwischen Bildband und Reiseführer
Dies ist ein Reiseblog, also muss zumindest ganz oben was mit direktem Reisebezug stehen. Das perfekte Weihnachtsgeschenk für mich als riesigen Schottland-Fan wäre „Das große Reisebuch“ mit dem Titel „Unterwegs in Schottland“ (wenn ich es nicht schon als Rezensionsexemplar auf dem Schreibtisch liegen hätte). Die Reihe aus dem Kunth-Verlag finde ich ganz, ganz wunderbar. Sie vereint die Eigenschaften von Bildband und Reiseführer. Tolle Fotos der herrlichen schottischen Landschaft und ihrer Sehenswürdigkeiten reihen sich teils großformatig aneinander. Anders als beim klassischen, eher unpraktischen Bildband ist „Das große Reisebuch“ aber mit sehr informativem Text durchsetzt. Den sehenswerten Orten auf den Bildern sind jeweils kompakte Infoblöcke gewidmet, die über eine simple Bildunterschrift hinausgehen.
Als Reiseführer für unterwegs taugt das Buch nicht wirklich. Es ist zwar (etwas) kleiner als eine A4-Seite und dank Softcover-Einband gewichtreduziert, mit 352 aber doch so schwer, dass man sich das Mitnehmen im Koffer gut überlegt. Als fundierte Informationsquelle zur Urlaubsplanung eignet sich „Unterwegs in Schottland“ aber prima. Und in Corona-Zeiten ist es ein perfektes Schmöker-Buch zum Träumen von besseren Zeiten…
Die großen Reisebücher gibt es auch für viele andere europäische Länder.
Unterwegs in Schottland: Das große Reisebuch. 29,95 Euro.*
Klimawandel-Wissen für Teens
Der Klimawandel wird uns noch sehr viel länger beschäftigen als die Coronakrise. Anfang des Jahres, als #FridayForFuture noch ein Riesenthema war, ist das Buch „In Zukunft hitzefrei? Das Jugendbuch zum Klimawandel“ im oekom-Verlag herausgekommen.
Das Taschenbuch im handlichen Format (192 Seiten) bringt jungen Leuten in ansprechender Aufmachung die komplexe Thematik nahe. Autor Tim Schulze ist Ingenieur, Physiker und Vater von drei Kindern. Beruflich steckt er schon ganz lange tief im Thema und schreiben kann er auch.
Inhaltlich teilt sich das Buch in drei Teile. Unter der Überschrift „Was ist mit dem Klima los?“ legt Schulze die grundsätzlichen Zusammenhänge auf wissenschaftlicher Ebene verständlich dar. „Warum haben wir bisher so wenig getan?“ zeichnet die Geschichte der Klimakrise nach und benennt auch Abhängigkeiten auf wirtschaftlicher und politischer Ebene. Der dritte und ausführlichste Teil schließlich heißt: „Was können wir gegen den Klimawandel unternehmen?“ Hier gibt der Autor Anregungen für das Alltagsverhalten jedes und jeder Einzelnen, benennt aber auch das Potenzial größerer Maßnahmen, für deren Umsetzung die #FridaysForFuture-Generation den Altvorderen wohl noch eine Weile in die Hacken treten muss.
In Zukunft hitzefrei?
Ich bin ganz begeistert von dem Buch und finde, jede und jeder sollte es lesen. Ja, das Thema als solches macht betroffen und ist unbequem. Tim Schulze erklärt es aber wunderbar und ohne erhobenen Zeigefinger. Es ist und bleibt ein Sachbuch. Die lockere Aufmachung mit vielen bunten Grafiken, Schaubildern und Comic-Elementen macht es so leicht verdaulich wie möglich.
Leider, leider habe ich meine Jungs trotzdem nicht dazu gekriegt, es von vorne bis hinten durchzulesen. Im Frühjahr habe ich es Janis immer mal wieder als Homeschooling-Aufgabe abverlangt. Wahrscheinlich war das der Fehler, es mit Schule und Zwang in Verbindung zu bringen. Silas hat immer nur mal wieder ein bisschen drin geblättert. Beide haben daraufhin aber häufiger in Diskussionen mit erstaunlich fundierten Beiträgen geglänzt. Auch „im Vorbeigehen“ bringt das Büchlein offenbar schon eine Menge Wissen rüber. Ich stelle es jetzt einfach noch mal auf die Fensterbank im Bad – dort nimmt die ganze Familie es früher oder später in die Hand. Denn auch wenn das Buch sich explizit an Jugendliche richtet, verklickert es auch mir als Erwachsenen ganz wunderbar die komplexen Zusammenhänge des Klimawandels.
