Lissabon ist eine traumhafte Stadt! Wer hier einen Städtetrip verbringt – erst recht, wer Kinder dabei hat –, braucht mindestens zwei volle Tage für Portugals Hauptstadt. Aber wenn die Zeit für einen Tagesausflug reicht, oder wenn sowieso ein ganzer Portugal-Roadtrip geplant ist, dann ist die kleine Märchenstadt Sintra ein echtes Unbedingt-Ausflugsziel! Unser Erfahrungsbericht: Sintra individuell mit Kindern.
Zwei Ausrufezeichen in einem einzigen Vorspann. Wer mich kennt, der weiß, dass das einiges über das Reiseziel aussagt, das ich euch heute vorstelle. In der Tat ist Sintra nicht gerade ein Ort der leisen Töne. Und auch als Geheimtipp lässt sich der Touri-Hotspot nicht bezeichnen. Trotzdem hat er uns fasziniert, und sogar gefallen hat er uns.
Sintra – was ist denn das?
Sintra ist eine kleine Stadt von nicht einmal 10.000 Einwohnern. Sie liegt rund 25 Kilometer westlich von Lissabon – da, wo Portugal auf der Landkarte ein bisschen in den Atlantik ragt (in etwa wie ein Überbein).
Sintra ist seit Urzeiten besiedelt, buchstäblich (aber das ist in Portugal nichts Besonderes). Die Römer haben die Stadt bereits erwähnt (und in Form der Villa romana da Granja dos Serroes im benachbarten Montelevar Ruinen hinterlassen, die man besichtigen kann).
Ab dem 8. Jahrhundert haben sich die Mauren und die Christen regelmäßig darum gestritten. Das Castelo dos Muros, die stolze Ritterburg, die in Ruinenform hoch über der Stadt thront, zeugt heute noch davon.
Touristisch interessant wird es ab dem 16. Jahrhundert, denn in dieser Zeit entdeckte der portugiesische Adel die Kleinstadt mit der beständigen frischen Brise für sich und begann, hier seine Sommerresidenzen zu errichten – allen voran das portugiesische Königshaus. Als dann noch die Dichter der Romantik von den farbenfrohen Palästen in der üppigen Naturlandschaft zu schwärmen begannen, gab es quasi kein Halten mehr.
Heute steht ein großer Teil der Stadt unter dem Siegel des Unesco-Welterbes.
Die Sehenswürdigkeiten von Sintra
Als Hauptattraktionen von Sintra gelten der Palácio Nacional und der Palácio de Pena.
Um es gleich vorweg zu sagen: Wir haben weder den einen, noch den anderen besichtigt. Und auch sonst haben wir keinen der zahlreichen Paläste, die man in Sintra besuchen kann. Wir haben die Stadt im Mai 2015 einen Tag lang auf unserem großen Europa-Roadtrip besucht, mit wenig Zeit und noch weniger Budget. In Wirklichkeit sind wir also – mal wieder – keine Experten für die Märchenstadt.
Dafür haben wir mehr von dem wirklichen Ort gesehen als all die Tagesbesucher, die von Lissabon aus einen Busausflug buchen. Die werden zumeist vor den Palästen abgesetzt und nach einer klassischen Schlossbesichtigung durch königlichen Prunk und Protz und eine Runde durch den Park dort wieder aufgelesen.
(Ja, ich sage das durchaus ein wenig neidisch, denn natürlich hätte ich mir die portugiesische Version von Schloss Neuschwanstein auch gerne von innen angeguckt. 49 Euro für ein Familienticket (2+2) waren uns aber ein bisschen viel, und wenn man nur einen einzelnen Tag zur Verfügung hat, war uns ein Blick auf den gesamten Ort wichtiger.)
Sintra individuell entdecken: Mehr als nur der Palast
Wir parken also unten im Ort, da, wo die echte Stadt ist. Obwohl die Anhäufung der Sehenswürdigkeiten durchaus touristisch aufgezogen ist, scheint niemand etwas dagegen zu haben, dass wir in einer Seitenstraße auf dem Grünstreifen unser Auto abstellen. Bei einer ersten Fahrt durch den Ort haben wir Touristengruppen und Besuchermassen gesehen, aber schon ein paar Meter außerhalb des Zentrums ist der Zauber vorbei.
Unser erster Blick auf Sintras Paläste „zu Fuß“ geht über die Wäscheleine eines etwas heruntergekommenen Hauses.
Bummel durch die Märchenstadt
Schon bei unserem kurzen Spaziergang Richtung Stadtzentrum kommen wir an allerlei kuriosen Gebäuden vorbei. Der Zuckerbäckerstil des 19. Jahrhunderts ist hier allgegenwärtig, und architektonisch setzt der Bezug auf die maurische Vergangenheit Portugals auf hübsche Weise immer wieder Akzente.
