Für viele ist Zingst einfach ein toller Urlaubsort mit einem herrlichen Strand vor der Haustür. Eigentlich handelt es sich aber um eine ganze Insel. Erst 1874 ist Zingst am Darß endgültig „angewachsen“. Und Zingst kann mehr als Urlaubstrubel und Strand! Nach Osten erstreckt sich eine menschenleere Landzunge. Im Nationalpark Vorpommernsche Boddenlandschaft regiert die Natur. Durch den Osterwald geht es zum Pramort. Ein guter Ausflugstipp für Familien, die gerne draußen sind.
Dieser Beitrag ist Teil meiner Mini-Serie „Fischland-Darß-Zingst mit Kleinkind“. Alle grundsätzlichen Infos dazu sowie Links zu allen weiteren Ausflugstipps gibt es im Hauptartikel:
Fischland-Darß-Zingst: Kurzurlaub mit Kleinkind und Fahrrad
Von Prerow nach Zingst
Unseren Ausflug zum Pramort starten wir vor der Haustür unserer Ferienwohnung in Prerow. Das kann man machen, auch mit dem Fahrrad. Ich sage es gleich vorweg: Gerade mit Kleinkind ist das eine eher zweifelhafte Idee.
Am Ende des Tages haben wir 62 Kilometer auf der Uhr und fallen erschöpft ins Bett. (Diejenige von uns zumindest, die vor diesem Urlaub das letzte Mal vor der Schwangerschaft auf dem Fahrrad gesessen hat.)
Von Prerow nach Zingst führt der Fahrradweg zumeist direkt an der Bäderstraße entlang. Da sich das Vergnügen so in Grenzen hält, würde ich das nächste Mal die Räder doch auf den Fahrradträger packen und mit dem Auto nach Zingst übersetzen.
Mückenschutz nicht vergessen!
In Zingst decken wir uns noch schnell in der Apotheke mit Mücken-Repellent ein. Das ist auf Fischland-Darß-Zingst überall essenziell (wie wir tags zuvor am Darßer Ort auf die harte Tour gelernt haben). Laut Apothekerin wirkt hier auch nichts anderes mehr als das ungesunde DEET.
Für unser Kleinkind rät sie uns zu einem Armbändchen, das ätherische Öle verströmt. In unserem Praxistest versagt das Teil total. Die sechs Euro kann man sich getrost sparen. Das einzige, was hier hilft, ist das Mückennetz vom Fahrradanhänger.
Von Zingst zum Pramort
Die Fahrradtour zum Pramort steht mit genauer Wegbeschreibung in unserem Reiseführer*. Zum Pramort selbst ist die Routenführung aber nicht sonderlich kompliziert. Von Zingst aus geht es auf dem Deich praktisch immer geradeaus.
Durch Osterwald und Sundische Wiesen
Zunächst geht es durch den Osterwald. Auch der gehört schon zum Nationalpark Vorpommernsche Boddenlandschaft. Dann beginnt das Gebiet namens Sundische Wiesen.
Wo früher gezielt Land gewonnen wurde, ist aus Naturschutzgründen der Deich wieder geöffnet worden. Im salzigen Brackwasser sterben die Bäume ab und ein natürliches Verlandungsmoor breitet sich aus.
Wer möchte, kann „untenrum“ über die Landstraße auch mit dem Auto bis zum Wanderparkplatz Sundische Wiese fahren. Ein Parkticket kostet vier Euro. Es muss passend bezahlt werden.
Noch 8 km bis zum Ziel
Vom Wanderparkplatz und dem Hotel „Schlösschen Sundische Wiesen“ sind es noch acht Kilometer bis zum Pramort. Der Weg ist ausgeschildert. Die allermeiste Zeit geht es wieder stur geradeaus. Der Blick auf Kuhweiden und immer mehr Vögel entschädigt dafür.
Gut zu wissen: An zwei Stellen zwischen Osterwald und Pramort gibt es Toiletten. Über weite Strecken zwischen Sumpf und kurzgemähten Wiesen wäre jede Alternative nämlich auch ein Problem. Sie sind jeweils mit „WC“ ausgeschildert. (Spoiler: Das W dabei ist eine Lüge. Es handelt sich um moderne Trockentoiletten.)
Ausflugsziel Pramort
Die Hoffnung liegt nahe, dass für die schnurgeraden acht Kilometer am Ende der Landspitze eine echte Belohnung wartet. Zu viel erwarten aber darf man nicht. An der Wendeschleife der asphaltierten, autofreien Straße befindet sich ein größerer Fahrradparkplatz. Hauptattraktion sind zwei Beobachtungshütten. Beide sind zugänglich. In der runden gibt es eine Infotafel, auf der die hier heimischen Vögel abgebildet sind.