Tim Schulze: In Zukunft hitzefrei? Das Jugendbuch zum Klimawandel. 19 Euro.*
Point & click: Escape-Room für zu Hause
Wir lieben Escape-Rooms und der Besuch eines solchen als gemeinsames Abenteuer wäre unter normalen Umständen das perfekte Weihnachtsgeschenk. Aber die Dinger haben ja nun einmal zu im Moment. Um diese Saure-Gurken-Zeit zu überbrücken, haben sich die Betreiber unseres Lieblings-Escape-Rooms um die Ecke eine grandiose Idee einfallen lassen: ein Point-and-click-Adventure für den heimischen PC, das in den Kulissen des echten Escape-Rooms spielt.
Der Clou dabei: Wie beim echten Erlebnis begeben sich die Spieler im Team auf Rätselsuche. Auch ein einsamer Kämpfer kann sich des Mysteriums annehmen und es wie ein ganz normales Computerspiel benutzen. Gedacht aber ist es für bis zu vier Spieler (oder mehr, aber irgendwann wird es unübersichtlich). Nach der Bezahlung erhält der Teamleiter einen Link, den er an alle Mitspieler verschickt. Damit sehen alle dasselbe auf dem Bildschirm. Alle können klicken, jedoch empfiehlt es sich, einen Click-Meister oder eine Click-Meisterin zu ernennen, die in Absprache mit dem Team die Maus führt (denn es sehen immer alle zu jeder Zeit denselben Spielausschnitt). Befinden sich alle Mitspieler im selben Quarantänequartier, würde ich gemeinsames Rätseln auf dem Sofa am Großbildschirm empfehlen. Dass die Teammitglieder auch an unterschiedlichen Orten vorm Rechner sitzen können und damit auch Gemeinschaftserlebnisse über die erlaubten Kontaktpersonen hinaus möglich sind, ist ein ganz großer Vorteil des Spiels.
Praktisch funktioniert das über einen Video-Chat. Der gehört nicht zum Spielumfang, sondern muss separat auf die Beine gestellt werden. Die Macher empfehlen den Whatsapp-Gruppenanruf. Zoom geht auch. Wir haben uns über Discord verbunden (wer das nicht kennt: Das ist die Social-Media-Plattform der jetzigen Jugendgeneration und wurde genau dafür erfunden, dass man gemeinsam zocken und sich dabei unterhalten kann).
Der mysteriöse Koffer
Das Spiel selbst funktioniert dann ganz genau wie ein richtiger Escape-Room. Die Story dreht sich um Peter, der als Page in dem Hotel arbeitet, das wir als verfluchten Lost Place aus dem „richtigen“ Escape-Room kennen. Die Geschichte spielt also zeitlich früher in derselben Kulisse und geht inhaltlich als Prequal durch. Die Grafik basiert auf Fotos und haut nun nicht eben vom Hocker, erfüllt aber ihren Zweck. Vor allem, wenn man den realen Ort kennt und schon bespielt hat, ist das eine witzige Sache. Auch ohne Kenntnis des realen Spiels funktioniert die Online-Variante, und sie verrät auch nichts, sondern macht Newbies im Gegenteil Lust, sich irgendwann nach Corona auch körperlich im „Hotel zum kühlen Bach“ auszutoben.
Natürlich macht ein echter Escape-Room mehr Spaß. Dinge physisch in die Hand nehmen zu können und die Atmosphäre mit allen Sinnen zu erleben, ist einfach grandios. Wenn das nun einmal nicht geht, ist „Der mysteriöse Koffer“ die bestmögliche Ersatzdroge.
Die Spieldauer ist mit 45 bis 60 Minuten angegeben, je nachdem, wie viele Hinweise sich das Team geben lässt. Wir haben es komplett ohne Hinweise gespielt und fast zwei Stunden gebraucht. Die Altersangabe sagt ab 14 Jahren. Im Familienkreis sind jüngere Rätseler kein Problem (allerdings sind die Rätsel kniffelig und auf Erwachsenen-Niveau). Mit gerade einmal 12 Euro ist der Spaß absolut erschwinglich. Vor allem in dem Bewusstsein, dass man mit diesem Geschenk keinen Konzern, sondern ein kleines innovatives Familienunternehmen in der niedersächsischen Pampa unterstützt, das sonst gerade gar keine Einnahme hätte, finde ich das Spiel absolut empfehlenswert. Weitere Pluspunkte: kein Verpackungsmüll, absolut plastikfrei und keine Versandkosten. Durch letzteres eignet sich das Spiel auch als absolutes Last-Minute-Geschenk.
Zu beziehen ist das Spiel ganz einfach über die Webseite von Mysteria Escape.
Übrigens: Unser Erfahrungsbericht aus dem physischen Escape-Game im „Hotel zum kühlen Bach“ steht hier: Mysteria Escape Obernkirchen – Abenteuer Escape-Room.