Es kostet etwas Mühe, an parkenden Autos und anderen Touristen vorbeizufotografieren. Wie immer stehe ich vor dem Dillema: Was will ich zeigen? Wie schön Sintra ist? Oder wie es dort wirklich aussieht? Eigentlich möchte man als angehender Besucher doch vor allem letzteres wissen, bevor man es auf die harte Tour vor Ort ohnehin herausfindet (und dort selbst wieder nur wunderschöne Fotos möglichst ohne diese Störfaktoren macht).
Das kleine Zentrum der Stadt ist wuselig und ragt an etlichen Stellen ins Kitschige. Dann wieder biegen wir um eine Ecke, und schon entfaltet der Ort seinen ganz eigentümlichen Zauber.
Es gibt einladende Cafés und viele kleine Läden mit Kunst und Klimbim. Ich hätte gerne eine ausgedehnte Stöbertour unternommen, aber als einziges Mädchen unserer doch sehr bodenständigen Reisegruppe habe ich da eine schlechte Verhandlungsposition. Also schlendern wir einfach nur durch die Gassen, die sich viele Stufen hinaufziehen.
Unumgänglich ist (mal wieder) Lord Byron. Der englische Dichter ist so ziemlich überall, wo wir hinkommen, schon gewesen – und das zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sintra war der absolute Lieblingsort auf seiner Europareise. Das ist verbrieft, und entsprechend beflügelt der gute Mann bis heute die lokale Tourismusindustrie.
Sintra im Grünen
Direkt an der Ortsgrenze beginnt der Parque Natural de Sintra-Cascais, die umfangreichen Jagdgründe des portugiesischen Adels. Während sich in der Stadt bereits zahlreiche kuriose Villen befinden, stehen die richtig schicken Dinger oft etwas versteckt und meist nicht öffentlich zugänglich an den bewaldeten Berghängen.
Wir unternehmen schließlich eine richtig schöne Entdeckertour durch den Park. Achtung: Damit meine ich nicht den hochgelobten Parque de Pena, von dem in den touristischen Veröffentlichungen die Rede ist. Der kostet (ohne Besichtigung des Palastes) für eine Familie 26 Euro Eintritt. Ob sich das lohnt, können wir nicht beurteilen.
Was wir aber sagen können: Der öffentlich zugängliche und kostenlose Parque das Merendas ist total schön und hat uns ausreichend beschäftigt. Hier gibt es verschlungene Pfade durch die üppige Vegetation. Wir finden (wahrscheinlich künstliche) Ruinen, eine ganze Hühnerschar, einen riesigen Felsen und schöne Gelegenheiten zum Picknicken.
Unsere Kinder, die die kleine Stadt mit ihren bunten Palästen leidlich spannend finden, mögen diesen Teil von Sintra mit Abstand am liebsten.
Museen in Sintra
Sintra hat immer Künstler angezogen, und diese haben etliche Werke hinterlassen. Wer sich für solche Dinge interessiert (wir nicht so), möchte sich wahrscheinlich das Museu de Arte Moderna ansehen, oder auch das Museu Anjos Teixeira, das den einst hier ansässigen Bildhauerbrüdern gewidmet ist. Es gibt außerdem ein Luftfahrtmuseum und ein Wissenschaftsmuseum – von denen wir aber nichts mitgekriegt haben.
Wir bereuen, dass wir nicht mehr Zeit für die kleine Stadt eingeplant haben. Eine Übernachtung hätten wir uns hier ruhig gönnen sollen, finde ich im Nachhinein.
Mehr Erfahrungsberichte aus Sintra
Weil wir von Sintras Attraktionen nur so wenig mitbekommen haben, habe ich andere Reiseblogger nach ihren Erfahrungen gefragt.
- Isabel von Child & Compass war mit Kleinkind in Sintra.
- Imke von CrappyRadiostationsAndCandybars.de war im Pálacio Nacional und hat auch Fotos von drinnen.
- Susanne von VonOrtZuOrt.reisen hat den Palacio de Pena besichtigt.
- Peter von PetersTravel.de schwärmt vor allem von dem Herrenhaus Quinta de Regaleira und dem „unterirdischen Turm“ in dessen verwunschenen Park – den würde ich mir beim nächsten Mal auch angucken wollen!
- Marie von TriffDieWelt.de war schon zwei Mal in Sintra und hat schöne Fotos gemacht.
- Luisa von LieschenRadieschen-reist.com ist durch Sintras Geschäfte gestöbert.