Drum herum ist ganz viel Nichts. An diesem inzwischen halbwegs sonnigen Freitag im Juni picknicken wir fast eine Stunde lang völlig alleine. – Abgesehen von den unzähligen Schwalben natürlich, die direkt innerhalb der Hütten brüten. In einem fort fliegen sie über unsere Köpfe. Franka ist so aufgeregt, dass sie kaum zum Essen kommt.
Abstecher Richtung Strand
Ein Abstecher führt uns noch über 1,5 Kilometer zu einem Beobachtungsturm am Strand. Hierher geht es nur zu Fuß. Leider verläuft auch dieser Weg über das ehemalige Militärgebiet der DDR-Armee schnurgerade. (Abgesehen von einer 90-Grad-Kurve – wow.) Erst die letzten paar hundert Meter windet sich ein hübscher Holzbohlenweg Richtung Strand.
Obwohl alle Schilder entsprechend vorwarnen und wir die Nachricht an unsere Kleine weitergegeben haben, bricht dann akute Verzweiflung aus. Am Pramort ist der Strand nicht zugänglich. Dass sie den Sand vom Beobachtungsturm aus sehen, aber nicht dorthin gelangen kann, gefällt Franka gar nicht. Diesen Abstecher hätten wir uns mit Kleinkind also besser gespart.
Da hilft auch der Seeadler nicht, der über unseren Köpfen seine Kreise zieht. Erst ein Paar Singschwäne, das mit seinen seltsamen Geräuschen dicht an uns vorbeizieht, sorgt auf dem Rückweg für Ablenkung. Auch wir Großen sind ernsthaft fasziniert.
Rückweg zwischen Bodden und Osterwald
Vom Pramort zum Wanderparkplatz gibt es keine Alternativen. Mit Rückenwind kommt uns die Strecke nun aber nur halb so lang vor.
Die Fahrradtour in unserem Reiseführer geht dann über das „dicke Ende“ der Halbinsel am Bodden zurück nach Zingst. Hier lohnt sich unser klassisches Büchlein nun. Karte und detaillierte Wegbeschreibung zahlen sich aus. Denn ganz selbsterklärend ist der Weg hier nicht mehr. Die Route, die meine Co-Autorin Stefanie ausgesucht hat, bringt uns an den schönsten Punkten des Osterwaldes vorbei.
Allerdings müssen wir feststellen, dass die Route mit dem Fahrradanhänger nicht uneingeschränkt empfehlenswert ist. Unser Einsitzer passt genau auf die Spur des alten Plattenwegs. Breitere Anhänger holpern hier zwangsläufig mit einem Rad im Gras. Okay: Da ist ein Hinweis in der Neuauflage nötig. Wer einen Doppelsitzer mit empfindlichen Passagieren fährt, wählt vielleicht lieber auch für den Rückweg die durchgängig asphaltierte Deich-Strecke.
Ansonsten ist die Runde entlang von Feldern und Wäldern wunderschön. – Bis auf die schon im Hauptartikel erwähnte Nazifahne in Müggenburg.
Einkehr-Tipp „Schlösschen Sundische Wiese“
Es scheint ein ehernes Gesetz zu sein: Wer einen Ausflug zum Pramort macht, kehrt am Schlösschen ein. Von Bratwurst über Flammkuchen bis zur Waffel gibt es hier alles, was Urlauber sich zur Stärkung wünschen.
Das solide Jagdhaus ließ sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts ein Baron errichten. Schon beim ersten anständigen Sturm soll er dann aber Muffensausen bekommen haben. Fluchtartig verließ er sein Anwesen und verkaufte den Besitz.
Heute ist das Haus ein Hotel mit öffentlichem Café und Biergarten. Unter einer riesigen alten Eiche sitzen wir glücklich bei einem allerersten Nach-Corona-Cappuccino und einer herzhaften Erbsensuppe.
Franka ist währenddessen glücklich mit dem kleinen Spielplatz.
Mehr Ausflugstipps für Fischland-Darß-Zingst
Natürlich muss ich an dieser Stelle noch einmal ordentlich Werbung für unseren Reiseführer machen… ;) Eine ausführliche Vorstellung gibt es hier. Neutrale Rezensionen und Bestellmöglichkeit liefert Amazon*. Auf Wunsch ist das gut 300 Seiten starke Buch aber auch in jeder anständigen Buchhandlung zu haben.
Mehr Inspiration und konkrete Tipps für den Ostseeurlaub auf Fischland-Darß-Zingst inklusive Links zu weiteren Ausflugsmöglichkeiten liefert der Hauptartikel der Serie:
Fischland-Darß-Zingst: Kurzurlaub mit Kleinkind und Fahrrad
Einen Überblick über all meine Erfahrungsberichte für Reise- und Ausflugsziele in ganz Deutschland inklusive Kartenansicht gibt dieser Beitrag:
Familienurlaub in Deutschland: Unsere geballten Tipps
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