Übrigens: Mehr Tipps für „ganz normale“ Escape-Games für zu Hause habe ich in diesem Artikel zusammengestellt: Escape Games – Spiele für unterwegs und die Ferien zu Hause
Dann war da noch dieses Europareise-Buch…
Zum Schluss kann ich es mir natürlich nicht verkneifen, auch noch einmal auf mein eigenes Buch zu verweisen. Denn auch wenn wir im Moment nicht physisch reisen können: Reisen im Kopf geht prima!
Meine Reise-Erzählung „Die Entdeckung Europas“ berichtet von unserer Auszeit als Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern. In 42 abgeschlossenen Kapiteln nehme ich euch mit auf unsere Tour quer über den heimatlichen Kontinent. Von Island bis Istanbul, von Sizilien bis Spitzbergen und von Portugal bis ins Donaudelta sind wir elf Monate lang unterwegs gewesen. Dabei standen für uns nicht (nur) die Sehenswürdigkeiten der 21 bereisten Länder im Mittelpunkt, sondern die Menschen, ihre Kulturen und Besonderheiten. Dank Couchsurfing haben wir an vielen Orten Einblicke bekommen, die kein Reiseführer liefert.
Die Entdeckung Europas
Im Gegensatz zum Blog, das vor allem Anregungen zum Nachmachen liefern soll, stehen im Buch die persönlichen Begegnungen und unsere ganz eigenen Erkenntnisse im Vordergrund. Es geht nicht (nur) darum, wie grandios und grenzenlos das Reisen mit Kindern ist, sondern auch um die Herausforderungen des „Travelschoolings“ und den Familienalltag unterwegs. Es ist die Geschichte der schönsten Zeit unseres Lebens: aber nicht rosarot, sondern realistisch.
Allzu viel Eigenlob möchte ich mir gar nicht anmaßen. Lest einfach die Rezensionen bei Amazon* (an denen man schon auch sieht, welche Erwartungen das Buch erfüllt und welche nicht).
Mehr Tipps für Weihnachtsgeschenke für Reisebegeisterte
Viele Reiseblogger veröffentlichen in der Adventszeit ihre Vorschläge für schöne Weihnachtsgeschenke.
- Sandra von A decent cup of tea hat eine Liste für Schottland-Fans gemacht (auf der tatsächlich auch „Unterwegs in Schottland“ steht, unter vielem anderen).
- Nadine von Planet Hibbel stellt ihre liebsten Familienspiele vor.
- Gela von unterwegsmitkind hat Vorschläge in Bücherform.
- Sabine von Reisespatz hat Geschenkideen für große und kleine Reise-Fans.
Transparenz-Hinweis: Die empfohlenen Bücher wurden mir von den Verlagen freundlicherweise als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt. Auch das Mysteria-Escape-Spiel durften wir kostenlos testen. Das bewirkt, dass wir eine Meinung dazu haben (können), aber welche, bleibt unsere Sache. Die mit * versehenen Links sind Affiliate-Links: Kommt darüber ein Kauf zustande, bekomme ich eine kleine Provision, was meine Tätigkeit als Blogger unterstützt (dich kostet es keinen Cent mehr).
Danke für die Tipps Lena. Ich wollte morgen ohnehin in unseren Buchladen, da kommt „In Zukunft hitzefrei“ direkt mit ins Einkaufskörbchen.
Viele Grüße, Ines
Das freut mich! Es ist so ein bisschen ein Socken-Geschenk, eher sinnvoll als der pure Genuss. Aber den Planeten brauchen wir ja auf lange Sicht noch dringender als warme Füße… ;)
Liebe Lena Marie,
danke für die Tipps. Wer jetzt noch nicht alles beisammen hat, muss sich wirklich beeilen.
Am neugierigsten macht mich tatsächlich dein bzw. euer Buch. Auch wenn das inzwischen so einige Familien machen – eine Auszeit zum Reisen – finde ich das sehr mutig.
Lieben Gruß
Anja
Mut finde ich gar nicht mal so wichtig dabei, eher Hartnäckigkeit, um die Pläne wirklich durchzusetzen gegen all die organisatorischen Widerstände, die auftauchen. Auch das brauchst du aber eigentlich „nur“ für die Planung. Wenn du erst einmal unterwegs bist, läuft’s. :)
Ein toller Beitrag! Die beiden „etwas anderen“ Escape-Spiele hören sich spannend an. Werden die online Variante sicher testen – Danke für den Tipp! Liebe Grüße Jenni
Gerne! Ich wünsche euch viel Spaß dabei!
Sehr schöne Tipps liebe Lena! Vielen Dank, dass du meine Geschenktipps erwähnt und verlinkt hast!
Liebe Grüße,
Sabine
Gerne! :)