Mandy von Mandys Abenteuerwelt war nicht nur Sintra, sondern hat gleich 13 Tipps für Tagesausflüge ab Lissabon gesammelt.
Mehr Erfahrungsberichte von uns aus Portugal
- Lissabon haben wir geliebt, haben aber auch fünf kleine Warnungen für den Familien-Städtetrip mitgebracht.
- An der Algarve waren wir eine knappe Woche in Lagos.
Hallo Lena,
schade, dass Ihr es nicht zur Quinta da Regaleira geschafft habt. Kann man leicht zu Fuss vom Ort erreichen. Wunderschöner Park mit kleinem Wasserfall, unterirdischen Gängen und vor allem dem einmaligen, begehbaren Brunnen der Initiation. Sicher auch für Kinder spannend.
Vielleicht beim nächsten Besuch.
BG, Peter
Ja, falls wir jemals wieder in die Gegend kommen, steht die Quinta da Regaleira ganz oben auf unserer Liste.
Hallihallo,
ein sehr schöner Artikel über Sintra – auch abseits der Hauptsehenswürdigkeiten.
Wie ihr schon erwähnt, müsste man in Sintra wirklich mehrere Tage verbingen, um alles zu sehen.
Die kostenlosen Parks konnte ich mir bei meinen Aufenthalten gar nicht richtig ansehen, ebensowenig wie eines der Museen. Auch die ein oder andere schöne Villa musste ich links liegen lassen.
Sintra selbst, also die „eigentliche“ Stadt, finde ich auch total nett. Auch dort sollte man mal durchschlendern, statt sich direkt zu den 3 großen Schlössern Pena, Quinte da Regaleira und das Castelo dos Mouros zu düsen und die im Eiltempo abzuklappern. Das habt ihr ganz treffend angemerktt!
Sehr schöne, lebhafte Fotos im Übrigen :-).
Besten Dank für die Verlinkung und liebe Grüße,
Marie
Danke, liebe Marie!
Alle drei Paläste an einem Tag fänd ich aber auch extrem sportlich. Ich glaube, das schafft keiner, oder? Und der alte Nationalpalast ist da ja auch noch (wobei der vielleicht hauptsächlich für patriotische Portugiesen relevant ist). Wer das alles mitnehmen möchte, braucht schon mindestens zwei Übernachtungen, würde ich sagen. Oder drei, wenn auch noch ein bisschen Urlaub dabei sein soll.
Hallo Lena,
ein sehr schöner Artikel! Ich hab ja auch schon auf Facebook verraten, dass ich zu den Leuten gehöre, die sich eher den Palästen gewidmet haben. Die Maurenburg fand ich im Gesamtbild nicht sooo spannend. Der Palacio da Pena ist sicher auch für Kinder ein tolles Erlebnis, aber die Eintrittspreise sind in der Tat nicht ganz günstig.
Liebe Grüße
Imke
Auf der Maurenburg ist wahrscheinlich vor allem der Ausblick toll, oder? Jedenfalls hat Marie so schöne Fotos von da oben mitgebracht. :) Aber alte graue Steine kommen gegen das Verrückt-Bunte des 19. Jahrhunderts nicht an, das kann ich mir schon denken.
Ein toller Bericht über Sintra. Danke! Ich bin erst vor 2 Monaten dort gewesen und es kommt mir schon wieder vor, als ob Jahre vergangen sind. Jetzt konnte ich noch einmal in Erinnerungen schwelgen.
Lieben Gruß, Susanne
Danke schön. Das ist immer das Schöne am Bloggen, dass durchs Schreiben und Lesen die eigenen Erinnerungen wieder lebendig werden, nicht wahr?
Passt perfekt Dein Artikel!! Wir fliegen morgen los nach Lissabon und haben für sintra tatsächlich vier Tage eingeplant. Kindr sind 6 & 9, ich berichte dann.
Vier Tage Sintra, was für ein Luxus! :) Ich bin gespannt, wie es euch gefällt. Gute Reise!
[…] Lena bericht auf Family 4 Travel über Sintra […]
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[…] Lena von Family4Travel zeigt Euch Sintra abseits der meistbesuchten Touristenattraktionen. […]
Ein fantastischer Bericht über Sentra, ich war vor etwa 6 Monaten dort, aber es fühlt sich an wie Ewigkeiten oder Jahrzehnte. Es ist schön, diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen. Außerdem ist der Palacio da Pena definitiv ein toller Ort für Kinder, auch wenn die Eintrittspreise etwas teuer sind.
Sintra ist wirklich voll schön. Wahnsinn, dass unser Ausflug fast zehn Jahre her ist!